Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section/Supplement

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Heft 30 des Leipziger Kreises Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen von Gustav Adolf Poenicke (Hrsg.)
Supplementteil der Section Leipziger Kreis
Inhaltsverzeichniss


[1] Arnsdorf, eine Stunde nördlich von Hainichen auf dem linken Ufer der Striegis gelegen. In der frühesten Zeit ist Arnsdorf ein Kloster gewesen und mit Zelle in Verbindung gewesen.

Als Rittergut kommt es erst im 15. Jahrhundert vor und die Herren von Honsberg waren die ersten Besitzer. Es hatte die Altschriftsässigkeit erst später noch erlangt. Im Jahre 1449 ist Günther von Chostewiz Besitzer des Guts gewesen, mit welchem Johannes, Abt zu Zelle, wegen der Grenzen zu des von Chostewiz Gütern und Gerichten zu Ottendorf und des Klosters Gütern und Gerichten zu Grumbach sich verglichen hat. Im Jahre 1488 hat Heinrich von Czostschwiz (auch Zcastnitz) zu Arnsdorf dem Kloster Zelle das Wasser, die kleine Striegis das Obergericht, Trift und Hutung u. s. w. in dem Dorfe Schlegel für 750 Fl. verkauft. Auch hat derselbe der Jagd auf dem Barberge und auf dem Naundorf gegen Empfang von 300 Fl. Landeswährung von dem Kloster Zelle sich begeben.

Im Jahre 1521 hat Günther von Zezschwiz auf Arnsdorf Irrungen mit dem Kloster Zelle wegen einer zum Mahlen eingerichteten Bretmühle an der kleinen Striegis unter Ottendorf gehabt. Späterhin haben Arnsdorf besessen die Familie Kölbel im 17. Jahrhundert, die von Carlowitz und namentlich eine lange Reihe von Jahren Ursula von Carlowitz bis 1744, nachher die von Tümpling Vater und Sohn, von welchen es auf den Enkel, Kammerherrn von Beschwiz übergegangen ist.

Die Gebäude sind noch in gutem vortrefflichen Zustande, wenn auch sonst nicht so gross, das frühere Schloss ist im Jahre 1689 durch den Blitz gänzlich zerstört worden, so dass damals gar Nichts, aus dem Schlosse gerettet werden konnte. Dagegen ist aber das Gut nicht unbedeutend.

Schriftsässig gehörten dazu die Dörfer Falkenau, Gersdorf, Irbersdorf und Ottendorf.

Auser diesen Dörfern besitzt das Gut einige bei Frankenberg unweit der Aue gelegene Wiesen, von welchen die Besitzer jährlich eine gewisse Summe in die Lehnscassa zu Frankenberg zur Besoldung der dasigen Geistlichen zahlen müssen.

Der Ort enthält 73 Häuser und darunter 3 Bauergüter 5 Viertelhufen und ist nach Greifendorf gepfarrt.* dagegen die Einwohner, weiche 526 betragen, im Gerichtsamte Rossw[…] in Recht leiden müssen.

Mitten in Greifendorf erhebt sich der sogenannte Rubinberg und in dessen Nähe breitet sich der Klatzs[…]d aus. Der Königliche Revierförster hat früher in Greifendorf gewoh[…] eit 100 und mehr Jahren wohnt derselbe in Dittersdorf.

Auerswalde, in Urkunden Urswalde […] Bärenwalde) geschrieben kommt schon 1274 vor und wurde von dem darnach sich nennenden adlichen Geschlecht besessen, dem es noch 1596 gehörte und welches 1719 in der Meissnischen Linie ausstarb, gegenwärtig in Preussen aber fortlebt. Seit dem Watzdorfschen Ankauf hat es mit Lichtewalde (siehe diesen Artikel) immer einerlei Besitzer gehabt, was aber den Antheil von Lichtewalde selbst betrifft, so fand diese Theilung schon 1555 statt.

Eben so verhielt es sich früher mit dem Patr[…]rechte, welches alternirend von Lichtewalde und Auerswalde geübt wurde, vor dem Jahre 1615 aber, wo zu dieser Zeit Lichte[…] Landesherrlich war, hatte Kurfürst Christian II. an Moritz von Schönberg die vollständige Collatur des Pfarr- und Schulamts verliehen.

Das Rittergut, welches nebst dem Dorfe Garnsdorf in Militärsachen zum Erzgebirgischen Kreise gezogen wird, hat neue weitläufig aufgeführte imposante Gebäude und schöne Holzungen, Felder und Wiesen. Dazu gehört das halbe Garnsdorf, eine Mühle, das Reichbrodsche Vorwerk und das Vorwerk bei Sorge.

Es hatte Ober- und Erbgerichte und wurde mit 2 Ritterpferden verdient. Es zerfällt in Ober- und Niederauerswalde. Das letztere gehörte früher unter das Amt Rochlitz und war der grössere Theil, der andere Theil, Oberauerswalde war dem Amt Augustusburg zugetheilt. Jetzt sind sämmtliche Einwohner von Ober- und Niederauerswalde dem Gerichtsamte Frankenberg zugewiesen.

Der Reichsgraf von Watzdorf kaufte das Gut im Jahre 1723 von Dietrich von Schönberg auf Mittelfrohna und bewirkte am 23. Febr. 1724 die Kanzleischriftsässigkeit des Gutes so wie die Verwandlung in Erbe. Im J. 1828 war der Kammerherr Graf Otto Rudolph Vitzthum von Eckstädt auf Lichtewalde gegenwärtig aber der Kammerherr Albert Friedrich Graf Vitzthum von Eckstädt Besitzer von Auerswalde, Lichtewalde etc. Auerswalde zählte im J. 1859 in 177 Häusern 1459 Einwohner.

Alten und Plössen sollte wohl füglicher Plössen mit Alten heissen: denn Plössen am rechten Ufer der Parde den Dörfern Cleuden md Neutzsch schief, und der Theclakirche fast gerade gegenüber, gegen 400 pariser Fuss über dem Meere, ist das Gut Alten blos das Kirchdorf, ohne dass Plössen in dasselbe gepfarrt, vielmehr nach St. Theclakirche eingekircht ist.

Alten hat aber schriftsässig zum Gut Plössen früher gehört, von welchem nach der Reformation im 16. Jahrhundert die Herren Preusser in Leipzig Besitzer waren. Vor diesen Herren war Friedrich Kram auf Abtnaundorf damit beliehen. Nach denen Herrn Preusser wurde Erblehn und Gerichtsherr Dr. J. Fr. Scipio, der grosse Jurist und Rechtsgelehrte, welcher 1717 mit Tode abging.

Seit dieser Zeit ist es an den Stadtrath zu Leipzig gekommen und dabei geblieben.

Nach Aufhebung der Patrimonialgerichte und nach Einführung der neuen Gerichtsorganisation vom Jahre 1856 wurde Alten, eigentlich Alten mit Plössen dem Gerichtsamte Taucha zugewiesen. Die Collatur über das Pfarramt von Panitzsch, wovon Alten das Filial ist, übt der Rath zu Leipzig. Auch Sommerfeld ist noch ein Filial von Panitzsch, sodass der Pfarrer von Panitzsch an manchen Festtagen 4 Mal zu predigen hat.

Plössen hat sehr starke schöne Fluren und baut viel Küchengewächse, die alle in Leipzig ihren Absatz finden.

Nennenswerth ist auch die Plössner Mühle, welche unter die grösste und ansehnlichste an der Parde gehört.

Der Ort hat sich gegen früher sehr vergrößert, wenn auch die frühern 10 Bauern noch existiren, so sind doch eine Menge neue Häuser entstanden, sodass im J. 1859 in Alten 20 Häuser und 129 Einwohner in Plössen aber 187 Einwohner in 20 Häusern gezählt wurden.

Bubendorf liegt 1⅜ Stunden von Borna gegen SüdSüdOsten ¾ Stunden von Frohburg über ⅛ Stunde vom rechten Ufer der Wiehra zwischen Neukirchen, Wiehra, Benndorf und Frohburg, an einem westwärts fliessenden Wässerchen, welches in Osten an einem bedeutenden Walde entspringt und noch östlich vom Dorfe ein paar ziemliche Teiche speiset, – in einer hohen Ebene etwa 550 par. Fuss über dem Meere, rechts an der Chaussee von Leipzig nach Chemnitz, an welcher auch der Gasthof liegt. Das Rittergut liegt mit seinen schönen freundlichen Gebäuden in der Mitte des Dorfes, wozu weiter Nichts gehört: Doch ist in demselben eine veredelte Schäferei, Brauerei und Brennerei. Der Spalier-Weinbau ist hier bedeutend und die Torfgräberei berühmt.

Das Rittergut gehörte bis ins 17. Jahrhundert der Familie von Bünau, im Jahre 1753 dem gothaischen Hauptmann Löser und 1818 den Gebrüdern Hauk in Borna. Jetzt ist es im Besitze der Frau Ida Caroline Brandt von Lindau.

Zu der kleinen alten Kirche ist weiter kein Ort gepfarrt, so dass die Parochie, da sie nur 185 Einwohner in 31 Häusern zählt, zu den schwächsten des Landes gehört. Im Jahre 1634 brannte die alte Kirche ab und den neuen Kirchenbau verzögerte der grosse Brand des Dorfes 1640.

Die Güter sind meist klein und sind dem Gerichtsamte Frohburg unterworfen.

Burkhardtshain, auch Burkertshain geschrieben liegt nicht unmittelbar an der Chaussee nach Dresden, sondern an der alten Strasse über Wermsdorf in einer schönen Aue; am Mühlbache zwischen Wäldchen, Streuben, Kühren, Mühlbach, Pyren und dem grossen Stenzwalde, der sich nahe beim Orte im Süden verbreitet.

In Norden und Nordwesten sind die ansehnlichen Kührener, die hiesigen und Mühlbacher Teiche.

Von Wurzen ist Burkhardtshain 1½ Stunde südöstlich, von Grimma 3 Stunden nördlich entfernt.

Burkertshain oder Burkhardtshain, das Dorf gehörte vor der Reformation zu den bischöflichen meissnischen Besitzungen und stand unter dem Probste zu Wurzen.

Im Jahre 1460 belehnte der Bischoff von Meissen, einen Hanns von Caniz mit der Hälfte von Burkhardtshain mit Erbgerichten und 1530 verkaufte Heinrich von Crostewitz das nun wohl eingerichtete Gut an Hanns von Holleufer, dessen Nachkommen es noch in neuern Zeiten besassen, bis es die freiherrliche Familie von Lorenz, aus Mitwaida stammend, erwarb. Der jetzige Besitzer ist Herr Heinrich. Erdmann.

Seit dem 19. Jahrhundert ist Mühlbach mit Oellschütz damit combinirt.

Die Rittergutsgebäude in Burkhardtshain sind zwar geräu[…] gross, zeichnen sich aber nicht durch ihre Bauart besonders […] gehören weder dem alten noch dem neuen Baustyle an, und […] Gebäude, die mehr aus dem 17. od. 18. Jahrhundert stamm […]

Die Wirthschaftsräume sind ebenfalls gross und kann […] die Grosse des Gutes entnehmen.

Das Gut hat bis heute noch jährlich ein Schock K[…] Gerichte gute Fische in die Cantorei zu Wurzen zu liefe[…]

Ausserdem gehören grosse ansehnliche Teiche zu […] eine solche Abgabe nicht schwer fällt.

[2] Das Rittergut war nach alter Verfassung neuschriftsässig, und übte zugleich das Collaturrecht über die hiesige Kirche und Schule.

Die Kirche stand bis zur Reformation unterm Probste zu Wurzen. In den Jahren 1641 bis 1651 hatte der hiesige Pastor auch Fremdiswalde, sowie 1643 bis 1649 das fast ausgestorbene Sachsendorf mit zu versehen. Der letzte katholische Pfarrer war Pistoris; der erste evangelische der Ex-Augustiner Wolfgang Gözel wurde von seinem papistischen Gerichtsherrn verjagt.

Die Kirche stand schon im 13. Jahrhundert.

Ausser Pfarre und Schule enthält der Ort noch einen grossen Gasthof, eine Schmiede und besondere Brauerei ausser der Rittergutsbrauerei, sowie drei Mühlen, davon jedoch die sogenannte Pastmühle ¼ Stunde in Nordwesten abgelegen ist: Sie liegt an der Vereinigung des Kührener und Nemterbaches, am südlichen Ende des grossen Mühlbacher Teiches.

Burkhardshain hat 88 Häuser und 622 Einwohner, welche dem Gerichtsamte Wurzen unterworfen sind, wogegen die Parochie der Inpection Wurzen zugetheilt worden ist.

Döbitz auch Dewiz, Debiz in den Urkunden, ein wendisches Dorf 2½ Stunden von Leipzig gegen Ostnordosten, am rechten Ufer der Parde, ⅜ Stunden östlich von Taucha, in einer etwas hügeligen Gegend, aus welcher gegen Nordosten der Fuchsberg, gegen Norden die schwarzen Berge ganz allmählig ansteigen.

Die Dorfflur reicht bis zur preuss. Grenze und raint mit Taucha, Gordewiz und Pöritzsch in Preussen.

Unmittelbar an diesem Orte Döbiz steht der sogenannte Sattelhof von Döbitz, ein mit Schriftsässigkeit früher versehenes Gut, ohne grosse Bedeutung, das natürlich früher seine eignen Gerichte hatte und circa 160 Einwohner zählte, die unter diese Gerichte gehörten, und die mit ihren Häusern auf Grund und Boden des Sattelhofes angebaut sind.

Ausserdem gehört zu diesem Sattelhof ein Hopfenberg und ist mit dem Dorfe Döwiz nach Taucha eingepfarrt.

Eine besondere Schule ist im Dorfe Dewiz.

Der Sattelhof als Gut gehört seit undenklichen Zeiten dem Stadtrath zu Leipzig, der früher seine eignen Gerichte verwalten lies; jetzt gehört derselbe zum Gerichtsamte Taucha.

Börtewitz liegt eine halbe Stunde nordöstlich von Bockelwitz, zwischen den beiden Städten Leisnig und Mügeln, von jeder 1½ Stunde entfernt.

Das dasige Rittergut liegt etwas höher als das übrige Dorf und hat gute schöne Gebäude. In der frühesten Zeit war hier kein Rittergut, sondern nur ein Vorwerk, welches im 13. und 14. Jahrhundert den Rittern von Bortewiz, 1502 aber dem Hanns Merzdorf gehörte. 1509 verkaufte es Sebastian von Misselbach um 408 rhein. Gulden an Melchior von Saalhausen. Zwischen 1523 u. 1534 schlug man das dasige Pfarrgut um 600 Fl. zum Rittergut, wovon an jede der Kirchen zu […]ckelwitz und Börtewitz 300 Fl. ausgezahlt wurden.

Das Rittergut selbst kam an die Familien von Taupadel, von […] rode, von Ende, von Heynitz, von Wolframsdorf, […] einitz und von Bude.

[…]e Familie besass es noch 1753 und verbesserte das gänz-[…] ommene Gut in Gebäuden und Wirthschaft bedeutend.

am es im 19. Jahrhundert an die Familie Barthel. Der […] Besitzer ist Herr Gottfried Barthel.

[…]rgut trug nur ¼ Ritterpferd.

[…]urrecht über Kirche und Schule übt das Gut Kroptewitz, […]

stiftete, aber dafür der leissniger Geistlichkeit 18 Scheffel Korn und eben so viel Hafer zugleich aussetzte. Da sie erblos starb, überkam das Klosster Buch den Patronat. Das Collaturrecht kam aber 1596 vom Kloster Buch an das Burglehn zu Leissnig und dadurch zugleich an das Rittergut Kroplewitz, indem die Besitzer desselben, die Herren von Kötteritz zugleich das Burglehn in Leissnig besassen.

Der Ort Börtewitz zerfiel früher in die Amtsgemeinde und in die Ritterguts Unterthanen; jetzt gehört ganz Börtewiz mit seinen 324 Einwohnern unter das Gerichtsamt Leisnig. Der Ort selbst liegt in hügeliger und fruchtbarer Gegend.

In einer geringen Entfernung von Börtewitz nach Osten zu liegt Klein-Pelsen mit 1 Pferdnergut 4 Gärtnergüter und 12 Häusern. Dieses Dorf wird durch die Leisnig-Mügelsche Strasse von Gross-Pelsen mit 5 Pferdnern, 4 Gärtnern, und 3 Häusern getrennt. Südlich davon liegt Strocken, dessen eine Hälfte zur Parochie Zornzig gehört und dessen andre Hälfte mit 5 Pferdnern 2 Gärtnern und 4 Häusern nach Bortewitz gewiesen ist.

Sämmtliche Dörfer gewähren ein freundliches Ansehen, da sie oft vom Feuer heimgesucht zum grössten Theile neuerbaut sind. Der ergiebige Ackerbau lässt aber alle Verluste hier bald verschmerzen.

Brauswig liegt am rechten Ufer der Eyla, Dittmannsdorf gegenüber, auch an dem bei Apelt entspringenden und bei Thierbach vorbeifliessenden, hier aber in die Eyla mündenden Bache. Die Flur raint mit Eyla, Gestewitz, Thierbach und Kitzscher.

Das hiesige schriftsässige Rittergut besitzt ein schönes Herrenhaus und hat Brau- und Brennerei, auch eine schöne Schaafzucht.

Dasselbe gehörte nach der Reformation den Herren von Hollenufer, 1795 einem Herrn von Zehmen und 1821 zwei Fräulein von harfen. Dann kam das Gut an Herrn Friedrich Lehmann und der jetz[…] Besitzer ist Herr Carl Gustav Schiffner.

Der Ort selbst liegt tief und seine Fluren haben deshalb meis[…][…] kalten Boden.

Der Ort zählt jetzt 29 Häuser und 176 Einwohner, die dem Gerichtsamte Borna einverleibt sind.

Beucha ¾ Stunden von der Mutterkirche Flössberg durch einen der schlechtesten und beschwerlichsten Filialwege getrennt.

Die Gründung des Ortes fällt in das 12. christliche Jahrhundert.

Die ältern Nachrichten über die dasigen Rittergutsbesitzer sind nicht aufzufinden gewesen. Blos von 1590 wird Licht in der Sache, wo Heinrich von Haugwitz das Gut besass, und dessen Nachfolger behaupteten es bis zu Anfang des 17. Jahrhunderts.

Dann folgte Wolf von Ende 1621 von dem es die Herren von Kötteritz acquirirten und es noch 1697 inne hatten. Dann bereit im J. 1723 war es Besitzthum der Herren von Zehmen und dann eines Grafen von Hopfgarten. Die später beliehenen Eigenthümer waren die Freiherrn von Niebecker. Der letzte derselben, Heinrich Ludwig Wilhelm war Grossherz. Weimarischer Landkammerrath und starb 1835. Von dessen hinterlassenen Witwe Freifrau Louise von Niebecker erlangte es der Kammerherr Alfred von Egloffstein, der gegenwärtige Besitzer.

Das Rittergut hat schöne Gebäude, und eine möglich gut eingerichtete Oeconomie.

Für das Alter des Orts spricht auch der Baustyl der Kirche, welcher als der alte Rundbogenstyl, oder Byzantinische aus der Grundform der Kirche zu erkennen ist.

Auch eine Schule ist im Orte, deren Gründung der neuem Zeit angehört. […]

Des türkischen Denkmals ist schon bei Flössberg erwähnt und kann also füglich hier übergangen werden.

Die 257 Einwohner nach letzter Zählung sind dem Gerichtsamte Borna unterworfen.

Böhlen im Amte Pegau liegt 2¼ Stunde nordöstlich von Pegau, 2 Stunden von Groitzsch, ⅜ Stunden von Rötha nordwestlich; durch einen Busch von der Pleisse nur geschieden, an einem flachen Abhänge, ¾ Stunden von Zwenkau.

Die Harth beginnt jenseits der Höhe in Nordosten ½ Stunde von hier.

In Westen geht die Eisenbahn von Leipzig nach Kieritzsch.

Der Name kommt vom serbischen Biely Weiss und hängt mit dem Orte Belini in Serbien zusammen.

Zum Rittergute, welches mit 1½ Ritterpferd verdient wurde, gehörte auch ein Antheil von Gaulis, und ist überhaupt ein sehr starkes Gut zu nennen. Dasselbe hat ein schönes Schloss mit grossen Garten und dazu eine vortreffliche Oeconomie mit grossen Wirthschaftsgebäuden und eine grosse Ziegelei.

Die Collatur über Kirche und Schule übt die dasige Herrschaft.

Die Inspection steht dem Superintendenten zu Pegau zu.

Man hält unser Böhlen für das Bichili, welches 1145 vom Kloster Bosau nebst 3 andern Dörfern von Otto von Rötha vertauscht wurde.

Im Jahre 1220 kommen Heinrich und 12[…]6 Berthold von Belin als markgräflich meissnische Vasallen vor.

Seit dem 16. Jahrhundert gehörte Böhlen den Herren von Breitenbauch; so im J. 1522 einem Bernhardt von Breitenbauch. Im 17. Jahrh. noch vor 1645 kam es an die von Osterhausen, unter welchen Ernst Abraham an Kirche und Pfarre und Arme starke Legate vermachte. Er starb 1708 und da ein Herr von Brandenstein mit einem Fräulein […] n Osterhausen verheirathet war, so kam es an Herrn Heinrich Karl v[…] Brandenstein.

Im Jahre 1793 brachte es der Kaufm. Johann Christoph Richter in Leipzig käuflich an sich. Nach ihm besass es einige Jahre lang der Kaufmann und Wachstuchfabricant Schindler in Leipzig; und seit 1823 der Königl. Sächs. Kammerherr von Helldorf, dessen ältester Sohn der Kammerjunker und Forstmeister in Nossen es jetzt besitzt und Patron […] Kirche und Schule ist.

Einer allgemein verbreiteten Sage zufolge soll während des dreissigjährigen Krieges die ganze Einwohnerschaft bis auf 2 Familien in Folge der Pesth hier ausgestorben sein und durch den damaligen Rittergutsbesitzer […] neue Ansiedler gewonnen worden.

Jetzt finden sich […] er Bauergutsbesitzer mit 24 Häuslern, im Ganzen aber 319 Ein[…]ner, die sich ansschliessend vom Feldbau ernähren. Es ist aber […] grosse Wohlhabenheit deshalb nicht hier zu finden, weil zu jede […] nur wenige Acker Feld gehören.

Die sämmtlichen […] wohner von Böhlen sind dem Gerichtsamte Pegau einverleibt.

Böhlen bei Colditz liegt von der Stadt Colditz eine Meile gegen Nord-Nord-Ost […] ½ Stunden südöstlich von Grimma entfernt, an einem Bächlein […] von Muschau scheidet und nach Osten in den von Weitsch […] nden, bei Marschwitz die Mulde verstärkenden Bach rinnt. […] im Westen nimmt der Thümlitzwald seinen Anfang.

Die Gegen […] durch und durch fruchtbar und sehr hügelig.

Das Gut ist […] sehr alt und gehörte früher wohl ganz zum Kloster Gering[…] wurde frühzeitig ein sehr starkes Gut, hin- […] seiner […] arkeit. […]strau […] auf einen Gärt[…]ner gänzlich dazu; in Muschau [3] hatte das Gut einen Gerichtsuntergebenen, einen Zinsenden und sowohl in Motterwitz als in Dürrweitzschen schon einen Lehnsmann.

Im Jahre 1672 erhielt es die Schriftsässigkeit, und 1687 sogar die Altschriftsässigkeit, erhielt 1699 einen Theil des Haidenholzes, 1739 Fasaneriegerechtigkeit, 1750 den Nechlingsrand an der Thümlitz.

Dagegen hatte es schon 1678 die Teichmühle verkauft.

Die zum Gute gehörigen Aecker und Wiesen sind unbedingt der bessern Bodenclasse zuzuzählen, die Holzungen noch in einem schönen Stand. Die Brauerei und Brennerei giebt dem Gute eine gute Revenue.

Das Gut selbst wurde mit einem Ritterpferde verdient. Diettrich von Haugwitz stellte aber zum Defensionerwerk 2 Ritterpferde.

Nach der Reformation gehörte das Gut bis 1558 dem Johann von Zeschau, 1562 aber demjenigen Thomas von Zeschau, dem bei seinem Hochzeitszuge in die Kirche zu Grimma 400 Ritter begleiteten. 1597 finden wir Kaspar und Wolf von Heynitz mit dem Gute beliehen; 1612 den oben genannten Dietrich von Heynitz, 1613 waren Anna und Haubold von Schleinitz im Besitze dieses Gutes, dann kam es von 1657 bis 1721 in die Hände der von Erdmannsdorf, unter welchen sich der Hausmarschall von Erdmannsdorf befand, der auf Kössern, Neukirchen, Steinbach u. s. w. sass. Dann kam es in die Hände des Landkammerrath von Schönberg, welcher es noch 1750 besass. Im 19. Jahrhundert und zwar 1819 finden wir Herrn Christoph Aug. Kopp als Erb- Lehn- und Gerichtsherrn. In den Händen dieser Familie befindet sich das Gut jetzt noch.

Böhlen hat keine eigene Kirche, sondern ist mit seinen 437 Bewohnern, welche in 74 Häusern wohnen, nach Altleisnig gepfarrt, und steht unter dem Gerichtsamte Leisnig.

Bernbruch auch Bärenbruch, in Urkunden Berenbruch geschrieben, liegt eine Stunde nördlich von Lausigk 3½ Stunden nordöstlich von der Stadt Borna, zwischen Klein-Parthe, Egoldshain, Lauterbach und Grossbuch in fruchtbarer Gegend.

Schon im Jahre 1269 geschieht dieses Dorfes Erwähnung; damals erhielt der Pfarrer zu Grossbardau jährlich einen Malter Hafer von da. Es war aber Grossbardau wie Bernbruch ein Klosterdorf von Nimtzschen und das Kloster hatte auch das Pfarramt über dasige Kirche und Schule. Durch die Reformation kam das Pfarramt an den Landesherrn, das Dorf selbst aber an die Familie von Ponikau auf Pomsen, fiel aber von dieser Familie wieder zurück an den Landesherrn und ist bis auf den heutigen Tag ein Vorwerk geblieben, welches dem Könige und dem Staate gehört, und mit Ebersbach und Lauterbach von dem Amte Colditz mit verwaltet werden.

Alte Verträge existiren hier, zu Folge deren bestimmt ist, dass hier ein Leinweber und Schneider sich niederlassen könne und dass die Gemeinde von Maria Geburt bis Johanni nur zu Grimma ihr Bier holen solle.

Diese Beschränkungen sind aber längst schon nicht mehr in voller Geltung und sind durch die neuern Gesetze völlig vernichtet.

Bernbruch ist wie Lauterbach und Ebersbach durch seine grosse Schäferei berühmt.

Der Ort mit seinen 40 Häusern und 233 Einwohnern gehört jetzt zum Gerichtsamte Lausigk.

Döschütz 1 Stunde von Döbeln […] der Volkssprache Dschiz genannt, liegt am nördlichen Abhange des […] rniger Berges, über dem von Mockriz kommenden Bächlein, der […] Höhe südlich gegenüber in schöner und fruchtbarer Gegend.

Das hiesige Rittergut ist vielleicht […] Jahre 1559 gegründet und stets mit Mockritz combinirt gewesen, […] es auch immer ein und derselbe Besitzer mit dem letzleren g[…] hat.

Im Jahre 1612 ist Ganglof von Marschall damit beliehen gewesen, 1636 Caspar von Marschall, 1667 Jonas Friedrich von Peistel, 1752 Anton Christlieb Christoph von Hardenberg; 5 Hardenbergs haben das Gut dann nach einander besessen, worauf es in die Hände des Gottfried Freiherrn von Lorenz kam. Nach dessen Tode ging die Besitzung auf Christiane Sophie Freifrau von Lorenz über, welche 1817 in Mitweida starb.

Die sämmtlichen Lorenzschen Güter und somit auch Döschütz gingen dann auf Herrn Heinrich von Nizschwiz auf Königsfeld, Kreishauptmann und Ober-Hofgerichts-Assessor über, worauf 3 Schwestern von Lorenz bald darauf damit beliehen wurden, Frau Sophie von Nizschwiz geb. von Lorenz, Regine Wilhelmine von Lorenz, und Frau Maria von Boblick geb. von Lorenz. Dann wurden Besitzer von Döschütz Frau Wilhelmine von Lorenz Adolph von Boblick und die beiden Gebrüder Heinrich Constantin und Emil von Nizschwitz.

Das Gut ist ein altes Gebäude und hat anfänglich nur dasselbe nebst einer Schäferei gestanden. Später sind von den Herrschaften noch einzelne Häuser gebaut worden. Die neueste Volkszählung ergab 65 Einwohner in 6 Häusern.

Das Gut nebst seinen einzelnen Häusern ist in die Kirche zu Zschaitz gepfarrt.

In der hiesigen Gegend liegen viele Dörfer zusammen, keine Stunde auseinander. Durch Hochweitzschen führt der Weg den Wanderer durch den Scheergrund nach dem freundlichen Klosterbuch, und daselbst über die Mulde nach Leisnig. Techniz mit seinem reizenden Muldenthale und mit seinen Bergen, nahe am Zusammenflusse der Mulde und Zschopau ist ebenfalls nicht weit von Döschütz und auf einzelnen Höhepunkten kann man nicht weniger als 13 Kirchen erschauen.

Ebersbach bei Döbeln liegt in einem kurzen Seitenthale der Mulde, in östlicher Richtung bis zu dieser hinab, in Nordwesten einigermassen in Verbindung mit Neudörfchen. ¾ Stunden von Döbeln, links ab von der Strasse nach Hainichen der Mündung des Haselbaches gegenüber, mit Greusnig, Haida und Niederstriegiss rainend.

Eine schöne anmuthige Gegend. In fruchtreichen Obstjahren ist es eine Wonne, ein Entzücken diese Gegend zu schauen.

Das hiesige Rittergut war früher nur ein Vorwerk, wurde aber nach der Reformation zum Rittergut erhoben, welches 1612 die von Marschall besassen. Im Jahre 1660 war Erb- Lehn und Gerichtsherr von Ebersbach Moritz Heinrich von Hartitzsch, ums J. 1700 Hanns Wilhelm von Auerswalde, 1724 der Lieutenant Johann Arnd von Plötz auf Dörschniz, welchem der Oberstlieutenant von Plötz folgte.

Seit 1802 gehört das Rittergut der Familie Petzsch.

Der Ort Ebersbach mit seinen 449 Einwohnern in 73 Häusern ist in die Kirche zu Döbeln eingepfarrt und muss beim dasigen Gerichtsamte Recht leiden.

Ebersbach wird in die Ober- und Niedergemeinde getheilt, nach Neudorf zu nimmt es eine Länge von ¾ Stunden ein.

Zum hiesigen Schulverbande gehörten noch 12 Häuser, die zum Rittergute Greusnig gehören und diese bilden eine Gemeinde für sich unter dem Namen: Neugreusnig.

Ebersbach bei Colditz 2 Stunden von Colditz, 1¼ Stunde südöstlich von Lausigk 1¼ Stunde von Geithain und 2 Stunden von Rochlitz an der Strasse von Leipzig nach Rochlitz in glatter, nicht interessanter Gegend gelegen.

Es raint mit Hopfgarten, Thierbaum, Nauenhain und Tautenhain, ¼ Stunde in Süden beginnt der Ebersbacher Forst auch der Ottenhain genannt. In ihm zieht sich, obgleich er schmal ist, die Strasse über 1 Stunde lang dahin und gewährt an einer ausgehauenen Stelle eine treffliche Aussicht über den Kolditzer Wald, welcher ¼ Stunde nördlich von Ebersbach beginnt. Im Forste hebt sich die Gegend mit Gewalt empor und man kann in ihm den Endpunkt des Erzgebirges erkennen. Das im Oberdorf stehende Rittergut ist schon seit dem 16. Jahrhundert, wo es Herrn Hanns von Ponikau gehörte, zum Kammergute erhoben.

Die Gebäude sind zwar schon alt, aber doch schlossmässig aufgeführt und umgeben sind dieselben von schönen grossen Wirthschaftsgebäuden. Die Vorwerke zu Lauterbach und Bernbruch stehen in enger Verbindung mit dem Hauptgute.

Die Veränderungen in dem Staatshaushalt haben auch hier auf dieses Gut ihren Einfluss geübt und die Einnahmen und Erzeugnisse sind blos gut und ergiebig zu nennen, wobei in Bauten und sonstigen Ausgaben weisse Sparsamkeit vorherrscht.

Ebersbach mit seinen 66 Häusern und 484 Einwohnern incl. 1 Gastwirths und 1 Windmüllers gehört jetzt zum Gerichtsamt Geithain,während es früher zum Amte Colditz gehörte.

Im Orte ist eine Filialkirche von Tautenhain.

Elster-Trebnitz obern Theils ½ Stunde südwestlich oberhalb Pegau auf der linken Seite des Elsterflusses.

Zu dem Rittergute obern Theils gehörten bloss mehre auf Rittergutsgrund und Boden erbaute Häuser, über welche es die Untergerichte hatte. Es ist ein in Allodium verwandeltes Mannlehn und wurde mit ½ Ritterpferd verdient.

Die Besitzer des oberen Gutes waren im 16. Jahrhundert Anton von Weisbach. Im 17. Jahrhundert besassen dieses Gut immer noch die Weisbach.

In der Mitte des 17. Jahrhunderts war das Gut an die Familie von Oebschelwiz gekommen und in der Mitte des 18. Jahrhunderts kommt das obere Gut von der Familie Oebschelwitz an die Familien Vettermann und von dieser an die Familie Bennemann.

Nach dem Tode der Accisräthin Bennemann gelangte der Pastor M. Joh. Georg Scheibe, welcher eine Nichte der erstren zur Frau hatte, zum Besitz von Elster-Trebnitz obern Theils.

Die beiden Rittergüter sind endlich in den 30ger Jahren durch Herrn Gerichtsdirector Carl Germann vereinigt worden, so dass derselbe mit seiner Frau Gemahlin beide Güter vereinigt besitzt.

Die Gebäude, Gärten und Hofraum des obern Guts hat Herr Germann an den Besitzer der daneben liegenden Mahl- Oel- Graupen- und Schneide-Mühle verkauft.

