BLKÖ:Mader, Joseph Ritter von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 16 (1867), ab Seite: 243. (Quelle) | |||
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Johann Christoph M. [s. d. Vorigen]. Erst 7 Jahre alt, verlor er seinen Vater, aber die Mutter trug für seine gute und zweckmäßige Erziehung Sorge. M. besuchte das Gymnasium bei den Jesuiten in Wien, hörte die philosophischen Studien an der Hochschule daselbst und betrat nach deren Vollendung die juridische Laufbahn. Damals lehrte der berühmte Martini Naturrecht und römische Institutionen. Dieser gründliche Gelehrte übte durch die anregende Lebendigkeit seines Vortrages auf seine Zuhörer überhaupt, auf M. aber insbesondere einen wohlthuenden und nachhaltigen Einfluß. Später, nachdem M. seine Studien beendigt, entstand zwischen Lehrer und Schüler ein freundschaftliches Verhältniß, welches nur der Tod des Ersteren (Martini starb im Jahre 1800) löste. Mader war vornehmlich auf Martini’s Zureden entschlossen, sich dem Lehramte in einem der juridischen Fächer zu widmen, und beschäftigte sich schon als Rechtsbeflissener mit wissenschaftlichen Arbeiten auf diesem Gebiete. Im Jahre 1779 erlangte er die juridische Doctorwürde, bei welcher Gelegenheit er zwei juridische Dissertationen in lateinischer Sprache veröffentlichte. Nun sollte er für Martini das Naturrecht suppliren. Da aber um dieselbe Zeit an der Prager Hochschule die Lehrkanzel der deutschen Reichsgeschichte und Staatenkunde erledigt ward, erhielt M. dieselbe am 7. September 1779 und wurde seit dieser Zeit bis zu M.’s Tode Prag seine bleibende Wohnstätte. Sein Lehramt führte ihn auf ein bisher von ihm wenig gepflegtes wissenschaftliches Gebiet, das statistische, da er bisher unter Martini’s Leitung sich nur vornehmlich mit dem Studium des Naturrechts beschäftigt und darin im Geiste seines Lehrers fortgearbeitet hatte. Seine statistischen Arbeiten sind zum größten Theile in den Riegger’schen „Materialien zur böhmischen Statistik“ enthalten. Angestrengte geistige Beschäftigung, die er von früher Jugend her getrieben, hatte seine Gesundheit frühzeitig geschwächt, er mußte eine Aenderung in seiner bisherigem Weise vornehmen, und so entstand, da er denn doch nicht müssig gehen wollte, seine Beschäftigung mit der Numismatik. „Ich war gezwungen, schreibt er selbst, Erholung zu suchen, so ein Mittelding zwischen Anstrengung und Müssiggang. Es sollte den Geist beschäftigen, ohne zu ermüden, nähren ohne zu beschweren, zerstreuen, ohne daß er des ernsten Denkens ganz entwöhnte. Nach Erforderniß wäre dann der Uebergang zur völligen Ruhe oder der Rückweg gleich leicht. Ich hatte bald gewählt. Die Münzkunde hatte so viel Gleichartiges mit meinen Berufsstudien, erhält so viel Licht von der Geschichte, und wirft wieder so viel Licht auf einzelne Begebenheiten, ja auf den ganzen Gang und Zustand der Cultur [244] der Menschheit, auf die Schaubühne der Welt und auf die Spieler, und man hat es da so in seiner Gewalt – bis es Leidenschaft wird – entweder ein höheres Ziel zu verfolgen oder bloß zu spielen, oder gerade so viel Ernst beizumischen, als nöthig, um das Spiel anziehender zu machen.