ADB:Schwarzenberg, Karl Philipp Fürst zu
Laudon’s Feldherrntalent angezogen, verlangte er im Jahre 1789 die Anstellung in dessen Hauptquartier und erhielt von ihm eine öffentliche Anerkennung seines Muthes, seines Beobachtungsgeistes und seiner unermüdeten Thätigkeit. Im Jahre 1790 wurde er zum Major befördert und 1791 dem Wallonenregiment Latour (jetzt Dragonerregiment Nr. 14) zugetheilt. Wegen seiner Jugend empfing man ihn anfangs kalt, bald aber erwarb ihm sowohl sein einnehmendes Betragen im Regiment die Liebe, als sein glänzender Muth vor dem Feinde die Achtung der ganzen tapferen Reiterschaar. Er überfiel die Außenwerke der Festung Philippeville mit glänzendem Erfolge, wohnte den Schlachten von Jemappes und Neerwinden (18.3.1793) bei und führte bei Estreuf einen jener kühnen Reiterübefälle aus, die, sich im Laufe des Feldzuges 1793 öfter bei verschiedenen Gelegenheiten wiederholend, dem Fürsten das unbedingte Lob des Prinzen von Coburg und späterhin auch das des Kaisers eintrugen. 1793 noch zum Oberstlieutenant befördert, befehligte er das damals [307] in Galizien geworbene Ulanenfreicorps (jetzt Ulanenregiment Nr. 2). Im Jahre 1794 ernannte ihn der Kaiser zum Obersten und Commandanten des Kürassierregiments Zeschwitz (1801 reducirt), wo er bald Gelegenheit fand, sich hervorzuthun. Am 26. April wurde die Stellung der Verbündeten bei Cateau an der Sambre von 90 000 Mann angegriffen und ihr linker Flügel durch das 28 000 Mann starke Corps des Generals Chapin umgangen. Die Entwicklung dieser Colonne hätte die bedenklichsten Folgen gehabt. Da stürzte S. an der Spitze seiner Kürassiere, unterstützt durch 12 Schwadronen englischer Reiterei auf den Feind, warf sein kaum aufgestelltes erstes Treffen auf die nachfolgenden Abtheilungen zurück, verfolgte und vernich1ete sie und entschied somit durch diesen in der Kriegsgeschichte oft angeführten kühnen Reiterangriff die Schlacht. 3000 Feinde deckten den Schlachtplatz, der gefangene General mit seinem Gefolge, 32 Kanonen, 29 Munitionskarren waren die Trophäen, der Fall von Landrecies die Folge dieses Angriffes. Noch auf dem Schlachtfelde empfing der junge Held aus der Hand des Kaisers das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens. Im Frühjahre 1796 stand er wieder im Felde und der Schlachtbericht ertheilte ihm das Lob, sehr viel zum glücklichen Erfolge der Schlacht von Amberg beigetragen zu haben. Später focht er bei Würzburg und am Oberrhein und wurde noch vor dem Schlusse des Feldzuges zum Generalmajor befördert. Nach dem Frieden von Campoformio war es ihm wieder gegönnt, unter den Seinigen zu leben bis zu dem Kriege 1799, in welchem seine Truppen die ersten Gefangenen einbrachten. Doch seine Anstrengungen, so rühmlich sie für ihn waren, blieben ohne Erfolg für das Schicksal des Krieges. Seine Erhebung zum Feldmarschalllieutenant (September 1800) vermochte nicht, ihn über die ungünstige Wendung des Kampfes zu trösten. An der Spitze des rechten Flügels hatte er in der Schlacht von Hohenlinden die wenigen Vortheile in diesem verderblichen Kampfe errungen, als er durch die Auflösung des übrigen Heeres in eine so mißliche Lage gerieth, daß ihn der Feind mit dem Beisatze zur Ergebung auffordern ließ: er habe für seine Ehre genug gethan und sollte das Unmögliche nicht versuchen. Allein er versuchte und vollbrachte das Unmögliche. Ohne