Das obere Gut ist übrigens bedeutender an Grundstücken in der Qualität und Quantität.

Wir haben hier das Nöthige über das Gut obern Theil erwähnt und gehen nun zu

Elster-Trebnitz untern Theils über, dem das Pfarramt über hiesige Kirche und Schule zusteht, und welches die Jurisdiktion über Trebnitz und Eulau hatte.

Das Rittergutsgebäude ist ein herrliches Schloss zu nennen, welches in neurer Zeit durch den Besitzer, Herrn Germann bedeutend erweitert und vergrössert worden ist, so dass die Oeconomiegebäude schwerlich ihres Gleichen finden werden.

Nach der Zeit der Reformation besass dieses Gut Herr Joachim von Ponikau, dem Herr von Weisbach folgte.

Im 17. Jahrhundert war Erb- Lehn und Gerichts dieses Gutes der Baron Johann Georg von Döring, worauf es an die Familie Schadder kam.

Im 18. Jahrhundert war mit dem unteren Gute die Familie Troppaneger beliehen, wovon der Vater churfürst. Leibarzt in Dresden, der Sohn Appellationsrath war.

Im Jahre 1763 war Paul Spindler und dessen Wittwe Besitzer dieses Gutes, worauf Accisrath Bennemann folgte.

[4] Zu Anfang des 19. Jahrhunderts oder Ende des 18. Jahrhunderts schon kam das untere Gut in die Hände des Oberacciscommissär Germann und von diesem an seinen Sohn und dessen Gattin, wie wir oben schon erwähnt haben.

Der jetzige Besitzer von Elstertrebnitz ist der Assessor in Zeitz, Herr Kaufmann Kücnler.

Die dem heiligen Martin gewidmete dasige Kirche, welche im Sommer 1840 gänzlich abgebrochen wurde, soll der Sage nach früher, wie andere Kirchen in Pegaus Umgegend nur eine Betcapelle gewesen sein, in welcher der Kirchendienst von Mönchen des berühmten Pegauer Klosters besorgt wurde.

Im Allgemeinen gehört dieses Kirchspiel, welches an 400 Seelen umfasst, nicht zu den wohlhabenden Sachsens, obschon es in der Gartenähnlichen Elsteraue liegt, welche zwar schreckliche Wege im Frühjahre, aber dagegen fruchtbare Felder im Sommer zu bieten vermag.

Diese Gegend hat sich von dem unglücklichen Kriege von 1813 aber dessen ungeachtet noch nicht wieder recht erholen können, obschon es gnügsame und rüstige Arbeiter hier giebt.

Unter den Einwohnern findet man 7 Pferdner. 22 Gärtner und 22 Häuser im Ganzen 319 Einwohner, die unter dem Gerichtsamt Pegau jetzt stehn.

Flössberg obern Theils und untern Theils ein an den von Borna nach Lausigk führenden Chaussee gelegenes und von der Eula durchflossenes Dorf bietet trotz der flachen Gegend von einigen Puncten aus eine treffliche Aussicht bis auf den 5 Stunden entfernten Rochlitzer Berg.

Den Namen hat es von der Flösse, dem sogenannten Kirsch-Berge gegenüber, die in Ermangelung einer Brücke hier angebracht war.

Dafür spricht auch das alte Gemeindesiegel, eine Flösse auf einem am Fusse eines Berges dahin fliessenden Gewässer darstellend.

Flössberg zählte im J. 1859 in 97 Häusern 599 Einwohner.

Die beiden Rittergüter sind fast immer in den Händen ein und derselben Familie gewesen.

Zuerst finden wir hier als Besitzer von Flössberg obern und untern Theils die Herren von Vlegilsberg oder auch Flügelsberg, eine Seitenlinie der Marschälle von Frohburg, also auch der Burggrafen von Altenburg; einer derselben wird schon 1212[VL 1] genannt.

Dann finden wir die Herren von Haugwitz als Christoph, Dietz, Hans, Caspar, Wolf, Gottfried bis 1658 auf Flössberg Obern Theils, aber nur bis 1617 auf Flossberg untern Theils, wo von 1617–1695 die Herren von Milkau, Hans Bernhard und Georg Rudolph erwähnt sind.

Am Ausgang des 17. Jahrhunderts finden wir die Herren von Kötteritz auf Flössberg Obern und Untern Theils und Beucha, als Hans Haubold, August Friedrich, Wolf Gottlob, Hans Liebmann.

Dann finden wir die Herren von Döring aus dem Hause Selingstädt von 1720–1808. Die letzten Glieder dieses Stammes allhier waren die Gebrüder, unbeweibt und züchtig, Gottfried August und Dietrich Christoph.

Die neuesten Besitzer sind die Herren von Schlieben der Advocat Albert Reinhardt und der K. S. Rittmeister Bernhardt Reinhardt.

Romantisch an einem die Umgegend beherrschenden Berge liegt das alterthümliche Schloss mit seinen neurestaurirten Gartenanlagen.

Das Filialdorf Beucha liegt ebenfalls an der Eula und zwar da, wo sie ihren vom Ursprunge an verfolgten Lauf verlässt.

Ein Theil dieses Dorfes, Klein-Beucha, hat eine der schönsten Lagen und ein aus dem Jahre 1813 herstammendes, auf freien Hügel gelegenes, mit Arabischer und Türkischer Inschrift versehenes von einem Mufti geweihtes von der fränkischen Habsucht durchwühltes, mit einem erhöhten Sandstein geschmücktes und von vaterländischen Linden umschattetes Türkisches Grabmal.

Gärtitz liegt ½ Stunde nördlich von Döbeln und wird Gärtitz mit Pommlitz genannt, weil das Rittergut zu Gärtitz schon seit vielen vielen Jahren von der Familie von Polenz gemeinschaftlich bewirthschaftet wird.

Dieses Mannlehngut Gärtitz befindet sich über 200 Jahre in der Familie von Polenz und ist als das Stammhaus derer von Polenz zu betrachten.

Das Wappen derselben führt über dem Helme einen Ritter ohne Arme. Die Sage geht, dass ein von Polenz im Gefechte beide Arme verloren und die Zügel des Pferdes dann im Munde geführt und so noch commandirt habe.

Dieser Polenz wurde der eiserne genannt. Der Name Polenz erinnert überhaupt stets an militärische Tugenden, denn die meisten Familienglieder haben sich als tapfere, tugendhafte Militärs ausgezeichnet.

Heinrich von Polenz auf Gärtitz war Sächs. Kreis- und Kriegs-Commissär und starb 1695. Herr Hanns Dietrich von Polenz auf Pommlitz aus dem Hause Berbisdorf ist 27 Jahr alt auf der Insel Morea bei Calameta begraben.

Unter das amtssässige Rittergut gehören die Dörfer Grossbauchlitz, Zschepplitz und Niederanschütz, das rothe Haus zu Döbeln und 3 Gärtner und Häusler vom Dorfe Sörnitz.

Das hiesige Schänkhaus zum Mohren ist heut zu Tage noch ein Vergnügungsort von Döbelns Bewohnern.

Das Dorf enthält unter 313 Bewohnern 3 Pferdner 8 Gärtner und 30 Häusler mit 7 Gütern und gehört zum Gerichtsamte Döbeln.

Gebersbach ½ Stunde östlich von Waldheim auf der rechten Seite der Zschopau 1⅜ Stunden südwestlich von Döbeln, 1¾ Stunden von Rosswein, am gleichnam. Bache, der am Nonnenwalde im Gerichtsamte Nossen unter den Quellen des grünbergischen und des greifendorfer Baches entspringt, 1¼ Stunde weit bis Otzdorf keinen Ort berührt, hier seinen nordnordöstlichen Lauf Nordnordwestwärts kehrt, Otzdorf und Rudelsdorf durchfliesst und in Gebersbach, wo er den Knobelsdorfer Bach aufnimmt, sich westwärts wendet, um dicht unter Waldheim nahe beim Zuchthause in die Zschopau sich zu ergiessen.

Gebersbach raint in Südosten mit Rudelsdorf in Nordosten mit Kuebelsdorf.

Das dasige amtsässige Rittergut ist nicht zu stark und hinsichtlich seiner früheren Jurisdiction gehörte blos ein Theil des Dorfes und eine Mühle dazu, ein noch kleinerer Theil stand unter dem Rittergute Ehrenberg.

Durch Aufhebung des Augustiner-Klosters zu Waldheim, welches unter der Herrschaft Kriebenstein stand, trat eine andere Gestaltung mit den umliegenden Orten ein und unter ihnen auch Gebersbach welches dem Augustiner-Kloster mit zinspflichtig war, bekam besondere Herren.

Im 16. Jahrhundert finden wir hier zuerst die Familien von Reinsberg und Christoph von Reinsberg oder Reinsbergh besass es zuerst, dann kam das Gut an die Herren von Schönberg und von diesen 1808 bis 1824 an die Herren von Nehrhof.

Gebersbach ist mit Ehrenberg, Kriebethal, Massemei, Meinsberg, Neuhausen und Schönberg in die Stadtkirche St. Nicolai gepfarrt, welche aus dem Einkommen des Augustinerkloster mit errichtet worden ist.

Gebersbach besteht aus 245 Einwohnern mit 1¼ Hufe und gehört zum Gerichtsamte Waldheim.

Geringswalde, eine kleine sonst amtssässige und landtagsfähige Stadt, weshalb es unter die Rittergüter des Leipziger Kreises mit aufgenommen ist. Sie liegt 2 Stunden nordöstlich von Rochlitz, eben so weit von den Städten Colditz, Leisnig und Waldheim.

Nahe bei der Stadt liegt ein Wald, welche der Schönbergische heisst, und sonst einen Theil des grossen Waldes Miriquidi bildete.

Auf dem Burgberge bei der Stadt, lag im Mittelalter ein Schloss, welches von den Herren von Schönburg erbaut war, denen die Stadt gehörte.

Auch das dasige berühmte Kloster wurde von Herrmann von Schönburg Glauchau im Jahre 1182 erbaut. Dieses Kloster ein Benedictiner Mönchskloster lag 100 Schritte südöstlich von der Stadt und war dem Bisthum Meissen unterworfen, wurde aber erst von des Stifters Sohne, Herrmann II. im Jahre 1233 vollendet und in ein Nonnenkloster verwandelt, welchem nach d. J. 1434 Anastasie von Schönburg als Aebtissin vorstand. In diesem Kloster liegen viele der von Schönburg begraben, vom Kloster selbst ist jetzt keine Spur mehr vorhanden. Das Kloster-Vorwerk wurde im Jahre 1628 von Privatpersonen errichtet.

Das Klostersiegel, welches die Jungfrau Maria mit dem Kindlein auf dem Arme und unter ihren Füssen den halben Mond zeigt, führt das hiesige Rittergut noch zur Stunde.

Herrmann I. u. II. als Stifter des Klosters, haben dasselbe reichlich ausgestattet. Der erstere schenkte ihm das Patronatrecht der Kirchen zu Weisstropp bei Dresden und zu Leipnig bei Grimma; dann 6 Hufen Landes zu Schwannewitz, 16 Hufen in Alt-Geringswalde, 3 Mühlen mit Zubehör, 5 Hufen, den Grund und Boden des zerstörten Schlosses Geringswalde und das wüste liegende Städtlein, den Wald bei Heinrichsdorf, das dasige Vorwerk oder nachherige Rittergut. Friedrich I. und II. schenkten dem Kloster noch viele Güter und Besitzungen, so dass das Kloster nach 60 Jahren seine Stiftung so vermögend war, dass es im Jahren 1292 ganz Thersdorf von Heinrich von Colditz kaufen konnte.

Aus dem ganzen Kloster oder dem gesammten Complex der Klostergrundstücke ist das Rittergut entstanden, dessen ansehnliche Gebäude ⅛ Stunde östlich von der Stadt in einem flachen, aber schönen Wiesengrunde stehen.

Nach der Reformation bildete dasselbe eine Schönburgische L[…] deschule (nach Art der Fürstenschule) dann ein churfürstl. Kammerg[…] bis es am 31. Juli 1625 an den Generalprofoss Balth. Plannagel v[…]erbt wurde, wobei sich der Kurf. jedoch die damals noch dazu gerechneten 11 Dörfer, die Jagd und das Fröhneholz vorbehielt: nur Trift und Frohngerechtigkeit über jene Dörfer behielt das Gut und bekam auch Holz zu gemässigten Preisen, so wie Wildpretdeputate.

Später besass es ein Eberhard, dann der Commissionsrath Thamm, der D. Vogel, Bürgermeister zu Zwickau 1785, der Hofjäger Weise, bis 1811 aber der Hauptmann Heyne, welcher es notwendigerweise verkaufen lassen musste.

Nun erstanden es jene 11 Dörfer in der Absicht es ohne die Trift und Frohngerechtsame wieder zu veräussern, taxirt war es damals auf 86000 Thlr. Unter dem Gute stehen einige 50 Häuser.

Das Kloster und die Stadt Geringswalde verdankt aber auf alle Fälle dem Herrmann von Schönburg die Entstehung.

Als unsichere Safe holen wir noch nach, dass das Kloster anfängs Eden genannt worden und dass Florian von Schönburg ums Jahr 1106 allhier auch zu Rothenhans- und Hassenstein in Böhmen gesessen. Herrmann der I. wurde im Kloster begraben.

Vor einigen 80 Jahren mauerte man in der Kirche den Leichenstein desjenigen Veit von Schönburg feierlich ein, welcher den Prinzen Ernst hatte befreien […] nachdem dieser Stein lange unbeachtet im Garten gelegen.

Goldhauser […] der neuere Name für das Rittergut zu Jahna. [5] Dann die von Seifertiz, welche es schon ums Jahr 1600 besassen schrieben sich „auf Jahna“; 1460 war Gut und Mühle in der Villa Gana dicta S. Gotthardi, woraus auf alle Fälle durch Missverstand der Name Goldhausen gebildet worden, ein bischöfl. Meissn.-Lehn und gehörte den hier wohnenden Dietrich von Honsberg, worauf es an die von Seifertitzsche Familie kam.

Dagegen ist die Ansicht mehrer Geschichtsschreiber, dass hier in Goldhausen die Burgwarte Gana gelegen haben soll noch sehr zweifelhaft.

Die Burg Jahna oder Gana bildete, wenn sie wirklich hier lag, ein Glied in der Festungslinie, welche die serbischen Burgen Warthe an der Elbe, Woz oder Weisstropp, Wozdec oder Gurzdec, Glomaci oder Lommatzsch Gana, Wosin oder Hohenwussen, Mogelin oder Mügeln u. s. w. darstellen. Im Jahre 928 belagerte K. Heinrich dieselbe 20 Tage lang und lies nach der Einnahme die Besatzung über die Klinge springen. Dann im Jahre 1003 steckten die Feinde des Kaisers Heinrich von Schweinfurth und Graf Siegfried von Ringelheim, Gana in Brand. Ein Ritter Heinrich von der Jahna schenkte 1360 seine Ranke zu Hof dem meissner Domcapitel. Hof war auch bis zur Reformation das Filial.

Will man Gana die Festung hier suchen, so muss man die Anhöhe annehmen, welche gleich hinterm Rittergute Goldhausen liegt, wo man noch viele Vertiefungen sieht. Das Rittergut Goldhausen gehört jetzt schon lange der Familie Kretzschmar.

Es hat schöne Gebäude und eine vortreffliche Oeconomie. Goldhausen der Ort hat jetzt 148 Einwohner und giebt es im Orte 1 Weissbäcker, 1 Sattler, 1 Hufschmidt, und 1 Mühle.

Die einzelnen Ortschaften die mit Goldhausen in die Parochie Jahna gehören sind: Jahna selbst, Pinnewitz, Clauschwitz, Pulsitz, Ostrau, Gohris, Schmorren, Rochzahn, Salbitz, Weichteritz, Raitzen, das Vorwerk des Rittmeisters Rüssing auf Hof und Gröba mit der höchsten Scheune Sachsens.

Goldhausen und Jahna gehören jetzt zum Gerichtsamte Oschatz.

Gorschmitz ⅝ Stunden von Leissnig, zwischen Altleissnig und Roda gelegen, aber die nahe Mulde nur unbedeutend erhöht.

Das Rittergut ist schön gelegen und gewährt eine herrliche Ansicht. Schon im 17. Jahrhundert war das Rittergut in der Familie von Hoffmann. Georg Hoffmann war früher Organist zu Freiberg und später Besitzer von Grossnig. Er verheirathete sich mit der einzigen Tochter des Schuhmachermeister und Leinwandhändler Franz Kern zu Leisnig.

Anna Hoffmann vermachte nach dem Ableben ihres Ehemannes in ihrem vor dem Stadtgerichte zu Leisnig den 21. April 1700 errichtetem Testamente

10,000 Thaler

zu einem Freistisch von 12 Stellen für Studirende auf der Universität Leipzig mit der Bestimmung, dass die P[…]pienten in Leissnig und Freiberg geboren sein mussten. Von […] 10000 Thalern wurden 4000 Thlr. zu Stipendien bestimmt, von […] Zinsen arme, jedoch geschickte und fleissige Studenten von Leisnig, welche Theologie studirten, unterstützt werden sollten.

Ueber die Convictstellen, so wie über die Stipiendiengelder hatten Anfangs der Superintendent M. Paul Friedrich Sperling und der Amtmann Herr Gottfried Samuel Seifried zu Leisnig die Collatur.

In den Jahren 1756 u. 1762 hat […] über 8 Convictstellen an diesem Hofmanneschen Freitische, der […] tadtrath überkommen, sowie späterhin über die Stipendiengelde […] victstellen haben die Grafen von Vitzthum und Eckstädt zu bes[…]n.

Jetzt gehört das Rittergut Gorschmiz schon seit vielen Jahren der Familie Petzsch, andere Dörfer gehören nicht zu diesem Gute.

Die gute vortreffliche Gegend erstreckt sich natürlich auch auf diesen Ort, welche von 4 Pferdnern, 5 Gärtnern 40 Häuslern mit 350 Einwohnern bewohnt ist, die dem Gerichtsamte Leissnig angehören.

Görnitz ¾ Stunden südwestlich von Borna, auf einer Anhöhe über dem rechten Ufer der Pleisse und über dem östlichen Rande einer angenehmen Aue, Deutzen gegenüber gelegen, mit Hartmannsdorf und Lobstädt rainend. Die Gegend ist hügelig und gehört noch mit zur Pleissner Aue, welche durch jährliche, oft wiederkehrende Ueberschwemmungen einen unabsehbaren See gleicht und dadurch oft eine recht ergiebige, dreifache Erndte bewerkstelligt. Die Gründung des Orts fällt in das graue Alterthum und vor Zeiten Carls des Grossen war hier eine heidnische Kapelle zur Vergötterung des Pleissenstromes schon im 6. Jahrhundert nach Christi Geburt.

Görnitz war von jeher ein besonderes Rittergut aber stets mit Lobstädt verbunden, mit welchen es natürlich auch dieselben Besitzer gehabt hat. (s. Lobstädt.)

Das Rittergut hatte auch die Collatur über die dasige Kirche und Schule, welche während einer 100jährigen Sequestration von 1724 an, wo der damalige Besitzer Innocenz Gottlob von Einsiedel flüchtig werden und der Rechte sich begeben musste, an das frühere Consistorium und nach Aufhebung desselben seit 1837 an das hohe Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts übergangen ist.

Dieser Herr von Einsiedel starb in Altenburg, ward aber nach Görnitz beerdigt.

Die hiesige Kirche ist eine der ältesten in der Diöces, was daher zu entnehmen ist, dass an den 3 Glocken Mönchsschrift sich befindet.

An dieser Kirche war M. Gustav Friedrich Dinter, der viel genannte, viel gepriesene, nur in der neuern Zeit verfolgte Dinter als Pastor angestellt und zwar 1807–1816 also gerade in den unglücklichen Kriegsjahren, wo Görnitz viel zu leiden hatte. Von hier kam er als Pfarrer nach Kitzscher und als Seminardirektor nach Dresden, zuletzt als Schulrath nach Königsberg.

Dinter hatte hier eine Erziehungsanstalt von 16–20 Zöglingen, von denen mehrere bei hiesigen Familien wohnten.

In dem Jahre 1811 traf Dintern hier das grosse Unglück, dass in seiner Wohnung vermuthlich durch Verwahrlosung einiger Zöglinge Feuer auskam, welches schnell um sich griff und die Pfarre nebst Wirthschaftsgebäuden und 3 Bauerhäusern in Asche legte.

Vor der Reformation soll nahe bei dem Kirchhofe, wo jetzt ein Garten des Gasthofbesitzers Querfeld ist, ein Mönchskloster gestanden haben und von dem auf die leipziger Messe ziehenden Fremden aus dem Gebirge fleissig besucht worden sein, um in dasiger Kapelle oder Kirche ihre Andacht zu halten: eine Sage, welche ihre Begründung darinnen findet, weil noch jetzt über den Kirchhof und den erwähnten Garten ein Fusssteig führt, unter dem Namen „der Leipziger Fusssteig“, obschon man jetzt nicht mehr darüber zu gehen, sondern hinter dem Dorfe wegzulaufen pflegt.

Die Kirche und der Gottesacker beide auf einer ziemlichen Anhöhe, an deren Fusse die Pleisse durch die Mittel- oder Görnitzer Aue hinströmt und von wo aus man auf diese reizende Aue, sowie auf das am jenseitigen Ufer des Flusses so freundlich gelegene Deutzen, wie auf die nächsten Ortschaften Bergisdorf, Braunsdorf, Grosshermsdorf, Regis und Hartmannsdorf eine herrliche Aussicht hat.

Es existiren hier 14. Güter, 1 Schmidt und 5 Häusler nebst einem Armenhaus, an Einwohnern zählte man im J. 1859 nur 119 Personen, welche dem Gerichtsamte Borna unterworfen sind.

Grosshermsdorf 1½ Stunde westlich von Borna, ½ Stunde von der Grenze des Herzogthums Altenburg gegen Westen.

Er ist nicht sehr alt der Ort, doch aber schon lange vor dem Hussitenkriege entstanden.

Das hiesige Mannlehnrittergut ist mit neuen Wirthschaftsgebäuden, aber mit einem sehr alten Herrenhause versehen, in welchem seit vielen vielen Jahren nie einer der Herren Besitzer gewohnt hat.

Es übte die Gerichtsbarkeit über 6 Bauerhöfe, Schenke, Schmiede und die übrigen Häuslerwohnungen mit Ausnahme Einer derselben, welche nebst den übrigen 8 Bauerhöfen der Jurisdiction des Ritterguts Rammsdorf angehörten; ausserdem gehörten zum Gerichtsbezirk des hiesigen Ritterguts die Dörfer Hartmannsdorf, Röthchen und ein Theil des Dorfes Deuzen; die Obergerichte übte das Königl. Amt Borna, jetzt gehören alle 135 Einwohner des Rittergutsbezirks unter das Königl. Gerichtsamt Borna.

Das Rittergut wurde mit einem Ritterpferd verdient und gehörte bis 1672 denen von Fitzscher,[VL 2] dann durch Mitbelehnschaft denen von Pflugk.

Nach den Herren von Pflugk hat ein Herr von Born das hiesige Rittergut besessen, sowie die Rittergüter Rammsdorf und Deuzen. Dann folgte Adam Friedrich von Lindenau auf Ammelshayn, Stiftsrath zu Wurzen, der es seinen Söhnen hinterlies. Dann kam das Gut an das Geschlecht derer von Stammer, in dessen Händen es sich jetzt noch befindet.

Von dem Besitzer Herrn Hermann Eckert von Stammer, Jagd Kammerherr auf und zu Görsdorf und Wahren und dem Sächs. Kammerherr Carl Adam von Stammer auf und zu Walthersdorf ist es an Herrn Reg. Refrendar D. Hieronymus Carl Rudolph von Stammer und Herrn Lieutenant Carl Adam Theodor von Stammer gekommen (auf Wahren mit Stahmeln). Das Rittergut hat die Collatur über Kirche und Schule.

Grosshermsdorf zählt mit dem Rittergut der Kirche und Pfarre und Schule 36 Feuerstätte, welche in 14 Bauerhöfen, 12 Häuslerwohnungen 1 Erbschenke, 1 Schmiede, 1 Wohnung des Schäfers des Ritterguts 1 Hirten und 1 Gemeindehaus im Ganzen 214 Einwohner bestehen und dem Gerichtsamte Borna unterworfen sind.

Die Einwohner nähren sich von Feldbau und Viehzucht, die hiesigen Fluren erbauen gutes Korn.

Greitschütz, Silligmüllerschen Antheils ⅝ Stunden südwestlich von Pegau, 2000 Schritte von der preuss. Grenze fast dicht an der Zeitzer Chaussee, und sehr dicht bei Trautschen, so wie bei Costewiz am Fusse des Hügellandes, und durch den Fluss von der Aue geschieden.

Von diesem Dorfe Greitschütz gehörten mit Ober- und Erbgerichten 11 Gärtner und 6 Häusler unmittelbar unter das Amt Pegau; ein zweiter Theil von dem Orte, mit 100 Einwohnern gehörte dem hiesigen amtssässigen Rittergute, das früher in den Espenheinischen und Löwenklauschen, jetzt Silligmüllerschen Antheil zerfiel und ein dritter zu dem Rittergute Trautschen.

In diesem Dorfe ist ein neuschriftsässiges mit Ober- und Erbgerichten beliehen gewesenes und beim Stifte Zeit zu Lehn gehendes Mühlengut, welches 13 Einwohner aber weder Häuser noch Unterthanen hat.

Das ganze Dorf gehört jetzt zum Gerichtsamte Pegau und ist mit seinen 304 Einwohnern nach dem preussischen Dorfe Profen und ein Theil nach Trautschen eingepfarrt.

Gröppendorf an der Dölse, 2 Stunden von Oschatz entfernt in fruchtbarer Hügelgegend gelegen.

[5] Das hiesige amtssässige Rittergut hatte blos die Erbgerichte und als solches einen Antheil vom Dorfe Glossen.

Zinsen und Dienste hatte es dem Amte Oschatz, wegen der bei Colmen liegenden wüsten Mark Mehdebach zu leisten, welche sämmtlich jetzt abgelöst sind.

Das Gut selbst gehört zu den stärkeren der hiesigen Gegend. Es wurde im Jahre 1820 schon auf 62225 Thlr. taxirt, besitzt 299 Scheffel Feld, 12 Scheffel Lehden, 94 Scheffel Wiesen, 21 Scheffel Gärten, 246 Scheffel Holz, Obstplantagen und 6 Teiche, bei welchen Ländereien das dazu gekaufte Kerstensche Gut mit eingerechnet ist. Uebrigens ist es mit der niedern Jagd, mit vielen Zinsen und Diensten beliehen und hat eine grosse Brau- und Brandtweinbrennerei.

Es wurde mit ½ Ritterpferd verdient, war auch zum Theil Stift-Wurznisches Lehn.

Die Familie von Taupadel besass im 16. und 17. Jahrhundert dieses Gut. Georg von Taupadel auf Pomlitz war ebenfalls Erb- Lehn und Gerichtsherr von Gröppendorf. Im Jahre 1634 kam es an Christoph von Caniz, von welchem es an den Herrn Brand von Arnstedt auf Börichen und Otzdorf und dessen Erben überging.

Im 18. Jahrhundert kam es an das Geschlecht derer von Wolfersdorf, in deren Händen es sich jetzt noch befindet.

Die Einwohner sind jetzt 277 Seelen in 40 Häusern, die dem Gerichtsamte von Mügeln untergeordnet sind und mit Schlitz, Mahlis Schlüben und Wadewitz rainen.

Groitzsch in Urkunden Gazariska ½ Stunde südöstlich von Pegau zwischen der Schwennicke und Schnauder gelegen ist eine Vasallenstadt, die dem alten schriftsässigen Rittergute gehörte.

Groitzsch ist merkwürdig in historischer Hinsicht. Der Ort wurde der Stammort der Grafschaft Groitzsch, aus welcher im 16. Jahrhundert das Amt Pegau gebildet wurde. Hier lebte der berühmte Graf Wieprecht von Groitzsch, welcher diese Pflege im 11. Jahrhundert von dem Markgrafen Udo von Stade gegen andere Güter in der Mark eintauschte. Ihn muss man als den Begründer der Cultur in hiesiger Gegend ansehen, wozu er nicht blos durch Stiftung der Klöster zu Pegau und Groitzsch, sondern auch durch das Herbeiziehen Fränkischer Colonisten unendlich viel beitrug.

Seine Dynastie war einer der mächtigsten damaliger Zeit: Denn ihm gehörten ausser Groitzsch noch ein grosser Theil der Oberlausitz.

Diese Provinzen waren später, um seinen Sohn aus des Kaisers Gefangenschaft zu befreien, an Kaiser Heinrich V. abgetreten. Ja der Kaiser nahm Wieprecht selbst gefangen und gab seine Länder dem Grafen Hoyer von Mansfeld.

Aber Heinrich, Wieprechts Sohn, besiegte in der Folge das kaiserliche Heer und eroberte seines Vaters Länder wieder. Erwarb auch einen grossen Theil der Niederlausitz und das ganze Burggrafenthum Magdeburg. Nach dem kinderlosen Ableben dieses siegreichen Heinrich von Groitzsch gab Kaiser Lothar die Grafschaft Groitzsch als eröffnetes Lehn dem Markgrafen Konrad dem Grossen.

Die alte Burg aber, die so fest war, dass Kaiser Heinrich V. im Jahre 1113 vergebens sie belagerte, überlies der Kaiser im Jahre 1270 dem Abte zu Pegau, der sie als ein Raubschloss zerstörte, so dass keine Spur von ihr mehr vorhanden ist. Später und nach der Reformation wurde das Rittergut Groitzsch in 2 Theile getheilt, welches im 17. Jahrhundert die von Werthern, von Pflug, von Rechenberg besassen, dann wurden beide Theile unter den Freiherrn von Schwendendorf wieder vereinigt und so ist es geblieben bis auf die neuesten Zeiten.

Ein Rittergut mit Gebäuden ezistirt hier nicht mehr, aber trockne Zinsen und die Lehnherrschaft, welche jetzt Herrn Alexander Anger auf und zu Eythra mit zusteht.

Die Gerichtsbarkeit war schon von dem Vater des jetzigen Besitzers 1839 an den Staat abgetreten worden und das Justizamt Pegau hat die Justizpflege über Groitzsch damals übernommen, die jetzt beim dasigen Gerichtsamte geblieben ist.

Die Hauptbeschäftigung der Ortsbewohner ist Schuhmacherei besonders Verfertigung von Pabuschen, in Groitzsch eingeführt durch einen gewissen Meyer, der früher türkischer Sclave, als solcher die Pabuschenfertigung erlernt, dann entflohen und in Groitzsch sich niederlies, daselbst die Pabuschen fertigte und vertrieb.

Jetzt sind bald an 200 Schuhmacher in Groitzsch 140 Gesellen 40 Lehrburschen, und ausserdem noch einige Wittwen, welche sich mit dieser Pabuschenfertigung beschäftigen. Bei der letzten Volkszählung vom J. 1859 fanden sich in Groitzsch 2651 Einwohner in 257 Häusern.

Gross-Milkau, Gross-Milkau ein Ort, welcher seinen Namen von dem alten Adelsgeschlecht von Milkau erhalten hat, eine Familie, die auch in Sachsens Geschichte glänzt und sich viele Verdienste um die Armuth des Landes erworben; denn ihr allein hat Sachsen den Anbau der Erdäpfel zu verdanken, welche ein General von Milkau vor 150 Jahren hierher gebracht hat.

Zunächst soll diese Familie Milkow bei Beuthen in Oberschlesien gewohnt haben und dann nach Sachsen gekommen sein.

Hermann von Milkau hatte 1329 die märkische Stadt Zehdenick in unterpfändlichen Besitz und dieses Geschlecht hat nach und nach wohl 30 Güter in Obersachsen besessen: immer aber blieben Gross-Milkau, Altschönfels, Gepülzig und Alberode bei Lössnitz die Stammgüter. Im Jahre 1497 stiftete Caspar von Milkau die Parochie Crossen (bis dahin ein Filial von Gross-Milkau) und legirte die Collatur, nebst der Lehns- und Gerichtsherrschaft über 2 Zschagwitzer Güter, dem jedesmaligen Geschlechtssenior. Die Parochie stand vor der Reformation unterm Probst zu Zschillen.

Die Collatur stand also keineswegs dem Rittergute zu, sondern dem Senior der Familie von Milkau, sie und er mag nun Gross-Milkau besitzen oder nicht, jetzt ist sie an das Königl. Ministerium des Cultus abgetreten.

Im Jahre 1698 finden wir einen Lieutenant von Grünrodt als Besitzer, sonst aber bis ins 19. Jahrhundert die Herren von Milkau, von welchen es erst in diesem Jahrhundert an die von Arnimsche Familie gekommen ist, in deren Händen es sich jetzt noch befindet.

Der jedesmalige Besitzer hierselbst ist zugleich Gerichtsherr über 2 Güter in Zschauitz, auf deren Einem die berühmte uralte Bernhards-Capelle gestanden hat.

Eingepfarrt nach Gross-Milkau sind noch Zschauitz, Kleinmilkau und 3 Güter in Sachsendorf.

Pfarrer und Schullehrer haben, wenn die in Gepülzig auwesende Herrschaft dies verlangt in der dortigen im Garten stehenden Schloss- oder Bernhardscapelle Freitags Gottesdienst zu halten.

Das Schloss von Gross-Milkau ist noch in einem alten gothischen Styl erbaut und macht einen tiefen Eindruck auf den Beschauer, welcher an das Mittelalter mit Macht erinnert wird.

Das Gut selbst ist nicht gar gross, bietet aber gute Getraidearten, hat vortreffliche Wiesen, Brauerei und Brennerei, das Obst gedeiht hier vortrefflich und ist mit einem Worte sehr nutzbar.

Unter den 250 Einwohnern befinden sich 10 Anspänner und die Zahl der Häuser beträgt 38, welche dem Gerichtsamte Rochlitz unterworfen sind.

Gross-Milkau liegt am Abhange nördlich überm Crossenbache, mit Theesdorf, Crossen, Kleinmilkau, Gröbschütz und Graben rainend.

