BLKÖ:Kraft, Nikolaus

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 13 (1865), ab Seite: 105. (Quelle)
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Kraft, Nikolaus (Cello-Virtuos, geb. zu Eßterházy in Ungarn am 14. December 1778, Todesjahr unbekannt). Sohn des berühmten Violoncellisten Anton K. [s. d. S. 101]; erhielt von seinem Vater Unterricht in der Musik und machte noch als Knabe Kunstreisen mit demselben. Ungeachtet seines ausgezeichneten Talentes für Musik und seiner Fertigkeit auf dem Instrumente, wollte ihn doch der Vater eine andere als die musikalische Laufbahn betreten lassen und K. besuchte die Schulen in Wien. Als er aber 18 Jahre alt war, gewannen der Rath theilnehmender Freunde und die Vorstellungen des Fürsten Lobkowitz, bei dem Vater und Sohn in der Capelle dienten, die Oberhand und Nikolaus gab das Studiren auf, um der Musik erhalten zu bleiben. Seit 1796 diente K. in der fürstlichen Capelle. Zu Anfang des Jahres 1801 schickte ihn der Fürst nach Berlin, daß er sich dort unter des berühmten Louis Duport Leitung vollkommen ausbilde. Ein Jahr etwa genoß K. Duport’s Unterricht, dann kehrte er nach Wien zurück, gab aber auf dieser Rückreise bereits Concerte in Leipzig, Dresden und Prag. Im Jahre 1809 wurde er als Solo-Cellist beim Orchester des k. k. Hof-Operntheaters angestellt, blieb aber zugleich fürstlich Lobkowitzischer Kammervirtuos. Als im Jahre 1814 während des Congresses der König von Württemberg in Wien anwesend war und K. auf seinem Instrumente hörte, berief er ihn als Kammermusikus in seine Capelle nach Stuttgart, welchen Ruf K. annahm und dort viele Jahre blieb. Ein Leiden am Zeigefinger seiner rechten Hand, den er sich beim Stimmen seines Instruments beschädigt hatte und welches trotz aller Heilungsversuche nur immer schlimmer wurde, nöthigte ihn in Pension zu gehen, was auch im December 1834 geschah. Gleich seinem Vater hat K. auch Kunstreisen unternommen; im Jahre 1818 eine gemeinschaftlich mit Hummel [Bd. IX, S. 419], im Jahre 1821 aber mit seinem Sohne Friedrich (geb. 12. Februar 1807, seit 1824 Violoncellist in der Stuttgarter Hofcapelle), der das Talent des Vaters und Großvaters geerbt hatte und von ersterem für die Kunst gebildet worden war. Einige Jahre genoß K. seinen Ruhestand in Stuttgart, im Jahre 1838 übersiedelte er nach Chemnitz und sind seitdem alle Nachrichten über ihn, der wohl schon todt sein dürfte, verstummt. K. hat für sein Instrument mehreres geschrieben und sind vier große Violoncell-Concerte, acht Divertissements, sechs Duo’s, zwei Rondo’s, zwei Potpourri’s, eine Phantasie, ein Bolero, eine Scene pastorale, eine Polonaise und noch einiges andere im Stiche erschienen. Schilling und Gaßner rühmen K.’s Arbeiten, welche die Vorzüge des Instruments, für das sie geschrieben sind, zur vollen Geltung [106] bringen; daher sich an die Arbeiten der besten Künstler dieses Instruments, eines Rhomberg, Lamarre und Rauppe würdig anreihen. Nikolaus hat auch mehrere tüchtige Schüler für sein Instrument gebildet, u. A. einen Graf Wilhorsky, Merk, Birnbach, Wranitzky’s Söhne u. s. w.

Schilling (G. Dr.), Das musikalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidhard, gr. 8°.) S. 194. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 506. – Dlabacz (Gottfr. Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen … (Prag 1815, G. Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 120 [im Texte der Lebensskizze des Anton Kraft].[BN 1] Ueberdieß gedenkt Dlabacz noch eines Nikolaus Baron von Krafft, der gleichfalls Compositeur gewesen wäre und von dem zu Anfang des 18. Jahrhunderts „Gesänge mit Begleitung eines Claviers“, „Gesänge für 4 Mannsstimmen“, „Variations sur un air polonais pour le pianoforte, Nr. 1“ und „Marche pour le Pianoforte a 4 mains“ erschienen sein sollen. Hier scheint aber der bekannte Tonsetzer und Staatskanzleirath Nikolaus Freiherr von Krufft fälschlich als Freiherr von Krafft angeführt zu sein; denn über einen freiherrlichen Tonsetzer des Namens Krafft ist sonst nirgends etwas aufzufinden. [Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden 1857, Rob. Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 609. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 906, über Anton und Nikolaus Kraft.]

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Kraft, Nikolaus [Bd. XIII, S. 105].
    Handschr. biogr. Notizen und Compositionen-Verzeichniß im Archiv der Gesellschaft u. s. w., wie bei Haas. [Band 26, S. 396]