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BLKÖ:Bordoni, Placidus

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 65. (Quelle)
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Bordoni, Placidus (Priester und Schriftsteller, geb. zu Venedig im J. 1736, gest. 5. März 1825). Schon sehr früh Zögling des Seminario Patriarcale, machte er sich bald durch ungewöhnliche Gelehrsamkeit, durch seine philosophischen und theologischen Studien, sowie durch Sprach- u. Literaturkenntnisse im Italienischen, Lateinischen, Griechischen, Französischen, Englischen und Spanischen bemerkbar. Als Alumnus der Pfarrkirche zu S. Fantino trat er als Privatlehrer auf, und hatte da in Folge seines Rufes Gelegenheit, hohe Verbindungen anzuknüpfen. Er machte Reisen nach Spanien, Frankreich, Rom, Neapel und kam mit Buffon, sowie mit Voltaire in Verkehr, welch’ letzterer jedoch keineswegs, wie Mutinelli meint, einen ungünstigen Einfluß auf ihn ausübte. Im Jahre 1808 ward er zuerst Inspector der Normalschulen in Venedig, dann Professor der Philosophie am Liceal-Convicte zu S. Caterina. 1815 nahm er die Kanzel der schönen Wissenschaften und der Geschichte daselbst, und zwei Jahre später die der classischen lateinischen Literatur und griechischen Philologie ein. Wiederholte Schlaganfälle machten seinem Leben in hohem Alter (85 Jahre) ein Ende. Die Zahl seiner Schriften, sowohl Uebersetzungen als eigene Werke, ist in Anbetracht seiner vielseitigen Verwendung nicht unbedeutend. Schon im J. 1793 und 1794 erschienen in der „Biblioteca de’ più scelti componimenti“ von Stella, und im „Teatro applaudito“ von Rosa Uebersetzungen von ihm aus dem Französischen, des „Rugiardo“ und des „Orazio“ von P. Corneille; des „Misantropo“ von Molière; der „Ifigenia“ und der „Litiganti“ von G. Racine etc. Im J. 1795 veröffentlichte er seine Uebersetzung der „Orazioni scelte di Cicerone“, mit Noten und einer Vorrede über die Methode zu übersetzen versehen. Ebenso sind von ihm die drei Bücher über die „Agricoltura tratti dalla Storia naturale di Plinio in der von Pasquali 1800–5 herausgegebenen Sammlung der „Rustici latini“ und der „Trattato di Palladio Rutilio“ für dieselbe Sammlung, der jedoch nie veröffentlicht wurde. Von eigenen selbständigen Werken findet sich von B.: „Lettera di N. N. al sig. ab. Chiari sul nuovo secreto per farsi immortale un poeta sulle Gazzette“, eine Verteidigungsschrift zu Gunsten Chiari’s gegen die wüthenden Angriffe der „Granelleschi“, wobei er übrigens mehr Gutmüthigkeit als reifes Urtheil – er war damals erst 24 Jahre alt – verrieth. [66] Ferner besorgte er die Fortsetzung der „Storia del Cristianesimo 1720–1800“ von Bercastel, sowie von 1750–1805 die Fortsetzung der Annali d’ Italia del Muratori, auch schrieb er ein Original-Trauerspiel „Ormesinda“ oder „i Cavalieri della Mercede“ und ein anderes nicht veröffentlichtes „Anagilda oder „La distruzione dell’ Ordine dei Templari“. Endlich „Elementi della Retorica tratti dal Lamy, Condillac, Du Marsay etc.“, und einen „Elogiò del Doge Marco Foscarini. Alle diese Werke fanden bei ihrem Erscheinen großen Beifall; und vorzüglich war er als Uebersetzer Cicero’s berühmt. In B.’s Lob stimmt auch Mazzuchelli in seinen „Scrittori d’Italia“ und Moschini in seiner „Letteratura Veneziana del secolo XVIII“, ein.

Dandolo (Girol.), La caduta della repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici (Venedig 1855, Naratovich) S. 221. – Tipaldo, Biografia degli Italiani illustri. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoffer (Paris 1853) VI. Bd. Sp. 696.