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ADB:Ziebland, Georg Friedrich

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Artikel „Ziebland, Georg Friedrich“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 152–154, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ziebland,_Georg_Friedrich&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 15:02 Uhr UTC)
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Ziebland: Georg Friedrich Z., Baumeister und Professor, geboren am 7. Februar 1800 zu Regensburg, kam mit dreizehn Jahren als Eleve an die Akademie in München, wo er sich schon 1814 mit einer ganzen Mappe voll getuschter Zeichnungen, mit Façaden und Rissen, darunter viele nach Vignola, auf der Kunstausstellung bemerkbar machte. An der Akademie wirkte Karl v. Fischer (geb. 1782 zu Mannheim, † 1820 zu München) als Professor der Architektur, welcher die classische Richtung mit Leidenschaft vertrat, dabei aber mehr nach Zweckmäßigkeit als nach Schönheit trachtete. Sein Hauptwerk war das von 1811–18 nach dem Vorbilde des römischen Pantheon erbaute Hoftheater, (dasselbe brannte 1823 ab, wurde aber nach denselben Plänen wieder aufgeführt). Gleichzeitig führte Fischer mehrfache Privatbauten, wie das Haus des Grafen v. Montgelas (später durch Baurath v. Hügel in wohlthätiger Wirkung verschönert), das heute noch unverändert erhaltene Wohngebäude des Grafen v. Törring-Jettenbach (beide am Karolinenplatz) und das am Eingange des „Englischen Gartens“ und der heutigen „Prinzregenten-Straße“ befindliche Palais des Finanzministers Salaert, welches bald darauf Prinz Karl erwarb. Dabei hatte Z. volle Gelegenheit zur praktischen Ausbildung, um so mehr, als derselbe nach dem Tode seines Lehrers mehrere seiner Bauten zu Ende führte. Schon längst hatte Z., insbesondere veranlaßt durch das Vorbild des Theater-Architekten August Maria Quaglio, eine Menge Abbildungen von Gebäuden, Ornamenten und Motiven romanischen und germanischen Stiles gesammelt und durch eigene Entwürfe zu Kirchen, Palästen, Wohnhäusern, Brunnen und Landschaften, namentlich mit vielen Projecten zu Hafenbauten auf den Jahresausstellungen sich bekannt gemacht und dadurch die Aufmerksamkeit König Ludwig’s I. erregt, welcher den jungen Künstler 1827–1830 nach Italien sendete, wo Venedig, Bologna (hier entwar† Z. auch ein Project zum Ausbau der Façade von St. Petronio), Ravenna, Florenz, Rom, Neapel und Palermo ein reiches Feld zu Untersuchungen boten. Besonderes Augenmerk richtete Z. im Auftrage des Königs (welcher von seiner früheren Idee, in München eine „Marmorkirche“ im griechischen Stil errichten und durch ein riesiges, den Einzug Christi in Jerusalem vorstellendes Reliefrundbild von Thorwaldsen ausstatten zulassen, zurückgekommen war) auf die Basiliken der ersten christlichen Jahrhunderte; auch die Ausstattung der Villa Malta zu Rom, wozu Z. neue Motive in Pompeji sammelte, war mit dieser Reise verbunden. Nach seiner Rückkehr erhielt Z. den Auftrag, Pläne auszuarbeiten zu einer im Stile des 5. und 6. Jahrhunderts zu erbauenden „Basilika“, daran sollte sich ein Kloster schließen, welches jedoch durch das anstoßende, in den „Königsplatz“ mündende und somit das Gegenüber zur Glyptothek bildende „Kunstausstellungsgebäude“ zu decken sei. Die Entwürfe Ziebland’s, welche die zu Ravenna und Rom gemachten Studien in freier Behandlung verwertheten, wurden genehmigt; die Ausführung aber verzögerte sich. [153] Mittlerweile wurde Z. zum Mitgliede des Bauausschusses und später zum Civilbau-Inspector ernannt; als solcher hatte er nicht allein die Revision der zu Privatbauten eingereichten Pläne, sondern auch eigene Entwürfe auszuführen, z. B. den Neubau für die „Steuerkataster-Commission“ (im sog. „Alten Hof“ in der Burggasse). Nach langer Vorbereitung wurde am 12. October 1835, zur Feier der silbernen Hochzeit des Königs, der Grundstein der „Bonifatiuskirche“ gelegt, deren Bau bis zum Jahre 1840 dauerte. (Vgl. Nr. 94 Kunstblatt 1840.) Die Ausschmückung des Inneren durch Freskobilder, welche Heinrich v. Heß mit seinen Schülern Joh. Schraudolph, J. C. Koch, Joh. Bapt. Müller, Joh. Kaspar, Ulrich Halbreiter und Anderen zur Ausführung brachte, nahm wieder vier Jahre in Anspruch; 1847 war das ganze Bauwerk auch mit allen inneren kirchlichen Einrichtungen ausgestattet, doch erfolgte die wegen der