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ADB:Wiesner, Konrad

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Artikel „Wiesner, Konrad“ von Rudolf Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 436–440, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wiesner,_Konrad&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 17:50 Uhr UTC)
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Wiesner: Konrad W., Kupferstecher, geboren in Hohenelbe am 28. December 1821, † zu Rom am 17. September 1847, zählt unter die bedeutendsten aus der Prager Akademie für bildende Künste hervorgegangenen Künstler. Sein Vater, ein Autodidact, wie ihn die Hochgebirgsverhältnisse am besten fertig bringen, war Stecher von Wallfahrtsbildern, die er auch colorirte und verschließ. Ständige Absatzgebiete waren für ihn die Wallfahrtsorte Albendorf – in der Grafschaft Glatz – und Haindorf bei Friedland in Böhmen. Der Erlös war das Betriebscapital für die nächste Arbeitsperiode. Bei Zunahme der Familie galt es die herangewachsenen Sprossen in die Mitarbeit einbeziehen, vor allen den als Vorzugsschüler aus der Ortsschule entlassenen Konrad, welcher im achten Jahre schon mit dem Vater um die Wette Bildchen colorirte, bald auch sich im Herstellen solcher durch den Stich versuchte. Dadurch nun veranlaßt zur Umschau nach neuen Vorbildern, wurden ihm solche von Lehrern zugänglich gemacht, die ihn anfangs in Trostlosigkeit versetzten, weil sie erkennen ließen, daß seine Stecherei ein erbärmliches Pfuschen sei, aber zugleich den Antrieb gaben für das Streben nach einem, diesen Vorbildern entsprechenden Unterrichte. Vom Lehrer und Pfarrer, wie von der Opferwilligkeit des Vaters unterstützt, wanderte der überglückliche 14jährige Konrad, von letzterem begleitet, auch schon am 9. September 1835 nach Prag, und wurde dort vom stellvertretenden Akademiedirector Wenzel Manes (A. D. B. XX, 183) „probeweise“ als Schüler aufgenommen. Die Freude an dieser Begünstigung währte indeß nur ein Jahr. Denn der unterstützende Lehrer lag schwer krank, der Pfarrer war gestorben und dem Vater fehlte die mithelfende Hand des Sohnes zu einem ausreichenden Erwerbe. Darnach war in jeder Richtung die Nothwendigkeit für dessen Heimberufung vorhanden. Und da ein letzter Versuch das Verbleiben zu erwirken, das Bewerben um einen Freiplatz an der von Gottfr. Döbler errichteten Kupferstecherschule, fehlschlug, blieb kein anderer Ausweg wie der im October 1836 angetretene – nach Hohenelbe. Hier wieder sieben Monate mit gewohnter Emsigkeit, auch erhöhter Bildung arbeitend, brachte er zu vollem Genügen des Vaters durchgreifenden Wandel in den Betrieb, mehrte den Erwerb durch Herstellung neuer und vervollkommneter Stiche, kurz, brachte Wohlstand ins Haus. – Ueberraschend für ihn, noch mehr für seine Angehörigen, erhielt er schon im Mai 1837 ein Schreiben aus Prag, worin ihm von seinem dortigen wohlwollenden Quartiergeber mitgetheilt wurde, er habe aus lebhaftem Interesse für seine Ausbildung ihm nun doch noch einen Freiplatz in der Döblerschule erwirkt. In heller Freude über diese Wendung, erbat sich W. jetzt vom Vater bloß „für kurze Zeit“ eine „Zubuße“, und trat unverweilt die Wanderung an. Es war kein Fehlschluß. Wenige Probestiche genügten, Döbler erbötig zu machen ihm nicht allein den Freiplatz, sondern für bestimmte Vorarbeiten an großen, von Döbler auszuführenden Platten, eine Monatzahlung zu gewähren. Die weitere Begünstigung bestand in der Gestattung eines wöchentlich mehrtägigen Besuches der Akademie, an welcher jetzt durch die im September 1836 erfolgte Berufung des auf zeitgemäßer künstlerischer Höhe stehenden Franz Kadlik (vgl. A. D. B. XIV, 785) als Akademiedirector, frisches Leben herrschte und in jeder Richtung wahre Kunst gepflegt wurde. Kadlik erkannte sofort die vorragende Eignung Wiesner’s für die graphische Kunst, verhielt ihn auch bald zu selbstständigen Ausführungen nach seinen Zeichnungen, so einer „Madonna in trono“ und eines „Heiligen Michael“. Bei äußerst genauer Wiedergabe des Originals [437] zeigten diese Stiche schon volle Gewandtheit in der Stichelführung. Um W. aber doch auf den in der Döbler’schen Vorschule übersprungenen genetischen Weg zu führen, wies er ihn zunächst noch auf die vom Geiste Raphael’s durchdrungenen, sich durch große Einfachheit auszeichnenden Stiche von Marcantonio (Raimondi), bei gleichzeitiger Anleitung zu dem die ganze Formenwelt umfassenden Naturstudium. Denn er wußte, daß der Stecher gleich dem Maler erst auf Grund dieses Studiums Vollkommenes leisten könne.