Grossstorkwitz ⅝ Stunden von Pegau, 1¼ Stunde südwestlich von Zwenkau ½ Stunde, von der preuss. Grenze an der anmuthigen fast ½ Stunde breiten wiesenreichen Elster.

Das Rittergut existirte hier schon in grauer Vorzeit und gehörte dem Herrn von Draschwitz, von welcher Familie es im 16. Jahrhundert an den Stadtrath zu Pegau und von diesem an den Minister Freiherrn von Hennicke gekommen ist, der auch Wiederau besass.

Später scheint es gänzlich mit Wiederau combinirt worden zu sein, und hat daher mit Wiederau dieselben Besitzer gehabt, so dass es jetzt in der Familie des Herrn Kypke auf Wiederau sich befindet.

Am westlichen Ende des Dorfes liegt auf einer kleinen Anhöhe die Kirche, Pfarre und Schule, ziemlich abgelegen vom Dorfe.

Das Rittergut soll zwischen dem Dorfe und der Pfarre gestanden haben.

Darauf lauten eine Anzahl kleine an den Pfarrgarten angrenzender Feldparzellen, welche in Käufen als Wall- und Kirschgartenstücken aufgeführt sind, auch deutet dahin, ein noch existirender überwölbter Brunnen, der Steinborn genannt, denn die Rittergutsgebäude sind spurlos verschwunden und aus Mangel an Urkunden ist eben darüber nichts Genaues zu berichten, wo die Gebäude gestanden haben.

Nördlich von Kirche, Pfarre und Schule und diesen näher, als das eigentliche Kirchdorf liegt das Dörfchen Maschwitz, welches früher ein unmittelbares Amtsdorf war, aber ebenfalls dem Minister von Hennicke gehört hat. Hier soll der Sage nach in alter Zeit ein Kloster zu St. Petri gestanden und unter den Abt von Hohenlohe gehört haben.

Auf dem Dorfe befindet sich ein Brunnen, für welchen früher das Rentamt zu Lützen 2 Gr. Bornzins an die Commun bezahlen musste.

Woher sich dieser Zins schrieb, konnte Niemand bestimmen und es ist nur Vermuthung, wenn man meint, das hier gestandene Kloster habe diesen Brunnen benutzt und dafür diesen Zins bezahlt.

Die Lage von Grossstorkwitz ist wirklich romantisch zu nennen, zum Kirchdorfe gehören Maschwitz, Zauschwiz und Weinroda.

Gross-Storkwitz mit 22 Häusern und 161 Einwohnern gehört jetzt zum Gerichtsamte Pegau. Maschwitz zählt 33 Einwohner in 5 Häusern.

Gross-Zschepa liegt eine gute Stunde nordöstlich von Wurzen am Lossabache, in sehr coupirter Gegend.

Das hiesige Rittergut besteht aus einem sehr ansehnlichen zweistöckigen mit Seitenflügeln versehenen Herrenhaus, mit dazugehöriger Brauerei und Schäferei.

Dieses Rittergut ohne weiteres Zubehör besassen im 15. Jahrhundert die von Maschwitz, doch schon 1458 die von Schönberg später die 6 Brüder von Amsdorf, unter welchen der hoch berühmte Theolog war.

Dieser Nicol von Amsdorf ward 1504 zu Wittenberg Magister legens; 1524 […] chte ihm Luther als ersten evangelischen Pfarrer nach Mag […] später lies ihn Johann Friedrich zum Gegen-Bischof zu Naumb […] en und Luther war unter den ihm Ordinirenden.

Obsc […] Letzterer gegen Pflugen schrieb und selbst Melanchthon, […] Vertrauter gegen ihn Parthci nahm, so appelirte dieser doch an […] und […]ch, erhielt sich auf dem Throne und gab dadurch ein […] Hauptursachen zum schmalkaldischen Kriege.

1550 […] msdorf als General-Superintendent nach Eisenach.

Sein i[…] Bruder Barthel verkaufte 1533 das Gut an Frd. Plank, 1510 […]es Hans von Holleufer, 1563 u. 1582 Friedrich von Schönberg n[…] 1647 seine Nachkommen, 1648 Georg Christoph von Birkholz, […] Caspar Reinhardt von Hartitsch, welcher Voigtsdorf [7] besass. Dann folgte Karl Reinh. von Hartitzsch churf. Major 1720 zugleich Besitzer von Röcknitz.

Er baute das im November 1742 total niedergebrannte Herrenhaus wieder auf, dem dann Konrad Gottlieb von Zedliz, Kreiscommissar von 1750 folgte. Der nächste Besitzer war Johann Christoph Moritz Jäger 1764. Er war Lieferant im 7jährigen Kriege gewesen und verfiel in Concurs. Von diesem acquirirte es D. Carl Ferdinand Hommel, Hof und Justizrath, Ordinarius der leipziger Juristen-Facultät der berühmte Jurist und dann dessen jüngerer Sohn D. Rudolph Hommel, Hof und Justizrath seit 1796; dann dessen älterer Bruder August Hommel seit 1817, von dem es durch Erbschaft an die jetzige Besitzerin die verwittwete Landesbauzahlmeister Frau Henriette Amalie, Pöckel in Dresden überging.

Eine Mühle, die hieher gehört, wird die Tauchnitzmühle genannt. Sie ist der einzige Rest des Dorfes Tauchnitz, welches wahrscheinlich im 30jährigen Kriege unterging und dessen Flur grösstentheils zu Zschepa geschlagen ist. Erst im Jahre 1542 trug man die letzten Reste der Tauchnitzer Kirche ab, und noch vor 140 Jahren erkannte man hinter Zschepa den Tauchnitzer Gottesacker.

Tauchnitz hat einem adlichen Geschlechte den Namen gegeben.

In der Nähe des Dorfes von Grosszschepa erheben sich in der sonst ziemlich ebenen Umgegend einige, theils isolirte, theils zusammenhängende Höhen, die sämmtlich felsigen Boden, und desshalb Steinbrüche enthalten, im Süden der völlig kahle; ganz allein stehende Spitzberg, im Osten der bewaldete kleine Berg, in Nordosten die gar nicht unbedeutenden bewaldeten Hohburger Höhen mit recht anmuthigen Parthieen, der kahle Frauenberg in Nordwesten, die Höhen bei Collmen und Böhlitz. Sie sämmtlich gewähren eine höchst reiche anmuthige und mannichfaltige, auch ziemlich ferne Aussicht in die wohlbebaueten mit zahlreichen Ortschaften bedeckten Flächen von Leipzig bis über Oschatz von den duftigen Umrissen des Erzgebirges bis in den ehemaligen Churkreis und bieten der ärmern Bevölkerung der nähern Dörfer eine reiche Erndte an Heidelbeeren, die bis Leipzig gebracht werden.

Gross Zschepa hatte im J. 1859 in 58 Häusern 372 Einwohner.

Haubitz 1 Stunde östlich von Grimma, rechts unweit der Oschatzer Leissniger Strasse gelegen, mit Brösen, Zaschwitz, Ragewitz und Bössig rainend, südlich vom Galgenberge, in hoher Gegend, von welcher aus ein Wässerchen südostwärts zum Thümlitzbache hinabläuft.

Das Rittergut hat kein Dorf, es gehörten aber amtssässig dazu das Dorf Würschnitz, ein Antheil von Klein-Böhssig, von Brösen, von Wagelwitz und von Zaschwiz dazu, und 1 Haus von Jesewitz.

Das Gut selbst hat schöne herrschaftliche Wohnung mit grossen Wirthschaftgebäuden, da eine starke Oeconomie dazu gehört.

Auf der Flur befinden sich neben guten Feldern und vortrefflichen Wiesen grosse gute Tonlager.

Das Gut wird als Stammgut derer von Haugwitz betrachtet.

Schon 1233 finden wir einen Rüdigward, 1250 einen Günther von Hugewitz.

Im Jahre 1353 einen Ritter Hans von Haubitz 1405 einen Michael von Haubitz.

Im 17. Jahrhundert besass Haubitz Har […] Adolph Brück worauf es an die von Böhlau kam, welche auch Döben bei Grimma besitzen.

Eingepfarrt ist Haubitz nach Ragewitz bei Oschatz, welches ebenfalls zum Rittergute Döben gehört, so dass auch der Besitzer von Döben Collator über die Kirche und Schule von Ragewitz ist.

Die ganze Gegend von Haubitz ist […] mit Holz besetzt, angenehm und sehr fruchtbar: das milde Klima befördert den starken Obstbau und trefflichen Kornbau ungemein.

Haubitz gehört jetzt zum Gerichtsamte Grimma und zählt in 17 Häusern 125 Einwohner.

Haussdorf ⅝ Stunden von Colditz, an der Poststrasse von Leipzig nach Waldheim gelegen, mit Lastau bei Leisnig, mit Terpitzsch, Zollwitz, Kaltenborn, Raschütz, Erlnbach und Kolzschen rainend, am flachen Abhange, in fruchtbarer überaus obstreicher Flur, 1 Stunde nordwestlich von Geringswalde.

Das amtssässige Rittergut ist sehr alten Ursprungs und wohl eben so alt, wie das Schloss Colditz selbst. Man nimmt nämlich an, dass dieses Gut und Dorf Hausdorf zur Herrschaft Colditz bis zum 15. Jahrhundert gehört habe: Von dieser Zeit an finden wir auch auf dem Rittergute besondere Besitzer.

Zuerst gehörte es den Herren von Schönberg und nach 1508 dem Hans von Schönberg. Dann waren bis 1615 Haub. Blanks Erben damit beliehen, von welchen es an die von Pflugkschen kam.

1717 existirte hier noch der Kammerjunker Haubold von Pflugk; dann von 1727 bis 1746 kam es in die Hände des Freiherren Heinrich von Ende.

Seit dem 18. Jahrhundert bis auf die neueste Zeit ist es bei der Familie Bonacker.

An hiesige Gegend knüpfen sich eine Menge alter Erinnerungen, die durch den Reiz derselben erhöht werden, dort an der Nordseite, wo Hausdorf mit Lastau im Amte Leisnig raint.

An den sanften östlichen Abhang des sogenannten Burgberges lehnt sich Lastau. Dieser Burgberg gewährt eine schöne basteiähnliche Ansicht und eine reizende Aussicht, im Thale hinab und hier auf dem Burgberg bei Lastau soll die Burg Titizbuzien gestanden haben.

Dieser Berg erhebt sich aus dem Thale der Mulde so wohl als aus dem des Lastauerbaches sehr steil, während er nach Südost, nur sanft abfallend sich mit der Hochebene von Rüx verbindet; so bildet er in seiner Figur eine natürliche Bastei und zwar zur Anlegung einer Burg daher sehr passend.

Er giebt einer der reizendsten Aussichten im leipziger Kreise. Das Auffinden der Wälle und Mauertrümmer wird durch anstehendes Gehölz jetzt erschwert: der Zugang der Burg war von Lastau d. i. von Osten, her. Der Berg gehört, seinem Gipfel nach, zu zwei Gütern in Lastau, wo man irrigerweise die Ruinen von einem Kloster herleitet, da doch in der Geschichte ein solches nicht existirt.

Von Titibuzien soll das, dem Burgberg schief gegenüber ehemals gelegene, aber längst eingegangene Dorf Titz oder Tnietz den Namen erhalten haben (oder auch umgekehrt) dessen Fluren theils an Möseln, theils an Seupahn gefallen sind, mit welchen Orten Hausdorf, wie schon erwähnt ebenfalls raint.

Dass übrigens Titibuzyien erst den Herren von Schönburg gehört haben soll, ehe es an die Colditzer Herren gekommen ist, ist zweifelhaft und last sich dieser Zweifel auch nicht gut lösen.

So viel steht fest, dass die Burg schon im 12. und 13. Jahrhundert verfallen ist, weil sie der Nähe von Colditz wegen, nicht weiter nöthig war und so nach könnte dieser Zweifel wohl sich lösen und dahin die Sache sich feststellen lassen: Dass allerdings die von Schönburg eher im Besitze dieser Burg Titibuzyien gewesen sein können als die Herren von Kolditz.

Von Hausdorf haben wir nun weiter Nichts hinzuzufügen. Als dass die Bewohner desselben, nach neuester Zählung 294, auf 48 Häuser vertheilt und dem Gerichtsamte Colditz unterworfen sind.

Hermsdorf liegt ⅝ Stunden von Döbeln, 3½ Stunde von Leisnig 1⅓ Stunde von Rosswein 1¾ Stunde von Waldheim an und über dem rechten Ufer der Mulde, der ebersbacher Höhe gegenüber, mit Sörmitz, Oberanschütz, Malitzsch, Kobelsdorf und Zweinig rainend. Nach diesem Dorfe und vorzüglich nach der sogenannten Erbschenke halten die Döbelner ihre Spaziergänge, da die Aussicht hier, an, besonders auf dem hinter dem Gute auf dem Gebirgsabhange und der Mulde hinführenden sogenannten Schlangenwege in das Muldenthal reizend ist. Von da kommt man zu dem beliebten Malitzsch.

Mit dem Rittergute Hermsdorf sind nämlich die Rittergüter Malitzsch, Kobelsdorf und Nauslitz verbunden, welche zusammen eine bedeutende Oeconomie haben, sowie auch hier noch die ausgezeichnetsten Waldungen der ganzen Gegend zu finden sind.

Zum Rittergute Hermsdorf gehören auch noch die Dörfer Zweinig und Zschakwitz. Auch soll die starke ausgezeichnete Schäferei in Kobelsdorf ebenfalls ein besonderes Rittergut gewesen sein.

Das Gut besass 1564 Marschall von Biberstein, 1612 Hiob von Kötteritz, dann die Familie von Brandenstein. Die letzte Besitzerin dieses Geschlechts starb 1790. Von da an bis zum Jahre 1810 war mit dem Gute Herr Kriegsgerichtsrath von Reinhold auf Zettlitz bei Borna beliehen, welcher am 9. März 1820 starb und seinem Wunsche gemäss im Lustgarten zu Hermsdorf ruht: dann dessen Frau Wittwe Friedericke von Reinhold auf Kreischa bis zum Jahre 1834; hierauf deren Tochter verw. Frau Kammerherrin von Metzrad auf Kreischa und nun deren Herr Sohn, Herr von Mezrad auf Zettlitz.

Hermsdorf hat 21 Häuser und darunter 4 Gärtner 1 Schmiede und die schon erwähnte Erbschenke, zusammen mit 172 Einwohnern, die nach Döbeln eingepfarrt sind und vor dasigen Gerichtsamte Recht leiden; die Kinder der dasigen Einwohner gehen in die Schule nach Oberanschütz.

Heyda bei Döbeln ¼ Stunde südlich von dem Pfarrdorfe Knobelsdorf gelegen. Heyda grenzt unmittelbar an das östliche Ende des Pfarrdorfes.

Das Rittergut Heyda ist auf alle Fälle ebenfalls erst nach der Reformation als solches entstanden.

Es gehörte 1550 dem Hofmarschall George Marschall von Bieberstein, bei welcher Familie es lange geblieben ist. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts kam es in die Hände eines Herrn Claus.

Heyda liegt ganz im Zusammenhange mit Knobelsdorf, längs der rechten Seite der Strasse von Döbeln nach Hainichen: Die Obergerichte standen früher schon dem Amte zu Leisnig zu.

Es ist nicht ein so starkes Rittergut, aber schön und angenehm gelegen. Die Gebäude sind nicht gross, aber bequem und wohnlich und wegen seiner Nähe von Döbeln alle Erzeugnisse des Gutes wohl zu verwerthen.

Heyda mit 13 Gärtnernahrungen und 27 Häusern hat 220 Einwohner, die dem Gerichtsamte Waldheim zugewiesen sind.

Hohnbach liegt 3000 Schritte südwestlich von Colditz und eben so weit von der Mulde, nahe am Colditzer Walde, an einem nordostwärts fliessenden geringen Bächlein und vielen kleinen Teichen, mit Thumernicht und Möseln rainend.

Das amtssässige Rittergut besass ausser den Antheil am Dorfe noch das Dorf Leupahn und einen Theil von Schwarzbach.

Die Felder des Gutes sind wie in der ganzen Gegend gut und fruchtreich und ausserdem ist die Gegend gesegnet an Obst.

Das Gut selbst ist nicht gross und hat keine grossen Gebäude, wenigstens ist darüber nichts besonderes zu schreiben.

Das Gut ist Erb- und Allodialgut.

Das-Rittergut hat in neurer Zeit sehr oft seine Besitzer gewechselt, so besass im 18. Jahrhundert Einer von Pistoris das Gut, während es bald darauf an J. G. Baumann auf Collmen überging. Nach [8] dessen im Jahre 1794 erfolgten Ableben kam es an einen Heinrich Hausen und dann an Herrn Ritterich, aber schon 1827 besass es Herr Seime.

Im August 1856 wurde Herr Ernst Hoffmann mit dem Gut beliehen, von welchem es 1859 an den Bankdirector Gustav Robert Dörfling überging; aber 1860 erkaufte das Gut Carl Friedrich Rost, von welchem es Frau Eugenie verehel. Höfer verw. gew. Garrique übernahm, die jetzt noch als Besitzerin des Gutes lebt.

Das Amt Rochlitz hatte stets sonst die Obergerichte über Hohnbach.

Eine besondere Kirche ist nicht im Ort, vielmehr ist Hohnbach mit Leutenhayn, Leupahn, Seupahn und Möseln nach Schwarzbach gepfarrt, über welche Kirche das Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts die Collatur übt.

Das Pfarrhaus von Schwarzbach ist geschichtlich merkwürdig da Kaiser Karl V. auf seinem Zuge zur Mühlberger Schlacht am 22. April 1547 hier Nachtquartier machte.

Im Schmalkaldischen Kriege ist dieses Pfarrkirchdorf ganz abgebrannt und ausgeplündert worden.

Im Orte Hohnbach zusammen sind jetzt 59 Häuser und 364 Einwohner, die vom Ackerbau und der Obstbaumzucht sich ernähren, sie gehören unter das Gerichtsamt Colditz.

Beim Rittergute hatten sonst 8 Häuser mit einigen 30 Einwohnern Recht zu leiden, da unmittelbar 30 Häuser mit 150 Einwohnern unter dem Amte Colditz standen und 8 Häusler mit 3 Mühlen nebst einigen 30 Einwohnern dem Rittergute Podelwitz unterworfen waren.

Kändler an der Strasse nach Limbach und Wolkenburg 2½ Stunde südöstlich von Penig, von ¼ bis ¾ Stunden von Limbach in fruchtbarer aber doch schon in ein wenig rauher Gegend, welche das Erzgebirge mehr, als den leipziger Kreis anzeigt. Und doch soll Kändler noch zum leipziger Kreis gehören. Mancher wird sich wundern und dies sogar bestreiten, ja behaupten wollen, dass Kändler mehr dem erzgebirgischen Kreise zuzuzählen sei, und doch ist dem nicht so.

Die Herrschaft Penig giebt den Ausschlag, weil dieselbe dem Steuerwesen nach zum leipziger Kreis gerechnet wird. Zu den Vasallengütern oder Subfeudis der Herrschaft gehört das Rittergut Kändler bei Chemnitz, mithin musste es mit der Hauptherrschaft gleich zum leipziger Kreis gerechnet werden.

Kändler gehörte im 13. Jahrhundert noch zur Herrschaft Rabenstein, welche das Chemnitzer Kloster 1375 denen von Waldenburg abkaufte.

Als aber der leisniger Burggraf Albrecht dem Kloster diese Herrschaft weggenommen, zog Veit von Schönburg 1386 wieder hin und eroberte auch Kändler zurück, welches seitdem Schönburgsches Lehn und somit bei Penig geblieben ist. Das nicht zu grosse, aber schöne Rittergut mit seiner reizenden herrschaftlichen Wohnung und daneben befindlichen Wirthschaftsgebäuden Gärten und Obst-Plantagen ist eine wahre Zierde des Ortes und macht auf den Wanderer einen entzückenden Eindruck. Es steht etwa 1280 pariser Fuss überm Meere, nordwestwärts etwas über das Oberdorf erhaben.

In dessen Antheile befindet sich auch eine grosse Bleiche mit 21 Scheffeln Landes und aussesdem steht auf Ritterguts Grund und Boden eine Spinnfabrik.

Das Rittergut Kändler ist Mann und Weiberlehn seit dem Jahre 1700 und geht bei den Gerichten zu Penig zu Lehn.

Dieses amtsässige Rittergut gehörte nach der Reformation dem Herrn Heinrich Quetz, bei welcher Familie es lange blieb. Im 17. Jahrhundert besass es der Enkel des Berghauptmann von Schönberg […] beliehen und 1828 kam es an Banquier Kreissig in Chemnitz, bei welcher Familie es sich jetzt nicht befindet, sondern Herrn Theodor von Burkhardti gehört.

Der Ort verbindet, indem er sich ⅜ Stunden lang nach Ostnordost hinabzieht Pleissa mit Löbenhain, und Löbenhain mit Röhrsdorf.

In Südosten verbreitet sich der Rabensteiner Wald. Am Rande des genannten Waldes so wie oberhalb des Ortes bei Mainsdorf findet man viele Standpunkte zu einer eben so annmuthigen als reichen Aussicht, welche nicht nur die nahen, durchaus schönen Orte Pleissa, Kändler, Limbach u. s. w. sondern auch weiterhin, Burgstädt, Mitweida, die Umgebungen von Penig und Rochlitz, sowie von Geringswalde endlich in grosser Ferne Leipzig mit allen höhern Punkten und vielen Dörfern zeigt.

Kändler ist nach Limbach eingepfarrt und gehört mit seinen 86 Häusern und 972 Einwohnern zum Gerichtsamte Limbach.

Kannewitz auch Cannewitz 2½ Stunde nördlich von Grimma auf der rechten Seite der Mulde gelegen.

Das hiesige altschriftsässige Rittergut, wozu die Dörfer Denkwitz und ein Theil von Wagelwitz gehören, hat schöne Gebäude mit guten Feldern und vortrefflicher Fischerei.

Es ist dasselbe eigentlich mit Mutzschen combinirt.

Es wurde mit 2 Ritterpferden verdient, hat eine grosse Ziegelei und in frühester Zeit gehörte ein kleiner Weinberg dazu.

Schon die von Starschädelsche Familie hatte diese Güter zusammen, bis Adam Heinrich von Starschädel es an den reichen von Bünau verkaufte. Dieses Geschlecht verkaufte 1745 Kannewitz an den Grafen von Stubenberg. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts war es Gräflich Schönbergsches Lehn. Durch Erbschaft aber kam es 1827 an das von Lüttichausche Geschlecht. Der jetzige Besitzer ist Herr Ferdinand Schubert.

Kannewitz ist seit 1853 eigne Parochie. Bis dahin war die hiesige Kirche ein Filial von Strochau[VL 3], in welche Denkwitz, Löbschütz, Serka, Thümlitz und Wagelwitz gepfarrt sind. Die Collatur wechselt zwischen den Rittergutsbesitzern von Trebsen und Cannewitz.

Das wohlgebaute mit schönen Feldern versehene Rittergut hat eine herrliche Lage. Das mannigfaltige Grün bedeckt in Nadeln und Laubholz, in Wiesen und Triften, in Saaten und Mosland die umstehenden Höhen und durch den Kannewitzer Bach werden die Reize dieser interessanten Gegend erhöht.

Zur intressanten Gegend tragen die beiden Bergschlösser Döben und Trebsen das Ihrige bei.

Im Orte leben nach der Zählung vom J. 1859 378 Einwohner die dem Gerichtsamte Wermsdorf unterworfen sind, früher gehörten Kannewitz und die dahin eingepfarrten und dem Rittergute Kannewitz unterworfenen Dörfer zum Amte Mutzschen.

Kesselshain, ein schriftsässiges Rittergut ½ Stunde nördlich von Borna am Eylaflüsschen und der hohen Strasse nach Leipzig gelegen.

Bis zum 21. Januar 1800 war es amtsässig und wurde eingetheilt in Kesselshain Vordern und Kesselshain Hintern Theils: Aber schon lange ist es seit dem es nicht mehr in 2 Güter getheilt wird, sondern blos ein einziges bildet, welches mit einem Ritterpferde verdient wird.

Die Lage dieses Guts ist sehr angenehm in einer von der Natur hoch begünstigten Gegend.

Es liegt nämlich in einer herrlichen Aue die von der Eyla vielfältig durchschnittenen und von weniger Buschwerk hier und da ab-[…] eine Art Wall bilden, und von schönen Gärten umgeben. Pappelalleen und Baumpflanzungen führen zu der, sehr romantisch, angenehm, hohe gelegenen Ziegelei und eine Baumallee führt von der Strasse aus zu dem Gut.

Die Ziegelei liegt unweit Kesselshain an einer kleinen waldigen Anhöhe, der „Lerchenberg“ genannt.

Sonst wurde hier auch Torf gestochen.

Das Gut hat übrigens schöne Holzung, herrlichen Getreidebau, einträgliche Viehzucht, gesunde Trift für eine grosse Heerde Schaafe, wilde und zahme Fischerei, niedere Jagd und viele Zinsen, indem die frühern Hofdienste ebenfalls in Zinsen verwandelt sind.

Der Reiz des Ganzen ist durch Anlegung freundlicher Teichwohnungen erhöht worden.

Kesselshain gehörte in früherer Zeit unter das Kloster Pegau, nach der Reformation kam es erst in Privathände.

Sehr lange gehörte es der von Carlowitzschen Familie und der Familie von Einsiedel, welche es bis ins 18. Jahrhundert behauptet haben: dagegen war im 17. Jahrhundert Albert von Schauroth Besitzer des Guts. Dann 1753 war es Besitzthum des Herrn Amtshauptmann von Einsiedel und im 19. Jahrhundert einem von Altrock, erst 1826 kam es an die Familie Martin, welche es jetzt noch besitzt.

Denn der dermalige Besitzer ist Herr Heinrich Wilhelm Martin.

Herr Martin ist zugleich Collator über Kirche und Schule in Eyla.

Zu Eyla gehören überhaupt die eingepfarrten Dörfer Kesselshain, Gestewitz, Brauswig, Kleinzössen und das Filial Thierbach.

Kesselshain hat 13 Häuser und 87 Einwohner, die dem Gerichtsamte Borna unterworfen sind. Das Rittergut Kesselshein hatte früher die Erbgerichte, wogegen die Einwohner Kesselshain aber unter dem Justizamte Borna standen.

Keuern ⅝ Stunde von Döbeln gelegen, mit Schweta, Masten und Kl. Bauchliz rainend, rechts bei der Rochlitzer Strasse, am untersten Theil eines Bächleins, in einem breiten, üppigen und schönen Thale sich hinbreitend.

Dass der Name auf Chora der Berg sich bezieht ist keinen Zwefel unterworfen und man hält Keuern für dasjenige Geyer, wo der Meissner Dechant Dietrich 1360 2 Hufen vom dortigen Burggrafen kaufte.

Bei Aufhebung des Amtes Döbeln kam Keuern ans Amt Meissen und gehörte das Rittergut damals den München, so wie 1612 denen von Arras, 1700 aber denen von Progk 1770 denen von Brösecke, von Anfang des 19. Jahrhunderts an den Kfm. Freiherrn von Lorenz in Mittweid[…] dessen Erben besitzen solches noch.

Der jetzige Besitzer ist Herr Gotthelf Ferdinand von Lorenz.

Das Rittergut, worauf ein Ritterpferd haftete, besass die Gerichtsbarkeit über das Dorf, so wie über das ½ Stunde entfernt gelegene Höckendorf, kann auf männliche und weibliche Familienglieder vererbt werden und befindet sich in einem fruchtbaren Landstriche.

Leider richtet das Wasser in manchem Jahre hier grossen Schaden an und es bedarf oft kostspieliger Uferbauten.

Im September 1829 entstand durch Frevlerhand im Rittergute Feuer, wo die Wirthschaftsgebäude mit allen Vorräthen ein Raub der Flammen wurden, das schöne massive Wohnhaus blieb jedoch unversehrt.

Der Flächenraum von Keuern beträgt 180 Acker und im Dorfe befinden sich 33 Häuser und 200 dem Gerichtsamte Döbeln unterworfene Einwohner.

[9] Kiebitz 1½ Stunde von Mügeln und 2 Stunden von Döbeln entfernt gelegen.

Im Mittelalter war Kiebitz oder Kywiz eine meissnische Amtssudpanie mit 7 ganzen und getheilten Orten.

Im Jahre 1185 finden sich am markgräflichen Hofe ein Saxo und ein Jarus von Kyviz.

1286 schenkte Heinrich der Erl. die Erbgerichte zu Kiewiz dem Kloster Buch.

1289 verlegte man nach Kywiz das unter dem Meissner Burggrafen stehende Schulzenthum von Grossweitzschen.

1291 verkaufte das Kloster 5 Hufen in Kywisk an den Freiberger Bürger Dietrich Kuneconis.

Der Meissner Bischof Witigo kaufte Kiewiz 1276 dem Kloster Bosau um 195 Mk. ab.

Das zum Rittergut erhobene Kiebitz besass 1460 als ein bischöfliches Lehn Balthaser von Dölen, später Heinrich von Saalhausen, bei welcher Familie es lange geblieben ist. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts war Erblehn- und Gerichtsherr der Bürgermeister von Döbeln Johann Christian Zimmermann und von 1826 kam es an die Familie Platz. Der derzeitige Besitzer ist Hr. Carl Gottlieb Köhler. Das Rittergut hat mit seiner ihm früher untergebenen Gemeinde 126 Acker und 270 Qdrth. Land und gegen 260 Einwohner. Ausserdem bestand noch hier eine Amts- und eine Pfarrdotalgemeinde, was seit Einführung der neuen Gerichtsorganisation sich geändert hat. Denn nun bildet ganz Kiebitz eine Gemeinde und heisst nun auch Kiebitz mit Pfarrsteina, weil früher die Pfarrdotalgemeinde, wovon 16 Häuser bei Obersteina standen, Pfarrsteina genannt wurde.

Zu der Parochie gehört Kiebitz, Obersteina, Oberlützschera, Niederlützschera, Auerschütz, Jesnitz, Oberzschörnewitz, Tronitz, Zaschwitz, Bennewitz und Döllschütz.

Die letzte Volkszählung vom J. 1859 ergab in Kiebitz 97 Häuser und 789 Einwohner, welche dem Gerichtsamte Mügeln unterworfen sind.

Kleinbauchlitz ⅜ Stunden von Döbeln, am linken Ufer, Grossbauchlitz gegenüber, in einem breiten, wiesenreichen fruchtbaren reizenden, auenähnlichen Thale, mit Döbeln, Stockhausen und Keuern rainend, gegen 550 par. Fuss übern Meere.

Im Jahre 1543 wurden des Amtes Döbeln Amtssassen ans Amt Meissen gewiesen und zu dieser Zeit besassen die von Helldorf das dasige Rittergut, welche zum Heerfahrtswegen das Rympferd, als kein Ritterpferd stellten.

Im 18. Jahrhundert besass das Gut der Oberlieutenant von Peistel und zu Anfang des 19. Jahrhunderts kam das Gut an die Herren von Polenz auf Görtitz.

Im Jahre 1828 brannte das alte Schloss mit den Gärtnerwohnungen und der Schenke ab.

Seit dieser Zeit ist ein schönes im neuern Geschmack angelegtes Herrenhaus aufgeführt.

Früher bestand Kleinbauchlitz aus 2 Gemeinden, wovon die eine unter den Stadtrath zu Döbeln, die andere unter die Rittergutsgerichte gehörte.

In die Kirche geht Kleinbauchlitz nach Döbeln, die Schule hat es in Grossbauchlitz.

Beide Gemeinden sind in eine verschmolzen und gehören mit 158 Einwohnern unter das Gerichtsamt Döbeln.

Kleinhermsdorf nahe an Sachsens westlicher Grenze gegen das Herzogthum Sachsen Altenburg zu gelegen.

Das hiesige Rittergut, welches die Gerichtsbarkeit über den Hauptkirchort Hohendorf, Kleinhermsdorf und Schleenhain hatte, ist jetzt noch im Besitze des Collaturrechts über Kirche und Schule zu Hohendorf.

Im Besitze dieses Guts war in der frühesten Zeit das Geschlecht derer von Hagenest, welchem auch die benachbarten Güter Tauritz und Breitenhain gehörten.

Doch schon von dem Jahre 1630 werden sie nicht mehr als die lieben Lehnjunker aufgeführt, obschon sie noch als Herren von Tauritz bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts vorkommen.

Die zwei folgenden Besitzer haben schnell gewechselt: denn sehr schnell auf einander hatten es 2 Freiherren von Rechenberg. Der letztere hatte das Gut an einen schwedischen Rittmeister George Frommhold verpachtet. Nach ihm und zwar schon 1668 wird Heinrich Wilhelm von Trützschler auf Hermsdorf als der hiesigen Kirche Collator genannt.

Dieser weit verzweigten Familie gehörte das Gut fast 100 Jahre lang, denn 1757 wird Georg Carl Trützschler von Falkenstein als letzter Eigenthümer dieses Namens gefunden.

Um das Jahr 1758 besass es Eckebrecht von Braun, dem zugleich das Rittergut Ramsdorf gehörte.

Heinrich von Einsiedel, Herzogl. Würtembergischer Hauptmann, der im Jahre 1775 als Patron aufgeführt wird und der mit einer Trützschler von Falkenstein vermählt war, starb schon 1781 auf einer Reise bei Waldheim. Nach ihm 1785 findet das Gut sich im Besitze des Rechtsgelehrten Johann George Haugk zu Borna, der unter obengenannten von Einsiedel Gerichtsverwalter war.

Dieser vererbte es auf seinen Sohn, an den Stadtrichter Ludwig Haugk zu Borna, dessen Tochter Frau Louise Wilhelmine Sophie mit dem Rittmeister Herrn Friedrich August Eduard von Schulz vermählt ist, und das Gut in Lehn bekam, welcher für die Oeconomie des Gutes und für dessen Emporbringung stets wohlthätig gewirkt hat. Seit 1858 hat es Herr Johann Gottfried Hofmann erkauft.

Der Schwiegervater des Herrn von Schulz hat sich in sofern auch um das Rittergut verdient gemacht, als derselbe ein neues Erbbegräbniss ausserhalb der Kirche am kleinen Eingange derselben angelegt hat, welches in einer mit Steinplatten belegten Doppelgruft besteht.

