BLKÖ:Kleyle, Franz Joachim Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kleyhonz, Joseph
Band: 12 (1864), ab Seite: 83. (Quelle)
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Kleyle, Franz Joachim Ritter von (erzherzoglicher Hofrath, geb. zu Haslach im Großherzogthume Baden 14. October 1775, gest. zu Wien 31. October 1854). Der jüngste Sohn eines Handelsmannes, der das Geschäft seines Vaters fortsetzen sollte, da er aber Talent und Liebe zu den Wissenschaften zeigte, 1787 nach Donaueschingen zum Besuche des Gymnasiums und 1792 nach Wien geschickt wurde, um an der Universität daselbst die Rechte zu hören. Nach deren Beendigung, 1797, trat K. in die reichshofräthliche Praxis. Er arbeitete in dieser Stellung bei dem Grafen Thürheim, später bei dem Grafen Firmian. Zu gleicher Zeit bereitete er sich für die juridische Doctorwürde vor, trieb Sprach- und naturwissenschaftliche Studien und diese letzteren mit besonderem Hinblick ihrer Anwendung auf die Landwirthschaft. Durch seine Gönner, zu welchen die k. k. Hofräthe C. Lehmann und von Pidoll zählten, wurde K. zu verschiedenen Arbeiten verwendet, welche ebenso seine besonderen Fähigkeiten erkennen ließen, als sie ihn selbst in neue Geschäftszweige einführten, die mit seiner späteren Bestimmung in nahem Zusammenhange standen. Er machte sich mit den Verhältnissen und der Verfassung der k. k. Militärgrenzländer genau bekannt. Im Jahre 1803 erhielt K. eine Stelle als Hofkriegsconcipist bei dem Militärgrenz-Departement und arbeitete auf diesem Posten bis 1806, theils in Wien, theils an Ort und Stelle selbst, indem er der Hofcommission zugetheilt wurde, welche im September 1804 die Grenze bereiste, um die in Antrag gebrachten Reformen mit eigenen Erfahrungen im Lande zu vergleichen und nach den gewonnenen Ergebnissen die neuen Anordnungen festzusetzen. Als es dann zur Abfassung eines neuen Entwurfes kam, welcher von einer unter Vorsitz des Erzherzogs Ludwig tagenden Hofcommission endgiltig beschlossen werden sollte, fungirte K. als Protokollführer bei derselben. Im Jahre 1806 kam er zur Aushilfe in die Kanzlei des Erzherzogs Generalissimus Karl. Einige Ausarbeitungen richteten bald des Erzherzogs Aufmerksamkeit auf den jungen ebenso thätigen als gut unterrichteten Beamten. So wurde K. bald befördert und zwar geheimer Kriegsconcipist, 1807 Hofkriegssecretär, 1808 geheimer Kriegssecretär. K. wurde ausgewählt, den Erzherzog Ludwig auf seiner Geschäftsreise durch die croatische Grenze, später den Generalissimus Erzherzog Karl in den Feldzug 1809 zu begleiten. Bei den nach geschlossenem Frieden eingetretenen Veränderungen im Personale verfügbar geworden, [84] trat K. ganz in die Dienste des Erzherzogs Karl und blieb fortan an seiner Seite; führte, als der Erzherzog nach Napoleon’s Rückkehr von Elba das General-Gouvernement der Festung Mainz übernahm, die Kanzleigeschäfte des Gouvernements, wurde Regierungsrath, und als dem Erzherzoge auch das Civilgouvernement übertragen wurde, Referent desselben. Als nach dem zweiten Pariser Frieden der Erzherzog sich ganz in’s Privatleben zurückzog, trat auch K. aus dem Staatsdienste, übernahm die Leitung aller Kanzleigeschäfte des erzherzoglichen Hauses, welche sich sehr vermehrten, als nach des Herzogs Albrecht von Sachsen-Teschen Tode dem Erzherzoge ein ansehnliches Erbe zufiel. Auch ordnete K., der in der bisherigen Verwendung Gelegenheit gefunden hatte sich eine vielseitige und gründliche Dienstespraxis anzueignen, die Verwaltung des erzherzoglichen Besitz- und Vermögensstandes auf Grundlage der einfachsten, jeden Augenblick die genaueste Uebersicht der Sachlage gestattenden