Sichtbar wurden die zurückgelegten Entwicklungsstufen dann in einer Reihe von Stichen, welche in der 1841 in Prag bei Peter Bohmann’s Erben erschienenen Ausgabe der Raphael’schen Bilder zum „alten Testamente“, nach Zeichnungen von Wilh. Kandler, enthalten sind. Die Ausgabe umfaßt 40 Bilder, die abgesehen vom ungleichen Werthe, die Berücksichtigung des heimischen Kunstforschers insoweit beanspruchen, als sie, bis auf Nr. XXV, von den Schülern der damaligen Döbler’schen Kupferstecherschule gestochen sind. Außer Wiesner’s finden sich noch folgende Namen vor: Battmann, Hoffmann, Rybicka, Salamon, Schmidt, Steinmüller, Zelisko (von denen bloß noch Leopold Schmidt, Jos. Rybicka und Wend. Zelisko sich über die Linie des Handwerks erheben). Obzwar nur 9 Blätter den Namen Wiesner’s aufweisen, sind ihm, leicht erkennbar auch Nr. I, III und IX, als für Döbler übernommene Ausführungen zuzuschreiben. Die Stiche entstanden zwischen 1837 und 1840, und die von W. zeigen auf das deutlichste sein Fortschreiten von dem Anlauf zur eigenartigen, seinen Lehrmeister überbietenden Stichelführung. An die Bibelbilder schloß der Stich einer Heiligen Cäcilia nach K. Blaas, des Hochaltargemäldes in der Capelle des Prager Blindenversorgungsinstitutes von Führich und einer Heiligen Veronika nach Paolo Veronese. Anzumerken ist hier zugleich, daß er 1839 wie 1840 als vorzüglicher Zeichner Akademiepreise erwarb. Eine kurze Stauung im Aufschwunge verursachte das 1840 erfolgte Ableben Kadlik’s. W., wie mehrere andere durch dessen Fürsorge zu Erwerb gelangte junge Künstler geriethen hierdurch in Nothlage. Eine rechtzeitige Rettung für W. war darum dessen Aufnahme in das Haus des Kupferstichverlegers und Druckereibesitzers Sigm. Rudl behufs Anleitung seines Sohnes in der Kupferstecherei, eigentlich aber um eine schon kunstfertige Hand zur Mitarbeit für gediegenere Verlagsartikel zu gewinnen. Alsbald hatte Vater Rudl auch dem so freundlich Beherbergten verschiedene Stiche mit herzigen Kindergruppen für Schulfleißkarten und von allerlei lieblichen Volksbildern zu danken. Denn die von Kadlik seinem Schülerkreise gegebene Anregung zum „Componiren“ wirkte im sinnigen W. jetzt besonders lebhaft nach. Mit scharfer Beobachtungsgabe wußte er der Natur in allen Richtungen zusagende Motive abzulauschen und als Bilder auszugestalten, was ihn auch zum Malen antrieb. Sein aus jener Zeit stammendes Skizzenbuch enthielt ganz kostbare Belege für die in ihm frisch pulsirende Schaffenskraft.