Ausser dem Rittergute ist hier ein Bauergut, 15 Nachbar- und 6 Häuslergüter mit 138 Einwohnern, die dem Gerichtsamte Borna unterworfen sind.

Kollmen bei Colditz in Urkunden Colm genannt, liegt von Colditz ⅝ Stunden entfernt hoch über dem linken Ufer der freiberger Mulde, welche hier ein reizendes, schönes massig breites Wiesenthal bildet.

In Norden verbreitet sich der Tümlitz-Wald, der Ort selbst aber raint mit Kleinsermuth, Podelwitz und Zschadras.

Collmen lässt sich als das Vorgebirge der grossen Gebirgspartie zwischen beiden Mulden und resp. der Zschopau und dem Schwarzwasser betrachten.

Das hiesige Rittergut, nicht unbedeutend hat nicht gerade grosse Herrschaftgebäude, ist aber mit seinen Wirthschaftsräumen gut beschlagen, so dass es immer zu den schönen Gütern Sachsens gezählt werden kann. Vorzüglich, da es gut rentirt und an Feldern und Wiesen den besten nichts nachgiebt.

Das Gut besass bis 1667 David von Oppel auf Silberstrasse, 1710 der Oberforstmeister von Altmannshofen, dann 1722 die von Ankelmann, unter welchen Moritz auch Podelwitz hatte und 1722 als der Letzte des Geschlechts starb. Im Jahre 1794 besass das Gut J. G. Baumann auf Hohnbach, 1802 Einer von Zobel und 1826 Fräulein Wilhelmine von Lorenz; gegenwärtige Rittergutsherrschaft von Kollmen und Podelwitz ist der K. Preuss. Oberstlieutenant, Ritter etc. Freih. von Reiswitz und dessen Frau Gemahlin als Lehninhaberin.

Der hiesige Rittergutsbesitzer ist jeder Zeit Collator über Kirche und Schule. Im Jahre 1215 war Kollmen ein Filial von Leisnig und zu dessen Sedes gehörte es noch vor 350 Jahren, jetzt steht Kollmen unter der Inspection von Colditz.

Eingepfarrt hieher sind Kommichau, Podelwitz, Maschwitz, Scoplau, Tanndorf, Kleinsermuth und die Erlenhäuser.

Früher hatte Kollmen nur 22 Häuser mit 150 Einwohnern, jetzt hat Kollmen 24 Häuser mit 192 Einwohnern, unter letztern befinden sich 12 Pferdner, 2 Gärtner.

Die Einwohner sind dem Gerichtsamte Colditz zugewiesen.

Kommichau liegt ⅝ Stunden nordöstlich von Colditz, 1½ Stunde südwestlich von Leisnig, keine ganze Viertelstunde vom Thiergarten, in und über einem sanften Thalkessel Zschirla gegenüber, auch mit Skoplau, Podelwitz, Zschadras rainend.

Das hiesige Rittergut ist sehr nutzenbringend, wenn auch nicht gross. Es gehört dazu weiter kein Dorf, musste aber ein Ritterpferd leisten.

Die herrschaftliche Wohnung ist nett und schön, aber ebenfalls nicht gross. Nur die Wirthschaftsgebäude umfassen einen grössern Raum und sind bequem für den Besitzer und für allen Bedarf.

Die hiesigen Nachrichten reichen rücksichtlich der Besitzer des Gutes nicht weit zurück.

Vor 250 Jahren war K. Jul. von Altmannshofen damit beliehen, welche Familie es bis ins 18. Jahrhundert besass, 1752 der Major von Mosarowsky, dann eine Zeit lang Siegismund Treutz von Döring auf Zollwitz, seit dem 19. Jahrhundert aber die Familie Hottewitzsch und jetzt Herr Theodor Baumann.

Die 322 Einwohner von Commichau, welche in 50 Häusern wohnen, sind nach Kollmen eingepfarrt und nach Colditz ins Gerichtsamt gewiesen.

Korpitzsch ½ Stunde von Alt-Leisnig, 2¼ Stunde nordöstlich von Colditz am Sittener Bache, unweit der leissnig-grimmaischen Strasse, ziemlich nahe mit Doberschwitz, Zschockwitz, Kalthausen, Bocksdorf und Palkenberg rainend, in schöner und belebter Gegend, aber von der Mulde weit entfernt.

Das hiesige Rittergut gehörte Jahrhunderte lang denen von Arras, jedoch 1690 dem Kammercommissar Höppner, auf Altoschatz und Oetzsch, und dessen Sohn Gottfried Höppner, dem Günther von Bünau 1709 folgte: dann waren nach einander Erb-Lehn und Gerichtsherrn von Korpitzsch: die Herren von Schleinitz, von Pock, von der Golz, von Bardeleben, von Beschwitz, J. P. Dietmann, von Carlowitz, Fr. Klaus, von Einsiedel, von Trotha und Herr Mangelsdorf und seit 1857 Herr Karl Gottlob Wetzig.

Unter Hermann von Arras oder Harras wurde Korpitzsch mit seinen übrigen Gütern von Herzog Wilhelm im Jahre 1446 in Brand gesteckt zur Vergeltung dafür, dass der Churfürst seines Bruders Wilhelm geheimen Raths, Apel von Vitzthum, Güter in Thüringen hatte plündern und Kriebstein und Lichtewalde hatte einnehmen lassen.

Zum Rittergute Korpitzsch gehört noch das Vorwerk Hasenberg und würde sonst mit einem Ritterpferd verdient.

Korpitzsch das Rittergut hatte die Erbgerichte über den nach letzter Zählung 19 Häuser und 120 Einwohner umfassenden Ort.

Jetzt gehört Korpitzsch zum Gerichtsamte Leisnig.

Kostewitz. In der schönen dichten Dörferreihe, welche sich von Pegau südwestwärts hinaufzieht und die überall einen Segen beurkundet, wie er selten wieder eine ganze Gegend beglücken wird, [10] liegt 1¾ Stunden von der Stadt Pegau das Dörfchen Kostewitz oder Costowitz mit seinem 172 Einwohnern.

Eben so angenehm und schön wie das ganze Dörfchen ist auch das Rittergut dieses Ortes gelegen mit seinen schönen Gärten, Feldern und Wiesen.

Die Gebäude des Gutes heben den Anblick des Ortes durch ihre geschmackvolle Anlage und Schönheit im Innern. Das Rittergut selbst wurde sonst der Zeiselhof genannt.

Das Rittergut war Stift-Zeizisches Mannlehn, andere Dörfer gehörten nicht dazu.

Zuerst besass dieses Gut der reiche Ritter Heinrich von Bünau auf Droysig, von welchem es im 17. Jahrhundert die Familie Helldorf acquirirte, die es 150 Jahre behauptete.

Im Jahre 1714 war das Rittergut wieder im Besitz derer von Bünau, um die Jahre von 1730–1750 gehörte es der Familie von Löser, dann dem Postmeister Johann Friedrich Propst zu Pegau, bis es an die Freiherrl. Familie von Apel kam. Im Jahre 1828 war Ferdinand Freih. von Apel und später Julius Freiherr von Apel Besitzer und dankbar muss des Letzteren Grossvater erwähnt werden, welcher Pfarrei und Schule noch auf seinem Todtenbette mit Legaten von 1000 Thlr. und 350 Thlr. wohlwollend bedacht; von deren ersterem jedoch der Pfarrer zu Trautzschen die Hälfte der jährlichen Zinsen geniessen sollte, so lange das Rittergut Trautzschen bei der Freiherrl. Apelschen Familie verbleiben werde. Jetzt besitzt Kostewitz Herr Johann Friedrich Thümmler.

Der Ort gehörte um das Jahr 1560 zu Ephorie Pegau, ist jedoch später zur Ephorie Zeitz gekommen, vielleicht im Jahre 1662 als der Churfürst Johann Georg Stadt und Amt Pegau auf Wiederkauf an den Herzog Prinz zu Sachsen Zeitz gab. Zwar kam nach Absterben dieser, im Jahr 1718 beides wieder an das Churhaus, doch wurden die Stift Naumburg-Zeitzischen Dörfer Kostewitz, Trautzschen, Gazen, Auligk, Mochelwitz erst im Jahre 1815 der Ephorie Pegau wieder zugetheilt.

Kroptewitz 1½ Stunde entfernt von Leisnig gelegen am Sittener Bache, zwischen Sitten, Börtewitz und Ablass.

Das Rittergut Kroptewitz gehörte lange Zeit hindurch den Herren von Kötteritz. Von 1488 war es Besitzthum des Niclas von Kötteritz und seinen Nachkommen auf Sitten, wie wir dies schön bei Beschreibung dieses Gutes erwähnt haben.

Der Obrist Friedrich von Kötteritz, welcher zu Berlin 1633 gestorben ist, hat in seine Stiftung von 500 Mfl. zum Besten der Armen auch Kroptewitz mit eingeschlossen. Dann besass es der Querfurter Amtshauptmann Chr. Gundermann, welcher 1667 mit Tode abging; von dessen Wittwe kaufte es 1683 der Lieutnant von Vittinghofen um 13510 Mfl. und dessen Nachkommen, welche zugleich mit Börtwitz beliehen waren, besassen es sehr lange, bis es an eine Familie Grahl kam. Der jetzige Besitzer ist Herr Ernst Adolph Gruhle.

Zu dem Rittergute gehörte eins der beiden Burglehnhäuser zu Leisnig, wodurch Kroptewitz das Collaturrecht über Bockelwitz und Börtewitz erhielt.

Eingepfarrt ist Kroptewitz nach Bockelwitz, hat aber eine neu errichtete Schule, worüber der Schulgemeinde die Collatur zusteht.

Kroptewitz hatte bei der letzten Volkszählung 277 Einwohner in 52 Häusern, und gehört jetzt in das Gerichtsamt Leisnig.

Krossen oder Crossen bei Mittweida liegt 1½ Stunde von dieser Stadt, 1 Meile südwestlich von Waldheim und erstreckt sich ⅜ Stunden lang nordwestlich und westwärts an dem ¼ Stunde weiter in Südosten quellenden Bache hinab, welcher der krossener oder milkauer oder döhlener Bach genannt wird und ein schönes, belebtes und in obstreichen Jahren ein obstreiches Thal bildet und nach 2¼ stündlichen Laufe die Mulde erreicht.

Der Ort wird in Nieder- und Oberkrossen getheilt.

Das Niederdorf ist nahe bei Klein-Milkau, wo sich das Rittergut Kirche und Pfarre befinden.

Das Rittergut, dem die Erbgerichte zustanden, hat ein schönes Herrenhaus und bequem angelegte Wirthschaftsräume.

Es ist ein sehr altes Rittergut und schon 1290 kommt ein Graf von Krossen auf Weiditz vor. Nach der Reformation waren die von Milkau mit Krossen beliehen, die im Jahre 1497 die hiesige Parochie begründeten; dann kam das Gut an die von Biberigsch, welche schon zugleich bezüglich des Oberdorfes mit der von Milkauschen Familie ansässig war, und im Jahre 1577 wurde Ernst von Miltitz mit Krossen beliehen, der im Jahre 1582 von Hans von Miltitz auf Zetteritz das Dorf Ober-Krossen gegen Bernsdorf vertauschte. Im Jahre 1720 war Krossen Besitzthum derer von Poigk. Dann war Erb- Lehn- und Gerichtsherr der Kriegsrathsvicepräsident Christoph Friedrich von Flemming auf Ringethal.

Von dessen Wittwe kam es an die von Arnim. Herr Henning von Arnim ist gegenwärtiger Besitzer.

Krossen hat jetzt 126 Häuser mit 773 Einwohnern, die dem Gerichtsamte Geringswalde unterworfen sind.

Krossen bildet nur eine Parochie, die unter der Inspection Waldheim steht, die vor der Reformation unter dem Comthur zu Zschillen stand als Archidiakon von Meissen.

Krostewitz nebst Antheile von Kröbern. 1 Stunde südwestlich von Liebertwolkwitz mit Kröbern, Güldengossa und Markkleeberg rainend, an der Gösel östlich gelegen.

Das schöne grosse Rittergut mit seinem Antheil von Kröbern welches eigentlich ein besonderes Gut ausmacht und mit dem Beigute Krostewitz leistete 1½ Ritterpferd, wovon 1 Ritterpferd auf Krostewitz, und ½ auf Kröbern gerechnet war. Nach seiner frühern Verfassung wurde es mit dem Antheile Kröbern den amtssässigen Gütern beigezählt.

Es hat eine schöne Brauerei und Brennerei und eine bedeutende Schäferei befindet sich auf dem Beigute Sestewitz, wo auch die herrschaftliche Mühle liegt.

Ein so nutzbares und schönes Rittergut wie Krostewitz ist nur in der leipziger Gegend zu finden.

Am westl. Ende des Dorfes, am Rand der Aue steht das ansehnliche imponirende Schloss, welches auf 3 Seiten 9, auf der 4. 11 Fensterbreiten und ausser 2 Etagen auch Souterrains hat, jedoch nicht mit einem Thurme versehen ist.

Der berühmte Mordeisen war Besitzer dieses Schlosses, nach ihm kam Moritzens Canzelar und Nachfolger Mordeisens D. Christoph Turk, welcher sich nun von Krostewitz schrieb: Dessen Geschlecht, ist aber ausgestorben und es wurde dann 1612 Tost Ludwig von Breitenbach damit beliehen. Seine Nachfolger waren um 1640 Cäsar von Breitenbach, um 1651 Hans Jobst von Breitenbach und später der leipziger Kreisamtmann Johann Jakob Panzer. Hierauf Peter Hohmann, in den Freiherrnstand erhoben unter dem Namen von Hohenthal, († 1732) welcher es seinen Sohn Theodor August hinterlies, welcher 1783 starb, wo demselben sein Neffe Friedrich Wilhelm Reichsgraf von Hohenthal auf Städteln etc. beerbte. Nach dessen Tode (1819) ist es an die Hohenpriessnitzer Linie der Grafen von Hobenthal gekommen und die jetzige Besitzerin ist Frau Fiedler.

Sestewitz das Beigut ist ebenfalls gut gebaut, hat gute Wiesen und viel Feld und ist geschichtlich merkwürdig geworden im Jahre 1813.

Es diente am 17. October den Verbündeten zum Hauptquartier. Hier wurde der definitive Hauptschlachtplan entworfen. In Folge der leipziger Schlacht ist der Ort geringer aufgebaut und dessen 320 Einwohner in 47 Häusern nach jüngster Zählung, sind in das Gerichtsamt Leipzig II. gewiesen.

Kunnersdorf bei Leipzig liegt 2¾ Stunden von Leipzig in buschiger Gegend, einigermassen versteckt, südwestlich von Triesenholz mit Sehliz, Panitzsch und Gerichshain rainend, ⅝ Stunden von der preussischen Grenze.

Zum Grund und Boden des hiesigen Ritterguts gehört eine 6½ Hufen haltende wüste Mark, und das Dorf Panitzsch ist schriftsässig dem Rittergute Kunnersdorf unterworfen.

Bei der Volkszählung vom J. 1859 ist daher Kunnersdorf mit 15 Einwohnern in dem Rittergutsgebände aufgeführt.

Zum Gute gehört eine bedeutende Teichfischerei.

In früherer Zeit gehörte es zum Stifte Wurzen, nach der Reformation kam es an den leipziger Rath und derselbe besitzt es mit Panitzsch noch heute, wohin auch Kunnersdorf gepfarrt ist. Panitzsch liegt am Rande der Pardenaue auf einem Hügel über dem linken Ufer des Flusses, ⅜ Stunden von Kunnersdorf.

Von Panitzsch kommen viele Landfleischer Dienstags und Sonnabends nach Leipzig.

Liebertwolkwitz, einer der ältesten Orte des leipziger Kreises, liegt 2 Stunden südostsüdlich von Leipzig, auf der Strasse nach Kolditz, östlich fliesst der Pössgraben vorüber.

Das Rittergut ist schon seit langer Zeit mit dem Gute Störmthal combinirt und jenes zu Wolkwitz hat deshalb gar kein eigentliches Herrenhaus, keine Schäferei und ist eben nicht bedeutend und mit geringen Gebäuden versehen, welche man in ihrer eingezwängten Lage kaum für die Rittergutsgebäude hält. Schon im 13. Jahrhundert war Liebertwolkwitz mit dem Rittergute Störmthal in Verband und wie dieses ein Lehnstück des Stiftes Merseburg. In diesem Jahrhundert wurde vom Markgrafen Dietrich das Thomaskloster zu Leipzig damit dotirt und erst im 15. Jahrhundert kam der Ort an einzelne Besitzer.

Die Herren von Ende und zwar Göz von Ende war im Jahre 1431 damit beliehen.

Im 16. Jahrhundert hat das adliche Geschlecht derer von Pflugk, unter andern Christoph Pflugk, Hauptmann zu Quedlinburg († 1589) das Rittergut besessen, denen von 1589–1594 Friedrich von Schönberg folgte.

Nicht lange besass es dann Moritz von Starschedel, der es 1600 an Martin Schumarz von Kikelberg abtrat. Dann hatte das Gut bis um 1630 Gotthardt Plätzer, Handelsmann in Leipzig, dessen Söhne und Descendenten, dann von 1630 an Görkes Erben, denen der Geheim-Rath Carl von Friesen auf Rötha succedirte. Um das J. 1650 war Philipp Jünger Churfürstl. Accisrath und Plätzersche Descendent damit beliehen. Die verw. Jünger Getraude besass es noch bis 1683.

Später übernahm das Gut der fürstl. Vicekanzler zu Weissenfels Ludwig Lenz, dem der Stiftsrath Heinrich Anselm von Ziegler und Klipphausen, folgte. Von 1697 besass es dessen Gattin Sabina geb. von Lindenau bis 1706. Von dieser Zeit an bis 1715 war es in den Händen der Anna Dorothea geb. von Seidlitz, Gemahlin des Kriegsraths Statz Friedrich von Fullen. Von ihr ging das Gut auf ihren Sohn über.

Statz Hilmar von Fullen auf Störmthal und Liebertwolkwitz, vermählt mit Sophie von Kötteritz. Von 1751 finden wir als Besitzerin Erdmuthe Dorothea Magdelena geb. von Fullen, Gattin des Reichsgrafen Heinrich Rudolph von Schönfeld, und nach dem Tode desselben die Gattin des Generalleutnant Grafen Vitzthum von Eckstädt. Dann folgte deren Sohn erster Ehe Johann Hilmar Adolph Graf von S[…] feld Sächs. Gesandter am Hofe zu Wien, welcher 1820 in Wien […] Tode abging und in Folge dessen, übernahm dessen Sohn Lu[…] [11] Moritz Adolph Graf von Schönfeld das Gut, welcher es im Jahr 1824 an Herrn Rudolph Friedrich Theodor von Watzdorf verkaufte, und in den Händen dieser Familie befindet sich jetzt noch Störmthal mit Liebertwolkwitz. Gegenwärtiger Besitzer ist der Kammerherr Rudolph von Watzdorf.

Liebertwolkwitz ist ein Marktflecken und hat deshalb auch 2 Jahrmärkte, Hauptnahrungszweig ist aber die Landwirthschaft. Die Flur enthält 1556 Acker 223 Qdrth. mit Einschluss der c. 100 Acker betragenden Rittergutsfelder. Bis zum Jahre 1840 waren in Liebertwolkwitz 3 Gemeinden, die grosse, die kleine und die herrschaftliche Gemeinde und hatte ausser den 2 Bürgermeistern jede Gemeinde ihren eignen Richter. Jetzt ist eine Gemeinde, welche aus Guts- und Hausbesitzern besteht. Seit 1840 ist mit Bewahrung der frühern örtlichen Gerechtsame, die Landgemeinde-Ordnung in Liebertwolkwitz eingeführt worden.

Liebertwolkwitz zählt 209 Wohnhäuser mit 1543 Einwohnern.

Seit den ältesten Zeiten wird auf hiesigen Fehlern feiner weisser Sand gegraben und nach Leipzig und Umgegend verkauft. Ausserdem werden hier alle Arten von Professionen betrieben und selbst die Künste sind vertreten.

Geschichtlich merkwürdig ist der Ort in doppelter Hinsicht. Hier unterzeichnete der kaiserliche Minister von Wratislaw am 1. Sept. 1707 die mit Karl XII. zu Altranstädt im Jahre 1706 abgeschlossenen Tractaten, nach welchen der Kaiser, so wehe es ihm auch that, den Protestanten in Schlesien freie Religionsübung gestalten musste, weshalb ihre dortigen Kirchen auch bis auf die neueste Zeit Gnadenkirchen genannt werden.

Merkwürdiger ist aber Liebertwolkwitz durch die leipziger Schlacht geworden. Hier fanden die berühmten Reiterangriffe der Franzosen gegen die Aliirten statt. Schon am 14. Oct. 1813 eröffnete der König von Neapel gegen einen Theil des Schwarzenbergschen Heeres einen solchen Reiterangriff, der völlig einer Schlacht glich. Am schlimmsten wurde aber der Ort am 16. Oct. heimgesucht und zwar in Folge der Schlacht bei Wachau.

Liebertwolkwitz, das zum Stützpunct des linken Flügels der französischen Armee diente, war nun förmlich der Mittelpunct des Schlachtplans. Am furchtbarsten wüthete an diesem Tage auf der Linie von Markkleeberg über Wachau nach Liebertwolkwitz die Kanonade und durch sie wurden die äussern Mauern, viele Dächer und Häuser des Orts durchlöchert und theilweise niedergeworfen. Nicht weniger war Liebertwolkwitz an diesem Tage von der andern Seite bedroht, indem der Marschall Macdonald von Holzhausen aus die Richtung auf den Colmberg nahm. Auf den Höhen links von Liebertwolkwitz liess Napoleon, der sich fortwährend dicht hinter der Schlachtlinie aufhielt und selbst die Befehle ertheilte, noch mehr Geschütz auffahren, welches bald darauf die Colonne des Fürsten Gortschakoff verderbend empfing und sie die Verbindung mit der Klenauschen Colonne aufgeben musste.

Die Franzosen, unter Lauriston drangen mit aller Macht zwischen Liebertwolkwitz und Wachau vor, welche Gegend Prinz Eugen von Würtemberg, nachdem er mit 24 Stück Geschütz die Franzosen aus Wachau vertrieben, wiederum verlassen hatte und ihnen entgegen stellte sich die ganze 5. russische Infanterie Division zwischen Güldengosse und dem Universitätsholze. Der Kampf um Colmberg war furchtbar. Die Oestreicher unter Klenau mussten endlich der Uebermacht weichen.

Nachmittags 2 Uhr erfolgte der in dieser Schlacht denkwürdige grosse Reiterangriff, welcher für die Aliirten Verderben bringend sein konnte, wenn die französische Reiterei nicht ermüdet an Ort und Stelle ankam.

Am 18. October wurde endlich bei […] weitern Vordringen der Aliirten der Ort von seiner Noth und Angst befreit, und am 20. Oct. kehrten die geflüchteten Einwohner wieder nach Liebertwolkwitz zurück, wo es an Wohnung, Nahrung und Kleidung fehlte.

Die noch stehenden Häuser boten ein ebenso trauriges Bild der Zerstörung dar, wie die in Trümmer und Asche liegenden.

Ein Hauptbau wurde auch bei der hiesigen Kirche nothwendig, die dann im Jahre 1815 auch mit einer neuen Orgel geziert wurde. Die Kirche zu Liebertwolkwitz ist die Mutterkirche von der zu Grosspösna und beide Kirchen stehen unter der Inspection Leipzig, wogegen die Collatur der Besitzer von Störmthal übt.

Leulitz 2 Stunden südwestlich von Wurzen, mit Polenz, Zeitiz und Altenbach rainend, am Wurzen-Bornaer Wege gelegen.

Das hiesige Rittergut ist erst nach der Reformation entstanden. Der Ort selbst aber kommt schon unter dem Namen Lulizi oder Lulici als zum Stiftsbezirke Wurzen gehörig schon in einer Urkunde von J. 1284 vor und scheint anfangs nur ein geistliches Vorwerk oder Klostergut gewesen zu sein, das vielleicht damals nach Püchau gehörte und bei den Bischöfen von Meissen zu Lehn ging.

Man erzählt auch, dass in den Zeiten des Pabstthums unweit der Schäferei ein dem heil. Laurentius geweihtes Kloster gestanden; in Altenbach aber nur eine ganz kleine Kapelle sich befunden habe, wo von dem Geistlichen zu Püchau und Nepperwitz bisweilen Gottesdienst gehalten worden sei.

Ganz allmählich durch Ankauf von Grundstücken, welche ehedem zu andern Lehngütern gehörten, ist das Rittergut Leulitz nach der Reformation entstanden und gehörte anfangs zu der grossen Pflugk Herrschaft, wozu Pomsen, Seifertshain und Naunhof gehörte.

Nach den von Pflugk kam das Gut in die Hände derer von Planitz, deren Namen noch eine benachbarte Waldung, die Plönitz, trägt. Im Jahre 1574 ist aber Hans von Schönfeld auf Belgershain Besitzer von Leulitz.

Von dem Sohne des frühern Schönfeld auf Löbnitz, Leulitz und Beerendorf dem Johann Christoph von Schönfeld erkaufte das Rittergut Leulitz der Accisrath Johann Theodor Koch, Erb- Lehn- und Gerichtsherr auf Niederglauchau bei Eilenburg.

Ihm folgte sein Sohn, der Regierungsrath Heinrich Theodor Koch, der in einem Alter von 74 Jahren starb, worauf Herr Karl Heinrich Theodor Koch, der älteste einzige Sohn Erb- Lehn- und Gerichtsherr wurde, und seinen Sohn, den jetzigen Besitzer, Herrn Maximilian Ebert Koch, zum Nachfolger hatte.

Unter den letzten Besitzern hat die Agricultur wie die Forstwirthschaft, Viehzucht und Schäferei des Rittergutes den erfreulichsten Aufschwung genömmen, so dass die Erzeugnisse dieser Oeconomie weit und breit in einem besondern guten Rufe stehen.

Dem Kunstsinn der letzten Besitzer verdankt Leulitz eine nicht geringe Verschönerung durch den auf seiner Südostseite gelegenen herrschaftlichen Park, der mit den daran anstossenden Teichen und Wiesen mehre angenehme Partien, enthält.

Die herrschaftliche Wohnung in Leulitz ist prächtig zu nennen und gewährt einen freundlichen Anblick, obschon ihr Ansehn nicht mehr an das Mittelalter erinnert.

Das Rittergut steuerte 2/5 Ritterpferdgelder und ist seit dem Jahre 1803 landtagsfähig.

Das Filialkirchdorf Altenbach ist erst später zu Leulitz gekommen und war früher eine besondere Besitzung.

Ausserdem hat Leulitz unter 33 Wohnhäusern 10 bäuerliche Güter nebst 30 Scheuern und Stallgebäuden und sind die 240 Bewohner dem Gerichtsamte Wurzen unterworfen.

Leipnitz liegt 2 Stunden nordnordöstlich von Colditz 1¾ Stunden ostsüdöstlich von Grimma, 1⅝ Stunden nordwestlich von Leisnig am Anfang eines südwestwärtsfliessenden Nebenbächlein der Thümlitz, am nordöstlichen Ende des Thümlitzwaldes.

Dem hiesigen schriftsässigen Rittergute stand die Gerichtsbarkeit über einen Theil des Dorfes, so wie über die sämmtlichen Unterthanen die Erbgerichtsbarkeit, die Obergerichtsbarkeit aber nur pachtweise zu.

Ausserdem gehörten zu demselben 2 Pferdner und 3 Gärtner, zu Neunitz und 1 Pferdner in Naundorf, nicht weniger das Dorf Keiselwitz.

Das Gut hatte früher auch die Collatur über die dasige Kirche und Schule, welche jetzt das Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts zu Dresden übt.

Es wurde mit 2 Ritterpferden verdient und ist heut zu Tage ein sehr schönes, grosses und viel Nutzen bringendes Gut.

Leubnilz ist dasjenige Lubinitz, dessen Kirchenlehn Herrmann d. J. von Schönburg zu Witzdrop auch nebst Zschannewitz u. s. w. dem Kloster Geringswalde schenkte, bei welchem Kloster es auch bis zu dessen Aufhebung blieb.

Nach der Reformation wurden die von Haugwitz mit Leipnitz beliehen und im 17. Jahrhundert gehörte es denen von Erdmannsdorf von 1741 bis 1770 dem Achaz von der Schulenburg und im 19. Jahrhundert der Familie Jahn.

Seit 1857 ist aber Erb- Lehn- und Gerichtsherr des Gutes Herr Gottlob Reinhardt Arnold.

Eingepfarrt in hiesige Kirche sind: Nössern, das Försterhaus, Keisselwitz, Kutolans, Tapsdorf, Frauendorf und Zeunitz. Unter den 314 Einwohnern, die in 49 Häusern leben, sind 4 Pferdner, 7 Gärtner und einige 30 Häusler, die dem Gerichtsamte Leisnig unterworfen sind.

Leissenau ½ Stunde von der Mulde, am Richtweg nach Leipzig 1⅜ Stunden nordwestlich von Colditz an und über dem Schönbache, dicht vor dem Colditzer Walde gelegen.

Der Name des Ortes bedeutet soviel als Kahlheim.

Das Rittergut gehört nicht zu den grossen, hat aber schöne gute Fluren und zieht viel Revenüen von der Brauerei und Brennerei.

Die Obergerichte standen diesem Gute nur inneihalb der Zäune, ausserhalb derselben aber dem Amte Colditz zu.

Die Rittergutsgebäude sind nicht in einem grossen Umfange aufgebaut, aber recht nett und bequem, die Wirthschaftsräume sehr vortheilhaft angelegt.

Zum Gute selbst gehört ausser dem Orte weiter kein Besitzthum.

Das Rittergut gehörte vor 200 Jahren denen von Birkholz, dann kam es in die Hände der Wolfersdorfschen Familie und durch Verheirathung eines Fräulein von Wolfersdorf wurde es Besitzthum des Oberstlieutnant von Liebenau. Dann wurde Erb- Lehn-, und Gerichtsherr Herr Hauptmann von Pistorius und 1770 erheiralhete es Rudolph Friedrich von Bölzig. Im 19. Jahrhundert wurde es Leonhardisch.

Das Dorf hat an 53 Häuser mit 295 Einwohnern, unter den letztern 1 Pferdner, 10 Gärtner, 30 Häusler, 1 Mühlenbesitzer, die alle sammt dem Gerichtsamte Colditz unterworfen und nach Schönbach gepfarrt sind.

Lichtenberg gehört zu der von Ziegenhierdschen Familie oder zu dem Ziegenhierdschen Ländchen, wovon wir schon bei Liebschwitz und Coitzsch gesprochen haben.

Es befindet sich im Orte eben ein Rittergut, welches seine besondern Gerichte hatte.

Es gehörte dazu ausser der herrschaftlichen Schäferei und 3 Drescherhäusern 1 Mühle 11 bauergüter und 1 Gemeindehaus mit 140 Seelen und einem Arealgehalt von circa 800 Scheffeln nach Fürstl. Reuss. Maas.

[12] Dem Gerichte Lichtenberg war auch Otticha unterworfen mit einem Arealgehalt von 849 Scheffeln, wie wir dies Alles eben näher erörtert haben.

Mahlis. Das schöne herrlich gelegene frühere Kammergut Mahlis liegt 1½ Stunden von Mutzschen, ½ Stunde südöstlich von Wermsdorf mit Regkwitz, Schlitz und Gröppendorf rainend, in Süden verbreitet sich die schöne Wiesenaue an der Delze.

Das nach alter Verfassung schriftsässige Rittergut war früher in Privathänden und 1460 war Siegismund von Heynitz damit beliehen, später wurde es ein Churfürstl. Kammergut und war 1588 mit 325 Mfl. verpachtet.

Im 17. Jahrhundert wurde der Lieutnant von Schauroth damit beliehen, welcher es 1722 um 32000 Fl. an Christoph Heinrich von Felgenhauer verkaufte, dessen Wittwe es auch noch bis 1762 bewohnte, obwohl dieselbe es schon 1740 wieder an den König verkauft hatte. Von dieser Zeit an wurde es wieder von dem Staate verwaltet und zu dessen Nutzen verpachtet.

Der hiesige Pachter hat zugleich die Teichfischerei im Amte Mutzchen, nebst der wilden Fischerei in den unter Wermsdorf liegenden beiden Seen (den Göttwitzer und den Horstsee) gepachtet. Die Fischhälter zum Aufbewahren der Fische befinden sich bei der Stadt Mutzschen, wohin die Fische aus den Teichen und Seen gebracht und nachher an den Pachter verkauft werden.

Im Jahre 1764 brachte dieses Gut der Kammer 1264 Fl. ein. Jetzt sind die Revenuen viel bedeutender.

Die hiesige Pfarre und Schule stehen unter der Inspection[WS 1] Grimma und die Einwohner, deren im J. 1859 in 94 Häusern 699 gezählt wurden, worunter 2 Pferdner, 5 Halbhüfner und 6 Gartenbesitzer sich befinden, sind ins Gerichtsamt Wermsdorf gewiesen, während solche früher zum Amte Mutzschen gehörten.

Motterwitz liegt 1¼ Stunde nordwestlich von Leisnig, 2 Stunden ostnordöstlich von Colditz, am Weitzschner Bache, ⅜ Stunden von der Mulde.

Nach früherer Verfassung gehörte der Ort und das mit den Obergerichten unter das Amt Colditz mit den Erbgerichten unter das damalige amtssässige Rittergut.

Zum Rittergute gehörten aber auch noch Antheile von Muschau, Ostrau, Dürrweitzschen und Förstchen d. h. wohl bezüglich der Lehnsverhältnisse in allen zusammen, hatte es 350 Unterthanen.

Das Rittergut selbst ist als grosses schon zu betrachten, hat schöne Grundstücke, schöne Holzungen un4 vortreffliche Obstzucht.

Die herrschaftliche Wohnung ist gefällig und schön, die Wirthschaftsgebäude zweckmässig eingerichtet zu nennen.

Das Rittergut war mit 2 Ritterpferden belastet.