eine Kanone zu verlieren, zog er sich aus der verzweifelten Lage. Am 18. October übernahm Erzherzog Karl den Oberbefehl und theilte die schwierigste Aufgabe, den Befehl der Nachhut, dem Fürsten zu. Er erfüllte diesen Auftrag mit jenem Muthe und jener Besonnenheit, die ihn in jedem gefährlichen Augenblicke auszeichneten. Vom siegestrunkenen Feinde hart gedrängt, sammelte er die zersprengten Abtheilungen der Nachhut und verwandelte die wilde Flucht in einen geregelten Rückzug, bis der Abschluß des Waffenstillstandes seinen Anstrengungen ein Ziel setzte. Zur Anerkennung dieser ausgezeichneten Dienste erbat sich der Erzherzog dessen Ernennung zum Inhaber des in das 2. Ulanenregiment verwandelten ehemaligen vom Fürsten als Oberstlieutenant befehligten Freicorps, welches schon früher eine unwandelbare, treue Anhänglichkeit an die Person des Fürsten bewiesen hatte. Das Regiment führt für immer den Namen des Fürsten S., der Friede von Luneville beschwor die wilden Kriegsflammen für einige Jahre, welche er mit Ausnahme einer friedlichen Sendung nach Petersburg bei Gelegenheit der Thronbesteigung Alexander’s I. ruhig im Kreise der Seinigen verlebte und während welcher Zeit er sich mit dem Studium des Staatsrechts, der Kriegskunst und Kriegsgeschichte eifrig beschäftigte. Die Ernennung zum Vicepräsidenten des Hofkriegsrathes rief ihn 1805 wieder in das Geschäftsleben zurück. Der Fürst übernahm einen Theil des Heeres, welches unter Mack gegen die Franzosen zog und am 11. October lieferte er jenes Gefecht bei Jungingen, welches den einzigen Glanzpunkt bildet, der aus der Reihe von Unglückstagen dieses Feldzuges hervorleuchtet. Weder der freundschaftliche Rath des Fürsten, noch die Vorstellungen der übrigen Generale [308] konnten den unglücklichen Mack bewegen, das verhängnißvolle Ulm bei Zeiten zu verlassen. Als es klar wurde, daß dem ganzen Heere nur die Gefangenschaft bevorstehe, erklärte Erzherzog Ferdinand den Entschluß, sich mit der Reiterei durchzuschlagen. Verfolgt von dem tapferen Murat an der Spitze von 6000 Pferden führte S., den Weg mitten durch die Feinde suchend, die kleine Schaar von Kämpfenden (1800 Reiter). Wo es galt, bahnte sich der Fürst mit dem Säbel den Weg; unter täglichen Gefechten zogen sie, mit Ermüdung, Mangel und Wetter kämpfend, unaufhaltsam weiter, wo Gewalt unmöglich, war, rettete er durch Klugheit, und zum Erstaunen der Feinde gelang es ihm, den Prinzen mit seinen Begleitern der Gefangenschaft zu entreißen. Sie waren in 8 Tagen 50 Meilen geritten, und die Feinde schätzten ihre Zahl auf 6000 bis 8000. S. wurde hierauf an die Seite des Kaisers gerufen, der ihm für die geleisteten Dienste die wärmste Dankbarkeit bezeigte. Gegen des Fürsten Rath wurde die Schlacht bei Austerlitz geschlagen. Vom Erzherzog Ferdinand und seinen Kampfgenossen von Jungingen aufgefordert, schritt der Fürst den Ordensstatuten gemäß, um das Commandeurkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens ein, welches ihm mit kaiserlichem Handbillet vom 3. Juli 1806 verliehen wurde. – Als nach dem Frieden von Tilsit Oesterreich abermals das Schwert umgürtete, widmete sich der Fürst mit aller Hingebung den neuen Einrichtungen, insbesondere der Landwehrbildung. Allein er sollte die neuen Kämpfe seines Vaterlandes nur aus der Ferne beobachten; denn er ging nach dem Wunsche Kaiser Alexander’s