Der hierauf an die offene Directorstelle aus München berufene Christian Ruben kam mit der Uebernahme der gewissermaßen verwaisten Kadlikschüler sogleich zu dem Besitz einer Meisterschule, die er als solche auch nach außenhin eiligst zur Geltung brachte. Die im Malen vorgeschrittenen und in Ateliers untergebrachten wurden zu Ausstellungsbildern angehalten, W. sollte die mittlerweile eingegangene Döblerschule erneuern, durch diese sollten dann nach dem Vorbilde von Düsseldorf und München Illustrationswerke geschaffen werden, Bilder zur (gefälschten) „Königinhofer Handschrift“ sollten das Unternehmen einleiten. Zeichnungen hierfür kamen wohl zu Stande, nur der unternehmende Verleger blieb aus. Bloß ein Heftchen mit elf Illustrationen „Böhmischer Nationallieder“, einem wohlthätigen Zwecke zugedacht, erschien 1844 im Verlage von Gottl. Haase’s Söhne, als glänzendes Zeugniß für die Eignung Wiesner’s, [438] als Illustrationsstecher. Die Uebernahme der Kupferstecherschule lehnte er jedoch entschieden ab, da ihm vor allem anlag, mittelst einer längeren Studienzeit in Rom sich die Künstlerweihe zu erwerben. Bei dem Interesse, das Ruben hatte, ihn vorerst noch an der Akademie festzuhalten, suchte er ihn möglichst auch für sich in Thätigkeit zu setzen. Zunächst durch den etwa 50 cm hohen Stich eines nach seiner Skizze in Silber ausgeführten Armleuchters, der 1842 von einigen Mitgliedern des böhmischen Adels dem aus dem Amte scheidenden Oberstburggrafen (Statthalter), Grafen Karl Chotek verehrt wurde. In der Form stillos, im oberen Theile gothisch, im unteren frei naturalistisch, rechtfertigte sich dessen Abbildung gerade nur durch Wiesner’s meisterliche Zeichnung und geniale Stichelführung. Eine weitere Aufgabe stellte ihm Ruben mit dem Stiche nach der Zeichnung zum Diplom für die Mitglieder des „Vereins zum Wohle hilfsbedürftiger Kinder in Prag“, die wieder nur durch das geistvolle Zuthun Wiesner’s die erlangte Bedeutung gewinnen konnte. Ferner hatte er nach Gemälden von Ruben, die „Sennin“, das „Ave Maria“ und die „Macht des Glaubens“ Stiche herzustellen. In diese arbeitsreiche Zeit fällt zugleich der große mustergiltige Stich des in spätgothischer Stilart gehaltenen Diploms für die Mitglieder des „Theiner Nächstenliebe-Vereins“ nach der Composition von Rudolf Müller. Von 1845 auf 46 war W. größerntheils mit einem seiner derzeitigen Hauptwerke beschäftigt, nämlich mit dem Stiche nach dem Marmorgebilde „Cyrill und Method“ von Emanuel Max, welches dieser Künstler während seines Aufenthaltes in Rom, im Auftrage Kaiser Ferdinand’s für die Prager Teinkirche vollendet hatte. Hervorzuheben ist, daß W. für diesen über 60 cm hohen Stich ebenfalls sein eigener Zeichner war, und daß vermöge der richtigen Auffassung des prächtigen plastischen Gebildes, wie durch die mit sichtlicher Begeisterung unternommene Uebertragung in den Stahlstich, die Nachbildung ebenfalls zum rechten Kunstwerke geworden ist. Mit diesem Stiche betrat der erst dreiundzwanzigjährige W. eine Rangstufe, die ihn den derzeitig besten Fachgenossen Deutschlands nahe brachte, jenen Oesterreichs fast überstellte. Dennoch gab es für ihn kein Rasten, sein Ziel lag noch ferne. Ruben, im Erkennen dessen, doch gewillt ihm nach eigenem Sinne Richtung zu geben und in Abhängigkeit von seiner Schule zu erhalten, erwirkte ein Stipendium für den längeren Aufenthalt in Paris. Obschon das Ziel Wiesner’s nicht an der Seine sondern an der Tiber lag, fügte er sich dem Ansinnen und machte sich reisefertig, war’s doch überhaupt ein Weg zum erwünschten Fortschreiten. Ueberraschend