BLKÖ:Erdélyi, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Ercsei, Daniel
Band: 4 (1858), ab Seite: 64. (Quelle)
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Erdélyi, Johann (ungar. Dichter und Schriftsteller, geb. zu Kapos, einem Dorfe des Ungvárer Comitates 1814).[BN 1] Sohn armer protestant. Eltern. Die höhern Schulen besuchte er zu Sárospatak, kam dann als Erzieher nach Gömör, später nach Pesth, wo er nun seinen bleibenden Aufenthalt nahm. Durch mehrere Gedichte in belletristischen Blättern und Almanachen, welche sich durch edle Einfachheit, lebhafte Fantasie, große Präcision in der Form, und eine urwüchsige populäre Sprache auszeichneten, zog er die Aufmerksamkeit des Publicums auf sich. 1841 vermälte er sich mit Cornelia, des Dichters Vahot Schwester, verlor aber seine Gattin in kurzer Zeit. Um seinen Schmerz über diesen Verlust zu lindern, unternahm er eine größere Reise und besuchte Deutschland, Frankreich, England, Belgien, Holland und Italien. Die Redaction des von Garay übernommenen „Uj irányu Regélő“, d. i. Neuer Erzähler, hatte er dem Emmerich Vahot übergeben. Die ungar. gelehrte Gesellschaft ernannte ihn am 23. Nov. 1839 zu ihrem correspondirenden Mitgliede. Die Kisfaludy-Gesellschaft, deren Mitglied und Secretär E. ist, beschloß in der Sitzung vom 2. Dec. 1843, die Reste der ungar. Volksdichtung zu sammeln, und betraute E. mit der Redaction und Herausgabe dieser Sammlung, welche unter dem Titel: „Népdalok és mondák“, d. i. Volkslieder und Sagen, 2 Bde. (Pesth 1846–1848) erschien. Die Abhandlung im 2. Bande: „Népdal-költészetünkről“, d. i. Ueber unsere Volkspoesie, ist von ihm. Im Jahr 1847 übertrug ihm die Kisfaludy-Gesellschaft die Redaction des „Magyar szépirodalmi szemle“, d. i. Ungarisch-belletristische Revue, worin Nachrichten über die Thätigkeit dieser Gesellschaft enthalten sind; aber schon nach einem Jahre hörte es wegen Mangel an Theilnahme zu erscheinen auf. Als Bajza (s. d. I. Bd. S. 127) 1848 die Direction des ungar. National-Theaters niederlegte, übernahm E. dieselbe; 1849 redigirte er Szemere’s Journal: Respublika und verließ nach der Katastrophe von Világos die Hauptstadt. 1850 wurde er amnestirt und lebt zur Zeit in Pesth mit culturhistorischen Forschungen über seine Nation beschäftigt. Außer den bereits angeführten literarischen Arbeiten erschienen von ihm die gesammelten Gedichte: „Költeményei“ (Ofen 1844); – „A költészetről, Boileau tankölteménye“, d. i. Ueber die Dichtkunst. Lehrgedicht von Boileau (Pesth 1843), welches die Kisfaludy-Gesellschaft herausgab; Uebersetzungen von Wienbargs „Aesthetische Feldzüge“, schöngeistiger Schriften von Scribe, Ancelot und zerstreut in verschiedenen ungarischen Journalen Novellen, ästhetische und kritische Artikel, Gedichte u. d. m. In neuester Zeit gab er eine Sammlung ungar. Sprüchwörter und das Werkchen: „Magyar népmesék“, d. i. Ungar. Volksmärchen (Pesth 1856, Landerer, 8°.) heraus, eine von der älteren bereits genannten ganz unabhängigen Sammlung. Als Mitarbeiter und Mitherausgeber an gediegenen Volksschriften, wie an Em. Vahots: „A nagy világ képekben“, d. i. Die große Welt in Bildern und an des Steph. Fribeisz: „A Magyar nép könyvtára“, d. i. Bibliothek des ungar. Volkes, ist er als Volksschriftsteller thätig.

Toldy (Ferencz), A. Magyar nyelv és irodalom [65] kézykönyve a Mohácsi vésztől a legújabb időig, d. i. Handbuch der ungar. Sprache und Literatur seit der Schlacht bei Mohacs bis auf die neueste Zeit (Pesth 1855–1857, Heckenast, 2 Bde., gr. 8°.) II. Bd. S. 706. – Ujabb kori ismeretek tára, d. i. Ungar. Conversations-Lexikon der neueren Zeit (Pesth 1850, Heckenast) II. Bd. S. 111. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungar. Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jakob Ferenczy und Jos. Danielik (Pesth 1856, Gust. Emich) S. 122. – Kertbény (K. M.), Album hundert ungar. Dichter (Dresden u. Pesth 1854, 16°.) S. 109, 120 u. 497 [sagt von ihm: „Als Lyriker im Munde des Volkes lebend, als Kritiker persönlicher Freund Wienbargs und oftmals doch ohne Erfolg versuchend den Hegel’schen Jargon der Schule Ruge’s in der ungar. Kritik einzuführen“]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., Lex. 8°.) III. Suppl. Bd. S. 422. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage) V. Bd. S. 584 [nennt seinen Geburtsort irrig Kazos in der ungher Gesp. statt: Kapos in der Unghvárer Gesp.]. – Porträte. 1) Auf dem ersten der zwei großen Blätter: „Magyar irók arczképesarnoka“, gez. von Barabás. In Medaillonformat. Ober dem Kopfe: Erdélyi János. – 2) Unterschrift: Facsimile des Namens: Erdélyi János (Barabás 1845, Nyom. Walzel Pesten. A Pesti Divatlaphoz, 4°.) ähnliche Lithographie.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Erdelyi, Johann [Bd. IV, S. 64], gest. zu Sárospatak 27. Jänner 1868.
    Zarncke, Literarisches Centralblatt (Leipzig, Avenarius, 4°.) 1868, Nr. 8, Sp. 206. – Die Wiener Zeitung 1869, Nr. 115, meldet den Tod eines „Joseph Erdelyi, der sich als ungarischer Schriftsteller eines guten Namens erfreute“; sie verwechselt dabei obigen Johann Erdelyi mit dem Obernotär des Heveser Comitates Joseph Erdelyi, welch Letzterer nicht schriftstellerte. [Band 24, S. 404]