BLKÖ:Preleuthner, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Preitschopf, Jakob
Band: 23 (1872), ab Seite: 259. (Quelle)
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Preleuthner, Johann (Bildhauer, geb. in Niederösterreich um das Jahr 1810). Einer der bedeutenderen, leider zu wenig gewürdigten Wiener Bildhauer, der seine Ausbildung an der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien erhalten hat, ein Schüler des tüchtigen Professors Schaller war und um das Jahr 1836 seine Arbeiten, welche kein gewöhnliches Talent verriethen, auszustellen begonnen hat. Nach dem Jahre 1844 begegnete man seinen Arbeiten nur selten mehr in öffentlichen Ausstellungen, weil die Plastik – man vergleiche über den Zustand und die Verhältnisse derselben in Oesterreich den Artikel Franz Pönninger, S. 16 dieses Bandes – in Oesterreich förmlich darniederlag und der begabteste Künstler aller Begeisterung das Herz verschließen, seinen schöpferischen Trieb zügeln und, um seinen Lebensunterhalt zu beschaffen, dem leidigen, meist unkünstlerischen Broterwerbe nachgehen mußte. P. arbeitet zur Stunde noch in Wien, jedoch gelangte von seinen Werken seit 1864 fast gar nichts zur öffentlichen Kenntniß und so erklärt es sich auch, daß ein Name wie jener Preleuthner’s in den vorhandenen Künstler-Lexicis, wo ihm eine Stelle unter allen Umständen gebührt, vergebens gesucht wird. Von P.’s Werken waren in den Jahres-Ausstellungen der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien zu sehen, 1836: „Perseus, die Andromeda befreiend“, Basrelief; – „Der Fischer“, nach Goethe’s Gedicht, Basrelief; – 1837: „Anton Pilgram, Erbauer der St. Stephanskirche in Wien“, Statuette aus Metall; – „Beethoven“, Statuette aus Metall; – 1839: „Mozart“, Statuette aus bronzirtem Gyps; – „Der todtgefundene Liebesbote“, nach einer provençalischen Sage, Statuette aus Metall; – „David“, Statuette aus Gyps; – 1840: „Achilles, in seinem Zorn gegen Agamemnon beharrend, schickt dessen Abgesandte unerbittlich wieder fort“, nach Homer’s „Ilias“ IX. Gesang, Basrelief; – 1841: „Der Schäfer“, nach Goethe’s Gedicht, Statuette aus Metall; – 1842: „Hans Sachs“, Statuette aus Metall; – „Porträt eines Kindes“, Büste aus Bronze; – 1843: in diesem Jahre waren die vier Componisten: „Gluck“, – „Beethoven“, – „Mozart“ und „Haydn“ als Statuetten aus Bronze, von Preleuthner modellirt und von Fernkorn in Bronze gegossen und ciselirt ausgestellt (zusammen 700 Pfund); ob zwei derselben: „Beethoven“ und „Mozart“ mit den 1837 und 1839 ausgestellten Statuetten identisch sind, kann ich nicht sagen; 1844: „Hagen von Tronek“; – „Volker der Fiedler“, Gestalten aus dem Nibelungenliede, Statuetten aus Meerschaum ähnlicher Masse. Von späteren Arbeiten P.’s sind mir noch bekannt: eine kolossale Statue für die Façade der neuen Lerchenfelderkirche in Wien; eine allegorische Gruppe im riesigen Maßstabe auf der Kaiserin Elisabeth- (West-) Bahn ebenda und acht Statuen, à 10 Schuh hoch, für die neue Kirche in Kalocsa, alle letztgenannten Arbeiten [260] aus dem Jahre 1858; dann die von P. modellirten, von Fernkorn in Bronze gegossenen Statuetten: „Gambrinus, der Biererfinder“ und „Noah, der Weinerfinder“ (zusammen 1000 Pfund), welche in der December-Ausstellung 1861 des österreichischen Kunstvereins zu sehen waren, und die im Jahre 1869 auf der Elisabethbrücke über die Wien aufgestellte Statue „Leopold der Glorreiche“, wie er der Stadt Wien die ausgedehnten Stadt- und Stapelrechte verleiht. Was nun die künstlerische Seite der Leistungen P.’s betrifft, so hat sich die Fachkritik immer anerkennend darüber ausgesprochen; sein im Jahre 1842 ausgestellter „Hans Sachs“ wurde als eine „treffliche Arbeit“ bezeichnet, an welcher man, wenn sich auch die Vorbilder nicht verkennen lassen, doch das Niedliche und Liebenswürdige anerkennen müsse. Das Gesicht ist lebendig und Alles in’s kleinste Detail ausgeführt. Auch die Kinderbüste aus Bronze wird als „vielen Lobes würdig“ bezeichnet. Eduard Melly, ein anerkannter als Kunstkritiker geschätzter Archäolog, schildert aber P.’s im Jahre 1844 ausgestellte Nibelungen-Gestalten: „Hagen“ und „Volker“ als „in würdiger Auffassung, Schönheit der Linie und geschmackvollem Vortrag treffliche Hervorbringungen, die nur bedauern lassen, daß so viel echte Künstlerkraft sich in ein so knappes Format zwingen muß“. Auch die vier Tonkünstler-Statuetten aus Bronze: Gluck in aufrechter Stellung, tactirend, eine seine Compositionen leitend, Mozart in Gedanken vertieft, an einem Schreibepult mit Noten gelehnt; Haydn auf der Orgel spielend und Beethoven auf den Tasten des Pianofortes schwärmend, im Costume ihrer Zeit vollendet, fanden von Seite der Kenner gerechte Würdigung. Preleuthner erscheint auch hie und da Preleutner, sogar Prehleutner geschrieben, beides ist irrig und Preleuthner die richtige Schreibung. Im Jahre 1866 wurde P.’s von dem Rathe der Akademie der bildenden Künste in Wien beschlossene Wahl zum wirklichen akademischen Mitgliede im Inlande mit Allerh. Entschließung vom 1. Mai g. J. bestätigt.

Frankl (Ludw. Aug.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) I. Jahrg. (1842), S. 368, in der Besprechung der 1842ger Kunstausstellung von X. Dusch; II. Jahrg. (1843), S. 383: „Statuetten“, S. 480, in der Besprechung der Kunstausstellung von Dr. Eduard Melly; III. Jahrgang (1844), S. 573, in der Besprechung der 1844ger Ausstellung von Ebendemselben. – Allgemeine Wiener Musik-Zeitung. Herausgegeben von August Schmidt (4°.) III. Jahrg. (1843), Nr. 14 u. 15, S. 62: „Bildende Kunst“. – Neu-: Wien (Wiener Blatt, 4°.) I. Jahrg. (1858), Nr. 14: „Umschau auf dem Gebiete der Plastik in Oesterreich“. – Kataloge der Jahres-Ausstellungen bei St. Anna in Wien, 1836, S. 24, Nr. 10 u. 11; 1837, S. 28, Nr. 24, S. 29, Nr. 29; 1839, S. 29, Nr. 6, S. 30, Nr. 25 u. 31; 1840, S. 34, Nr. 32; 1841, S. 30, Nr. 7; 1842, S. 23, Nr. 12 u. 18; 1843, S. 26, Nr. 12–15; 1844, S. 25, Nr. 21 u. 23. – Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst. Herausg. von Ad. Schmidl (Wien, 4°.) I. Jahrg. (1844), I. Quartal, Nr. 23, S. 184, Im Aufsatze: „Die Wiener Kunstausstellung“, von Dr. L. v. H.