für beide Theile griff aber eine andere Hand in diese Reisevorbereitungen. Durch die in Rom weilenden Freunde, Bildhauer Emanuel Max und Maler Wilh. Kandler empfohlen, erging von Dr. Emil Braun, dem Director des k. preußisch-archäologischen Museums an W. die mit den ehrenvollsten und materiell günstigsten Bedingungen verbundene Berufung zum Kupferstecher dieser Anstalt. Sehr erklärlich entschied sich W. sofort für diese Berufung, holte sich beim Vater den Reisesegen, und trat frohen Muths am 23. Februar 1847 seinen Weg über Wien–Venedig an, und erreichte nach sechstägiger Fahrt sein Ziel. Von den genannten Freunden erwartet, in die zugewiesene Herberge geleitet, bald auch von Dr. Braun in die neue Berufsstellung eingeführt, wäre damals in Rom sicherlich Keiner gefunden worden, der sich glücklicher gefühlt hätte wie unser W. – Die bedungene Probearbeit bestand in der Copie einer Studie von Marcantonio, die so augenfällig gelungen war, daß Dr. Braun davon abstand sie noch einer weiteren Beurtheilung durch römische Stecher zu unterziehen, ihn darum mit einer zweiten äußerst heiklen Aufgabe, dem Stiche nach der Handzeichnung des Giulio Romano, die Heilige Magdalena vorstellend, betraute. Die außerordentliche Schnelligkeit und Sicherheit im Erfassen und [439] Reproduciren des Originals, durch welche sich W. dabei abermals auszeichnete, ließen nun keinen Zweifel mehr über seine künstlerische Bedeutung, die zu würdigen auch kaum jemand so geeignet war, wie der an den classischen Werken Italiens herangebildete Dr. Braun. – Aus dem in Aussicht genommenen Arbeitsprogramm griff er zunächst noch eine Aufgabe heraus, für die ihm bisher die verläßliche Hand abging, nämlich einen Umriß-Cyklus von sechs Platten nach einer alten kostbaren Niellogravirung mit der Darstellung des Argonautenzuges. Diesem sollte ein großer Stich nach Overbeck’s „Heiligem Abendmahl“, die „Sybillen“ des Michelangelo, und dessen „Weltgericht“ folgen. Noch vor in Angriffnahme eines dieser Werke willfahrte aber W. dem Ersuchen seines Freundes Eman. Max, einen Stich nach der von diesem zu jener Zeit in Rom in Marmor ausgeführten, für die Prager Metropolitankirche bestimmten Heiligen Ludmila fertigzustellen – ohne im geringsten das hinter dieser Arbeit einherschleichende Verhängniß zu ahnen.

Von Anbeginn bestrebt seine Berufung den römischen Anfechtern gegenüber vollauf zu rechtfertigen, hatte W. die ersten Monate seiner Anwesenheit in Rom außer auf die Werke der großen Meister der Vorzeit, über sein Arbeitsstübchen im vierten Stockwerke der Via ripolta wenig ausgeblickt. Wohl fand er sich täglich zur Mittags- meist auch Nachtmahlszeit unter seinen österreichischen Studiengenossen als heiterer Gesellschafter ein, doch war niemals lange auf ihn zu rechnen, denn immer hatte er „noch Etwas vor“, das ihn wieder heimtrieb. Erst nach dem glücklichen Erfolge seiner ersten Stiche war er ab und zu für ein längeres Beisammensein zu haben, was jedoch selten in anderem wie in Studienausflügen nach dem Sabiner- oder Albanergebirge bestand. Dieser Emsigkeit lag übrigens noch die der tiefinnigsten Kindlichkeit entspringende Fürsorge für seine Eltern und Geschwister mit zu Grunde, denen er getreulich Monat um Monat die erübrigten Scudi zusandte. – Im Laufe des Monats August mit dem Stiche der „Ludmila“ so weit, um die Fertigstellung bis Mitte September zusagen zu können, arbeitete er auch rastlos, um, wie seine Aussage den Freunden gegenüber lautete: „möglichst bald dem Vater Overbeck seinen Liebestribut durch den Stich des herrlichen Abendmahls darbringen zu können“. So war der 11. September herangekommen, an welchem er wie gewöhnlich in munterer Stimmung den Abend im Kreise seiner Tisch- und Studiengenossen verbrachte, auch vergnügt mittheilte, an der letzten Nachbesserung des Ludmila-Stiches zu sein, und nur so nebenbei, über ihn quälenden „recht häßlichen Kopfschmerz“ klagte. Doch suchten er selbst, wie die Anwesenden sich scherzend darüber zu beruhigen, und unter dem üblichen „a rivederci!