Im 16. Jahrhundert nach der Reformation also gehörte es dem Levi von Presse, 1681 der Wittwe von Osterhausen und später ihrem Manne, dem Günther von Bünau auf Cannewitz, 1733 bis 1800 denen von Leipziger, im 19. Jahrhundert und zwar von 1827 an Herrn Striegler.

Eine eigne Kirche hat Motterwitz nicht, vielmehr ist es in die Kirche zu Zschoppach eingepfarrt.

Motterwitz mit seinen Einwohnern, 160 nach der Zählung vom J. 1859, worunter eine Mühle, 1 Pferdner, 4 Gärtner und 20 Häussler sich befinden, ist nach dem Gerichtsamte Leisnig gewiesen.

Mukkern und Neumukkershausen liegt fast volle 4 Stunden südsüdöstlich von Leipzig, 1 Stunde ostnordöstlich von Rötha, 2½ Stunde nördlich von Borna, an der Gössel, in etwas hügeliger gegend Dreiskau gegenüber. Mukkern und Neumukkerehausen waren […] wesen ist, im Jahre 1598 aber davon getrennt und den Namen Neumukkershausen erhielt. Schon im Jahre 1432 und bis 1587 hatten beide Theile nur einen Besitzer aus dem Geschlecht derer von Zehmen.

In dem letzgedachten Jahre trennten sich die beiden Brüder Melchior und Wilhelm von Zehmen und letzterer übernahm Neumukkershausen.

Mukkern blieb noch bis zum 18. Jahrhundert, bis zum Jahre 1778, in den Händen der Herren von Zehmen, die ausserdem Beucha, Gesswitz, Hainchen, Oelschau und Steinbach besassen.

Neumukkershausen aber wurde bereits im Jahre 1598 dem Dr. Franz Romanus für 6850 Fl. verkauft, dem Conrad Knorr, und diesem Conrad Zobel folgte. Dr. Heinrich Balth. Zobel behauptete das Gut bis 1695, und überlies es an Georg Neidhardt, welcher es aber schon 1699 an Johann König verkaufte, dem sein Sohn Georg König succedirte; 1719 hatte das Gut der Enkel von Johann Christian König, 1730 Dr. Rivinus und dann dessen Wittwe.

Diese Letztere kaufte im Jahre 1778 das zuletzt in Concurs befangen gewessene Rittergut Mukkern, und so kamen beide Güter nach einer 180 Jahr langen Trennung, wieder an einen Besitzer und beide Güter besassen von 1793 an Rivinus Erben (Dr. Jakob Thomas Gaudlitz und Söhne) von 1802 Herr Hauk, von 1812 Herr Teichmann.

Die eigentliche Besitzerin der Jeztzeit ist die öconom. Societät zu Leipzig. Im Jahre 1803 wurden zu Mukkern das herrschaftliche Wohnhaus und nach und nach mehre Wirthschaftsgebäude niedergerissen; zu Neumukkershausen wurden dagegen die Wirthsschaftsräume erweitert, so dass nun Neumukkershausen zum Hauptgute erhoben wurde, Mukkern aber die Bestimmung eines Vorwerks erhielt.

Jedes Rittergut hatte nach früherer Verfassung über seinen Ort die Ober- und Erbgerichte, wie damals bestimmt wurde: „Gerichte über Hals und Hand im Dorfe, als weit die Zäune gehen.“

Ausserdem haben beide Güter in ihren Fluren die Ober- und Niederjagd.

Mukkern wurde mit ¾ und Neumukkershausen mit ¼ Ritterpferd belastet.

Vor Sachsens Theilung 1815 waren die Güter mit Ausnahme der jenseits der Gipfel in fremden Fluren liegenden, ungefähr in 50 Ackern Holz, 12 Ackern Feld und einigen kleinen Wiesen bestehenden, zum Rittergut Mukkern gehörigen nach Dresden lehnbaren Grundstücken, Merseburger Mannlehn.

Die Dörfer sind zu einem Ort verschmolzen und zählen in 47 Häusern 250 Einwohner, worunter ausser den Häuslern, 1 Pferdner, 17 Hintersässer, 1 Schänkwirth und 1 Müller sich befinden. Auch mehrere Landfleischer wohnen in Mukkern und Neumukkerhausen, welche die Markttage in Leipzig frequentiren, auch andere Handwerker sind in diesen Orten und treiben ihre Profession.

Eingepfarrt sind die Orte nach Grosspötzschau, über welches der Gerichtsherr von Rötha die Collatur übt.

Erwähnenswerth sind noch die in hiesiger Gegend befindlichen grossen Torflager, welche auf Wiesen der Rittergüter von Mukkern und Neumukkershausen sich befinden.

Malitzsch 1 Stunde von Döbeln ist, wie wir schon bei der Beschreibung von Hermsdorf erwähnt haben, mit denselben combinirt und wird blos als Vorwerk betrachtet, und dürfte hier nicht mehr viel hinzuzufügen sein. Nur noch Einiges deshalb:

An dem rechten Ufer der Mulde befindet sich auf einer Felsenwand dicht an der Mulde ein altes Gemäuer, die alte Kämpe genannt dessen Geschichte aber so spurlos verschwunden ist, dass sich nicht einmal eine Sage davon erhalten hat. […]

Ausserdem ist im Orte noch eine Mühle, 4 Gärtnernahrungen, 17 Häuser und 1 Armenhaus, und im Orte wohnen im Ganzen 158 Bewohner, die dem Gerichtsamte J Rosswein einverleibt sind.

Eingepfarrt ist Malitzsch nach Nieder-Striegis, bildet aber für sich einen besondern Heimathsbezirk.

Marschwitz in den Urkunden vom Jahre 1284 Mornswitz ½ Stunde von Leisnig entfernt gelegen, unweit des rechten Ufers der Mulde. Am Band des breiten und reizenden Thales in Südwesten mündet der weitzschner Bach, der die kleine Mühle treibt.

Das Rittergut gehörte um das Jahr 1446 nebst Polkenberg, Korpitzsch, Polditz, Maschwitz, Hasenberg und Tautendorf dem Herrmann von Harras und wurde im gedachten Jahre mit den übrigen Harrasschen Gütern in Brand gesteckt, weil der Besitzer auf Seite des Kurfürsten Friedrich stand.

Vom Jahre 1612–1725 gehörte das Gut denen von Birkholz, 1734 dem Grafen von Brühl, 1735 dem Grafen Hennicke.

Von 1752 war Erb- Lehn- und Gerichtsherr Hans Daniel Wilhelm von Geyer. Später kam es an die Familie Hotterwitzsch, worunter Johann Paul Hotterwitzsch bekannt als Mitglied der 2. Kammer der Sächs. Ständeversammlung ist.

Ausser dem Rittergute sind noch 9 Begüterte und 23 Häusler im Ort, welche nach Alt-Leisnig gepfarrt und als Rechtleidende unter dem Gerichtsamte von Leisnig stehen. Nach der Volkszählung vom J. 1859 hatte Marschwitz 211 Einwohner.

Mittelfrohna liegt 1⅜ Stunden südöstlich von Penig, 31/ Stunden westnordwestlich von Chemnitz, 2½ Stunde ostnordöstlich von Waldenburg in einem flachen jedoch angenehmen, anfangs nördlich, dann nordwestwärts hinabgehenden Thalgrunde und westlich von dem Limbacher Holze.

Es raint mit Nieder- und Oberfrohna im Amte Chemnitz und mit Kauffungen im Gerichtsamte […]

Es bildet mit Ober- und Niederfrohna und mit Jahnshain einen Stundenlangen Ort, der sich durch verschiedene Fabrication auszeichnet und weithin bekannt ist.

Der Bezirk des hiesigen Ritterguts liegt zwischen den Gerichtsämtern Chemnitz und Penig und stöst an das Rittergut Kauffungen.

Zu dem Rittergute gehören Kirche und Schule und über einen Theil des Dorfes hatte das Rittergut die Gerichte. Die letzte Volkszählung vom J. 1859 ergab für Mittelfrohna 114 Häuser und 984 Einwohner.

Ausserdem besitzt das Rittergut Fichtigsthal, welches auf Ritterguts Grund und Boden erbaut ist, von Markersdorf ein Hufengut und von Mühlau den dritten Theil.

Es ist schon ein starkes Rittergut und mit seinem schönen Schlosse prangt es in hiesiger gewerbreichen Gegend herrlich unter allen Gebäuden.

Es ist ein sehr alter Ort, welcher schon 1236 vorkommt und damals denen von Frohne gehörte, dann kam es 1357 an Konrad von Flurstädt, dessen Nachkomme Asmus es 1535 an George von Schönberg auf Sachsenburg und Limbach verkaufte.

Des letzteren gleichnamiger Sahn hatte es von 1588 bis 1614 im Besitze und leistete damals 1 Ritterpferd, wiewohl es später nur mit 1/5 Ritterpferd verdient wurde, die übrigen 4/5 trugen Wittgensdorf, Thierbach und Schleisdorf.

Sein Sohn, der verdiente Berghauptmann Georg Friedrich auf […] starb 1650 and dessen Sohn der Berghauptmann Kaspar ver-[…] im Pfaffrode zu acquiriren. In der Mitte des 18. Jahr-[…] ein Chemnitzer Kfm. und Fabrikherr Siegert damit beliehen, [13] zu Anfang des 19. Jahrhunderts ein Herr von Reitzenstein, von welchem es an die Grafen von Schönburg kam.

Ober- Mittel- und Niederfrohna mit seinen sämmtlichen Einwohnern gehört zum Gerichtsamte Limbach.

Mockau ursprünglich wohl Mockrau, liegt nahe bei Abtnaundorf und Neutzsch, nordöstlich 1 Stunde von der Stadt Leipzig in angenehmer Aue.

Nach der früheren Einrichtung war das hiesige Rittergut amtssässig; es hat weiter kein Zubehör und gehört nicht zu den grossen Gütern Sachsens.

Die herrschaftlichen Gebäude sind aber Schlossähnlich und der daranstossende Garten ist nutzbar eingerichtet.

Das Gut gehörte in der frühesten Zeit zum Kloster in Leipzig, nach der Reformation der Familie Wirth, 1752 dem Hofrath D. Platz in Leipzig, 1800 Herrn Floss-Commissar Christian Gottlob Deutrich, später Herrn Kfm. Förster und 1827 Herrn Sintenis in Leipzig.

Auch dieser Ort hat stark im Jahre 1813 gelitten, weil auch hieher ein Theil der Schlachtlinie sich zog, doch ist Mockaus Tochterkirche St. Thecla, ziemlich ganz verschont geblieben, die eigne Kirche von Mockau nur gering beschädig worden, die übrigens ganz erneuert wieder dasteht. Die St. Thecla-Kirche ist eine einzeln stehende Kirche, die weder zum Dorfe Cleuden noch zu Neutzsch gehört.

Ihr festes plumpes Mauerwerk mit sehr dickem Thurme und zum Theil gothischen Fensterbögen steht auf einem kahlen, steilen von der Parde herauf nur etwa 32 Ellen hohen Hügel, welcher sich ebenfalls in hiesiger Gegend auszeichnet.

An einigen Seiten des Hügels sind noch Ueberreste von den doppelten Gräben zu finden, welche die Schweden im 30jährigen Kriege anlegten, um den Berg als Schanze zu gebrauchen.

Die Kirche selbst steht aber auf der Stelle eines serbischen Opferplatzes.

Zur Kirche sind die kleinen Dörfchen Cleuden, Neutzsch und Plösen gepfarrt und als Filiale gehören dazu Paunsdorf und Mockau.

Während der Pastor von Paunsdorf in Paunsdorf Communion hält, muss ein Katechet in St. Thecla und Mockau predigen.

Unterhalb der St. Theclakirche ist ein kleiner Vergnügungsort mit Saal und Garten, der von Leipzigs Bewohnern im Sommer hindurch sehr stark besucht wird, sowohl zu Morgen Promenaden, als Nachmittagsspaziergängen.

Mockau wird natürlich wie die ganze Umgegend mit besucht.

Die Mockauer Einwohner stehen mit Leipzig in einem immerwährenden Verkehr und von hier arbeiten viele in Fabriken von Leipzig und finden Beschäftigung bei Kaufleuten u. s. w.

In Mockau dagegen sind wieder einzelne Sommerwohnungen von Leipzigs Bürgern.

Mockau zählte im J. 1859 in 49 Häusern 621 Einwohner, welche zum Gerichtsamte Taucha gehören.

Markkleeberg sogenannt zum Unterschied von Knautkleeberg liegt grösstentheils am rechten Ufer der Pleisse in anmuthiger Aue, mit Dölitz nordwärts durch eine Promenade verbunden, übrigens mit Wachau und Crostewitz, sowie jenseitiger Pleisse, wo das Rittergut steht, mit Städeln und Oetzsch rainend. Die hiesige niedere Strasse führt hier durch.

Die Rittergutsgebäude sind schlossartig erbaut und geben ein herrliches Bild, obschon das eigentliche Schloss selbst nicht gross zu nennen ist.

Das Gut wurde mit 2 Ritterpferden verdient und ist sehr alten Ursprungs. Schon 1190 gehörte es dem Bern von Cleberc Bruder des Peter von Hagene, 1212 dem Conrad von Cleberc am markgräflichen Hofe, 1273 einem Heinrich von Cleberc am Hofe, 1462 besass es Hans von Haugwitz, in dessen Familie es längere Zeit blieb. Dann kam es an die Familie von Starschädel, die bis 1622 damit beliehen war. Im J. 1622 erkaufte es der Kaufmann Johann Ankelmann in Leipzig, dem sein Schwiegersohn Jakob Metzner, Bürgermeister in Leipzig, folgte. Hierauf gelangte es an den chursächs. geh. Kriegsrath Statz Friedrich von Fullen, dessen Enkel Statz Hilmar von Fullen, Oberhofrichter zu Leipzig es an den preuss. Kriegs- und Domänenrath Job. Christoph von Lohse verkaufte. Dessen Tochter Antoinette Wilhelmine, Gemahlin des Landkammerraths Ferdinand Wilhelm von Funke vererbte es im J. 1792 an ihren Sohn den damaligen chursächs. Leutnant Ferdinand Wilhelm Heinrich von Funke. Die Erben desselben, die Geschwister Wille verkauften es im Jahre 1858 an Frau Elisabeth verw. von Schönberg geb. Freiin von Pfister.

Das Rittergut mit seinem Areal gehört schon zu den grössern hiesiger Gegend, die dabei befindliche Schäferei ist eine der bessern; ausserdem waren die sogenannten Drescherhäuser, Auenhain, dazu geschlagen und ausserdem 180 Einwohner des Dorfes Kröbern.

Die hiesige Kirche, über welche die Gutsherrschaft von Markkleeberg das Patronatrecht übt, hat eine Schwesterkirche zu Lössnig; aber eingepfarrt in dieselbe sind Dölitz und Meusdorf. Unter den hiesigen Pfarrern hat eine traurige Berühmtheit der Bilderstürmer P. Adam Herzog erlangt, welcher 1591 ins Gefängniss abgeführt wurde.

Geschichtlich merkwürdig ist Markkleeberg durch die Schlacht bei Leipzig geworden. Der hiesige Gottesacker musste während der Schlacht als Redoute dienen und wurde mit dem Dorfe schrecklich zerstört.

Markkleeberg hat in 66 Häusern 463 Einwohner, die von der Land- und Gartenwirthschaft leben.

Es ist des Guts Lage eine schöne zu nennen, wenn es nur einige Stunden weiter von Leipzig läge, um von allen materiellen Genüssen und Strömungen fern zu sein.

Lindenau an der Strasse nach Merseburg und Weissenfels ⅜ Stunden von Leipzig am linken Ufer der Luppe, am westlichsten Arme der Elster gelegen.

Lindenau gehörte in der frühesten Zeit zum Kloster von Leipzig, im Jahre 1536 erwarb das Gut mit Zubehör der Rath von Leipzig nebst Leutzsch und Barneck, durch seinen Bürgermeister Wiedemann und war deshalb merseburger Landstand, da das Gut mit einem Ritterpferd belegt war. Bis zur Theilung Sachsens im Jahre 1815 stand dieses Dorf unter dem Hochstifte Merseburg und dem Amte Lützen.

In der nordwestlichen Häusergruppe findet sich das Gut und die Kirche, in der südwestlichen der grosse stark besuchte Gasthof, überall finden sich aber jetzt zerstreut sehr viele Sommerwohnungen von Leipzig. Nicht weit von Lindenau steht der sogenannte Kuhthurm oder die frühere gethürmte Rathförsterei, welche jetzt und ungefähr seit 3 Jahren in einen wundervollen Vergnügungsort für Leipzigs Bewohner durch den Besitzer des Universitätskeller in Leipzig, Herrn Schatz umgewandelt ist.

Sowie seine Restauration in Leipzig, als die bekannteste weithin im Auslande ist, so ist auch dieses seines neuen Etablissements rühmend zu gedenken und zu wünschen, dass es häufiger und stärker besucht wird. Viel ist indessen der Besuch gestiegen, seit Leipzig seine Omnibusfahrten hat, da Lindenau und Plagwitz und somit auch der Kuhthurm Stationsorte der Heuerschen Omnibus-Wagen und des Fiakervereins geworden sind.

Die Kirche von Lindenau ist Filialkirche von Leutzsch. Der Ort selbst litt im Jahre 1813 schrecklich, am meisten am 16. Oct. wo der österreichische General Gyulay von hieraus Leipzig anzugreifen gemeint war. Nach der Schlacht bei Leipzig übernachtete am 19. Oct. Napoleon hier.

Lindenau ist in der Woche und Sonntags einer der besuchtesten Orte von Leipzigs Bewohnern. Mehre Wirtschaften, recht gute Wirthschaften finden sich im Orte, welcher seit den letzten Jahren immer mehr an Bewohnern zugenommen, sodass jetzt darinnen sich 3481 Einwohner in 239 Häusern befinden, wogegen früher und zwar im Jahre 1830 nur 250 Seelen hier zu finden waren, darunter 5 Erbpferdner mit 20 Hufen, 69 Kühen und 300 Schaafen sich befanden.

Leutzsch war das Beigut von Barneck und liegt am Rande der Aue, doch weit von der Luppe zwischen Barneck und Lindenau, hat schöne vortreffliche Wiesen. Im Jahre 1554 starb Ursula von Leutzsch als letzte Aebtissin zu Geringswalde. Barneck ist bekannt weithin durch seine herrliche Lage und weite Aussicht, weshalb auch mehre Lustwandlungen von Leipzig aus hieher unternommen werden.

Liebschwitz auch Lübschwitz liegt von Borna 10, von Ronneburg 1¾ Stunde, ¼ Stunde von der weimarschen und ⅜ Stunden von der reuss. Grenze in reizender Gegend mit Zoitz, Loitzch, Niebra und Boditz rainend. Es war früher der Ort dem Justizamte Borna zugetheilt, und wurde deshalb zum leipziger Kreise gezählt. Jetzt ist der Ort und das Rittergut dem Gerichtsamte Werdau zugewiesen, gehört deshalb aber immer noch als Rittergut zum leipziger Kreise.

Das Dorf zieht sich romantisch zwischen zwei Bergen gelegen, meistens an dem östlich von Loitzsch kommenden Bache und mit kleinen Unterbrechungen bis zu dem vordern Zoitzberge hin. Der Lietzschberg und Zoitzberg, gemeinhin der heilige Berg, an denen das Dorf hingebaut ist, bieten an den höchsten Punkten herrliche Fernsichten bis zu 6 Stunden.

Liebschwitz, das Rittergut ist der Sitz und das Stammhaus der Familie von Liebschwitz, über deren Genealogie Königs-Adelshistorie Ausführliches enthält. Ein Gerhard von Löbschwitz findet sich noch 1307 und 1358 der gleichzeitige Besitzer von Ringethal, der 1378 vorkommende Besitzer von Liebschwitz war Probst zu Eisenberg.

Zur Mitte des 16. Jahrhunderts kam das Gut in die Familie von Ende, bei welcher es bis zum Jahre 1629 verblieb, wo es dann an die Familie von Raschau kam. Im Jahre 1673 und dann bis 1703 war es Eigenthum derer von Meusebach, nach welchen es 1717 der Hofrath Adrian von Fletscher von seinem Vater nebst Loitzsch erbte, welcher aber beide Rittergüter 1722 gegen Hohenrode an den Steuerrath Leiser vertauschte, stand dann unter Gottfried Leyser unter Sequestration und wurde am 20. Juli 1745 an Johann Georg von Ziegenhierd verkauft, bei welcher Familie Liebschwitz sich noch befindet.

Nach dem am 15. Nov. 1762 erfolgten Tode des Georg von Ziegenhierd wurde Herr Johann Ferdinand August von Ziegenhierd damit beliehen, der dasselbe im Jahre 1807 an seinen Adoptivsohn Herrn Friedrich Theodor von Ziegenhierd, genannt Köpke, verkaufte. Nach dessen Tode ist es an Herrn Friedrich von Ziegenhierd übergegangen.

Gegenwärtiger Besitzer ist der K. Sächs. Oberlieutenant a. D. Herr Hugo Werner von Ziegenhierd.

Das Rittergut hatte zu Anfang des 19. Jahrhunderts nur 739 Unterthanen, hatte aber in der neusten Zeit über 1000 und stellte dafür Gottfried von Ende 2[VL 4] Ritterpferde, jetzt hat der Ort in 65 Häusern 638 Einwohner.

Die Gutsgebäude sind nicht gerade imposant zu nennen, sie gewähren aber einen freundlichen Anblick und erinnern theilweise an die alten Zeiten des Ritterthums.

Die Oeconomie ist in einem vortrefflichen Zustand, eine schöne Viehzucht zeichnet sich besonders hier aus.

Wiesen und Felder gehören der bessern Bodenclasse an.

[14] Liebschwitz soll früher mit Niebra durch einen unterirdischen Gang verbunden gewesen sein und hat man vor einigen Jahren die deutlichen Spuren davon aufgefunden.

Zur Parochie Liebschwitz gehören 2 Kirchen. Eine davon befindet sich in Liebschwitz, die andere aber in Taubenpreskeln, welches 20 Minuten von Liebschwitz entfernt liegt. Diese Kirchen gehören jetzt ebenfalls zur Ephorie Werdau, während sie früher zur Inspection Borna gezählt wurden. Nach einer Urkunde vom Jahre 1237, welche von dem Pfarrer Melchior Vögler zu Schmirchau aufgefunden wurde, war zwischen dem Ritter Gerhardt von Liebschwitz und dem Gothofredus, Plebanus von Ronneburg, ein heftiger Streit darüber ausgebrochen, ob die Kirche zu Schmirchau unter die Parochie Ronneburg gehöre und eine Filialkirche derselben, oder frei sei und in keiner subordinirten Beziehung zu derselben stehe. Dieser wurde von den beiden Partheien zum Schiedsrichter erwählten Bischoff Engelhardt von Naumburg folgenderweise entschieden:

Engelhardus, miseratione divina, Numburgensis Episcopus, Christi fidelibus universis, ad quos pervenerit Scriptum praesens, Salutem in nomine Jesu Christi, Suborta ... et ventilata inter Gothofredum Plebanum de Ronneburgk ex una et Gerhardum militem de Lübeschwitz, ex parte altera quaestione Super libertate ecclesiae in Schmirchaw, quam dictus Plebanus Suae parochiae filiam asserebat, tandem post tumultuandos tractatus hinc inde habitos, Sic est factum, quod de voluntate voca Adtorum de Wida Henrici et Henrici amicorum filii fratris ipsorum Heinrici, qui jus patronatus habent in parochia Ronnebergk et praefati plebani accedente sententia, nos in Synodo nostra pronunciavimus deffinitivam Sententiam proferendo: Schmirga vel Schmirdewitz ecclesiam liberam esse et nullum subjectionis respectum ad parochiam in Ronnebergk vel Ronnberch habere Sed in Se ipsa jus parochiale in perpetuum obtenturam et ut libertas ejus ecclesiae in Schmircha magis constare valeat universis praesentem paginam exinde conscriptam, Sigillis nostro et Advocatorum de Wida jussimus insigniri. Testes hujus rei sunt Walterus Decanus, Henricus Endigerinus, Conradus Custos; Heroldus Scolasticus, Canonici Cicenses, Heinricus Praepositus St. Stephani in Teziz, Theodoricus de Breitenbach, Henricus Filius Senior, Volvicus Henricus et Ludovicus, fratres de Silizena, Henricus de Caskirchen, Albertus de Löwitz ut et alii quam plures. Actum Cietz Anno Gratiae MCCXXXVII, IV. Cal. Arprilis, Sedis nostrae Anno XXX.

Hieraus ist deutlich zu ersehen, dass dem Pleban von Ronneburg der Anspruch an die Kirche zu Schmircha als Tochterkirche von der Parochie Ronneburg abgesprochen worden ist.

Die jetzt noch stehende Kirche von Liebschwitz baute Herr von Meusebach im Jahre 1677 auf eigne Kosten. Die frühere Kirche, die vor der Reformation gebaut war, lag sammt dem Gottesacker im obern Dorfe. Am 26. April 1654 wurde dieselbe, wie auch die Pfarrwohnung und ein Bauergut durch die Fluthen eines, im oberhalb des Dorfes gelegenen Wispenthale niedergefallenen Wolkenbruches gänzlich zerstört und die kleinste Glocke von dem Wasser bis nach dem ¾ Stunden von da gelegenen reussischen Dorfe Zwötzen geschwemmt.

Das seit 1832 neu erbaute Schulhaus steht oberhalb der Kirche. Der Platz ist von demselben Bauergute abgebaut, worauf die Kirche steht.

Der Gutsherr ist Patron über Kirche und Schule.

Taubenpreskeln mit der Schwesterkirche liegt wie erwähnt 20 Minuten von Liebschwitz in der Nähe des Zoitz- und Büchsenberges, der eine geschichtliche Merkwürdigkeit erlangt hat.

Zur Zeit des Sächsischen Bruderkrieges zog im Jahre 1450 Herzog Wilhelm mit einer grossen Heeresmacht von Thüringen in diese Gegend um den Voigt von Gera, wegen einer von diesem erlittenen Beschimpfung zu züchtigen und schlug auf dem jenseits der Elster gelegenen „Heeresberge“ ein Lager auf. Churfürst Friedrich eilte den Germanen zu Hülfe und lagerte sich seinem Bruder gegenüber auf einem Vorsprunge des Zoitzberges „der Büchsenberg“ genannt. Hier erbot sich einer seiner Büchsenmeister den Krieg mit einer Kugel zu endigen, wenn es ihm erlaubt würde, sein Geschütz in diesem Augenblicke auf Herzog Wilhelm zu richten. Der Churfürst aber erwiederte ihm mit Unwillen: Schiess, wohin Du willst; triff nur meinen Bruder nicht. Und diese Aeusserung, die dem Herzoge überbracht wurde, hat mehr als alle früheren Unterhandlungen bewirkt, denn bald erfolgte die Aussöhnung mit seinem Bruder.

Die übrigen zu Liebschwitz gehörigen Orte Loitzsch[VL 5] und Lengefeld beschäftigen sich alle mit Landwirthschaft, die hier in grosser Ausdehnung betrieben wird und für ihre Bearbeiter sehr dankbar ist.

Loitzsch auch Laitzsch, Loitschütz in der Volkssprache Lietzsch genannt liegt an der Grenze des Amtes Neustadt, 2 Stunden südlich von Gera am Russdorfer Bache und bildet mit Liebschwitz die bekannte Enklave Sachsens, welche dem frühern Amte Borna, jetzt dem Gerichtsamte Werdau einverleibt ist.

Das Rittergut, ein altschriftsässiges, bietet selbst nichts bemerkenswerthes dar. Vor der Reformation gehörte auf alle Fälle Loitzsch dem Kloster zur Niebra oder Nie-Vo, woher es auch kommen mag, dass Niebra, welches ½ Stunde von Loitzsch liegt, die Mutterkirche ist, wohin Otticha, Loitzsch und Lichtenberg eingepfarrt sind.

Das Jus patronatus stand ehemals dem Herzoge zu Sachsen-Zeitz zu. Nach der Reformation wurde mit Loitzsch Ehrenfried Gottfried und Alexander von Ende beliehen, denen 1576 Ehrenfried und Alexander von Ende folgten.

Im Jahre 1578 besass es Ehrenfried von Ende, dem 1599 Nicol von Ende und 1600 Wolf Georg von Ende succedirte. Im 17. Jahrhundert lebte hier eine Familie von Raschau. Christoph von Raschau und Wolf Georg von Raschau waren von 1640 bis 1657 mit Loitzsch belehnt. Dann kam das Gut 1661 an Clara Margaretha von Carlowitz geb. von Raschau, im Jahre 1684 besass es Adam Heinrich von Güntherode und 1688 Johann Georg Freiherr von Meusebach, dann 1704 David von Fletzscher, dann Adrian von Fletzcher und 1722 Gottfried von Leyser. Erst im Jahre 1744 kam das Gut an die von Ziegenhierdsche Familie und zwar an Johann Georg von Ziegenhierd, Königl. Preuss. Kriegs- und Domainenrath, welcher vormals das Gut Ziegst in dem Bezirke des Amts Freiburg besass.

Ihm folgte 1762 Johann Ferdinand August von Ziegenhierd und 1801 Friedrich Theodor von Ziegenhierd, dem sein Sohn Carl von Ziegenhierd und gegenwärtig Herr Ferdinand Werner von Ziegenhierd gefolgt ist.

Deshalb weil die Familie von Ziegenhierd überhaupt die dortigen Bornaischen Parzellen meistens besitzt, nennt man diese auch das Ziegenhierdsche Ländchen.

Loitzsch[WS 2] zählt ausser dem Rittergute 3 Bauergüter und eine Gärtnernahrung mit 47 Seelen und einem Areal von 215 Acker und 244 Qadratruthen.

Das Patronatrecht erlangten die Besitzer von Loitzsch über Kirche und Schule erst im 17. Jahrhundert.

Frau Clara Margarethe von Carlowitz hat solches in den 60ger Jahren des gedachten Jahrhunderts für die Besitzer von Loitzsch käuflich acquirirt.

Das nahe Dorf Niebra liegt in einer höchst reizenden und anmuthsvollen Gegend. Von dem hohen Berge herab, auf welchem es liegt, erblickt man das schöne fruchtbare Elsterthal am linken Flussufer von einem sich schräg senkenden, mit Laub und Nadelholz reich bewachsenen Gebirgsrücken umgrenzt, so auch der Städte und Schlösser so manche, z. B. die ¾ Stunde nordöstlich von hier gelegene Stadt Ronneburg, das Schloss Osterstein, das 2 Stunden entfernte Weida mit seinem herrlichen Schlosse und die 4 und 6 Stunden entfernten Städte Hohenleuben und Zeulenrode.

Ueber der Pfarrkapelle befindet sich die Statue der Nin-Frau und Nie-Fro, wovon das Kloster und der Ort selbst seinen Namen erhalten haben soll.

Sie ist ohngefähr 2 Ellen hoch und stellte bei einem gebeugten Haupte ein sehr schwarzes rauhes Gesicht dar. Die weisse Kopfbedeckung ist nonnenartig, die Hände sind zum Gebete gefaltet, die Farbe des Kleides ist blau, darüber ein weisser, inwendig rother Ueberwurf mit vergoldetem Saum. Die Farben und die Vergoldung sind auf Gyps aufgetragen, womit das innere Holzwerk überzogen ist. Früher soll die Statue über der Kirchthüre in der nach aussen vorhanden Nische gestanden haben.

Die Parochie Niebra zählt ausser ihrer Mutterkirche zu Niebra, wohin das reussische Dorf Otticha, Loitzsch und Lichtenberg eingepfarrt sind, auch eine Tochterkirche zu Hilbersdorf mit dem dahin eingepfarrten Russdorf, so wie eine Schule im Hauptorte. Das jus patronatus übt der Besitzer von Loitzsch, wie schon angeführt worden ist. In den frühern Zeiten gehörte die Parochie Niebra zu der Ephorie Weida im Neustädter Kreise; es ist jedoch schwer zu bestimmen, wenn und wo zuerst das Reformationsfest hier begonnen hat, weil durch den Brand am 9. Aug. 1624 Stadt und Schloss von Weida ein Raub der Flammen wurde und die besten Nachrichten über hiesige Gegend mit verbrannt sind.

Das Dorf Otticha zu dem Adelich Ziegeishierdschen Lehnverband gehörend zählt in 9 Bauerngütern an 80 Seelen nebst einem Gemeindehause,deren Arealgehalt 849 Scheffel 34 Quadratruthen beträgt, nach reussischem Maass gerechnet. In Lichtenberg befindet sich die herrschaftliche Schäferei von Loitzsch und stählt 3 Drescherhäuser, eine Mühle 11 Bauergüter und 1 Gemeindehaus mit einem Arealgehalt von circa 800 Scheffeln reussischen Maasses.

Niederstein auch Niedersteina genannt, 2½ Stunden von Döbeln gelegen, welches jetzt mit dem Rittergute Oberwutzschwitz verbunden ist.

Die eignen Herrschaften des Gutes Niederstein waren Georg Wolf von Carlowitz auf Rabenstein 1663, dann folgte Heinrich Dietrich von Starschädel 1669. Im Jahre 1684 finden wir Herrn von Nischwitz, 1701 Albrecht von Nischwitz.

Jetzt bis auf die neueste Zeit ist es im Besitze der von Zehmenschen Familie.

Nicht weit von dem Dorfe steht ein Gebäude, unter dem Namen das Steinsche Haus, wo der Sage nach, ehedem das Herrenhaus von Niedersteina gestanden haben soll.

Es wohnen daselbst 1 Gärtner und 9 Häusler, worunter eine Schänke sich befindet, im ganzen 65 Einwohner.

Ganz an Oberwutzschwitz, welches wir unten noch beschreiben werden, grenzt

Niederwutzschwitz 1 volle Stunde von Zschaitz und 2½ Stunden von Döbeln entfernt gelegen.

Das hiesige Rittergut war 1668 in den Händen des Georg Leopold von Birkholz, 1684 besass es Jobst Adolph von Drandorf, 1751 Christoph Siegismund Preuss, Kammerjunker und Falconier-Hauptmann, 1771 Johann August von Dallwitz würtembergscher Hauptmann, 1820 Johann Martin Zieger.