“ In diesen Worten Mader’s liegt die Erklärung, wie er aus Gesundheitsrücksichten auf ein Gebiet gedrängt wurde, auf welchem er gleichfalls Ausgezeichnetes leistete und in diesen Kreisen als eine Notabilität ersten Ranges galt. Die berühmtesten Numismatiker seiner Zeit, Cardinal Borgia in Rom, Bischof Münter in Koppenhagen, Millin in Paris, Friedländer in Berlin, traten mit ihm in Briefwechsel, gelehrte Reisende, welche nach Prag kamen, unterließen es nicht, ihn zu besuchen und sein reiches Münzcabinet in Augenschein zu nehmen, und auch Prager Sammler, wie Dinzenhofer, Franz Graf Sternberg, Karl Graf Clam-Martinitz, der in Prag seit mehreren Jahren lebende schwedische Gesandte Freiherr v. Bildt u. A. unterhielten mit ihm wegen Aufklärung in Münzfragen, wegen Austausch u. dgl. m. einen engeren Verkehr. Indessen versah M. sein Lehramt mit allem Eifer fort, wurde im Jahre 1802 Director der philosophischen Facultät, im J. 1805 Referent in Landesgrenzsachen, doch legte er beide Stellen, erstere im Jahre 1804, letztere im Jahre 1806, aus Gesundheitsrücksichten nieder. Schon im Jahre 1791 wählte ihn die juridische Facultät zu ihrem Decan und im Jahre 1796 die k. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften zu ihrem ordentlichen Mitgliede. Der Staat anerkannte seine Verdienste um das Lehramt und die Wissenschaft im Jahre 1800 durch Verleihung des kais. Rathstitels, im Jahre 1810 durch jene des kais. österr. Leopold-Ordens, welchem statutengemäß im Jahre 1815 die Erhebung in den erbländischen Ritterstand folgte. Im Herbste letztgenannten Jahres begann M. zu kränkeln, jedoch schien eine Besserung seines Zustandes einzutreten, als einer plötzlichen Verschlimmerung desselben unvermuthet und rasch der Tod folgte. M. war 62 Jahre alt geworden. Seine durch den Druck, theils selbstständig, theils in Sammelwerken erschienenen Schriften sind: „Ueber die Vorzüge des Martinischen Naturrechtes“ (Wien 1774, 8°.); – „Dissertatio inauguralis juridica, definitionem belli, item fundamentum imputationis illustrans“ (Viennae 1777, Trattner, 8°.); – „Vermischte Aufsätze aus der Moral, Staatskunst und Staatenkunde, zum Versuche lesen und denken, besonders bei der studirenden Jugend befördern“ (Prag 1788, Widtmann), außer den Aufsätzen seiner Schüler sind folgende von ihm selbst: Die Vorrede; – Von den Urtheilen über Regenten und Staatssachen; – Von den Sprüchwörtern; – „Ueber Begriff und Lesart der Statistik“ (Prag 1790, 8°.). In den zwölf Heften der Riegger’schen „Materialien zur alten und neuen Statistik von Böhmen“ (Prag 1787–1794) sind von ihm, obgleich er nicht als Verfasser genannt wird, die folgenden: im I. Hefte: „Verzeichniß einiger gedruckten Hilfsmittel zu einer pragmatischen Landes-, Volks- und Staatenkunde Böhmens“; – „Verzeichniß einiger allgemeiner Landkarten von Böhmen“; – „Varianten über die Größe und Volksmenge Böhmens“; – „Formular zur Beschreibung einer Fabrik überhaupt, besonders in Böhmen“; – im II. Hefte: „Abriß der neueren Geschichte und gegenwärtigen Verfassung des juridischen Studiums an der Prager Universität“; – Fortsetzung und Schluß dieser Abhandlung im III. [245] und VI. Hefte; – im III. Hefte: „Einige ältere Bevölkerungs- und Sterbelisten in Böhmen“; – im IV. Hefte: „Formular zu einer ökonomisch-kameralistischen Beschreibung einer Herrschaft oder eines Gutes in Böhmen“; – im VI. Hefte: „Formular zur Beschreibung einer Stadt, eines sonst erheblichen Ortes besonders in Böhmen“; – Diese drei Formulare zur Beschreibung einer Stadt, Fabrik und Herrschaft erschienen auch auf Mader’s Kosten in einem Sonderabdrucke. M. vertheilte dieselben dann zum Schlusse des Schuljahres unter seine besseren Schüler, um sie durch diese Anleitung zu nützlichen Beobachtern zu bilden, und so später ein werthvolles Grundmaterial zu einer Statistik Böhmens vorzubereiten. – In dem von A. G. Meißner im Jahre 1793 herausgegebenen Blatte „Apollo“ im II. Hefte: „Ueber das Vergnügen bei fremden Gefahren und Leiden“; – „Ueber einige unrichtige Sprüchwörter“; – im III. Hefte: „Einige Bekehrungsgeschichten