“ ging man auseinander. Erst des anderen Tages, als W. ausblieb, suchte man ihn in seinem Quartier auf und fand mit Besorgniß, daß er wegen Zunahme des Schmerzes genöthigt worden sei ärztlichen Beistand anzurufen. Dr. Braun davon verständigt, nahm den Zustand sofort für höchst ernst und berief ein Concil, durch das auch ein hochgradiges Nervenfieber sichergestellt wurde. Dieser Sicherstellung folgte aber nach zwei Tagen, bei neuer ärztlicher Zusammenkunft der Ausspruch: „Unrettbar!“ – So war es auch; denn schon in der Nacht vom 16. auf den 17. September erfolgte die Auflösung. – Klar bewußt seiner Unrettbarkeit, hatte W. in aller Seelenruhe die Sterbesacramente verlangt und über seine Verlassenschaft zu Gunsten der Angehörigen verfügt.

Welche Werthschätzung der liebenswürdig bescheidene Künstler sich bereits nach so kurzem Aufenthalt in Rom in weiteren Kreisen erworben, zeigte die Theilnahme als es bekannt wurde, in welcher Gefahr er schwebe. Denn fast ununterbrochen war während seiner letzten Tage das Haus wo er wohnte umringt von theilnahmsvoll Nachfragenden. Am schmerzlichsten empfanden freilich [440] den Verlust die ihm näher getretenen Freunde. Einen besonderen Liebesact übte die unter den Oesterreichern in Rom bestehende „Todtenbrüderschaft“ mit Overbeck und Flatz an der Spitze, in die W. aufgenommen war. Diese Brüderschaft bahrte den Entseelten am 19. September in der Kirche der Madonna del popolo auf einem Katafalk, holte ihn um 8 Uhr Abends unter Assistenz des Pfarrers der Kirche del anima und sieben anderer Priester von dort ab und begrub ihn unter Fackelschein am Camposanto nächst der Peterskirche. Als Fackelträger fungirten nebst Overbeck, Flatz, dem österr. Botschaftsrathe v. Ohms und dem päpstlichen Kammerherrn Monsignore Courtins, fast sämmtliche in Rom weilenden österreichischen Künstler. Nächsten Tages fand sich die Brüderschaft in der obengenannten Kirche zum Todtenamte zusammen; sie übernahm auch alle durch die Erkrankung und das Ableben Wiesner’s erwachsenen Kosten, so daß das für seine Arbeiten noch ausständige Honorar ungeschmälert seinen schwerbetroffenen Eltern übermittelt werden konnte; sie wahrte aber zugleich die Erinnerung an den unter die hervorragendsten der Neuzeit Böhmens einzureihenden Künstler durch eine seine Grabstätte bezeichnende Marmorplatte. Stiche von W. aus früherer Zeit kamen noch in die Oeffentlichkeit, und zwar als Gebetbuchbilder für den J. G. Calve’schen Verlag in Prag: Mariae Verkündigung, Christi Begegnung mit Magdalena, Christus und die Samariterin am Brunnen; ein Denkblatt zur Gründungsfeier des Hospiz in Kukus, sämmtlich nach Zeichnungen von Rud. Müller; Christus nach einem Oelgemälde, St. Maria, für die barmherzigen Schwestern in Leitmeritz; Mädchenkopf und Opfer Noä, nach Kadlik; und das Flügelaltarbild am St. Lukasaltare der Teinkirche zu Prag, von Hellich.

Prager Bohemia 1883, Nr. 325. – Mittheil. d. Vereins für Geschichte d. Deutschen in Böhmen, 21. Jahrg., 2. Heft. – Biograph. Lexikon d. Kaiserthums Oesterreich von Wurzbach, 56. Bd.; zumeist nach den Miterlebnissen aufgezeichnet.