Dann kam es an den Premierlieutenant Christian Friedrich Seiffarth [15] und dessen Gemahlin Charlotte geb. Galsch von Leippen bei Meissen.

Die Zahl der übrigen Einwohner bilden 2 Gärtner und 3 Häusler und eine Mühle an der Jahna mit 20 Bewohnern.

Die Kinder gehen nach Zschaitz in die Schule. Von dem Wege nach Döbeln zu hinter Möbertitz präsentirt sich Löttewitz am besten.

Die Mühle zwischen Niedersteina und Oberwutzschwitz ist ein ganz neues Gebäude. Sie brannte vor einigen Jahren ab.

Die schulpflichtigen Kinder gehen nach Oberwutzschwitz in die Schule.

Niederwutzschwitz liegt in der fruchtbarsten Gegend des Landes, welche zugleich durch sanfte Anhöhen und durch einige Bäche recht angenehm ist.

Mit der Jahna als dem Hauptbache vereinigt sich nächst unter dem Gute das Kiebitzer Wasser, welob.es die hiesige Mühle treibt.

Das Rittergut hatte früher noch den 3. Theil von Merschitz besessen.

Nenkersdorf gemeiniglich G’nenkersdorf genannt 1½ Stunde südlich von Borna, an der Strasse von Borna nach Rochlitz gelegen.

Nenkersdorf ist fast von allen Seiten mit angenehmen Waldparthieen umgeben. Auf dem Wege nach Borna zieht sich die Hard hin, eine der grössten Holzungen hiesiger Gegend.

Auf dem Wege nach Frohburg geht man durch ein Wäldchen, dessen erster Theil das Himmelreich, der zweite die Hölle und das Ende die Wolfslücke genannt wird. Nach Rochlitz zu liegt das Holz der Thongruben.

Hier wird Jahr aus Jahr ein Thon gegraben. Der Grund und Boden gehört zum Rittergute, welches davon bedeutende Revenuen bezieht: denn die Töpfer in Kohren, Frohburg, Geithain, Neukirchen und Borna holen hier ihren Bedarf. Man findet weissen, rothen und blauen Thon.

Ausserdem ist das Rittergut ausgezeichnet durch seine Gebäude, die noch nicht sehr alt sind, obschon Nenkersdorf selbst zu den ältesten Rittersitzen oder Vorwerken gehört.

Die Gebäude sind durch und durch massiv und in einem gefälligen Styl aufgeführt. Die Baukosten betrugen 1769 94000 Fl.

Die dazu gehörigen schönen Wiesen und Gärten sind fruchtbar und reich an Früchten. Der Boden zur Getreidefrucht aber etwas lehmig.

Nach der neuem Vermessung gehören zu demselben 54 Acker und 70 Ruthen Feld, 93 Acker Holz, 44 Acker Teiche, 18 Acker Wiesen und 2 Acker Garten. Bei der Volkszählung vom Jahr 1859 hatte Nenkersdorf 56 Häuser und 322 Einwohner.

Die ältesten Besitzer, die uns bekannt geworden, sind: Hans Schwenkevon Notzing um 1543, dann Ezechiel von Schwenke um 1552; Bernhardt von Creutzen um 1580, Christoph von Creutzen um 1600, dann Hans Löser 1625, Kurt Löser, Haubold Adolph von Löser, ihnen folgte Johanna Sophie von Gladebeck; dann Bodo aus dem Winkel, Bodo August aus dem Winkel; Aldelgunda Auguste aus dem Winkel; Christoph Friedrich aus dem Winkel, und dann Melchior Benndorf, ein Oeconom aus Altenburg.

Nach diesem kam Herr Theodor Gotthold Thienemann, Dr. der Theologie und Superintendent zu Rochlitz welcher 1827 starb. Von da an bis zum Jahre 1831 besassen es seine hinterlassenen Herrn Söhne gemeinschaftlich, von welchen es hierauf der jüngste M. Wilhelm Ferdinand allein übernahm, welcher zugleich Pastor hier war, seit 1827 aber zu Neukirchen und Schönau.

Der jetzige Patron über Kirche und Schule ist Herr Hermann Kramer.

In sittlicher Hinsicht haben die hiesigen Einwohner sich öfters ausgezeichnet.

So blieben sie z. B. in dem Jahre des allgemeinen sächs. Bauernaufstandes, ganz ruhig.

Zu einem immerwährenden Denkmal dieser ausgezeichneten Haltung schenkte der damalige Gerichtsherr, der preuss. Kammerpräsident aus dem Winkel, der Kommun einen silbernen Becher, mit einer auf ihr lobenswerthes Betragen sich beziehenden Inschrift versehen und begleitete solchen mit einem eigenhändigen Belobungsschreiben.

Letzteres, so wie der Becher werden jedesmal am Johannistag zum Vorschein gebracht. An demselben nämlich versammelt sich in Folge eines Testaments der früheren Besitzerin eines Fräulein von Gladebeck die ganze Gemeinde in der Schenke, wo das Testament und das Schreiben vom Richter vorgelesen und bei Musik und Tanz drei Viertel Bier getrunken werden. Bei dieser Gelegenheit muss jeder neue Einwohner aus dem gedachten Becher trinken.

Nach dem Inhalte des Testaments darf an diesem Tage unter der Versammlung weder Zank noch Streit vorfallen, auch alles Fluchen ist streng verboten.

Die Uebertreter werden sogleich ausgeschlossen; auch jeder, der in einen Prozess verwickelt ist.

Neuscherbitz. Der Ort ist mit Gundorf, wo eigentlich das Rittergut sich befindet, 1818 sächsisch geblieben und liegt nun im Gerichtsamt Leipzig II. ¾ Stunden von der preuss. Grenze, der Bürgeraue gegenüber, fast dicht am linken Ufer der Luppe, in Südwesten durch das ganz nahe Burghausen von der Höhe des Bienitz getrennt, 1¼ Stunde südöstlich von Skeuditz mit Behlitz und Dölzig rainend, in anmuthiger und fruchtbarer Aue.

Das Rittergut in Gundorf heisst Neuscherbitz, was 1590 ein von der Churfürstl. Kammer vererbtes Vorwerk war.

Der landsberger Markgraf Dietrich gab schon 1269 die Vogtei über den Ort an den Bischof ab, der damit das Peterskloster zu Merseburg beschenkte. Daher entstanden die Namen Abteidörfer und Abteirichter: Denn eine Abtei bestand in Gundorf selbst nicht.

Das Rittergut Neuscherbitz, sonst das Mühlengut genannt gehörte 1808 der Kürstenschen, später der Sommerschen, 1827 der Heyneschen Familie. Es wurde mit ¼ Ritterpferd verdient und ist Allodium.

Es hat keine Frei- und Ritterfelder und musste schon früher mit den 17. Bauergütern alle Gemeindelasten mit tragen.

In die hiesige Kirche sind die Dörfer Behlitz, Ehrenberg, Burghausen und Barneck eingepfarrt. Diese Dörfer werden eben mit Ausschluss von Barneck die Abteidörfer genannt

Alle Personen, welche in der Kirche zu Gundorf getraut wurden, mussten sonst vor der Trauung das Rutscherecht, ein gewisses Freudengeld entrichten und zwar Junggesellen oder Jungfrauen 7 Gr. Wittwer und Wittwe und gefallene Personen 14 Ggr.

Diese Abgabe ist jetzt abgelöst, wurde aber sonst in das Amt Schkeuditz entrichtet.

Die hiesige Kirche ist sehr, sehr alt und eine der ältesten hiesiger Gegend zu nennen.

Gundorf zählte 1859 in 16 Häusern 172 Einwohner, Neuscherbitz aber in 4 Häusern 71 Einwohner.

Noschkowitz liegt 1¾ Stunden nordwärts von Döbeln, 2¼ Stunde südlich von Oschatz, 3 Stunden von Leisnig in der sogenannten berühmten Lommatzscher Pflege, welche zu Bennos Zeiten des Landes Myssen grosse Korn-Aue und späterhin die Schmalzgrube Sachsens genannt wurde, während ihre Bewohner die Sammetbauern hiessen. Noch jetzt wird in Sachsen Fruchtbarkeit und ländliche Wohlhabenheit darnach abgeschätzt. Hier liegt Dorf an Dorf und der Boden ist so üppig, dass man hier kaum Brache kennt. Hier […] und speiset der grössere Bauer nicht mehr mit dem Gesinde; […] Equipage zu seinem Vergnügen und ist überhaupt ganz dem gros[…] Manne in Städten gemäss eingerichtet.

Das hiesige Schloss ist gross aber noch im mittelalterlichen Geschmack gebaut und decorirt; eben o der daran stossende grosse schöne Garten.

Dem starken Rittergute sind noch die neuschriftsässigen Güter Kattwitz nahe bei[WS 3] Noschkowitz und Leutewitz, 2½ Stunden westwärts gelegen zu gewiesen, auch gehören die früher dem Amte Oschatz einverleibten, jetzt dem Gerichtsamte Döbeln zugewiesenen Orte Glaucha und Ottewich zum Rittergute Noschkowitz.

Alle Rittergutsunterthanen besitzen 48½ Hufen und auf den 3 Gütern hafteten 1½ Ritterpferd.

Die Rittergutsökonomie ist äusserst nutzbar und besitzt eine schöne Schäferei.

Der Ort liegt nicht, wie bisweilen fälschlich angegeben ist, an der Jahna, sondern am rittmitzer Bach und gehörte das Rittergut und der Ort vor 450 Jahren dem Christoph und Gotsche Krotzsch als bischöfliches Lehn, welche zugleich Merschütz besassen und 720 Gr. Zins bezogen und vor 300 Jahren der lauterbachschen Familie, worunter derjenige Lauterbach sich befand, welcher als grosser Jurist den Adel erwarb.

Im 17. Jahrhundert war es in den Händen des Hans von Saalen und 1730 war Aug. Heinrich von Lüttichau damit beliehen.

Dann besass es 1775 Wolf Abraham Lebrecht von Weidenbach, 1802 Hans August von Weidenbach, 1823 Karl Gustav Adolph Ruppelt aus Mitweida. Seit 1837 finden wir als Besitzerin Amalie Auguste Schreiber, welche dieses Gut mittelst Testament erhalten hat: gegenwärtig aber ist Herr von König, Oberappellationsrath in Dresden, Besitzer von Noschkowitz.

Mit Inbgriff des Gutes hat es 38 Wohnungen, worunter 3 Bauergüter, ein Halbhüfner, 14 Gärtner, eine Erbschänke und Schmiede 2 Mühlen etc. zu finden mit 335 Einwohner.

Ganz an das Rittergut grenzt das Dorf (Merschütz) wovon die Besitzer die Herrschaften von Oberwutschwitz, Niedersteina und Unterwutzschwitz sind.

Das mit Noschkowitz vereinigte Rittergut Kattnitz besass 1635 Christoph Johann von Prisen, 1679 Martin von Blümel, 1687 von Preise, 1752 von Hardenberg, 1775 Lebrecht von Weidenbach, Amtshauptmann und Kammerjunker, 1802 Hans August Wilhelm von Weidenbach, Lieutenant, 1823 gedachter Herr Kfm. Ruppold und seit 1827 Fräulein Amalie Auguste Schreiber. Hinter Kattnitz fliesst die Mühlbach; bei dem sogenannten Mittelhölzchen ist eine schöne Aussieht, so dass man an hellen Tagen bis Strehla blicken kann. An dem einen Ende dieses Ortes führt ein angenehmer Weg in Wiesen zu dem Rittergute Noschkowitz.

Oberstein hat den Namen von dem in Osten gegenüber ansteigenden Steinbeirg, ¼ Stunde von Kiebitz im schönen Grunde des Kiebitzbaches gelegen 2 Stunden von Döbeln, 3 Stunden von Leisnig gelegen.

Das Rittergut ist nicht bedeutend und hat 258 Einwohner, die in 33 Häusern leben.

Die Kalkbrücke, welche zum Rittergute gehören, sind nicht ohne Bedeutung, weshalb auch ein Kalkofen auf Ritterguts Grund und Boden erbaut ist.

Auch eine Ziegelscheune gehört zum Gute.

Im Jahre 1532 gehörte das Gut zur Herrschaft Pulsnitz‚ bis 1665 dem Landjägermeister von Carlowitz auf Rabenstein.

[16] […]wutzschwitz 2½ Stunden von Döbeln, mitten zwischen […] und Oschatz gelegen.

Das Rittergut ist mit Niederstein combinirt, sowie noch zum Gute, worauf keine besondern Ritterpferdsgelder hafteten, der dritte Theil von Marschütz und ein Theil von Mahris im frühern Amte Oschatz gehören.

Oberwutzschwitz gehört zu den 8 Rittergütern die nach Zschaitz eingepfarrt sind, und diese sämmtlichen Rittergüter waren vor der Reformation auf alle Fälle der Zschaitzer Prälatur unterworfen; die Gründung dieser Ortschaften ist zwar sehr alt; aber als Rittergüter werden dieselben erst später und lange nach der Reformation genannt.

Als Besitzer von Oberwutzschwitz sind uns seit 1708 bekannt Heinrich von Birkholz, 1718 der Oberst Hans Gottdank von Hackeborn, 1734 Hans Boston von Zehmen und in der von Zehmenschen Familie befindet sich das Gut jetzt noch: der derzeitige Besitzer ist Herr Ludwig von Zehmen.

An Einwohnern befindet sich hier ein Gärtner, und 12 Häusler mit 150 Einwohnern, die dem Gerichtsamte Döbeln einverleibt sind.

Die Jahna, nachdem sie den Rittmitzer Bach aufgenommen, fliesst durch dieses Dorf und geht fast durch das Rittergut.

Die Lage ist von allen Seiten angenehm und gleicht einem schönen Garten. Der Boden ist gut zu nennen. Obstanlagen in Gärten und an den Wegen werden überall unterhalten.

Die Gewächse kommen im Frühjahre gewöhnlich später zum Vorscheine, als an andern Orten.

Sobald aber die volle Wärme eintritt, fängt in Feld und Gärten alles an mit Ueppigkeit zu wachsen.

Oderwitz ⅞ Stunden südwestlich von Pegau in sehr fruchtbarer belebter und angenehmer Gegend am Mühlgraben, jenseits dessen sich die Aue ausbreitet; der südliche Theil des Orts heisst Kleinoderwitz.

In Grossoderwitz befindet sich das Rittergut, welches stiftisches Erblehn ursprünglich war und zwar mit der Freiheit zu disponiren unter Lebenden und Todten halber. Es wurde mit 1½ Ritterpferde verdient und ist ein nicht zu schwaches Gut, hat vortrefflichen Boden und treffliche Wiesen, welche ihrer Ergiebigkeit und ihres schönen vortrefflichen Futters wegen weit und breit bekannt sind.

Das Rittergut gehörte im 16. Jahrhundert Herren von Draschwitz auf Steinbach, 1714 einem von Minkwitz 1730 aber dem Geh. Rath Heinrich von Bünau auf Kl. Korbetha, 1790 der Scharfschen, später der Mettlerschen, und zuletzt der Bachschen Familie.

Die Rittergüter Oderwitz und Greitschütz hatten sonst besondere Sitze in der Kirche zu Costewitz, später wurden sie aber in das preussische Kirchspiel Profen eingekircht.

Die Mühle, die Schenke und 3 Häuser in Oderwitz gehörten zwar in Rücksicht des Grund und Bodens in das Stift Zeitz, jedoch hatte das hiesige Rittergut gegen einen Kanon auch die Gerichtsbarkeit über diese.

Der Ort enthält 39 Häuser mit 214 Einwohnern, die nach Profen, wie schon erwähnt, eingepfarrt sind, sich aber mehr in das nahe Costewitz halten.

Unter dem Gerichtsamte Pegau müssen jetzt alle Recht leiden und natürlich auch die Einwohner, die sonst bei dem Stifte Zeitz zu Lehn gingen.

Sitten auch in den Urkunden Sytin und Sittin genannt, ist ein sehr alter Ort und hat seinen Namen auf alle Fälle von einem Dietrich von Sytin erhalten, der sich Theodoricus Camerarius schreibt und als burggräflich-leisniger Kämmerer vorkommt. […] teritz oder Kötteritzsch besessen: denn Heinrich von Kötteritz kommt nach einer Urkunde als Besitzer von Sitten vor. Vom 14. Jahrhundert aber und vom Anfange des 15. Jahrhunderts bis auf gegenwärtige Zeit ist die Familie von Kötteritz in immerwährenden Besitz von Sitten gewesen.

Im Jahre 1421 war Dietrich von Kötteritz Besitzer von Sitten, welcher mit Barbara, Burggräfin von Dohna vermählt war. Ihm folgte sein Sohn Niclas von Kötteritz, welcher sich mit Barbara von Nischwitz aus Thecla ehelich verband und erhielt nebst Sitten auch Krostewitz. Dem Niclas folgte sein ältester Sohn Sebastian von Kötteritz, welcher im Jahre 1528 und 1533 die Kirchenvisitation mit verrichten half und im Jahre 1530 nach Augsburg ging, um daselbst die Confession zu übergeben.

Er war des Churfürsten zu Sachsen Johann Friedrichs Hofmeister, Rath und Amtmann zu Altenburg und Bitterfeld. Aus seiner Ehe mit Mechtild Spiegel von Gruna hatte er 4 Söhne mit Namen Wolf, Christian, Sebastian und Hans. Dieser jüngste Sohn überkam nach des Vaters Tode die Güter Sitten und Krostewitz. Die Gemahlin Hansens war eine geb. von Saalhausen aus der Herrschaft Brenzen in Böhmen. Nach Hansens Tode übernahm dessen erster Sohn August von Kötteritz die väterlichen Güter, während dessen Minderjährigkeit sie von Heinrich von Birkholz verwaltet wurden, weshalb von mehrern Geschichtsschreibern die irrige Ansicht ausgesprochen worden ist, die von Birkholz hätten Sitten besessen. August von Kötteritz war zwei Mal verheirathet, das erste Mal mit Charitas von Kötteritzsch, der Tochter des Geheim-Raths in Berlin, das zweite Mal mit einer geb. von Einsiedel aus dem Hause Scharfenstein. Nach dem Ableben dieses von Kötteritz, welcher zuletzt Consistorial-Präsident war, übernahm dessen Sohn August Friedrich, Sitten. Derselbe besass auch gleichzeitig Ober- und Niederberka. Er war Oberst-Wachtmeister von der Infanterie. Nach seiner Vermählung mit Anna Elisabeth, Caspar von Löbens auf Milkel einziger Tochter, übernahm er die Bewirthschaftung seines Gutes Sitten und brachte es sehr in die Höhe. Bald verkaufte er aber das Gut an Christian Gundermann Churfürstl. Sächs. Commissar im Leipziger Kreise, für 14000 Fl. Von diesem kaufte es der Rechtscandidat Förster, nach dessen Tode kam das Gut wieder an August Friedrich von Kötteritz.

Derselbe hatte auch schon vorher das Schlossdorf Frohburg gekauft, weshalb er Sitten wieder verkaufte und zwar an den Rittmeister Richard von Vittingshofen. Unter diesen Besitzer wurde das Gut für altschriftsässig erklärt und erhielt die Obergerichte über Sitten, Doberquitz und Röda.

Nach seinem Tode haben 5 hinterlassene Söhne Sitten gemeinschaftlich 5 Jahre lang besessen, bis Christoph Rupert von Vittingshofen das Gut allein kaufte und als Churfürstl. Sächs. Kammerherr mit Fräulein Anna Sophie von Kötteritz aus dem Hause Frohburg sich vermählte. Nach ihm hat Herrmann von Wolframsdorf, Oberhofmarschall, Erb- Lehn- und Gerichtsherr auf Mügeln seit 1691 das Rittergut Sitten besessen. Seine Herren Söhne wurden in den Grafenstand erhoben und eine Fräulein Tochter von ihm, Ida Lucia heirathete den Gothaischen Hofrath Johann Heinrich von Schleinitz auf Schieritz. Dieser Frau Hofräthin fiel Sitten zu. Ihre beiden Söhne Herrmann Heinrich von Schleinitz auf Saalhausen und Limbach und Friedrich von Schleinitz auf Schieritz erbten Sitten mit Börtewitz. Von diesen ist Sitten an Bodo Gottlob von Koseritz gekommen. Nach ihm hat es im Jahre 1741 Heinrich Rudolph von Bindof, Geh.-Rath und Kammerdirector zu Weimar übernommen. Von dessen Sohne Heinrich Siegismund von Bindoff kaufte es der Amtshauptmann von Metzsch. Nach dessen Tode haben die hinterlassenen Kinder seiner […] ammer auf Priestewitz, Frau Oberlieutenant von Klitzing un[…] verw. Frau Major von Kracht als hinterlassene Erben dasselbe gemeinschaftlich besessen, bis es im Jahre 1816 die verw. Frau Major […] Kracht allein in Lehn nahm, welche es im Jahre 1823 ihrem ä[…]n Sohne dem Rittmeister von Kracht allein übergeben hat.

Gegenwärtig gehört Sitten einem Herrn Pazschke.

Das Schloss Sitten liegt ungefähr 600 pariser Fuss über dem Meere angenehm und imposant in einem flachen fruchtbaren und angenehmen Thalgrunde, von der Polckenbach oder dem Sittener Bache durchflossen.

Die Gegend gehört, wegen der grossen Nähe einer Menge Ortschaften, zu den belebten und ist von Natur angenehm.

Zum Rittergut, welchem die Collatur über Kirche und Schule zusteht und welches die Obergerichte über Sitten, Doberquitz und Röda hatte, gehört auch ein Hausplatz nebst Garten auf dem Burglehn zu Leisnig; desgleichen ein Kirchenstuhl beim Altare in der Stadtkirche daselbst.

Der Ort hat nach neuester Volkszählung 237 Einwohner in 34 Häusern, welche nur 5⅝ Hufen guten Feldes besitzen, sie treiben aber ziemlich guten Obstbau.

Sitten gehört jetzt zum Gerichtsamte Leisnig.

Steinbach bei Lausigk liegt 1¾ Stunden nordöstlich von Borna, 1 Stunde von Lausigk, 2½ Stunden von Grimma, in einer buschigen, ebenen Gegend am Jordanbache, der früher ebenfalls Steinbach geheissen haben mag, unweit Lauterbach entspringt und in Kitzscher die Eyla erreicht.

Steinbach gehörte vor der Reformation zum Kloster Pforta und nach der Reformation wurde Steinbach als Rittergut an die Familie von Holleufer verliehen. Niclas und Hans von Holleufer werden uns als Besitzer genannt, von welchen Hans von Einsiedel für 30000 Gulden erkaufte, der es aber schon nach 1662 an Georg von Draschwitz auf Oderwitz überlies. Im Jahre 1680 ist die Familie von Zehmen damit beliehen, 1700 dessen Schwiegersohn der Geh.-Rath von Kötteritz auf Beucha, 1719 der Oberst Pflugk und 1753 eine Wittwe Pflug. Im 19. Jahrh. war Dr. Joachim Moritz Wilhelm Baumann auf Trebsen auch langjähriger Besitzer von Steinbach, welches nach dessen Tode in der Erbtheilung an Dr. Moritz Wilh. Baumann gelangte.

Das Herrenhaus ist gross, schön und in einem gefälligen Styl erbaut, es hat vortreffliche Felder, Wiesen und auch schöne Teiche. Doch ist über die ganze Oeconomie des Guts schon das Nöthige bei der Beschreibung von Trebsen gesagt, so dass man nur Wiederholungen sich zu Schulden kommen lassen würde, wenn man in das Detail weiter eingehen wollte.

Im J. 1859 hatte Steinbach 67 Häuser und 435 Einwohner.

Taucha 2 Stunden von Leipzig nordöstlich, fast 3 St[…] von Eilenburg 3¼ Stunde von Wurzen, 3½ Stunde von Deli[…] ½ Stunde von der Landesgrenze, an welche dessen eigne F[…] stossen, in einer nicht ganz reizlosen Gegend, in dem sich am re […] Ufer der Pardc, an welchem auch die Stadt liegt, oberhalb ders[…] mehrere steile Hügel mit, mannigfaltiger Bekleidung erheben, […] gehören sie mehr zu Dewitz als zu Taucha.

Die Burg Taucha oder Tuch, welche mit ihrem 80 Ellen […] Thurme und Schlosse eine gefällige Ansicht gewährt, gründete […] Erzbischoff Albert von Magdeburg, als er 1220 Dietrich den Bed[…] ten bekriegte: denn bis an die Parde erstreckte sich das erzbischö[…] Gebiet, so dass Taucha eine Grenzfestung abgab, die aber Mar[…] Dietrich von Lan[…] des Unartigen Bruder, im […] 1279 aus Rache […] gdeburger Erzbischof Erich, der […] gefangen gehalte […] te. Später wurde das Schloss w[…] aufgebaut und 13[…] Schloss den Marschällen von Mokk[…] [17] nachdem es vorher von den Rittern von Tuch besessen worden war. Gegen das Ende des 14. Jahrhunderts gehörte es dem Bischof Heinrich (Grafen zu Stolberg). Dann besassen Taucha die Herren von Haugwitz von welchen Wilhelm von Haugwitz bis 1533 mit dem Rathe zu Leipzig in langwierigem Streite lobte. Sein gleichnamiger Nachfolger verkaufte nach Kurfürst Moritz’s Tode Taucha an Abraham von Rochau, von dem es 1569 an Bernhard von Creutz gelangte. Dieser verkaufte aber Stadt und Rittergut Taucha im J. 1570 an den Rath zu Leipzig für 15000 meissn. Gulden. Im J. 1638 gelangte es an den Leipziger Bürgermeister Leonhard Schwendendörfer, im November 1646 an die von Döring, bis es im J. 1652 von der Stadt Leipzig wieder erworben ward, welche solches heut zu Tage noch besitzt.

Das Schloss umschliesst mit den Wirthschaftgebäuden zusammen einen Hof und enthält in 2 ältlichen Flügeln meist Getreideböden. Der grösste Theil der Oeconomie ist vom Gute abgetrennt, der übrige Theil verpachtet, sodass nur eine sehr schwache Oeconomie, dagegen aber eine grössere Brauerei noch existirt.

Auf dem Rittergute hafteten 2 Ritterpferde. Die Einnahme besorgt der Stadtrath durch seine Cassirer.

Die Kirche von Taucha ist ein schönes grosses Gebäude mit guter Orgel. Zu dieser Kirche sind Grasdorf, Gradefeld, Plösig und der Sattelhof Dewitz mit seinen Unterthanen gepfarrt. Portitz ist das Filial.

Diese Kirche steht seit 1774, während die frühere 1768 ganz abbrannte, welche lange vor der Reformation erbaut war.

Die Kirche und mit ihr die ganze Stadt stand schon im 10. Jahrhundert unter der geistlichen Aufsicht des Erzbischofs zu Magdeburg.

Taucha enthält 298 Häuser und 2494 Einwohner. Darunter sind viel Schuhmacher, mehrere Kürschner, Tischler und Posamentirer, die alle ihre Erzeugnisse auf die leipziger Messe schaffen und dort guten Absatz finden.

Dass Taucha früher viel grösser u. viel mehr Verkehr hatte, als jetzt, das beweisen die vielen Gasthöfe, denn es sind jetzt noch 4 Gasthöfe hier, ungerechnet der vielen concessionirten Restaurationen.

Man wundert sich, dass Taucha in der Neuzeit nicht blühender geworden ist, da es bezüglich des Handels mit allen Waaren gegen andere Städte viele Erleichterungen und viele Freiheiten hat. Es kann Jeder handeln mit was er will, sobald er Taucha’er Bürger geworden. Ausser den Gasthöfen ist hier noch eine Posthalterei, eine Untersteuereinnahme, eine Apotheke und seit 1856 ein Königl. Gerichtsamt, an welchem ein Gerichtsamtmann und zwei Actuare fungiren.

Ausserdem besteht noch ein Rathscollegium mit einem dem juristischen Fache vertrauten Bürgermeister.

Die leipziger Schlacht reichte zwar nicht bis nach Taucha, doch litt der Ort vor und nach derselben ungemein, auch fiel hier am 18. Oct. ein Gefecht vor, in dessen Folge sich das Sächs. Bataillon Prinz Friedrich August, welches die Stadt und den Pass über die Parde vertheidigte, an den russ. General Pahlen ergeben musste.

Nahe vor der Stadt liegt der Gewinnberg, von dessen Namen die gemeine Sage sonderbare Fabeln hegt, der aber höchst wahrscheinlich Wynberg heisen sollte, indem hier dasjenige Schloss Wyn anzunehmen ist, welches 1430 von den Hussitten zerstört worden ist.

Die Strasse von Leipzig nach Eilenburg, die hier durch führt, bringt immer noch Leben und Interesse in die Stadt und es vergeht selten ein Tag, wo nicht mehrere Equipagen und Reisewagen, sowie Fuhrmannswagen durch die Stadt fahren oder in der Stadt vor den Gasthöfen anhalten.

Der im Jahre 1820 hier verstorbene Pastor M. Johann Friedrich Köhler war ein gründlicher Geschichtsforscher, der für unser sächsisches Vaterland manchen guten Beitrag lieferte.

In Taucha wurde Karl Rudolph Gräfe geboren, welcher vom Jahre 1764 an, Hofrath. Justitienrath und geheimer Reverendar und Archivar zu Dresden war. Er starb im Jahre 1805.

Roitzsch ¼ Stunde von Wurzen, hat blos seinen Namen in früherer Zeit von der uralten adligen Familie von Rotschütz erhalten.

Im Jahre 1472 kam es durch Kauf an die Meissner Bischöfe, welche es von den Herren von Lusigk (Lausigk) gekauft hatten.

Aus 5 hier befindlichen Teichen, welche der Bischof Johann von Saalhausen anlegen lies, entspringt das Flüsschen Ritzschke, welches hinter dem Domberge bei Wurzen in die Mulde fällt.

Nachdem der letzte Bischof die Regierung niedergelegt hatte, fiel Roitzsch dem Landesfürsten zu, doch ward es von diesem 1681 wieder verkauft und kam an Oswald aus dem Winkel, von welchem es Daniel von Döring, Stiftsrath und Canzler zu Wurzen und der 9. Sohn des berühmten Geheimen Rath David von Döring überkam. Er starb 1665 80 Jahr alt. Ihm folgte in beiderlei Besitz sein Sohn Wolf Geh.-Rath und Stiftscanzler, welcher im Jahr 1714 mit Tode abging.

Von dieser Familie kam es an Baron Lorenz und von diesem wieder an das Geschlecht derer aus dem Winkel.

Der gegenwärtige Besitzer ist der in Churhessischen Diensten gestandene Rittmeister aus dem Winkel.

Das Rittergut hat ein schöngebautes Wohnhaus, und zweckmässig angelegte räumliche Oeconomiegebäude. Auch gehört dazu eine bedeutende Schäferei, weshalb die dasigen Dorfbewohner keine Schaafe halten dürfen.

Das Rittergut entrichtete kein Ritterpferd, sondern Donativgelder und hat schöne Fischerei und eine grosse Ziegelbrennerei daselbst.

Zum Behuf von Zuckerbereitung wurde von Baron Lorenz hier sehr starker Runkelrübenbau getrieben, womit man starke Mastung verband.

Rittergut und Dorf hat jetzt 32 Häuser und 275 Einwohner, die bei dem Gerichtsamte Wurzen Recht leiden. Eine Schule ist erst in späterer Zeit hier erbaut worden, eingepfarrt ist Roitzsch nach Wurzen.

Rüdigsdorf in Urkunden Rügersdorf, welches mit dem Gute Sahlis combinirt ist und deshalb wäre füglich hier darüber wegzugehen, weil schon speciell bei der Beschreibung von Sahlis auf dieses Gut Bezug genommen worden ist: Doch hier nur noch Einiges aus der ältern Geschichte dieses Gutes.

Zum Rittergut, welches mit ⅔ Ritterpferd verdient wurde, gehören noch neuschriftsässig die Oertchen Neuhof und Pflug.

Neuhof ist eigentlich ein besonderes aber von jeher mit Rüdigsdorf verbundenes Rittergut, wovon aber schon seit Jahren die Oeconomie zu Rüdigsdorf geschlagen ist.

Das Herrenhaus in Rüdigsdorf ist ein schönes ansehnliches Gebäude, über der Mühle; die Wirthschaftsgebäude sind erst vor mehrern Jahren neu symmetrisch und geschmackvoll erbaut und mit Blitzableitern versehen worden.

Nördlich von denselben liegen 2 Teiche, und jenseits dieser der herrschaftliche Garten, welcher schöne Spaziergänge hat.

Der eigentliche Ziergarten am Herrenhaus ist klein, ungleich grösser der in Westen gelegene Nutzgarten.

Die ältesten bekannten Besitzer waren die von Meckau, die auch Kohren besassen, ihnen folgten die von Rüdigsdorf, die zuerst das dasige Vorwerk anlegten und so den Ort gründeten.

Eine Jutta von Rüdigsdorf war 1412 Priorin des Marien Magdalenenklosters zu Altenburg.

Noch im Jahre 1541 erscheinen Veronika und Brigitta von Rüdigsdorf unter den pensionirten Klosterfrauen zu Seuslitz. Im 16. Jahrhundert scheinen die von Rüdigsdorf etwas in Verfall gekommen zu sein: denn ein Mal war das Gut in 3 Abtheilungen gesondert, von denen Jeder derselben einen besass, im Jahre 1670 hausten sie zusammen auf dem Neuhofe, der von ihnen an die von Röhrsdorf kam. Rüdigsdorf besass zur selben Zeit Hans Dietrich von Heynitz, der viel für die Kirche that.

Von Hans Christoph von Röhrsdorf kam Neuhof im Jahre 1694 an die Besitzer von Rüdigsdorf und blieb nun stets dabei. Dies geschah unter Adam Dietrich von Heynitz, welcher Alles im Jahre 1649 an Hans Christoph Pflug abtrat. Von diesem rührt die Entstehung des Ortes Pflug her.

