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ADB:Wenck, Johann Martin

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Artikel „Wenck, Johann Martin“ von Karl Robert Wenck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 709–710, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wenck,_Johann_Martin&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 06:00 Uhr UTC)
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Wenck: Johann Martin W., Schulmann, wurde am 13. März 1704 zu Hefftrich, einem Dorfe bei Idstein im Nassauischen, geboren. Sein Vater Konrad Henrich W. (1670–1733) war Pfarrer daselbst, sein Großvater Johann Reinhard W. (1645–1690) Pfarrer zu Arnoldshain bei Usingen, sein Urgroßvater Marsilius W. (1601–86) Pfarrer und Inspector zu Usingen. Aus dieser Familie nassauischer Pfarrer, die alle auch zuerst in Schulämtern gewirkt hatten, gingen im 18. Jahrhundert die beiden bekannteren Darmstädter Schulmänner, Joh. M. und Helfrich B. W., Vater und Sohn, hervor. Auf dem Gymnasium zu Idstein vorgebildet bezog J. M. W. 1722 die Universität Jena, wo besonders der durch historische Kenntnisse ausgezeichnete Theologe Johann Franz Buddeus auf ihn Einfluß gewann. Nach dreijährigem Studium heimgekehrt wurde er von dem Drange, die Welt und berühmte Gelehrte kennen zu lernen, schnell wieder fortgetrieben zu fünfjähriger Wanderzeit in Nieder- und Obersachsen. In Hamburg trat er in Beziehungen zu dem Philologen Joh. Albert Fabricius und dem Theologen Joh. Christ. Wolf, deren ausgebreitete Kenntnisse auf den Gebieten der classischen bezw. hebräischen Litteraturgeschichte er sich su Nutzen machte, wie man wol aus seinen späteren Einzelforschungen über die verschiedenartigsten Gegenstände schließen darf. Der Dresdener Polyhistor Johann Christ. Schöttgen, der damals die sächsische Geschichte auf den ersten Quellen aufzubauen suchte, mag Wenck’s Interesse für landesgeschichtliche Forschung angeregt haben. Schöttgen soll ihm, nachdem er sich vorher in Hamburg und Bremen durch zeitweilige Uebernahme von Hauslehrerstellen seinen Unterhalt erworben hatte, gerathen haben, sich in Leipzig niederzulassen, aber dann schließt sich vielmehr an jene fünf Wanderjahre ein zweijähriger Aufenthalt in Halle, der in die Jahre 1730–32 fallen muß, an. A. H. Francke gewann W. für den Unterricht in [710] einer der obersten Classen des Waisenhauses. Ein Schüler Wenck’s in dieser Zeit, der treffliche Joh. Jacob Reiske, der von ihm „vor Andern durch Lob aufgemuntert wurde, hat dem vorzüglich von ihm geliebten braven Manne“ in seiner „Lebensbeschreibung“ warme Worte gewidmet. Die Hallischen Jahre sind der Anfang einer dreißigjährigen Schulthätigkeit. Sie wurde nur auf kurze Zeit unterbrochen, als W. auf Bitten seines Vaters heimgekehrt 1733 die Stelle eines Hofcaplans zu Mosbach bei Biebrich übernahm, denn schon 1734 ging er an das Gymnasium zu Idstein über. 1738, als Joh. M. Stritter daselbst zum Rector emporstieg, rückte W., bisher Conrector, in das Prorectorat nach. Die Stellung neben dem wohlmeinenden, aber leidenschaftlichen, kleinlichen und rechthaberischen Stritter, durch den die pietistisch-realistische Richtung in Idstein durchaus die Oberhand gewann über die althumanistische, war gewiß nicht leicht, W. widerstrebte, obwol er in den Grundanschauungen mit Stritter zusammengetroffen sein wird, seinem neuerungssüchtigen Wesen, aber er schlug eine erste an ihn gekommene Berufung, zur Uebernahme des Rectorates in Speier, aus und verließ Idstein erst, als ihm 1746 das Prorectorat zu Darmstadt mit der Aussicht auf das Rectorat und auf das Amt eines Hofbibliothekars angeboten wurde. Er erhielt das letztere 1750, 1752 auch das Rectorat an Stelle des alten Mickelius, eines guten Lateiners, dem man zuletzt Vernachlässigung der Zucht und der Realien vorgeworfen hatte. Aus den gesunden maßvollen Vorschlägen zur Hebung der Schulzucht, die W. als Leiter des Pädagogiums alsbald aufstellte, und aus seinem gleichzeitigen Plan zur Reorganisation des Unterrichts, in dem Deutsch, Mathematik und allerlei „nützliche Wissenschaften“ mehr Raum erhielten, ergibt sich, in welchem Geiste der überaus thätige, kluge, nüchterne Mann sein Amt verwaltete. Zeugnisse seiner verständigen Eigenart sind auch die zahlreichen Schulprogramme, die W. als Rector, meist zwei Mal im Jahr, ausgab (aus seiner Idsteiner Zeit sind mir fünf Programme dem Titel nach bekannt). Sie behandeln in buntem Wechsel biblische, pädagogische, philosophische Gegenstände, besonders aber Fragen aus der hessischen Geschichte in deutscher oder lateinischer Sprache. Auch sonst hat W. einige schriftstellerische Thätigkeit geübt. Für die Verwaltung der Hofbibliothek hat er lobenswerthe Grundsätze aufgestellt. Durchaus in erster Linie aber war W. ein trefflicher Schulmann und das Darmstädter Pädagogium ist unter ihm auf das beste gediehen. Ausgezeichnete Schüler gingen daraus hervor, wie H. P. Sturz, Ge. Chr. Lichtenberg, Joh. G. Merck und Wenck’s eigener Sohn und dritter Nachfolger im Amt. Erst 58 Jahr alt wurde W. durch eine Brustkrankheit am 19. December 1761 dem Leben entrissen.

J. F. K. Dilthey, Geschichte des großherzoglichen Gymnasiums zu Darmstadt, 1829, S. 65–80, dort findet sich auch ein Verzeichniß und Inhaltsangabe seiner Schriften. – Wilh. Uhrig, Geschichte des großherzoglichen Gymnasiums zu Darmstadt, 1879, S. 42 ff., S. 90 ff. und S. 100 ff. – C. Spielmann, Der Unterricht am Gymnasium Augusteum zu Idstein 1569–1817. Berner Dissertation, 1894, S. 45 und 47. – Ph. A. F. Walther, Beiträge zur näheren Kenntniß der großherzoglichen Hofbibliothek zu Darmstadt, Darmstadt 1867, S. 13 ff. – Handschriftliche Nachrichten aus Kirchenbüchern und dergl. über die Vorfahren von J. M. Wenck, im Besitz des Verfassers. Mancherlei Unrichtigkeiten enthält F. W. Strieder’s Grundlage zu einer hessischen Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte, XVI. Bd., hrsg. v. L. Wachler, Marburg 1812, S. 522–27.