BLKÖ:Portenschlag-Ledermayer, Franz Edler von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 23 (1872), ab Seite: 127. (Quelle)
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Portenschlag-Ledermayer, Franz Edler von (Botaniker, geb. zu Wien 13. Februar 1772, gest. ebenda 7. November 1822). Sein Vater Joseph [s. d. Quellen S. 129][WS 1] war Arzt und Senior der medicinischen Facultät an der Wiener Hochschule. Eine Krankheit, die P. im zwölften Jahre befiel und lange Zeit allen Arzneimitteln trotzte, zwang seinen Vater, ihn auf das Land zu schicken, wo sie endlich durch geeignete Mittel und vornehmlich durch die Einwirkung der frischen Luft gehoben wurde. Dieser Landaufenthalt hatte in P. die Liebe zur Botanik geweckt, und während er seinen Berufsstudien oblag, beschäftigte er sich in seinen freien Stunden stets nur mit Sammeln, Untersuchen und Bestimmen von Pflanzen. Nach Vollendung der juridischen Studien wurde P. Doctor der Rechte und später Hof- und Gerichtsadvocat, allein, da ihm diese Beschäftigung durchaus keine Befriedigung gewährte, so entsagte er derselben und warf sich ganz und mit allem Eifer auf das Studium der Botanik. Nun begann P. sein botanisches Wanderleben, stieg vom Frühjahre bis spät in den Herbst in den Alpen und Gebirgen Oesterreichs umher und sammelte fleißig Pflanzen. Auf diese Weise verschaffte er sich in einigen Jahren ein ziemlich vollständiges, nach dem Linné’schen System geordnetes Herbarium der Flora Oesterreichs, welches er übrigens auch auf andere Weise mit ausländischen und außereuropäischen Pflanzen zu vergrößern nicht unterließ. So kaufte er das Herbarium des Grafen von Sickingen auf einer Auction um einen Spottpreis, durch welches sein eigenes bedeutend vergrößert wurde. Viele Pflanzen erwarb er auch durch seine außerordentliche Geschicklichkeit im Bestimmen derselben, indem er sehr häufig von Reisenden und anderen Sammlern, auch selbst in botanischen Gärten gebeten wurde, neu mitgebrachte oder noch als anonym cultivirte Pflanzen zu bestimmen, wo er dann gewöhnlich einige der schönsten Exemplare zum Lohne erhielt. Da P. sich ausschließlich mit dem Studium der Botanik beschäftigte, nicht unter Familien- oder Nahrungssorgen[WS 2] zu leiden hatte, für seine ohnedieß höchst geringen Bedürfnisse im Hause seines Vaters ausreichend gesorgt wurde, so ist es leicht begreiflich, wie er in diesem Zweige der Naturwissenschaft eine Kenntniß und ein Wissen erlangen konnte, wie wohl wenige vor und nach ihm. Als im Jahre 1809, während der Besetzung Wiens durch die Franzosen, die naturwissenschaftlichen und physikalischen Sammlungen des Erzherzogs Johann von denselben mit Beschlag belegt wurden, unterstützte P. die beiden Custoden derselben mit Rath und That, um die Sammlungen zu retten, ja setzte sich selbst durch seine energische und männliche Sprache, den damaligen französischen Behörden gegenüber der Gefahr aus, seine persönliche Freiheit zu verlieren. Die Folge von diesem Einschreiten P.’s zu Gunsten der erzherzoglichen [128] Sammlungen war, daß er im Jahre 1811 dem Erzherzoge Johann vorgestellt wurde, auf den P.’s Charakter und Kenntnisse einen so günstigen Eindruck machten, daß er ihn zum Begleiter auf seinen Reisen wählte, welche er 1811 und in den folgenden Jahren zur naturwissenschaftlichen[WS 3] Erforschung der Steiermark unternahm. So begleitete P. 1812 den Erzherzog auf einer Reise nach den Kalkalpen des Ober-Ennsthales und den hohen Gebirgsumgebungen von Aussee. Im Jahre 1814 nach dem in botanischer Hinsicht reichsten Theil der Steiermark, nach den hohen Granitgebirgen, südlich vom oberen Ennsthale, die dieses Land von Salzburg trennen. Hier bestieg P. mit dem Erzherzog die gegen 9000 Fuß hohe „Wildstelle“ und den noch höheren „hohen Golling“, von welchen Bergen er neue Beiträge zur Flora Steiermarks herunterbrachte. 