Einrichtungen und Dienstesnormen. Die Muße seines Berufes, namentlich in früheren Tagen, widmete K. landwirthschaftlichen und ethnographischen Studien. Die Verhandlungen der Landwirthschafts-Gesellschaft in Wien enthalten mehrere seiner Aufsätze. Ohne Namen gab er heraus: „Rückerinnerungen an eine Reise in Oesterreich und Steiermark“ (Wien 1810) und zu des Malers Franz Jaschke [Bd. X, S. 107] Nationalkleidertrachten, Ansichten von Ungarn, Croatien, Slavonien, Siebenbürgen und der Bukowina (Wien 1821) verfaßte er zu allen die Militärgrenze berührenden Blättern den Text. Mehrere naturwissenschaftliche und landwirthschaftliche Gesellschaften haben K. unter ihre Mitglieder aufgenommen. Auch war K. Ausschußmitglied der k. k. niederösterreichischen Landwirthschafts-Gesellschaft und als solches sein Wirken ein unermüdliches. Er war es, der in Verfolgung des eigentlichen Zweckes der Gesellschaft für die Einflußnahme auf die Organe im Lande der kräftigste Sprecher war; er war der Vorkämpfer für die mit nicht geringen Schwierigkeiten verbundene Begründung der jetzt so erfolgreich wirkenden Bezirksvereine; er war der erste und wärmste Eiferer für die Regelung des landwirthschaftlichen Unterrichts; er endlich war es, der im Sturme der Zeitereignisse die drohende Auflösung der Wiener Landwirthschafts-Gesellschaft verhinderte. Seine vielen in den Verhandlungen der Gesellschaft enthaltenen Aufsätze beurkunden die gründlichste Kenntniß aller agrarischen Verhältnisse, die er in seiner Stellung als Leiter so großer Gütercomplexe durch eine lange Reihe von Jahren sich erworben. Seine zahlreichen Referate tragen das Gepräge einer klaren und erschöpfenden Auffassung. Ihm gebührt das Verdienst, das höhere Lehrinstitut zu Ungarisch-Altenburg unter seinem durchlauchtigsten Herrn gegründet zu haben (1818). Kaiser Franz hat K. in Anerkennung seiner dem Staate und dem erzherzoglichen Hause geleisteten Dienste im Jahre 1828 den Ritterstand verliehen. Bei dem Umschwunge der politischen Verhältnisse im Jahre 1848 mußte K., dessen Alter gegen jede Sorge gesichert zu sein schien, eine bittere Enttäuschung erfahren. Sein Sohn, der im Geiste des Vaters fortwirkte und dessen ersprießlicher Thätigkeit der Tod ein allzufrühes Ziel setzte, ist Karl Ritter von K. [siehe den Folgenden]. Eine Tochter aber war Lenau’s vielleicht einziges Ideal, und unter allen Frauengestalten, die dem unglücklichen Dichter im Leben begegnet, vielleicht die [85] einzige, die sein rettender Engel hätte sein können.

Ritterstands-Diplom vom 14. October 1828. – Oesterreichische National-Encyklopädie, herausgegeben von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 220. – Porträt. Lithographie ohne Angabe des Zeichners und Lithographen, mit dem Facsimile der Unterschrift: Kleyle (Wien, 4°.). – Wappen. Gevierteter Schild. 1 und 4: in Silber ein an der Schildestheilung vorspringender halber schwarzer Adler mit offenem Schnabel, roth ausgeschlagener Zunge und von sich gestreckter Kralle; 2: in Blau drei Bienen in natürlicher Farbe, eine über zweien gestellt; 3: in Blau auf grünem Boden ein spitziger schroffer Felsberg. Auf dem Schilde ruhen zwei zu einander gestellte gekrönte Turnierhelme. Auf der Krone des rechten Helms steht ein doppelter schwarzer Adler mit roth ausgestreckter Zunge, von sich gestreckten Krallen und ausgebreiteten Flügeln. Die Krone des linken Helms trägt einen geschlossenen blauen, mit drei natürlichen Bienen, eine über zweien, belegten Adlerflug. Die Helmdecken sind rechts schwarz, links blau, auf beiden Seiten mit Silber belegt. Devise. Unter dem Schilde auf einem fliegenden Bande der Wahlspruch: Fide et labore.