als Botschafter nach Petersburg und hatte hier die wichtige Aufgabe, Oesterreich während des Kampfes mit der französischen Uebermacht vor einem Angriffe Rußlands zu sichern. Am 2. Januar 1809 wurde ihm „für die ausgezeichneten Verdienste und seine Anhänglichkeit“ das goldene Vließ verliehen. Obwohl Rußland bereits Verpflichtungen eingegangen hatte, die seiner Sendung ungünstig waren, so wußte er sich doch allgemeine Zuneigung zu erwerben und bewirkte wenigstens, daß Rußland nicht gleichzeitig mit Napoleon gegen Oesterreich in die Schranken trat. Es hätte vielleicht nur eines Sieges bedurft, um das russische Cabinet vortheilhaft zu stimmen; allein nach der unglücklichen Schlacht von Regensburg mußte der Fürst die Hauptstadt verlassen und kam auf Umwegen eben zurecht, um an der Spitze einiger Reiterregimenter noch an dem denkwürdigen Tage von Wagram und an der Schlacht von Znaim thätigen Antheil zu nehmen. Der Abschließung des Friedens folgte des Fürsten Ernennung zum General der Cavallerie und bald darauf der Antritt eines Postens, der vielleicht der glänzendste, aber auch einer der schwierigsten seiner Zeit war. Er wurde zum Botschafter an dem Hofe des Kaisers Napoleon ernannt. Das Studium der Hilfsquellen Frankreichs nahm den Fürsten nun vollauf in Anspruch, die Vermählung Marie Louisens brachte ihm Zeichen der Huld von beiden Höfen. Am 1. Juli 1810 gab er der Tochter seines Kaisers jenes verhängnißvolle Fest, bei welchem die Gattin seines Bruders in so gräßlicher Weise den Flammentod erlitt. In dem Feldzuge Napoleon’s gegen Rußland mußte der Fürst den Befehl über das österreichische Hilfscorps übernehmen. Er wußte die vertragsmäßige Verbindlichkeit mit der Ehre der österreichischen Waffen glücklich zu vereinbaren. Am 12. August schlug er bei Podubnie den General Tormassow und wußte durch kluge Bewegungen mit 30 000 Mann die fast dreimal so starke Donauarmee Tschitschakow’s, dem er noch bedeutenden Verlust zufügte, in Schach zu halten. Nach der Katastrophe an der Beresina war er auf Napoleon’s ausdrücklichen Befehl umgekehrt, um die verfolgenden Generäle Sacken und Langeron abzuhalten. Er führte seine Truppen in bester Ordnung, nachdem er Poniatowski’s und Reynier’s Rückzug gesichert hatte, nach Galizien zurück. – Die Achtung und Freundlichkeit, mit welcher ihn Napoleon wieder als [309] Botschafter empfing, das Lob, welches er ihm spendete, andererseits die Beförderung zum Feldmarschall, die auch auf dessen Anregung am 2. December 1812 erfolgte, beweisen hinreichend des Fürsten ausgezeichnetes Benehmen in diesem außerordentlichen Kriege. Seine Menschlichkeit in der Kriegführung erhob den Fürsten unter die edelsten Feldherren aller Zeiten. Oder gibt es etwas Rühmlicheres als seine Aeußerung aus späterer Zeit: „der Feldherr müsse sich Rechenschaft geben für jedes aufgeopferte Leben. Durch jedes würden zarte Bande zerrissen, für jedes Thränen geweint.