Vom Jahre 1707–17 besass das vereinigte Gut Aug. Gotth. von Koseritz, von welchem es an Major Michael von Schindler überging. Nach denen von Schindler kam es 1782 an die von Reisky, von welcher es Herr Dr. Heinrich Wilhelm Lebrecht Crusius auf Sahlis kaufte, nach dessen am 26. Aug. 1858 erfolgten Tode die Geschwister Crusius, als:

1) Dr. Friedrich Leberecht Crusius
2) Charlotte Therese Crusius, Gemahlin des Appellationsraths Dr. Wilhelmi,
3) Frau Elise Charlotte verehel. Oberpfarrer Jenztsch geb. Crusius,
4) Frau Charlotte Marie verehel. Prof. Leonhardt geb. Crusius

das Gut gemeinschaftlich in Lehn nahmen. Seit 1859 ist aber Herr Dr. Friedrich Leberecht Crusius alleiniger Besitzer, welcher aber jüngst wieder verstorben ist.

Durch diese ehrenhafte Familie ist das Gut sehr in die Höhe gebracht und zur Besserung desselben sind grosse Kosten aufgewendet worden. Rüdigsdorf zählte im J. 1859 in 31 Häusern 194 Einwohner.

Quesitz hart an der Grenze Sachsens gelegen, nahe bei Markranstädt.

Das hiesige Rittergut gehörte vor 1815 zum Amte Lützen des Hochstifts Merseburg.

Das Rittergut ist schriftsässig und besitzt ein grossartiges Herrenhaus, was erst ein Kunstwerk der neuern Zeit ist. Früher besassen das Gut die von Dieskau, dann kam es im 18. Jahrhundert an die von Weissenbach; zu Anfang des 19. Jahrhunderts war es in den Händen eines gewissen Krumbhaar und 1827 war Besitzer Herr Schwickert. Seit 1851 war Maximilian Beckmann damit beliehen im Jahre 1857 wurde die Wittwe gedachten Herrn Beckmann‚ Agnes Pauline geb. Claus als Besitzerin eingetragen. Seit 1858 ist aber Carl Gustav Lottermoser damit beliehen. Gegenwärtig besitzt es Herr Kirchner.

Quesitz bildet nur eine Gemeinde, da die Rittergutsgemeinde mit der Amtsgemeinde verschmolzen wurde.

In der Schlacht bei Lützen wurde der Ort hart mitgenommen.

Geschichtlich merkwürdig ist der Ort noch dadurch, dass auf der hiesigen Pfarre, so wie auf dem Rittergute im Jahre 1706 lang, sehr lang der polnische König Stanislaus sich aufhielt und öfter Conferenzen mit Karl XII. hatte, welcher zu Altranstädt war. Auf dem Edelhofe wohnten mehrere polnische Woiwoden, so auch der Kronschatzmeister Sapieha.

Das preussische Dorf Döhlen ist hieher eingepfarrt. Die hiesige Kirche ist seit 100 Jahren grossartig auferbaut. Ein Filial von Quesitz ist in Kulkwitz, was eine sehr alte Kirche besitzt, welche über 500 Jahre alt ist.

Beide Kirchen standen früher unter der Stiftssuperintendentur Merseburg, jetzt gehören sie zur Inspection Pegau.

Quesitz hatte im J. 1859 in 41 Häusern 253 Einwohner, und gehört zum Gerichtsamt Markranstädt.

[18] Ramsdorf liegt 2 Stunden, westsüdwestlich von Borna, ¼ Stunde von der Altenburger Landesgrenze auf einem kleinen Hügel, welcher sich längs dem nördlichen oder rechten Ufer der Schnauder erhebt, von 500 bis 550 Fuss über der Meeresfläche, in einer fruchtbare Gegend, welche auch südlich vom Dorfe ein gefälliges in Nordosten hingegen ein ödes, todtes Ansehen hat.

Das Rittergut hat ein schönes mit Souterrains versehenes, 9 Fenster breites Herrenhaus, welches sich bei seiner Lage auf einem Hügel recht schön präsentirt, auch eine schönen Garten, aber kleine Wirthschaftsgebäude hat.

Es ist stark in Feldern, Wiesen und Teichen, hat beträchtliche Schäferei, eine Mahlmühle und eine stark betriebene Ziegelei.

Ums Jahr 1400 besassen die von Weissenbach das schriftsässige Rittergut Ramsdorf. Späterhin kam es an die aus Oesterreich stammende Familie Panschmann.

Der berühmte Jurist Hieronymus Panschmann, Assessor des Kammergerichts zu Speyer und zuletzt Geh.-Rath in Sachsen, erwarb es zuerst; er starb im J. 1595.

Schon im Jahre 1600 besass es Heinrich von Bünau. Dann kam es an die Familie von Bünau, die es über 200 Jahre behauptete.

Im Jahre 1819 kaufte es der Oeconom Kolbe und im J. 1857 wurde Herr Alexis Peltz damit beliehen.

Bekannt ist Ramsdorf durch den berüchtigten Räuber Nikol List, welcher hier als Schänkwirth lebte, nachdem er von den Kriegsdiensten zurückgekehrt war. Später zog er nach Beutha.

Dieser Nikol List ist in Celle später hingerichtet worden.

Ramsdorf bildet eine Gemeinde und einen Heimathsbezirk, besteht aus 3 Anspännern, gegen 50 Hintersässergütern und einigen 30 Häusern – zusammen 90 Häusern.

Die Zahl der Einwohner, die sämmtlich von der Feldwirthschaft leben, beträgt nach letzter Zählung 503, welche dem Gerichtsamte Borna unterworfen sind.

Ruppersdorf zwischen und nahe bei Bösengräba und Wildenhain, welches letztere durch das Burgholz von Ruppersdorf geschieden wird, ¼ Stunde östlich von der Pegau-Altenburger Strasse, welche die hiesige Flur gegen den grossen Luckaer Forst begrenzt, in einer nicht unangenehmen Gegend, welche sogar von den Höhen jenseits Wildenhain herab eine recht anmuthige Ansicht giebt.

Die Güter Wildenhayn und Ruppersdorf sind schon über 100 Jahre combinirt.

Das Gut Ruppersdorf gehörte zuerst der. Milkauischen Familie, welcher es an die Hörnig’sche Familie kam. Dann gehörte es lange Zeit denen von Bünau, worauf es an das Geschlecht der von Bärenstein kam.

Neuerdings besass es noch Herr Dr. Gleitsmann und von diesem erkaufte es Herr Karl Wilhelm Kranz, welcher im J. 1858 damit beliehen wurde.

Die beiden Güter Wildenhayn und Ruppersdorf sind durch alle Fruchtarten ausgezeichnet. Ausserdem haben die Güter grosse Schäferei, eine bedeutende Dampfbrennerei und starke Torfgräberei.

Ausser dem Gute hat der Ort noch eine Kirche und 36 Wohnhäuser, worunter 3 Bauergüter, 16 Hintersässer und 198 Einwohner, die grösstentheils vom Ackerbau leben und dem Gerichtsamte Borna einverleibt sind.

Die Collatur über Kirche und Schule hat das Rittergut Wildenhayn.

Schmölen am linken Muldenufer mit Nepperwitz, Deuben, Grubnitz, Bennewitz zusammen liegend, wovon aber jedes Dorf seine Kirche und seine Schule hat.

Schmölen war ganz für sich, bezüglich seiner Gerichtsbarkeit abgeschlossen und war das hiesige Rittergut früher ein bischöfliches Tafelgut, wurde dann vom Bischof Johann von Salhausen, der auch die meisten Wiesen sich reservirte, um 90 Scheffel, 30 Gr. und 80 Holzfuhren verpachtet.

Im Jahre 1650 gehörte Schmölen dem Caspar Siegismund von Thümmel; 1720 besass es der Kammerherr Bonaventura von Kurnatowsky, dann sein Sohn, der Hofrath Ludwig von Kurnatowsky und seit dessen Todte der Oberste Gottlob von Kurnatowsky. Dann kam es in die Hände des Baron Keller und von dieser Familie wurde es der Nitzschwitzschen Familie in Lehn gereicht.

Seit 1857 ist Schmölen ein Besitzthum des Lieutenants Traugott Otto Starke.

Das Gut ist nicht bedeutend gross und gehört weiter kein Ort dazu, obgleich einst der Sattelhof von Pausitz damit combinirt war; selbst die neue Mühle, das Jägerhaus und die Ziegelei, welche nördlich ganz nahe bei Schmölen liegen, gehören nicht hierher, sondern nach Nitzschwitz. Der neuen Mühle gegenüber ergiesst sich die Mühlbach in die Mulde.

Die hiesige Capelle ist ein Filial von Bennewitz, an welcher früher ein besonderer Messpriester stand, welcher jedoch lediglich von der Gerichtsherrschaft, die auch die Capelle für sich erlangte, salarirt wurde.

Schmölen hat 309 Einwohner in 44 Häusern und darunter 50 schulpflichtige Kinder, die ihre Schule im Orte haben; die Einwohner sind dem Gerichtsamte Wurzen unterworfen.

Rittmitz oder Ritthmitz und Rithnitz, in Urkunden Rithmitz, Rimiz, Rittmicz liegt 1½ Stunde nördlich von Döbeln, 3 Stunden südlich von Oschatz, 3 Stunden östlich von Leisnig und 2 Stunden südöstlich von Mügeln in einem engen, sehr angenehmen Thale, das gegen s. W. durch Laubholzwaldungen geschlossen, gegen Osten aber offen und durch Feld und Wiese begrenzt ist, welche das 5 Minuten entfernte Dorf Kattniz berühren.

Ueber die Zeit der Gründung des Orts herrscht kein Zweifel. Dass derselbe von den Wenden angelegt wurde, beweiset der Name, den er in den Zeiten seiner Entstehung einem adlichen Geschlechte lieh.

Denn schon im Jahre 1197 erscheint Friedrich von Rittmitz unter dem Adel von Meissen und später im Jahre 1271 lebte noch Reinhardt von Rittmitz.

Unter den spätern Besitzern des hiesigen Ritterguts finden wir 1445 die von Marschall (von Gossenstädt), welche noch 1521 dieses Gut behaupteten.

Später ging es an Hans Ernst von Schellenberg über, dem Balthaser Runge folgte, dann Abraham Runge, dann Johann Siegismund Runge auf Priestewitz und Manschatz.

Dann übernahm das Gut der schwedische Oberst Nicolaus von Bock auf Seifersdorf, welcher 1647 mit Tode abging. Ihm folgten im Besitze Matthesius Braune, Caspar Adolph von Ponikau, Christoph Trost. Nach dessen Ableben 1679 wurden Christoph Siegismund und dann Hans Siegismund Preuss mit dem Gute beliehen.

Dann finden wir als Besitzer Rudolph Heinrich von Lüttichau und Heinrich von Lüttichau auf Falkenhein und Voigtshein, von welchem es der Amtmann zu Sornzig und Mutzschen Adam Gottlob Petzsch erkaufte und dessen Ehegattin Henriette geb. von Schönberg folgte im Besitze.

Dann kaufte das Gut der Kammerherr Christian Gottlieb Graf von Hohenthal auf Hohenpriestnitz, nach dessen Tode es in den Besitz des Herrn Friedrich Anton Grafen von Hohenthal Püchau gelangte.

Das Schloss mit seinem schönen Garten ist von einem breiten Wallgraben umflossen und erinnert noch an frühere ritterliche Zeiten. Das Gut hat die Altschriftsässigkeit erlangt und hatte die Gerichtsbarkeit über Rittmitz, Oberranschütz, Obergoseln und einen Theil von Niedergoseln. Das Collaturrecht über Kirche und Schule steht dem jedesmaligen Rittergutsbesitzer von Rittmitz zu.

Das Dorf besteht ausser Pfarre und Schule, aus 4 Pferdnern und 11 Gärtnergütern, 1 Mühle mit Feld, 18 Häusern und 1 Kalkofen mit circa 300 Einwohnern, von denen die Häusler sich grösstentheils mit Handarbeit beschäftigen, welche sie auf dem Rittergute, dem Kalkofen oder auch auswärts suchen.

Der Kalkofen, dessen Steine in manchen Schichten die schönsten und zartesten Abbildungen von Baumgruppen, Blättern u. s. w. zeigen und auch, obwohl selten Bleiglanz enthalten, nebst der in dessen Nähe vor mehreren Jahren erbauten Ziegelei, – das Eigenthum des Gutsbesitzers Burkhardt, – beleben in den Sommermonaten den Ort und gewähren vielen Familien fast das ganze Jahr hindurch Beschäftigung und Unterhalt.

Die Thallage des Orts macht denselben sehr wasserreich.

Westlich, unmittelbar hinter dem Rittergute liegen eine Menge Quellen, die ein herrliches Trinkwasser bieten. In einen Bach vereinigt versorgen sie die hiesige Mühle immerwährend mit Wasser. Weiter östlich verbindet sich dieser Bach mit 2 andern unweit Hochweitschen und Steinbach entspringenden Bächen und bildet mit ihnen das Flüsschen Jahna.

Im Orte befinden sich 1 Schmid, 1 Böttcher, 2 Zimmerleute, 2 Leinweber und 1 Schirrmacher. Die Begüterten finden sich bei ihrem mit Fleiss und Umsicht betriebenen Feldbau, welcher in neuern Zeiten durch Ausrodung mehrer in den Fluren zerstreut liegender Holzgrundstücke erweitert worden ist, durch die Ergiebigkeit des Bodens belohnt und die erbauten Getreidearten sind wegen ihrer Reinheit und Güte auf dem Markte sehr gesucht.

Das Vorwerk von Rittmitz ist in Schlagewitz, ¼ nordöstlich gelegen in höchst angenehmer Gegend nebst der früher dazu gehörig gewesenen Winzerei, jetzt Eigenthum des Gutsbesitzers Oehmigen in Kiebitz.

Das Vorwerk Schlagwitz hat die schönsten fruchtbarsten Fluren, einen grossen Halbkreis um dasselbe bildend, und eine Schäferei. Es gehören dazu 3 Häuser, von welchen 2 früher Drescherhäuser waren.

Auf den Höhen der Winzerei geniesst man eine herrliche Aussicht gegen Morgen.

Das Auge überschaut mit einem Blicke die unzähligen Dörfer, welche sich in weiter Ebene bis zur Elbe in einer Entfernung von 5 Stunden ausbreiten.

Riesa und Strehlau sind deutlich sichtbar.

Von der Guteiche aus, dem höchsten Punkt in der Nähe von Rittmitz geniesst man dieselbe Aussicht.

Auf dem Pfarrfelde erblickt man das beinahe 10 Meilen entfernte Augustusburg.

Rittmitz mit Schlagwitz gehört zum Gerichtsamte Döbeln und zählte im J. 1859 in 49 Häusern 341 Einwohner, wovon auf Schlagwitz 6 Häuser und 52 Einwohner kommen.

Stockhausen, ¾ Stunde westlich von Döbeln, ⅜ Stunde von der Mulde, an dem von Forchheim kommenden Bache, nächst über Nossen und nächst unter Forchheim, in einem schönen freundlichen Thale und einer sehr fruchtbaren Gegend.

Das Rittergut ist gut und schön gebaut und hat ausser einer [19] bedeutenden Branntweinbrennerei auch eine sehr veredelte Schäferei und kann überhaupt jedem Oeconom als Musterwirthschaft empfohlen werden. Der Flächenraum, auf welchem das Rittergut, 3 Bauergüter, eine Pachtmühle, 4 Nahrungen und 14 Häuser stehen, beträgt 300 Acker.

Stockhausen gehörte im 15. Jahrhundert zu Meissens Amtssudpanie Schweta. Im Jahre 1479 verkauften Nikel und Michel von Staupitz das Vorwerk Stockhausen nebst einigen Zinsen an Christian von Haugwitz, dessen Ehefrau dann 1482 mit dem Vorwerke Nieder-Stockhausen belehnt wurde. Im Anfange des 17ten Jahrhunderts war Joachim von Dölau Besitzer und ihm folgte im 18. Jahrhundert der Kammerrath von Kreuz. Dann war lange die Familie von Dörrfeld damit beliehen, seit 40 Jahren aber ist es von derselben verkauft worden und nun ist es im Besitze der Familie Oehmigen. Der jetzige Inhaber ist der weithin auch als Landtagsabgeordnete bekannte Herr Johann Eduard Oehmigen.

Das Rittergut ist Mann- und Weiberlehn und hatte vor Einführung der neuen Gerichtsorganisation die Obergerichte, gehörte unter das Amt Leisnig, wogegen es jetzt dem Gerichtsamte Döbeln zugewiesen ist, und wurde mit einem Ritterpferd verdient.

Die Einwohner betragen 176 in 24 Häusern.

Ottenhayn liegt ½ Stunde von Gaithayn nordwärts, 1½ Stunde von Rochlitz nordwestlich und 2 Stunden von Colditz südwestlich am Rande des Ebersbacher Forstes, in einer unangenehmen, fast völlig ebenen und feuchten Gegend, fast 250 pariser Fuss über dem Meere, an der Strasse von Geithayn nach Leipzig, welche sich im Forste mit der Rochlitzer Strasse verbindet.

Das hiesige Rittergut hat nicht so gute Felder, es gehört aber dazu ein Antheil am Forste und die kleine Finkenmühle an dem östlich hier entspringenden Elbisbache. Auch einige Teiche und Obstpflanzungen sind Besitzthum des Ritterguts.

Unter den frühern Erbgerichten von Ottenhayn standen zu Anfang des 19. Jahrhunderts nur 52 Consumenten, ausser einer Mühle von 1 Gange lauter Häusler. Jetzt sind allerdings über 89 Einwohner hier, welche in 16 Häusern leben.

Dieses Gut hat keine besondern bemerkenswerthe Gebäude, weshalb man über die Beschreibung derselben füglich hinweggehen kann. Im Jahre 1384 kaufte der Geithayner Rath dieses Gut von Nicol Raput, überlies es aber am 3ten April 1677 an Haubold von Einsiedel auf Hopfgarten gegen 1000 Mrk. und gegen Uebernahme von den jährlich ins Amt Rochlitz zu bezahlenden 50 Mrk. Dienstgeschirrgeldern. Jetzt gehört Ottenhayn der Frau Gräfin von Ronnow, welche von dem Einsiedel’schen Geschlechte abstammt.

Ottenhayn ist nach Hopfgarten, welches 1 Stunde entfernt liegt, gepfarrt, aber seit einigen Jahren gesetzlich nach Tautenhain geschult, durch welches Kirchdorf die Ottenhayner auf ihrem Kirchwege passiren müssen.

Die Einwohnerschaft nährt sich fast lediglich von Landbau und ländlichen Handwerken. Vielen Handarbeitern geben die Kalk- und Törfgräbereien der Umgegend Gelegenheit zum Broderwerb.

Eignet sich auch der seichte, nasse Boden mit schlechter thonartiger Unterlage wenig und nur in trocknen Jahren zum Roggenbau, so gedeihen dagegen Hafer, Klee und andere Sommerfrüchte um so besser.

Der Holzertrag ist reichlich, der Obstbau dankbar und die besonders gepflegte Viehzucht rentirend.

Doch behaupten die trocknern Fluren von Niederfrankenhain und Hermsdorf gegen die von Hopfgarten und Ottenhayn einen Vorzug. Ottenhayn gehört jetzt zum Gerichtsamte Geithayn und wird jetzt eingetheilt in Alt- und Neu-Ottenhayn.

Otzdorf liegt 1¼ Stunde westlich von Rosswein, 1½ Stunde südlich von Döbeln, 2 Meilen von Leisnig, an einem Holze und einem aus Süden kommenden Nebenbache.

Das Rittergut war nach alter Verfassung schriftsässig, und dazu gehörte noch das Dorf Lüttdorf, überhaupt bis zu Ende der alten Gerichtsverfassung 450 Unterthanen.

Die Gebäude des Gutes sind nicht bedeutend zu nennen, gewähren aber einen freundlichen Anblick, Felder und Wiesen ergiebig und die Fruchtbarkeit an Obst und andern Früchten über alle Maassen.

Das Rittergut gehörte im 15ten und 16ten Jahrhundert dem Marschalle von Bieberstein. Im Jahre 1550 war es Besitzthum des Georg Marschall von Bieberstein auf Haide zu Anfang des 17ten Jahrhundert waren die von Zeschwitz damit beliehen, 1638 aber der halberstädtsche Domherr Brand von Arnstädt auf Gröppendorf-Börichen und dessen Nachkommen. Der magdeburger Dechant Erasmus starb 1706.

Darauf folgte der Kriegscommissar Hieronymus, dann der preuss. Rittmeister Georg Wilhelm, 1827 besass es der Amtshauptmann Friedrich Wilhelm von Arnstädt, der auch bis 1830 seine Expedition hier hatte, bei welcher Familie es sich jetzt noch befindet.

Der jedesmalige Besitzer von Otzdorf ist auch Collator der hiesigen Kirche und Schule.

Die Kirche ist die südlichste der Ephorie, aber auch eine der ältesten und stand unterm Meissner Domprobst und dessen Sedes Döbeln.

Es ist die Filialkirche von Knobelsdorf, über welche der letztere Rittergutsbesitzer von Otzdorf und wechselsweise mit dem hohen Ministerium des Cultus die Collatur hat.

Eingepfarrt nach Otzdorf ist Heide. Die Einwohner, 331 in 48 Häusern, gehören in das Gerichtsamt Waldheim.

Pausitz liegt 2¾ Stunden von Grimma, 1⅛ Stunde von Trebsen, 1000 Schritte von der Mulde in einer angenehmen Aue, am linken Ufer der Mulde und an dem kleinen hineinfliessenden Hahnabornbache, 400 pariser Fuss über dem Meere, nahe bei der Strasse von Wurzen nach Grimma, jenseits des Stromes, der hier bisweilen grosse Ueberschwemmungen macht. Auf Grimmaischer Jurisdiction liegt die Sonnenmühle, in deren Nähe ehemals Spuren einer alten Kirche zu finden waren; hinter derselben erheben sich hohe Berge, die ein prächtiges Bild gewähren.

Pausitz hat einen Sattelhof oder ein Frei- und Landgut südlich nahe beim Dorfe, welches die Schriftsässigkeit erlangt hatte, weshalb es hier eine Aufnahme mit findet.

Der sogenannten Sattelhöfe giebt es in Sachsen nicht viele und standen solche ehemals mit den Heerfahrtswagen der Aemter und mit den Ritterpferden in Verbindung.

Der hiesige Sattelhof gehörte, so lange man sich erinnern kann, der Familie Sonntag, jetzt ist Herr Dr. Baumen Besitzer.

Pausitz ist ein sehr altes Dorf, welches im Jahre 991 der Erzbischoff von Magdeburg von dem Grafen Egelin gegen Nerchau vertauschte. Nachher hatte es mit Trebsen einen Herrn und es war im Jahre 1330, als der Ritter Heinrich von Trebsen daselbst eine Pfarrkirche gründete, da vorher nur ein Filial von Trebsen hier war.

In der Folge erkaufte der Bischoff von Meissen Johann von Weisbach dieses Dorf, wodurch es an das Stift kam.

Das hiesige Vorwerk oder der Sattelhof Pausitz wurde im Laufe der Zeiten ziemlich vernachlässigt und dem Bischoffe Johann von Salhausen war es vorbehalten, auch hier seine öconomischen Kenntnisse zu bethätigen. Er brachte nicht nur die daselbst schon bestandene Wirthschaft wieder in Ordnung, sondern legte auch eine Schäferei an und vermehrte dadurch die Einkünfte des Stifts um ein bedeutendes.

Im 30jährigen Kriege wurde, wie die ganze Pflege, auch Pausitz mit dem Sattelhofe schrecklich ruinirt und ausgeplündert, und lange nach dieser Zeit konnten erst fleissige Hände das restituiren, was verloren gegangen war.

Jetzt ist freilich davon keine Spur mehr zu finden, sondern nur überall Ueppigkeit und Fruchtbarkeit.

Pausitz mit dem Sattelhof zählt 46 Häuser und 326 Einwohner, die in dem Gerichtsamte Wurzen Recht suchen.

Podelwitz im Amte Colditz, 1 Stunde nördlich von Colditz ‚ 1½ Stunde westlich von Leissnig am linken Ufer der Mulde, in sehr schöner Gegend‚ dem Thümlitzwalde südlich gegenüber mit Collmen reinend.

Noch vor Dechen hat die Mulde 423 Fuss Seehöhe.

Dieses Podelwitz gab 1217 dem zu Leissnig anwesenden Werner von Podeluz den Namen und in der That waren auch ursprünglich auf dem hiesigen Vorwerk Herren dieses Namens. Erst nachher finden wir mit diesem neuschriftsässigen Rittergute 1506 die von Schellenberg beliehen, die ins Kloster Geringswalde decimirten; 1596 Herrmann von Heynig auf Martinskirchen, 1612 die von der Schulenburg; nach diesen besass das Gut die Familie von Ankelmann‚ welche nun 1730 auf dem hiesigen Rittergute in männlichem Stamme ausgestorben ist, worauf das Gut in die Hände der Herren von Carlowitz auf Ober-Rabenstein kam und dann erst an die von Kötteritz. Darauf kam das Gut an die Lorenz’sche Familie. Im Jahre 1828 wurde das Gut vom Baron von Lorenz zum Verkauf ausgeboten und der jetzige Besitzer ist Freiherr von Reiswitz oder vielmehr dessen Frau Gemahlin als Lehnsinhaberin.

Podelwitz als Rittergut war lange Zeit mit Collmen combinirt und beide Güter leisteten 3½ R.

Die Rittergutsgebäude sind ganz neu und grossartig und bequem eingerichtet; die Wirthschaftsgebäude lassen nichts zum wünschen übrig und entsprechen allen Erfordernissen, die man an solche Baulichkeiten macht.

Zum Gute gehörten schöne Holzungen und die niedere Jagd.

Auch werden hier starke Braunkohlenlager gefunden, so dass der Gewinn auch in dieser Hinsicht nicht unbedeutend ist, den das Rittergut zieht.

Zum Rittergute gehörten ausserdem schriftsässig die Dörfer Maschwitz und Brösen, so wie Antheile von Gross-Sermuth und Hohnbach. Zu dem Dorfe werden die sogenannten Erlhäuser gerechnet.

Der Ort, welcher aus 30 Häusern besteht mit 195 Einwohnern ist nach Collmen eingepfarrt und nach Colditz ins Gerichtsamt gezeichnet.

Polkenberg ½ Stunde nördlich von Leisnig, auf hohem Abhange weit von der Mulde entfernt in schöner Gegend.

Das Gut ist schriftsässig und seit 1819 landtagsfähig.

Auf dem Grund und Boden des Ritterguts sind die Dörfchen Bocksdorf und Arras, nach frühern Besitzern des Ritterguts genannt, erbaut. –

Amtsässig gehörten zum diesem Rittergute auch die Dörfer Kalthausen, Tautendorf, Zennewitz und die Polkenmühle.

Die Rittergutsgebäude sind gut und massiv gebaut und gewähren einen herrlichen Anblick.

Der daranstossende Garten ist ein Kunst- und Gemüsegarten die Wirthschaftsräume sind noch in gutem Zustande.

Vom 15ten bis zum 17ten Jahrhundert besassen es die von Arras. In der Defensioner-Werk Matrikel wird es Wolkenburg geschrieben und gehörte dem Abraham von Arras. Im Jahre 1613 erkaufte es Hans Spiegel für 5700 Fl. Dessen Erben überliessen es an Hans Wolf von Nostitz und von diesem übernahm es 1639 käuflich Matthias Braun, [20] bei dessen Familie es bis 1662 blieb, wo es von ihr gegen Rittmitz und andere Güter vertauscht wurde.

Damals wurde es zu 4400 Mfl. angeschlagen und kam so an die Herren von Poigk, bei welchen es auch geraume Zeit verblieben ist. His 1747 war dann Major Hans Dietrich von Bock, nach dessen Geschlecht Bocksdorf genannt worden ist, Erb-, Lehn- und Gerichtsherr von Polkenberg.

Dann kam es an die Familie Claus, welche Poldiz und Polkenberg mit einander combinirten, und diese Familie besitzt das Gut jetzt noch.

Die zum Rittergute gehörige Polkenmühle liegt an dem, von Beyersdorf kommenden Bache, der gleich unterhalb derselben in die Mulde fällt.

Das Rittergut Polkenberg, einschliesslich Bocksdorf, ergab bei der letzten Volkszählung vom J. 1859 261 Einwohner in 41 Häusern, welche nach Alt-Leisnig gepfarrt sind und ausserdem zum Gerichtsamte Leisnig gehören.

Pommlitz bei Grimma, 1 Stunde ostsüdlich von Hubertusburg, 1 Stunde westlich von Mügeln, erhöhet über ein nordostwärts zur Dölze gehendes Bächlein.

Das hiesige Mannlehngut hatte nur die Erbgerichte über wenige auf Ritterguts Grund und Boden erbaute Häuser und ausserdem stand demselben die niedere Jagd zu.

Es hat 237 Scheffel gutes Feld, 16 Scheffel Garten und Obstpflanzungen, 10 Scheffel Wiesen, 29 Acker Holz und wurde vor 20 Jahren auf 49672 Thlr. taxirt. Man frage jetzt! Viele seiner Felder gehören zum Pfaffenhaus, einige zum Schäfereigute und 14 Acker Wald bilden das Hessel’sche Grundstück oder Hinterholz.

Das Gut hat ein herrschaftliches Schloss im grossartigen Styl erbaut. Daran stossen die grossen Wirthschaftsgebäude und dahinter befinden sich die Gärten.

Im Jahre 1564 hatte Nicol von Marschall zu Hermsdorf das grosse schöne Gut dem Churfürsten abgetreten. Der Churfürst überlies es später Georg von Taupadel auf Gröppendorf, der es an Hans Ernst von Seydewitz auf Börtewitz abtrat. Dann war Herr Kopp damit beliehen und von diesem erkaufte es Major von Wedell. Nach dessen Tode im Jahre 1819 fiel es an die von Holleufer, die es jetzt noch besitzen.

Die Einwohner von Pommlitz, die im J. 1859 in 13 Häusern nur 85 Seelen betrugen, sind nach Ablass gepfarrt und müssen beim Gerichtsamte Wermsdorf Recht suchen.

Schweikardtshain, 1 Stunde südöstlich von Geringswalde, 1¾ Stunde nordnordwestlich von Mitweida und gegen 950 Fuss überm Meere am Anfang eines Baches, der nach dem Orte genannt ist und nach 1¼ stündigen meist nordöstlichen Lauf bei Heiligenborn die Zschopau erreicht.

Das grosse reiche Rittergut wurde in der 2ten Hälfte des 16ten Jahrhunderts aus den nordwestlichen und südwestlichen Theilen der grossen Herrschaft Kriebenstein gebildet, als diese nach des geh. Raths Georg von Carlowitz Testamente unter dessen 4 Söhne getheilt wurde; man schlug nämlich zur Portion des dritten Sohnes, Wolf von Carlowitz die Stadt Hartha, die Spitze Schweikardtshain, Tein- und Dietenhain und die Dörfer Schweikardtshain, Dietenhain, Stein, Saalbach, Arras, Holzhausen und Oberkrossen nebst Gerichten und Zinsen von Tischwitz unter Döbeln. Wolf ward aber insolvent und aus der […] Christian I. 1588 Hartha, Saalbach, Stein mit dem Vor-[…] zogen wurde, nachmals aber wieder mit Schweikardtshain combinirt worden ist.

Jetzt begreift also das Gut noch die alten Orte Schweikardtshain, Dietenhain, Arras, Oberkrossen und Holzhausen nebst den seitdem neuerbauten Orten Thomasplan, Berghäuser, Neu-Wallwitz und Reinhardtsthal, welches letztere in der Nähe von Hartha liegt.

Wenn man behauptet, dass Kunz von Kauffungen im 15ten Jahrhundert das Rittergut besessen hat, so ist das ein Irrthum. Es wurde ihm blos unterdessen zur Entschädigung für den Verlust seiner thüring’schen Güter eingeräumt. Er wohnte zwar da und hatte es sich kostbar eingerichtet. Allein er wurde auch gezwungen, solches wieder heraus zu geben. Freilich war diese Wiederabnahme des Gutes die Veranlassung zum Prinzenraube.

Nach der Trennung von Kriebenstein wurde das Gut lange von denen von Berbisdorf besessen, da es der Feldmarschall von Berbisdorf erkauft hatte, der auch hier 1596 verstarb.

Im Jahre 1647 kam es wahrscheinlich durch die Verehelichung seiner Enkelin mit Ehrenfried von Greuz in die Hände dieser Familie, die es nicht lange besass, denn bald kam es an die Familie von Nostiz-Wallwitz. Seit 1858 ist der Finanzrath Herr Oswald von Nostitz-Wallwitz Besitzer von Schweikardtshain.

Wichtig sind beim Gute die Waldungen und die Teichfischerei.

Die Schäferei liegt östlich bei den Berghäusern, die Ziegelei südlich im Dorfe.

Das Herrenhaus nicht prächtig, ist jedoch geräumig und wohl eingerichtet und eben so der Garten, in welchen viel nutzbare Küchenkräuter wachsen.

Schweikardtshain hatte im J. 1859 in 80 Häusern 451 Einwohner und es gehört zum Gerichtsamte Geringswalde.

Schweta bei Döbeln. Wohl zu unterscheiden von dem Schweta bei Mügeln, heisst dieses Schweta bei Döbeln, liegt am Zusammenfluss der Zschopau mit der Freiberger Mulde, doch besonders am rechten Ufer jenes Flusses und obschon früher als schriftsässiges Gut zum frühern Amte Leisnig gezogen, hatte doch das Gut seine sämmtlichen Unterthanen in Oschatzer Dörfern.

Diese Dörfer sind Limmritz, Technitz, Weitzschenhain u. Antheile an Jaunitz (2 starke Güter), Wetitz (3 Güter), Marschitz, Albertitz, Staucha.

Das alte Schloss, welches noch an die Ritterzeit erinnert, schaut stolz mit seinen vielen Erkern der herankommenden Reisenden entgegen.

Die niedrigen Wirthschaftsgebäude, welche früher nach den Mauern zu schliessen, viel höher gewesen sein müssen, stehen mit diesem alterwürdigen Gebäude in keinem Verhältnisse.