1815 hatte P. die Ehre dem Erzherzog Rainer vorgestellt zu werden und mit ihm im Mai desselben Jahres den Gaisberg bei Wien zu besteigen. Im Jahre 1818 aber wurde P. die Auszeichnung zu Theil, den Kaiser und die Kaiserin auf ihrer Reise nach Dalmatien in den Monaten Mai, Juni und Juli als Botaniker begleiten zu dürfen. Diese Reise war wohl P.’s wichtigste und erfolgreichste, denn durch dieselbe bereicherte er die Flora Oesterreichs mit nahe an 200 neuen Species. Allein von dieser Reise brachte P. auch den Keim der Krankheit mit sich, welcher er vier Jahre später erlag. P. kränkelte seit seiner Rückkehr fortwährend und wurde mitunter von seinem Leiden, das eine sehr schlimme Wendung genommen, schwer gefoltert. Besonders war sein letztes Lebensjahr mühselig und qualvoll. Zwar besuchte er noch seine Freunde, die botanischen Gärten und die nahen Umgebungen Wiens, aber sehr oft befiel ihn auf dem Wege sein Uebel, so daß er dann bewußtlos nach Hause getragen werden mußte. P. besaß außer seiner umfassenden und gründlichen botanischen Bildung auch noch anderweitige schätzenswerthe Kenntnisse, so war er ein geschickter Musicus, spielte die Violine mit großer Fertigkeit, verstand mehrere Sprachen, so die englische, französische und italienische, hatte ausgebreitete philosophische und juridische Kenntnisse. Leider aber war P. einer jener Gelehrten, die vor stetem Sammeln und Vorbereiten nicht die Zeit finden, ihre Erfahrungen niederzuschreiben. So fand sich denn auch nach seinem Tode kein Manuscript vor, obwohl P. seit Jahren mit dem Gedanken umging, eine Flora von Dalmatien herauszugeben, von welchem Unternehmen auch einige Blätter, die unter P.’s eigener Leitung von Rochel mit der Feder gezeichnet, auf Kosten des Obersten von Welden in Kupfer übertragen wurden, versehen mit den lateinischen Diagnosen P.’s, vorhanden sind. Sie sind in Hormayr’s „Archiv“ 1824 und auch besonders abgedruckt unter dem Titel: „Enumeratio plantarum in Dalmatia lectarum a F. de P. L.“ (Viennae 1824, 4°., 16 mit Tafeln) erschienen. Ferner lieferte P. viele Beiträge zu Host’s „Flora“, zu Trattinik’s „Archiv“ und „Rosaceen“, und zu Reichenbach’s „Flora“. Das großartige Herbarium P.’s schenkte dessen Vater, der seinem Sohne ein schriftliches biographisches Denkmal gesetzt, dem k. k. botanischen Museum mit der Bedingung, die Duplicate mit dem Johanneum zu Gratz zu theilen. Uebrigens sollten P.’s Entdeckungen und eigenthümliche Beobachtungen nicht ganz verloren gehen, indem der Custos des k. k. Naturaliencabinetes, Trattinik, in [129] seinem Werke „Synodus botanica“ die von P. neugefundenen Arten nach dessen Sinn getauft, charakterisirt und beschrieben, die Bemerkungen desselben bei den einzelnen Pflanzen benützt, und wo dieß geschehen, auch angegeben hat.

Wiener medicinische Jahrbücher (Wien, 8°.), Neue Folge, Bd. I, S. 539–572: „Biographie des Sohnes Franz von Portenschlag’s Vater Joseph“. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XV. Jahrg. (1824), Nr. 56, 57: „Portenschlags Denkmal von seinen Freunden“, von Trattinik; dabei: Enumeratio plantarum in Dalmatia lectarum, mit 12 Tafeln, die erste von Portenschlag, die andern 11 von Rochel gezeichnet. – Frankl (Ludw. Aug.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) II. Jahrg. (1843), S. 622, von Gräffer. –Storch (Franz Med. Dr.), Skizzen zu einer naturhistorischen Topographie des Herzogthums Salzburg (Salzburg 1857, Mayr’sche Buchhandlung, 8°.) S. 30. – Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins in Wien (Wien, 8°.) Bd. V (1855), S. 40 der Verhandlungen in Neilreich’s[WS 4] „Geschichte der Botanik in Niederösterreich“. – Kanitz (August), Versuch einer Geschichte der ungarischen Botanik. Aus dem 33. Bande der Linnaea besonders abgedruckt (Halle 1865, Gebauer-Schwetschke, 8°.) S. 146, Nr. 110.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [s. d. Quellen S. 128].
  2. Vorlage: Nahrunssorgen.
  3. Vorlage: naturwissenschaftichen.
  4. Vorlage: Neilrich’s.