“ Am 17. April 1813 kam der Fürst zum letztenmale in friedlicher Sendung nach Paris. Seine Bemühungen zur Beilegung des verheerenden Kampfes waren fruchtlos. Europa beschloß den Krieg, die oberste Führung legte man in die Hände des Fürsten. Napoleon’s Kriegsheer, nur um ein Drittheil schwächer als das seiner Gegner, hatte die Zauberkraft des Namens, das Selbstvertrauen der kampflustigen Schaaren, die Vortrefflichkeit der in Napoleon’s Schule gebildeten Unterfeldherren, endlich die Einheit des Willens, welche diese Werkzeuge in Bewegung setzte, für sich, dagegen zählten die Verbündeten eine Menge Generale, die alle durch gegenseitige Rücksichten gebunden waren, vier verschiedenartige Heere, die oft gegen, selten mit einander gefochten, Massen ungeregelter Reiterei, welche den Bedarf, aber nicht die Kraft vermehrten. Diese Umstände, besonders aber die aus solchen Verhältnissen hervorgehende mindere Schnelligkeit der Operationen und die Unmöglichkeit, denselben einen der Energie des Gegners gleichkommenden Nachdruck mitzutheilen, erlaubten dem Fürsten nur mit der größten Vorsicht an seine[WS 1] große Aufgabe zu gehen. Er würdigte vollkommen des großen Gegners gewaltigen Geist, er erkannte seine geniale Kraft, und nur das Vertrauen auf Gott und die gute Sache ermuthigte ihn, das große Werk zu beginnen. Der Plan, dem man zu folgen beschloß, bestand im wesentlichen darin: Napoleon durch Bedrohung seiner Verbindungslinie zum Rückzuge auf die Elbe zu zwingen und den Schlägen, die er gegen die einzelnen Heere führen möchte, auszuweichen, bis es zeitgemäß wäre, alle Schaaren zu vereinen und mit aller Macht zu schlagen. Das Heer der Verbündeten wurde in drei Theile aufgelöst und in Böhmen, Schlesien und Sachsen aufgestellt. Jenes, gegen welches sich Napoleon wenden würde, sollte zurückweichen und die beiden anderen indessen dem Feinde in Rücken und Flanke fallen. Napoleon wendete sich zuerst gegen Blücher, und der Fürst rückte demnach auf Dresden los. Doch der Angriff mißglückte wegen Mangels an nachdrücklichem Zusammenwirken und Napoleon’s schnelle Rückkunft verwandelte das Mißlingen dieser Unternehmung in einen mit großem Verluste verbundenen Rückzug. Trotz übler Nachrichten und schlechten Wetters führte der Fürst die Truppen im Angesichte des Feindes durch die Gebirge zurück. Mittlerweile war Vandamme über Nollendorf in Böhmen eingebrochen und nur des Fürsten Gewaltmärsche und Ostermann’s Heldenmuth bewirkten, daß der Feind noch zur Zeit bei Kulm erreicht und geschlagen wurde. Dieser Sieg wirkte günstig auf die öffentliche Meinung und gab auch dem Heere die verlorene Zuversicht wieder. Durch die bei Kulm, Groß-Beeren, Dennewitz und insbesondere an der Katzbach dem Feinde zugefügten namhaften Verluste wurde dieser nicht allein um ein Bedeutendes geschwächt, sondern diese errungenen Vortheile hatten einen besonderen Werth durch die moralische Wirkung, welche sie zu Gunsten der Verbündeten und zum Nachtheile der Franzosen hervorbrachten. Ungeachtet seiner wunderbaren Beweglichkeit konnte Napoleon keine der vereinigten Armeen zu einer Hauptschlacht bewegen, bis endlich seine Waffen durch so viele blutige Treffen und erschöpfende Märsche dergestalt verringert waren, daß es der Fürst an der Zeit hielt, einen großen Schlag zu führen. Napoleon wurde auf beiden Flügeln umgangen, aus seiner Stellung von Dresden verdrängt und in die Ebene von Leipzig gedrückt. Am 15. October entwickelten sich die beiden [310] Heere zu der bevorstehenden Riesenschlacht. Napoleon warf sich mit aller Kraft auf das Centrum und den linken Flügel des Heeres bei Wachau und Cröbern. Schon war es nach langem Kampfe den Franzosen gelungen, durch ein furchtbares Kanonenfeuer das erste Treffen zu erschüttern und unter dem Schutze der Geschütze rückten ihre Heeressäulen