Das Rittergut selbst liegt schön und wild, hat guten Feldbau und vortreffliche Wiesen, es besitzt einen bedeutenden Flächenraum von Ackerland, Holz und Wiesen, auch die Fischerei in der sein Gebiet bespielenden Zschopau, so wie in der über Keutern hinaufreichenden Mulde ist bedeutend zu nennen. Ausserdem hatte das Gut früher eine Einnahme von 909 Thlr. trockne Zinsen, die abgelöst und capitalisirt worden sind.

Es ist kein Mannlehngut und wurde mit 3 Ritterpferden verdient.

Als ein burggräflich meissnisches Lehn gehörte es Jahrhunderte hindurch dem so reichen meist ritterlichen Geschlechte derer von Hansberg (d. i. Hainsburg bei Zeitz), welches in hiesiger Gegend auch Ziegra u. s. w. besass. 1454 wird ein Ritter Tylich von Honsberg „zur zweten“ gesessen genannt und noch 1555 war ein Georg von Honsberg hier und besass als Zubehör noch einen Antheil an Rossau im Amt Nossen.

[…] yn starb 1562 und hinterliess 3 Scheffel an baarem Gelde. 1604 besass Schweta der grosse Wohlthäter der Freiberger Schulbibliothek Adam von Wallwitz (d. i. Waltewitz). 1612 Georg von Waltewitz; dann aber 1630 Caspar von Schönberg. Zuletzt aber kam das Gut in die Hände der Herren Gebrüder von Metzsch und bei dieser Familie befand es sich bis in’s Jahr 1841, wo es an Herrn Barchwitz in Dresden kam, welcher es 1859 nebst den Dörfern Weitzschenhain, Wallwitz an Herrn Moritz Adolph Heinrich Hensel verkaufte, der es noch besitzt.

Das Gut liegt gegen 650 par. Fuss über dem Meere und dabei stand früher ein ansehnliches Dorf der Hauptort einer Zupanie (Sudpanie) des Meissner Amtes, zu welcher noch theils ganz, theils in Antheilen Höckendorf, Nötzsch, Ströllen, Lomerlitz, Massen, Forchheim, Stockhausen, Jessenitz mit der Mühle, Oberschernitz, Technitz und Mockwitz gehörten.

Die Obergerichte über obgenannte Antheile an Wetitz und Marschitz gehören nicht dem Rittergute.

Limmritz, welches in Ober-, Mittel- und Wasser-Limmritz zerfällt, war in frühern Zeiten das Vorwerk von Schweta.

Limmritz liegt ungemein reizend, vorzüglich ist es Wasser-Limmritz, was so freundlich an der rauschenden Zschopau sich hinzieht, aus welcher hier bedeutender Fischfang stattfindet.

Diese Partie ist mit Recht die güldene Aue zu nennen.

Die zum Gerichtsamte Döbeln gehörenden Ortschaften Schweta mit Limmritz und Technitz zählten im J. 1859 zusammen 453 Einwohner in 62 Häusern.

Röcknitz, früher Recknitz, auch Räknitz, wendisch Rekkezr von Rok ein Herr oder König, also soviel als Königsdorf, liegt 1 Meile von Wurzen in einer sanften, anmuthigen vom Schwarzwasser durchrieselnden Thalebene.

Der frühere Besitzer des Gutes hat von dem Orte den Namen entliehen, doch sind erst nach der Reformation und am Ausgange des 15ten Jahrhunderts die Besitzer des Gutes genauer bekannt. Diese sind: Georg von Vaven, Hans von Brade, Melchior, Plusk, Nikel von Nitzschwitz bis 1528, Balthasar von Brade bis 1540; Balthasar, Nikel, Walther und Moritz von Nischwitz bis 1549, Friedrich von Schönberg und Caspar von Brade bis 1584, Ernst von Brade bis 1612, Christian von Zoch bis 1622, Georg Ernst von Zoch bis 1630, Ludwig Ernst von Zoch bis 1649, Joachim Plötz bis 1687, Major von Hartitsch bis 1750, Obristin von Haudringen bis 1784, wo es Hans Christoph von Fuchs kaufte, dessen Herr Sohn Herr Kammerherr Ewald Christoph von Fuchs der jetzige Besitzer ist.

Das Herrschaftsgebäude ist in einem einfach edlem Styl im Jahre 1696 erbaut und von geschmackvoll reizenden Gartenanlagen umgeben.

Das Gut hat schöne Holzbestände, Jagdrecht durch Acquisition der Grossschenke auch Braugerechtigkeit.

Das Gut Röcknitz hält 372 Acker, 52 Quatratruthen von der Flur Treben, gehören zum Gute 233 Acker, 200 Ruthen; 4 ganze Hufen sind zum Rittergute gekauft worden.

Nach der Landestheilung im Jahre 1815 waren Röcknitz mit Treben preussisch, nur nicht das Rittergut, welches dagegen protestirte. Dieser Zustand dauerte bis 1818, wo diese Dörfer wieder ganz zu Sachsen kamen.

Das Kirchspiel Treben, Röcknitz mit 683 Seelen, gehörte früher zur Diöces Torgau, jetzt zur Diöces Wurzen. Seit der Reformation wird es mit dem Kirchspiele Collmen, Bölitz von einem gemeinschaftlichen Pfarrer versehen.

Das Patronat über Kirche und Schule übt nicht die Gerichtsherrschaft, sondern ist königlich.

[21] Von dem wendischen Ursprunge des Dorfes zeugen ausser dem Namen auch noch 7 Hühnenbetten mit Steinkreuzen, welche 10 Minuten vom Orte nördlich auf einer Anhöhe mit weitem Gesichtskreise am sogenannten Winkelholze gelegen und im Munde des Volkes Wachhügel genannt, schon im Aeussern dem Kenner ihre wendische Herkunft bezeugen und im Innern dem Alterthumsforscher gewiss eine lohnende Ausbeute bieten werden, da der Pflug hier schon öfter Urnen ausgewühlt hat.

In Röcknitz selbst befinden sich 47 Wohnhäuser und 332 Einwohner, welche zum Gerichtsamt Wurzen gehören.

Schönau liegt 1½ Stunde von Leipzig gegen Westsüdwest, nördlich an der Chaussee nach Naumburg, 1 Stunde von Markranstädt, ¾ Stunde von der preussischen Grenze; die Lage des Ortes selbst kann nicht uninteressant genannt werden, da er von der einen Seite von einem recht schönen Park umgeben ist.

Das Rittergut ist nicht allzugross, aber dasselbe gewährt einen schönen Ertrag an der in Leipzig wohlbekannten Brauerei.

Es hat ein schlossähnliches Gebäu mit einem daranstossenden hübschen Garten.

Der Bürgermeister zu Leipzig Wolf Widemann und sein Bruder Benedict besassen es nebst Leutzsch und Barneck im 16ten Jahrhundert viele Jahre hindurch, von welchen es 1537 der Stadtrath zu Leipzig kaufte.

Im Jahre 1613 war Schönau Eigenthum des Bürgermeisters Doctor Theodor Möstel zu Leipzig. Dann finden wir es im Besitze der Braun’schen Familie, welche es an Franz Schwendendörfer verkaufte. Dessen Familie wurde in den Freiherrnstand erhoben und ein Johann Leonhard Freiherr von Schwendendorf kommt bis 1747 als Erbherr von Schönau vor. Ihm folgte die Familie Winkler, auf welche zugleich Name und Stand überging. So war im J. 1755 Jakob Benedict Winkler Freiherr von Schwendendorf auf Groitzsch, Sellerhausen u. s. w. auch Herr von Schönau.

Später acquirirte es der Kaufmann Schmidt in Leipzig (der sogenannte holländische Schmidt genannt), nach dessen Ableben es dessen Frau Wittwe überkam, eine würdige, wohlthätige Frau, die manchem armen Studenten das Studiren erleichterte und seine Nahrungssorgen abnahm.

Nach dem Ableben der verwittw. Frau Kaufm. Schmidt, die nie hätte sterben sollen, um stets der Menschheit als wahres Muster der Tugend voranzuleuchten, wurde mit Schönau deren Tochter Madame Vater und nach deren Tode deren einzige Tochter Constanze, Ehegattin des Herrn Dr. Hermann Müller, beliehen.

Herr Doctor Hermann Müller ist viele Jahre in Schönau aus- und eingegangen und war mehrere Wochen und Sonntage der Gesellschafter der Schmidt’schen Familie, bis derselbe den treuen, häuslichen Sinn der Constanze Vater erkannte und als Bewerber um ihre Hand auftrat, die derselbe auch erhielt, und es ist ein glückliches Ehepaar geworden, die im Sinne der Mutter und Grossmutter ebenfalls nur Gutes thun und helfen, wo sie können. Gott erhalte sie zum Glücke ihrer Kinder noch lange.

Bis 1815 gehörte Schönau in’s Merseburger Stiftsamt Schkeuditz, von welcher Zeit an das Gut bei dem Lehnhof zu Dresden die Lehn zu suchen hatte.

Die dasige Kirche gehörte schon im Pabstthum in den Schkeuditzer Sprengel, wie seit der Reformation bis zur Theilung Sachsens 1815, wo es zur Leipziger Inspection kam.

Ein hiesiger Pfarracker wurde im Jahre 1562 vererbt.

Die Kirche ist Filialkirche von Leutzsch; eine besondere Schule ist ebenfalls im Orte und ausserdem eine Windmühle, ein Gasthaus südlich von der Strasse und einige Landhäuser mit schönen Gärten für Leipziger Familien.

Im Ganzen sind 26 Häuser mit 217 Einwohner, die dem Gerichtsamte Leipzig II. unterworfen sind.

Wahren mit Stahmeln. 1¼ Stunde nordwestlich von Leipzig, links an der Chaussee nach Halle, nördlich an dem zu Leutzsch und Barneck gehörigen Rathsholz, von dem es durch die Elster geschieden ist, welche ¼ Stunde weiter oben die Pleisse aufgenommen hat, überhaupt in einer schönen Aue mit trefflichen Eichen, Buchen und üppigen Wiesen gelegen; dessenungeachtet gewährt aber die Gegend selbst gar keinen Reiz.

Der Ort selbst mit seinem Rittergute aber ist durch sein Alter berühmt.

Schon in den Jahren 1185 kommt ein Heinrich von Wahryn oder Warin vor: Ebenso in den darauffolgenden Jahren 1200, 1206, 1213, 1215, 1220 u. 1222 in seiner hohen Stellung als Begleiter der Landgrafen.

Dieses Geschlecht von Wahryn blühte sehr lange in Sachsen. Denn Einer dieses Geschlechts besass noch 1612 das Gut Wedelwitz bei Eilenburg, sowie 1639 Adam Eberhard von Wahren, Schwanditz bei Altenburg.

Wahren selbst hatten aber schon Anfang des 16ten Jahrhunderts die Blanke auf Hausdorf und 1612 besass es die Wittwe Blank, von welcher es der leipziger Rath acquirirte und zwar mit Ober- und Erbgerichten innerhalb der Zäune, jedoch das zugehörige Stahmeln auch mit Flur.

Von dem Rathe zu Leipzig kam das Gut an die von Stammer’sche Familie und ist nun schon lange bis auf heutigen Tag ein von Stammer’sches Familiengut. Der erste derselben war der Conferenz-Minister Hieronymus Friedrich von Stammer, auch Domprobst zu Meissen. Ihm folgte Friedrich Adam von Stammer, Kammerherr und Domherr. Dann folgten Hieronymus und Heinrich Adam von Stammer; dann nahmen deren Herrn Söhne Herrmann Eckardt von Stammer, preuss. Kammerherr auf Grölsdorf und Carl Adam von Stammer, Churf. Kammerherr auf Waltersdorf das Gut und seit 1858 besitzen Herr Reg. Referendar D. Hieronymus Karl Rudolph von Stammer und Lieutenant Karl Adam Theodor von Stammer das Familiengut Wahren mit Stahmeln.

Das Gut gehörte bis 1815 zum Merseburger Stiftsamte Schkeuditz und demselben steht die Collatur über dasige Kirche und Schule zu; in die Kirche ist Stahmeln gepfarrt, welches mit seinen einigen zwanzig Häusern ⅛ Stunde unterhalb Wahren liegt. Das Filial Lindenthal ist ½ Stunde entfernt und dazu Breitenfeld gepfarrt.

In Folge der Leipziger Schlacht, insbesondere der Möckern’schen Schlacht litt Wahren schrecklich und ein Theil des Dorfes ist von dieser Zeit her neu auferbaut.

Es erhielt damals vom Leipziger Unterstützungsverein 1135 Thlr. 16 Gr. zugetheilt.

Die Einwohner (659 nach der letzten Volkszählung von 1859 in 52 Häusern wohnend), die sich theils vom Ackerbau und Viehzucht nähren, theils in dem nahen Leipzig Beschäftigung und Unterhalt finden, sind dem Gerichtsamte Leipzig II. unterworfen.

Wildenhayn gehörte als Enclave bis 1815 zum Stiftsamte Zeitz, wurde aber dann zum Leipziger Kreis und zum Amte Borna gezogen.

Der Ort liegt über 2 Stunden südwestlich von Borna, 1½ Stunde von Lobstädt, 1 Stunde westlich von Regis, 2½ Stunde von Altenburg, ⅞ Stunde von Lucka, am linken Ufer des Schnauderbachs, welcher hier einen sehr gekrümmten Lauf hat, in einer milden, fruchtbaren Aue.

Die Gegend ist durch und durch nicht ganz unangenehm, wenn auch die vielen Holzungen manches Gemüth düster stimmen. Denn östlich beginnt der Cammerforst und südwestlich der Luckaer Wald nicht gar weit; das Eichholz nördlich, das Burgholz südlich, sind nahe beim Dorfe.

Die nächsten Orte sind Hagenest, das zu Wildenhayn gehörige Ruppersdorf. Einen herrlichen, tiefergreifenden Anblick gewährt Wildenhayn von den Höhen östlich bei Ramsdorf, wo man die schönen, imposanten Rittergutsgebäude vor sich liegen hat, zugleich in die Seele Erinnerungen alter vergangener Zeiten senkend.

Zum Gute selbst gehört noch eine bedeutende Dampfbrennerei und Torfgräberei.

Die Schäferei, die sich seit Jahren eines grossen Rufes erfreut, liegt nicht weit vom Gute.

Die früher zum Gute gehörige Mühle ist jetzt in Privathänden.

Das hiesige Rittergut wurde mit einem Ritterpferd verdient und war Stift Naumburger Mannlehn. Der Besitzer desselben besuchte die Stiftstage als Stand der Ritterschaft.

Es gehörte schon im 15. Jahrh. der Familie von Bünau, dann kam es zu Anfang des 17ten Jahrhunderts in die Hände des D. Hans Röling, allein nach dem Tode desselben, welcher 1641 erfolgte, kam es wieder an das Bünauische Geschlecht und war Besitzthum desselben noch 1763 nebst Ruppersdorf.

Nicht lange nachher kam es in die Hände derer von Milkau, dann wurden die Hörnig damit beliehen, welche es der Familie Joseph überliessen.

Seit dem Jahre 1858 ist als Besitzer von Wildenhayn mit Ruppersdorf Herr Carl Wilhelm Kraaz eingetragen, welcher zugleich Patronatsherr über die Kirche und Schule zu Ramsdorf ist, dessen Vorbesitzer noch über Wildenhayn und Ruppersdorf die Unter- und Obergerichte hatten. Ein weitrer Ort gehörte nicht dazu.

Denn das nahe Löschütz ist ein starkes Mühlengrundstück an der Schnauder am Wege nach Lucka und ist nur nach Ramsdorf mit eingepfarrt.

Wildenhayn bildet eben besondern Heimathsbezirk. Die Einwohner, welche in 34 Häusern wohnen, betragen 200 Seelen, die neben der Feldarbeit auch Beschäftigung und Unterhalt in der herrschaftlichen Torfgräberei und im Wollkämmen finden.

Die sämmtlichen Bewohner von Ramsdorf, Ruppersdorf, Wildenhayn und Löschütz gehören jetzt dem Gerichtsamte Borna an.

Witznitz. Bei Nennung dieses Namens werden wir recht lebhaft an die Schrecknisse des 30jährigen Kriegs und an die 1637 grassirende Pest erinnert. Alle die Schrecknisse des gedachten Kriegs und die Drangsale solcher Krankheiten hat der Ort durchmachen müssen, so dass es sich hier ereignete, dass eine Frau ihren Mann allein begraben musste, dass viele Tode unbeerdigt liegen blieben und von Thieren verzehrt und angefressen wurden.

Und dieser Ort liegt in einer so herrlichen schönen Gegend, rings von fruchtbaren Feldern und Wiesen umgeben, die durch dichte Laubhölzer eingeschlossen, von Westen und Süden ein wahres Panorama geben.

Zwei kleine Flüsse, die Eyla und Wyhre, welche sich unterhalb des Dorfes vereinigen und in geringer Entfernung von da in die Pleisse fallen, vervielfältigen Leben und Anmuth dieser Gegend.

Das Rittergut zu Witznitz hatte zwar die Ober- und Untergerichte und ihm steht jetzt noch das Patronatrecht über Kirche und Schule zu; doch hat es gar keine Feldgrundstücke und bezieht seine Einkünfte nur von der Jagd, von der Fischerei und den Laudemial-Nützungen. Das Rittergut ist nicht gross und kleiner als manche hiesige [22] Bauergüter. Es ist natürlich auch über ein Schloss oder schlossähnliches Gebäude keine Beschreibung zu liefern.

Die Gerichtsherren und Kirchpatrone des 1778 schriftsässig gewordenen Ritterguts Witznitz waren im 13ten u. 14ten Jahrhundert die Herren von Könneritz auf Lobstädt, dann kam es an die von Bünau, von denen es Rudolph von Bünau nebst dem wüsten Dorfe Heringsdorf oder Herisdorf an Heinrich von Könritz, Hauptmann vom Joachimsthal in Böhmen 1534 verkaufte. Ihm folgte Erasmus von Könnritz, Oberhofrichter zu Leipzig, auf Lobstädt und Gross-Zessen. Dann wurde 1563 Caspar von Breitenbach auf Gross-Zessen Erb-, Lehn- und Gerichtsherr von Witznitz, von ihm kam es an den Rath zu Borna, dann von diesem an Dr. Tob. Möbius der Juristenfacultät zu Leipzig Senior, der es an Joh. Georg Brem, Amtsschösser zu Altenburg überlies, von welchem es auf dessen Sohn Dr. Georg Brem überging.

Dann folgte der Superintendent Philipp Oheim in Borna, welcher 1697 starb und das Gut seinem Sohne Philipp Oheim, Pastor in Mutzschen hinterlies.

Dann finden wir Carl Dachritz, Accis-Commissair in Borna 1717 als Besitzer, dann Wilhelm Voigt, Hauptmann unter der Landmiliz, Karl Gottfried Brankendorf 1723, Gustav Adolph Becker, Kaufm. in Leipzig 1725, dessen Wittwe Elisabeth Becker geb. Brankendorf, welche sich 1738 wieder mit dem Kaufm. Rink in Leipzig verheirathete; Johann Adolph Kobitzsch, Post-Commissar in Borna 1776, dessen hinterlassene Wittwe Louise Kobitzsch, August Adolph Semmler 1811, dann Frau Johanne Henriette Märker, Ehegattin des Pastor Georg Märker in Kayna, dann Christian Märker 1828, Ferdinand Scholber, Lieutenant a. D. und im J. 1859 ein Fräulein Joseph in Wiederitzsch.

Der Ort selbst hat ausserdem noch 1 Gasthof, eine Mahl- und Oehlmühle und mehre schöne Landhäuser, welche das Ansehen dieser Gegend noch erhöhen.

Trotz der grossen Feuersbrunst, von denen die letzte das ganze Unterdorf mit Einschluss der Pfarre und Schule in Asche legte, blieb die alte ehrwürdige Kirche stehen, obgleich die Gluth des Feuers von allen Seiten sie umgab und der Blitz 1764 hat den Thurm der Kirche und das Innre derselben mit 2 sehr schönen Gemälden sehr verwüstet, so dass der Schaden damals auf 1000 Thlr. geschätzt wurde.

Zu dem Vermögen der Kirche gehören 9 Wiesen, 1 Stück Holz und ein Capital von 600 Thlr.

Die hiesige Schule zählt an 60 Kinder. Der Ort selbst hat nur 33 Häuser und darunter 6 Anspännergüter. Die Bewohner treiben auf sehr schwunghafte Weise Ackerbau und Viehzucht und die Häusler finden als Arbeiter in den hier befindlichen Torfgräben, theils als Professionisten ihren Unterhalt.

Auch befindet sich im Orte eine wohlgebaute Mahl-, Oel- und Schneidemühle.

Witznitz ist ebenfalls mit allen seinen 220 Einwohnern dem Gerichtsamte Borna einverleibt.

Zschagast. ⅜ Stunde westlich von Lucca, 2 Stunden von Pegau, 1½ Stunde von Groitzsch an einem Nebenbächlein der Schnauder.

Zschagast, schon wie der Name andeutet, ein sehr alter Ort, wurde im Jahre 1133 vom Bischof Udo zur Verbesserung der Stiftsvoigtei dem Meissner Markgrafen Konrad abgegeben.

Früher gehörte zum hiesigen Rittergute die Hälfte von Schleenhain und die Schänke in Hohendorf und wurde das Gut im Jahre 1550 von denen von Helldorf besessen, die auch Drosdorf inne hatten. Dann hatte es im 17ten Jahrhundert eine Familie Krumsdorf inne. […] noch zu Anfang des 19ten Jahrhunderts besassen und 1827 hatte es die Familie Kolbe acquirirt. Der jetzige Besitzer ist Herr Lehmann. In einigen Topographien findet man die Angabe, dass Zschagast nach Ramsdorf unter die Gerichte gehöre, was daher kommen mag, weil Ramsdorf und Zschagast dieselben Besitzer hatte und vermuthlich eine Zeit lang, so lange noch die Patrimonialgerichte bestanden, die Gerichtsuntergebenen von Zschagast ihre Gerichtstage mit in Ramsdorf hatten.

Denn Zschagast war von jeher ein selbstständiges schriftsässiges Gut und war blos in Ermangelung einer eigenen Kirche nach Michelwitz eingepfarrt.

Der Ort hat ausser dem Rittergute 11 Pferdner, 2 Gärtner und 6 Häusler mit 20 Häusern und 100 Einwohnern, die dem Gerichtsamte Pegau zugewiesen sind.

Zschoppelshain. 1½ Stunde südöstlich von Rochlitz, 2¼ Stunde von Mitweida, am Wege von da nach Wechselburg eine Stunde vom letztern.

Die Gegend ist buschig und coupirt und erreicht westlich von hier eine ansehnliche Höhe.

Das hiesige amtsässige Rittergut ist ohne Gutswirthschaft und gehört zu dem von Schindler’schen Majorat nach seinen 3 Linien.

Im Jahre 1819 war der Oberhofgerichtsrath von Schindler Majoratsherr, dann der Flossmeister von Schindler zu Lauter und jetzt Hr. Lud. Friedrich von Schindler auf Zschoppelshain.

Zschoppelshain an sich ist aber ein sehr alter Ort und in frühester Zeit stand hier eine Burg, die dem dasigen Adelsgeschlechte den Namen lieh.

Im Jahre 1386 war Hans von Zschoppelshain Kammermeister beim Herzog Wilhelm und scheint diese Familie sich lange hier behauptet zu haben.

Im Jahre 1690 wird der sächs. Weissenfelser Hofrath Elias von Schneidau als Gerichtsherr genannt, dessen Schwiegersohn Johann Adam Chr. von Schindler auf Promlitz und Grasdorf wahrscheinlich der erste Besitzer aus dem Schindler’schen Geschlechte war.

Der Ort ist ein walzendes Lehn d. i. von Zeit an kein bestimmtes Rittergut nothwendig gebunden, selbst wenn im Orte ein solches existirt.

Gepfarrt ist der Ort nach Topfseifersdorf im Schönburgischen.

Am 19ten Nov. 1670 errichteten die Einwohner von Zschoppelshain mit dem damaligen Gerichtsherrn Wilhelm von Milkau auf Gepülzig, Gross- und Klein-Milkau besondere Statuten, die Willkühr genannt, die auch 1672 landesherrliche Bestätigung erhielten.

Nach diesen darf jeder Bauer Bier schenken, hingegen keiner über 13 Paar Tauben halten, noch im Sommer Schaafe auf dem Dorfraume hüten, oder eine Ziege ungespannt treiben; jährlich hält man zu Walpurgis Johannis und Thomä den sogenannten Kehrabend und 14 Tage darnach den Kehrtag.

Zschoppelshain hat 52 Häuser, darunter 9 Güter und 26 Gärtner und nach der Zählung vom Jahre 1859 im Ganzen 298 Einwohner, die dem Gerichtsamte Mittweida unterworfen sind.

Zschirla, liegt ½ Stunde östlich von Colditz, 1½ Stunde südwestlich von Leissnig unter dessen Archidiaconat es vor der Reformation gehörte – nicht weit von der Mauer des Colditzer Thiergarten, in einer Niederung, in einer lebhaften, angenehm abwechselnden hügeligen Gegend und in der Nähe vieler Dörfer. Es wird von den Dörfern Manschwitz, Rasewitz, Bockwitz, Kaltenborn und Schadras begrenzt.

Das hiesige Rittergut hat ein schönes Herrenhaus, ist aber nicht gross an Flächenraum, hat aber gute Feldwirthschaft und starken Obstbau auf seinen Fluren. Das Gut wurde mit ¾ Ritterpferd verdient, während noch im J. 1612 Christoph von Altmannshofen 1 Ritterpferd zum Defensionerwerk stellen musste. Es ist nicht bekannt, wann und wie die Abminderung erfolgte. Um 1825 war Zschirla eine Besitzung der Familie Hessler.

Das Dorf hat jetzt 50 Häuser, worunter 11 Gärtnernahrungen, aber keine Bauern und 282 Einwohner.

Zwenkau, der Sattelhof. Ein sehr alter Ort 3 Stunden von Leipzig, an der Strasse von Zeitz nach Leipzig, zwischen Pegau und Leipzig in einer schönen fruchtbaren Ebne gelegen.

Das wichtigste Gut des Ortes ist das Königl. Kammergut, welches nächst über dem Flossgraben steht und mit einem Graben umfasst ist. Das Schloss ist ein altes Gebäude, welches jetzt veräussert die Gebäude aber für das Königl. Gerichtsamt benutzt worden sind.

Zu diesem Gute, woraus ehedem das Amt gebildet worden, gehört auch die 1000 Schritt von der Stadt entfernte meist neu und schön gebaute und starke Schäferei, von welcher eine lange Allee zur Harth leitet.

Churfürst August hatte das Gut um 300 Gulden verpachtet.

Im Jahre 1612 gehörte es einem Paul von Nitzschwitz, welcher ein Ritterpferd stellte. Auf dem Schlosse wurde der 15te Bischof von Merseburg Arnold von seinen eignen Verwandten im 12ten Jahrhundert ermordet.

Zwenkau kommt unter den Gütern mit vor, welche vom Magdeburger Erzbischof bei Einziehung des Bisthums Merseburg in Besitz genommen, aber vom Kaiser Heinrich II., ab Erzb. Giseler mit Tode abging, im Jahre 1004 dem nun wieder errichteten Merseburger Bisthume restituirt wurden.

In der Folge entstand auch zu Zwenkau ein Kloster geregelter Chorherren nach der Regel des Thomas von Canterbury, dessen Besitzthümer wohl nie gross gewesen sein können und nach der Verlegung in die Vorstadt Neumark bei Merseburg, wo die Sixtuskirche dazu gehört, das Kammergut bildeten. –

Nach der Volkszählung vom J. 1859 enthält Zwenkau 320 Häuser und 2991 Einwohner.

Ziegra, liegt 1½ Stunde südlich von Döbeln und 2 Stunden nördlich von Waldheim entfernt, umgrenzt von den Dörfern Forchheim, Ebersbach, Knobelsdorf und Klein-Limmritz.

Die Fluren grenzen westlich an die Zschopau und der Ort hat wegen seiner hohen Lage reizende Umgebungen und Fernsichten, sowohl in’s Zschopau- als in’s Muldenthal.

Das Rittergut ist das Stammhaus des alten Rittergeschlechts von Ziegra, welches früher im Kloster Zelle eine Kapelle und ein Begräbniss hatte.

Die Burg derselben hat wahrscheinlich hart an der Zschopau gestanden, wo noch ein Stück Holz, der Burgstedtel und ein Theil davon die Schanze genannt wird, um welche Gräben zu sehen und Mauerschuttlagen in der neuern Zeit gefunden wurde. Mitten auf der Erhöhung hat wohl der Wartthurm gestanden, von dem aus man die Gegend der Zschopau übersehen konnte.

Dieses Geschlecht von Ziegra scheint schon früher ausgestorben zu sein, da wenig Nachrichten über dasselbe aufzufinden sind und Ziegra schon im 13ten Jahrhundert in dem Besitz derer von Honsberg auf Schweta sich befand, die es im 14ten und 15ten Jahrhundert noch besassen.

Im Jahre 1569 erkaufte es Hans von Gunderode, dessen Leichenstein heute noch an der Kirchhofsmauer zu finden ist.

Auf diesem folgte Joachim von Dölau, churfürstl. sächs. Hofrath und diesem sein Sohn Friedrich von Dölau, dann ein Friedrich [23] Christoph von Polenz, Johann Nicolaus von Wallwitz, Caspar Ludwig, Marschall von Bieberstein, Kammerjunker von Hartitzsch und bis zum Jahre 1820 besass dessen Enkel Kammerjunker von Bose das Gut, wo es an die Familie Huth kam, dessen Erben es jetzt noch besitzen.

Der jedesmalige Besitzer von Ziegra ist Collator über die hiesige Kirche und Schule.

Das Rittergut, welches die Altschriftsässigkeit erlangt hat, ist Mannlehngut und wurde mit einem Ritterpferd erworben, hatte auch die Erb- und Obergerichte über die Dörfer Ziegra und Forchheim, hat die Mittel- und Niederjagd und das Vorrecht von Pfingsten an Rehe zu schiessen.

Die Felder, Gärten, Wiesen, Teiche und Holzungen liegen nie unterbrochen um das Gut herum, welches eine bedeutende veredelte Schäferei hat.

Der Ort bildet nur eine Gemeinde und bestehet ausser dem Rittergute aus 5 Bauergütern, 6 Gartennahrungen und 20 Häuslern.

Die Einwohner, deren im J. 1859 in 41 Häusern 295 gezählt, wurden, gehören in’s Gerichtsamt Döbeln.

Zschorna, richtiger Zschornau, denn der lat. Name ist Zschornavia. Zschorn hiess im Wendischen schwarz, also die schwarze Aue, d. h. die Aue von schwarzem Boden, der auch hier häufig zu finden ist.

Zschorna liegt 1¼ Stunde nordöstlich von Wurzen, 1 Meile von der preuss. Grenze und 2 Meilen von Eilenburg, rechts ab von der Strasse von Wurzen nach Torgau und Belgern am Anfang eines Bächleins, das Watzschwitz bespühlt und bei der Schikenmühle das linke Ufer der Lossa erreicht. Die Gegend ist mehr flach, als hügelig, obgleich in ziemlicher Entfernung sich sogenannte Berge fast rund um den Ort ziehen und keine weite Aussicht gestatten.

Das Rittergut wird in der Geschichte schon im Jahre 1284 erwähnt, wo ein Thamme von Schurnowe hier hausete; im. 17ten Jahrhundert und zwar 1612 aber war das Gut im Besitze eines Hans von Stenz und dann beliehener Eigenthümer Herr von Goldstein.

Später entstanden 2 Rittergüter und Herrschaftswohnungen, eine da, wo jetzt noch das Schloss steht, die andere soll da gestanden haben, wo jetzt die herrschaftliche Schäferei erbaut ist.

Bekannt sind auch die beiden adlichen Familien, die von Lüttichau und die von Freystein.

Das Dorf Zschornau theilte sich demnach auch in 2 Gemeinden, durch ihre Lage in 2 Gassen von einander abgesondert, von denen die eine zu Lüttichaus Familie, die andere zu der Familie derer von Freystein gehörte. Nachher wurden beide Güter wieder vereinigt und der Unterschied beider Gemeinden hörte auf.

Zu Anfang des 19ten Jahrhundert besass das gemeinschaftliche Gut die Frau Obrist von Beschwitz, geb. von Poyk, eine edle und wohlthätige Dame, die ihren Adel auch im Herzen trug und deshalb eine wahrhaft vornehme Dame genannt werden konnte.

Nach deren Ableben kam das Gut an ihren eben so braven Schwiegersohn, den Amtshauptmann Ludwig von Schröter, welcher im Jahre 1836 dasselbe an seinen ältesten Sohn den Rittmeister Herrn Moritz von Schröter überlies. Dieser besitzt dasselbe jetzt noch.

Derselbe hat das Collaturrecht über dasige Kirche und Schule und hat sich überhaupt um den Ort viele Verdienste erworben, so dass derselbe mit seiner Mutter stets von der Nachwelt gepriesen werden wird.

Die Kirche ist eine Tochterkirche von Lüptiz und wurde im Jahre 1721 von den damaligen beiden Herrschaften, wie sie schon oben erwähnt worden sind, neu aufgebaut.

Das herrschaftliche Schloss ist ein schönes Gebäude, hat grosse Zimmer und massive Wirthschaftsgebäude.

Der Ort selbst ist zwei Mal durch Feuer heimgesucht worden, das Schloss blieb verschont.

Seit der Ablösung der Frohnen haben sich die Einwohner wieder erholt und die Wohlhabenheit nimmt von Jahr zu Jahr zu.

Ausser dem Rittergute ist noch im Orte ein Pferdner, dann lauter Halbhüfner, Viertelländer, Gärtner und Häusler, die von Ackerbau und Viehzucht und von Handarbeit leben. Die Bewohnerzahl beläuft sich auf 342, die Häuserzahl ist 57 und der Ort gehört unter das Gerichtsamt Wurzen.





Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: 1206
  2. handschriftliche Korrektur: Kitzscher
  3. handschriftliche Korrektur: Nerchau
  4. handschriftliche Korrektur: 1
  5. handschriftliche Korrektur: Lietzsch

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: lnspection
  2. Vorlage: Loitzch
  3. Vorlage: hei
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