ADB:Trebelius, Hermann
Hutten mit dem Beinamen Notianus genannt, ist etwa 1475 in Eisenach (oder in Nazza, jetzt in Sachsen-Gotha) geboren. Im Wintersemester 1500 bezog er die Universität Erfurt und dürfte dort schon mit Nikolaus Marscalcus Thurius (s. A. D. B. XX, 431) und dessen Amanuensis Georg Spalatin näher bekannt geworden sein, seine griechischen und poetischen Kenntnisse verdankte er jedenfalls hauptsächlich Marschalk. Dieser Wortführer des Humanismus ließ 1501 in Erfurt durch Wolfgang Schenck seine Orthographia drucken, das erste Buch mit griechischen Typen in Deutschland, der bald seine Grammatica exegetica, gedruckt von Paul Hachenborg, folgte (Priscian’s Bücher περὶ συντάξεως, welche herkömmlich als ältester deutscher Druck mit griechischen Lettern gelten, verließen erst als dritter die Schenck’sche Presse). Noch 1501 richtete Marschalk eine eigene Hausdruckerei ein, aus der u. a. eine Wiederholung der bekannten Anleitungen des Aldus, Introductio ad litteras hebraicas utilissima und Elementale introductorium in idioma graecanicum und Enchiridion poetarum clarissimorum hervorgingen. Mit dem griechischen und lateinischen Satze Marschalk’s und seinen Holzstöcken druckte T. später, und daher vermuthet man, daß er schon in Erfurt Marschalk’s Gehülfe gewesen sei. Marschalk und T. siedelten noch 1502 an die von Friedrich dem Weisen neugegründete Universität Wittenberg über. Marschalk pflegte hier neben juristischen Studien seine typographische Thätigkeit weiter und druckte insbesondere 1503 einige Werke des Juristen Petrus von Ravenna. 1504 errichtete Wolfgang Stöckel auf Anregung des Kurfürsten vorübergehend eine Druckerei in Wittenberg und übernahm den Druck des Compendium iuris canonici des Petrus von Ravenna; der zweite und dritte Theil dieses von Stöckel in Leipzig 1506 vollendeten Werkes erschien mit einer poetischen Empfehlung des T., der wie Marschalk mit Petrus und seinem Sohne Vincentius befreundet war. Als Marschalk 1504, nachdem er Doctor der Rechte geworden, Wittenberg verließ, behielt T. den vollständigen typographischen Apparat. Seine zahlreichen Drucke sind leider meist vollständig undatirt, eine Ausnahme bildet die Ausgabe der Sermones extraordinarii des Petrus von Ravenna von 1505, die den Vermerk trägt: Wittenburgii: in incude litteratoria Trebelii, die anderen kennzeichnen sich in der Regel nur durch empfehlende Verse aus seiner Feder. T. lehrte gleichzeitig in Wittenberg die humanistischen Disciplinen und darunter Griechisch; für den letzteren Zweck druckte er ein nicht ganz mit dem Marschalk’schen übereinstimmendes Elementale introductorium in idioma graecum. 1506 gerieth er in einen Streit mit einem humanistischen Rivalen, dem gekrönten Dichter Georgius Sibutus Daripinus, dies und der Ausbruch der Pest, der die Universität nach Herzberg verscheuchte, veranlaßte ihn, sich nach Eisenach zu wenden, und er nahm zum mindesten den kleinen Satz seiner Druckerei dahin mit. Auch in Eisenach fand er die Pest, sein Sohn Elias starb daran. Er besang in einem elegischen Hekatostichon die Seuche und druckte das Gedicht in Eisenach. Noch in demselben Jahre gab er [550] die hierbei gebrauchten Lettern und Stöcke an Wolff Stürmer in Erfurt weiter. Bei dieser Gelegenheit wol befreundete er sich mit dem jugendlichen Dichter Eobanus Hessus. Ende 1506 oder wahrscheinlicher Anfang 1507 begab er sich wieder nach Wittenberg und empfing dort auf Empfehlung des Altvaters des thüringischen Humanismus Mutianus Rufus im Rectorate des Petrus Lupinus durch Friedrich den Weisen in einem Festactus der Universität, die als die Verleiherin des Kranzes erscheint, den Dichterlorbeer. Er kehrte wieder nach Eisenach zurück und lehrte daselbst die Jugend, als heidnischer Poet von einem Geistlichen von der Kanzel angefeindet und von dem Rathsherrn Konrad Weiß geschützt. 1508 ging er über Gotha nach Frankfurt a. O., um an der Universität die Poetik zu lehren und zugleich Jurisprudenz zu studiren. Der Kanzler der Hochschule Dietrich v. Bülow, Bischof von Lebus, scheint sich zuerst gegen ihn ablehnend verhalten zu haben, obgleich T. den christlichen Charakter seiner Poesien betonte, dafür gewann er wie Hutten, Aesticampianus und andere Humanisten einen thatkräftigen Gönner an dem kurfürstlichen Rathe Eitelwolf v. Stein. 1509 veröffentlichte er hier eine Gedichtsammlung: „Epigrammaton et carminum liber primus“ und eine andere Sammlung von Gelegenheitsdichtungen an Kurfürst Joachim I. von Brandenburg, Dietrich v. Bülow, Eitelwolf v. Stein u. a., die 1508 entstanden waren. Er vereinigte eine ansehnliche Schar von Schülern um sich, unter denen die bekanntesten die pommerschen Edelleute Johannes und Alexander v. d. Osten sind, denen Ulrich v. Hutten seine Ars versificandi widmete. 1510 ließ Hutten durch Trebelius’ Vermittlung seine Klagen gegen die Lötze drucken. Merkwürdig ist, daß T., der sich in Beistücken zu den Querelen schon Candidat, das heißt wol Baccalar, der Rechte nennt, erst 1511 in die Matrikel der Universität eingetragen ist. Im J. 1512 ließ er eine Naenia auf Dorothea, die Gemahlin Eitelwolf’s v. Stein, ausgehen und verband damit Epitaphe auf Publius Vigilantius Axungia. Seinen humanistischen Collegen Richardus Sbrulius und Mathias Funck leistete er 1512, 13, 14 mehrfache litterarische Freundesdienste. Der wohlunterrichtete anonyme Centuriator Mader’s, hinter dem man fälschlich Konrad Wimpina sucht, erwähnt, daß T. 1514 als ordentlicher Professor an der Universität das Civilrecht lehrte. Derselbe Anonymus nennt auch noch einige heut verschollene Dichtungen des T.
Trebelius: Hermann T., eigentlich Surwynt (Süderwind, Südwind) und daher von