auf die Höhen von Wachau und erstürmten den Auenhainer Hof mit dem Bajonnete. Da zog der Fürst selbst den Degen, sammelte einige Reiterei und warf den ungestüm heranrückenden Feind zurück. Schnell den Augenblick benutzend, befahl er das Vorrücken und den Angriff der 7 kaiserlichen Kürassierregimenter unter Nostitz. Dieser Tag und dieser Augenblick entschied Napoleon’s Niederlage. Am 17. Octbr. kam die Nachricht, daß die Nordarmee aufmarschire, 30 000 Mann frische österreichische Truppen unter Colloredo heranziehen, Blücher siegreich über Möckern vordringe und im Begriffe stehe, seine Vereinigung mit der großen Armee zu bewerkstelligen. Solcher vereinter Macht konnte der Feind nicht widerstehen. Am 18. um 3 Uhr war die große Völkerschlacht entschieden. Vom Monarchenhügel überschaute S. ruhig und mit Zuversicht sein großes Werk und gab Befehle für den folgenden Tag, an welchem die Franzosen nicht mehr um den Sieg, sondern nur um Erhaltung kämpften. Die verbündeten Monarchen zogen in Leipzig ein und schmückten des Fürsten Brust mit den Ehrenzeichen, die sie von der eigenen herabnahmen. Besonnen und mit vereinter Kraft folgte der Fürst den Fliehenden über das Schlachtfeld von Hanau und die alte Kaiserstadt Frankfurt bis an die Ufer des Rheins, welche die Heere nach dem Gefechte von Hochheim mit lautem Jubel begrüßten. Der Fürst war aus guten Gründen dafür, den Krieg noch im Winter auf französischen Boden zu übertragen, aber erst nach vielen Mühen gelang es ihm, seinem Plane Beifall zu verschaffen. Auf drei Seiten zugleich vordringend, unbekümmert um die Neutralität der Schweiz, die ohnedies nur ein Spiel war, ließ er die Festungen hinter sich liegen und war am 19. Januar 1814 ohne Schwertstreich bis an die Marne gezogen. Napoleon hatte indessen wieder eine Armee von 120 000 Mann beisammen und stand beinahe in gleicher Stärke dem Fürsten gegenüber. Dessen ungeachtet drang der Fürst auf eine allgemeine Vorrückung und setzte sie im Rathe der Monarchen durch; einstweilen war aber die schlesische Armee schon vorgeschritten und von Napoleon in der Flanke und auf ihren Verbindungslinien bedroht, Blücher auf dem Schlosse in Brienne überfallen und in gefährliche Lage versetzt. S. sandte Hülfe, ordnete die Truppen, verwandelte die bedrohte Stellung in eine drohende und bereitete die Schlacht vor. Blücher erfocht nun den ersten Sieg auf Frankreichs Boden. Nur mit Vorsicht und sich gegenseitig die Hand bietend, konnte man die allgemeine Vorrückung fortsetzen. S., für die Sicherheit des großen Hauptquartiers verantwortlich, von der Sorge der Subsistenz dieser ungeheuren Massen gehindert, konnte es nur langsam. Desto schneller führte der Feuereifer ihrer Führer die Preußen durch die Champagne. Da warf sich der Kaiser auf sie und schlug sie mit großem Verluste bei Châlons zurück. Dann wandte er sich gegen den Fürsten, meinend, nun durch einen kühnen Schlag seine Feinde vereinzelt zu vernichten. Aber die Klugheit des Fürsten täuschte seine Erwartungen und der wohlberechnete Rückzug über die Seine vereitelte Napoleon’s Hoffnungen; dennoch entstand im Lager der Verbündeten Mißtrauen und Entmuthigung. Napoleon wurde ein Waffenstillstand angeboten und der weitere Rückzug bis Langres beschlossen. Allein in wenigen Tagen hatten die Truppen im Gefechte ihren ganzen Muth gefunden, und der Fürst, der im