Fondirung als Stadtpfarrei und Kloster verzögerte Einweihung erst am 25. November 1850; die Kirche erhielt den Namen des hl. Bonifatius, zu Ehren dieses großen Heidenapostels der Deutschen und seiner Gehülfen, welche in der Apsis ihre bleibende Erinnerung finden, während die Bilder aus dem Leben des deutschen Glaubensboten die Wände des Mittelschiffes schmücken, welches in gleicher Breite mit den von je zwei durch 66 Säulen-Monolithe gebildeten Seitenschiffen, einen imposanten Anblick bietet. Z. hat mit den einfachsten Mitteln sein großes Talent bewährt, welches auch in der Composition der Würfelcapitäle und der übrigen Ornamentirung auf altchristliche, aber mit modernen Mitteln neugestaltete Vorbilder zurückgreift. Eine Musterleistung ist gleichfalls das mit Sculpturen reichgeschmückte Mittelportal, dessen Schlußstein das kleine Brustbild des Baumeisters aufweist. Unter der Apsis befindet sich eine stilgerechte Krypta, in welcher die Mitglieder des Stiftes ihre letzte Ruhestätte finden. Der kleine Campanile mit den freihängenden Glocken dient als architektonisches Bindeglied zwischen der Kirche und dem gegen Norden angefügten Benedictinerstift, welches bei großer Einfachheit und lichtvoller Raumvertheilung eine sehr schöne Hauscapelle, ein hohes Refectorium (mit einem das „Abendmal“ darstellenden Freskobilde von Heinrich Heß, gestochen von K. Kräutle) und sehr ausgedehnte reichbesetzte Bibliothekräume umschließt. Letztere bilden die Rückwand des auf den Königsplatz mündenden „Industrie- und Kunstausstellungs-Gebäudes“, wobei Z. mit der dominirenden Wirkung der Glyptothek zu rechnen hatte, was ihm denn auch in imponirender Weise gelang, indem er die im griechischen Stile gehaltene Façade durch eine Freitreppe erhöhte, welche den reichen, von korinthischen Säulen getragenen Giebel zu einem mächtigen Portikus gestaltete. Das Gebäude wurde 1845 vollendet (vgl. Nr. 1 Kunstblatt 1847), aber erst 1851 mit einer vorzüglichen Ausstellung inaugurirt. Den hoheitvollen Eindruck Ziebland’s parirte Leo v. Klenze später mit der ganzen Wucht seiner Propyläen. Z. behauptete sich selbständig zwischen Leo v. Klenze und Fr. v. Gärtner; ein ebenso einsichtsvoller Kenner des classischen Alterthums wie ein verständnißvoller Pfleger der christlichen Architektur entfaltete er neben den beiden vorgenannten Baukünstlern seine ergänzende, gleich originelle Thätigkeit, welche nach Ohlmüller’s frühem Ableben auch an der Vollendung der spitzbogigen Stadtpfarrkirche in der Au sich bewährte. Gleichzeitig beauftragte ihn der Kronprinz Maximilian mit dem zur Burg Hohenschwangau gehörigen sog. Cavalierbau und mit den Entwürfen zu einem Tafelservice, wozu Z. den Bilderstoff aus dem Nibelungenliede wählte, indeß Schwanthaler die Figuren und Gruppen zur Ausführung in Silber modellirte. Im J. 1843 wurde Z. von dem Großherzog nach Weimar berufen um die Restaurationspläne der Wartburg zu berathen. Auch bethätigte sich Z. bei verschiedenen Werken mit Zeichnungen und Entwürfen, z. B. zum sog. Theresien-Denkmal bei Aibling, errichtet an der Stelle, wo die Königin von dem 1832 [154] nach Griechenland ziehenden Könige Otto Abschied nahm, bei dem Schelling-Denkmal in Ragatz (Nr. 701 „Illustr Ztg.“ vom 6. December 1856), zu dem protestantischen Bethaus zu Perlach (Kunstblatt 1848 S. 44); zu vielen liturgischen Gefäßen, Geräthschaften und anderen kunstgewerblichen Arbeiten. Später nahm König Maximilian II. den vielfach ausgezeichneten Künstler auch mit seinem Lieblingsproject, der Herstellung eines neuen, zeitgemäßen Baustiles in Anspruch. Aber Ziebland’s Kraft war erschöpft. Er verfiel einer unheilbaren Krankheit und endete in geistiger Umnachtung am 24. Juli 1873. Sein reicher artistischer Nachlaß wurde am 26. März 1874 durch Jos. Aumüller versteigert.

Vgl. R. Marggraff im Conversations-Lexikon der Gegenwart. Leipzig 1840. IV. Bd., 2. Abtheilung, S. 500 ff. – Nr. 41 „Illustr. Ztg.“ Leipzig 6. April 1844. – Rob. Lecke, Beschreibung der Basilika. 1850. – Nagler 1852. XXII, 271 ff. – Ernst Förster, Gesch. d. deutschen Kunst. 1860. V, 249. – Nekrolog (von Carriere in Nr. 207 „Allgem. Ztg.“ vom 26. Juli 1873). – Portrait und Biographie in Nr. 1573 „Illustr. Ztg.“ Leipzig 23. August 1873. – B. Stubenvoll, Basilika. 1875. S. 22 ff. – M. Carriere, „Erinnerungen“ in Westermann’s Monatsheften. October 1888. S. 65.