aus älteren und neueren Zeiten“; – im IV. Hefte: „Denkwürdigkeiten aus dem Herodot“; – im VI. Hefte: „Tolilas, König der Ostgothen in Italien, eine Biographie“; – im VII. Hefte: „Wie man die Sachen von verschiedenen Seiten betrachten kann“; – in den Abhandlungen der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften und auch besonders abgedruckt: „Versuch über die Brakteaten, besonders über die böhmischen“ (Prag 1797, 4°.), mit Abbildungen von 76 Stücken auf VII Kupfertafeln; das k. k. Münzcabinet in Wien besitzt ein Exemplar mit den eigenhändigen Anmerkungen des Verfassers; – „Zweiter Versuch über die Brakteaten“ (Prag 1808); – „Kritische Beiträge zur Münzkunde des Mittelalters“ (Prag 1803) in den Jahren 1806, 1810, 1811 und 1812 folgten das II., III., IV., V. und VI. Heft; ein VII. und VIII. hat M. vollendet in Handschrift überlassen. Viele Aufsätze statistischen und numismatischen Inhalts befanden sich handschriftlich in M.’s Nachlasse. Ueberdieß war M. ein gediegener Mathematiker, und beschäftigte sich bis an sein Lebensende gern mit schweren mathematischen Aufgaben; ingleichen war er von Jugend auf ein vollendeter Schachspieler und sein Exemplar des Moses Herschel’schen Schachspielbuches war mit häufigen eigenhändigen Berichtigungen, Verbesserungen und Widerlegungen begleitet. Seine Tochter hat Mader an den bekannten Landwirth Joseph Edlen von Löhner [s. d. Bd. XV, S. 388] verheirathet und ist er der mütterliche Großvater des Reichstagsabgeordneten und Dichters Ludwig von Löhner [s. d. Bd. XV, S. 390]. Mader’s älterer Sohn, Joseph Eduard, wurde ihm in späteren Jahren zur Aushilfe im Lehramte beigegeben, starb aber in dem hoffnungsvollsten Alter; ein zweiter Sohn, Paul Ludwig betrat die amtliche Laufbahn und war zuletzt Präsident des Stadt- und Landrechtes zu Linz. Mit Diplom vom 20. August 1834 erwarb dieser letztere für sich und seine Familie das Incolat im böhmischen Ritterstande. Kneschke in seinem „Neuen allgemeinen deutschen Adelslexikon“ führt im VII. Bande (S. 73) zwei Adelsfamilien des Namens Mader, eine bayerische ohne Prädicat und eine zweite Mader von Madersburg auf, die obige jedoch ist ihm unbekannt geblieben.
Mader, Joseph Ritter von (Rechtsgelehrter und Numismatiker, geb. zu Wien 8. September 1754, gest. zu Prag 25. December 1815). Ein Sohn des Bildhauers- Ritterstands-Diplom vom 10. März 1815. – Abhandlungen der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften (Prag, 4°.) V. Bd. (1818), S. 27–51. Von Ritter von Kalina [erscheint auch besonders gedruckt]. – Erneuerte vaterländische Blätter [246] für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1816, S. 116. – Pratobevera (Karl Joseph), Materialien für Gesetzkunde (Wien 1816, 8°.) Bd. II, S. 392. – Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Classe (Wien, 8°.) XLI. Bd., S. 33, in Joseph Bergmann’s Abhandlung: „Pflege der Numismatik in Oesterreich durch Private, vornehmlich in Wien, bis zum Jahre 1862“, 4. Abtheilung. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S 516. – Wappen. Quergetheilter Schild. Im oberen rothen Felde eine Schreibfeder und ein eiserner Griffel in Form eines Andreaskreuzes übereinandergelegt; das untere Feld ist von Roth und Gold viermal schrägrechts getheilt. Auf dem Schilde ruhen zwei zueinandergekehrte gekrönte Turnierhelme. Auf der Krone des rechten Helms erhebt sich ein schwarzer einwärtssehender Adler mit ausgebreiteten Flügeln; aus jener des linken erschwingen sich drei wallende Straußenfedern, eine silberne zwischen rothen. Die Helmdecken sind beiderseits roth, rechts mit Gold, links mit Silber belegt.