Sturme auf Bar sur Aube verwundet wurde, bezog wieder die Stellung an der Seine. Nach vielen fruchtlosen Versuchen beschloß endlich Napoleon, sich auf die Verbindungslinien der Verbündeten zu werfen und sie dadurch zum Rückzuge gegen den Rhein zu zwingen. Hier aber zeigte sich des Fürsten echter Feldherrnblick und entwickelte sich seine [311] ganze Kraft. Nachdrücklich bestand er gerade jetzt auf der schleunigen Vorrückung nach Paris und widersetzte sich jeder rückgängigen Bewegung. Es gelang ihm, indem er sich für den Erfolg persönlich verantwortlich erklärte, die Monarchen zu dieser kühnen Bewegung zu stimmen. Die Schlacht vom 28. März entschied die Niederlage Frankreichs, damit war das große Werk vollendet. Am 5. Mai legte er das Commando nieder, das Großkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens, die Verleihung der Herrschaft Blumenthal im Banate, die Bewilligung, das österr. Wappen in das Herzschild des seinigen aufzunehmen, die Ernennung zum Präsidenten des Hofkriegsrathes bethätigten das Dankgefühl seines Kaisers. – Der Tod seiner Schwester Karoline schlug seinem Herzen eine tiefe Wunde; von diesem Augenblicke verlor sich die Heiterkeit seines Geistes und ein Jahr darauf auch die Gesundheit seines Körpers. Er wurde am 13. Januar 1817 plötzlich an der rechten Seite vom Schlage gerührt und gesundete nicht mehr ganz. Im Frühling des Jahres 1820 verlangte er nach Leipzig, woselbst am 1. October ein bedenklicher Rückfall erfolgte, welchem er am 15. October um 10 Uhr abens erlag. Die eben zu Troppau versammelten Monarchen nahmen die Trauerbotschaft mit tiefer Rührung auf. Kaiser Alexander rief aus: „Europa hat einen Helden, ich einen Freund verloren, den ich beklagen werde, so lange ich lebe.“ Kaiser Franz ließ das ganze Heer trauern. Sein tapferer Degen sollte im Zeughause zu Wien aufbewahrt werden, wo er an der Klinge des Türkendrängers Adolf (s. o. S. 261) einen würdigen Genossen fand. – Der Fürst war durchaus edel, mild und sanft, vereinigte den Anstand und die feine Haltung des Hofmanns mit der Einfachheit des Kriegers und schätzte Wissenschaft und Kunst. Die österreichische Armee wird stets mit dem gerechtesten Stolze auf diesen Feldherren als auf eine ihrer ausgezeichnetsten Zierden zurückblicken. S. hinterließ drei des berühmten Namens und ihres großen Vaters würdige Söhne, nämlich: den Fürsten Friedrich Karl Johann Nepomuk, k. k. Generalmajor, Karl Philipp, k. k. Feldzeugmeister, und Edmund, k. k. General der Cavallerie.
Schwarzenberg: Karl Philipp, Fürst zu S., geboren am 15. April 1771, ist wegen der bedeutenden Rolle in den Ereignissen der Zeit und wegen der eigenthümlichen Größe seines Charakters eine der denkwürdigsten Erscheinungen seines Jahrhunderts. Von seiner Kindheit an zum Krieger bestimmt, erhielt er eine seinem künftigen Stande angemessene Erziehung und zog mit 17 Jahren als Lieutenant im damaligen Infanterieregimente Braunschweig-Wolfenbüttel (jetzt Nr. 10) nach Slavonien. Mehrere Züge von Entschlossenheit verriethen den künftigen Helden. Wegen seines tapferen Benehmens bei dem Sturme auf Sabacz, wo er mit eigener Hand das Pfahlwerk umstürzen half, wurde er zum Hauptmann ernannt. Von- Berger, Fr. Karl Fürst zu Schwarzenberg etc. in Streffleur’s österr.-milit. Zeitschrift. Wien 1863, 4. Bd.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: sein