BLKÖ:Prohaska, Johann Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 23 (1872), ab Seite: 336. (Quelle)
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Prohaska, Johann Freiherr von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. [337] zu Wien 3. Juli 1760, gest. ebenda 24. April 1824. Die stark abweichenden Angaben in seinen Geburts- und Sterbedaten befinden sich S. 338 in den Quellen verzeichnet.) Entstammt einer wohlhabenden böhmischen Bürgersfamilie und zeigte schon als Knabe unbegrenzte Vorliebe zum Soldatenstande. Nachdem er sich die nothwendigen mathematischen Kenntnisse angeeignet, trat P. mit 19 Jahren am 8. März 1779 in Prag als Cadet in das zweite Feld-Artillerie-Regiment, in welchem er 1784 zum Unterlieutenant vorrückte. Bei dem Ausbruche des Krieges gegen die Türken im Jahre 1788 als Oberlieutenant in das neuerrichtete Pionniercorps übersetzt, wohnte er den Belagerungen von Schabatz und Belgrad bei. Im folgenden Jahre dem General-Quartiermeisterstabe des an der Grenze von Mähren und Schlesien gesammelten Armeecorps zugetheilt, rückte er am 14. Februar 1790 zum Hauptmann vor und nahm als solcher an dem Feldzuge gegen die aufständischen Niederlande Theil. Im Jahre 1793 zum Major befördert, leistete P. am 17. April 1794 bei dem Angriffe auf die durch Landrecy, Guise und St. Quentin geschützte Operationslinie des Feindes durch die Regelung und rasche Durchführung des Sturmes auf das verschanzte Dorf Catillon wesentliche Dienste. In der Schlacht bei Landrecy am 26. April desselben Jahres sicherte P. in Ausführung seiner eigenen genialen Dispositionen durch die Behauptung von Priches der österreichischen Armee den Sieg und vereitelte so die Absicht des Feindes, Landrecy zu besetzen. Er wurde für die Umsicht und Tapferkeit, die er bei den erwähnten Gelegenheiten in der vom 9. bis 26. Jänner 1798 stets vom Feinde beunruhigten Stellung am Wallflusse bewiesen, im Februar des folgenden Jahres zum Oberstlieutenant befördert und erhielt in der 62. Promotion (vom 11. Mai 1796) das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens. Hierauf wurde P. Chef des Generalstabes beim Armeecorps des Feldzeugmeisters Grafen Latour, wo ihm die Schlacht bei Friedberg am 24. August 1796, der Uebergang Moreau’s über den Rhein und das darauffolgende Gefecht bei Bischofsheim vielfache Gelegenheit boten, seine strategischen Anlagen zu verwerthen. Während des Waffenstillstandes wurde ihm vom Erzherzog Karl der Auftrag, auf der Kehrseite des Schwarzwaldes eine Vertheidigungsstelle auszuwählen und zu verschanzen, welche alle Uebergänge am Rhein und in den Thalgebieten des Neckars und der Nagold schirmen und zugleich als Basis für neue Operationen dienen sollte. Unter den Kriegsrüstungen für das Jahr 1799 wurde P. als Chef des General-Quartiermeisterstabes dem Feldmarschall-Lieutenant Grafen Bellegarde zugetheilt, dessen Corps in Tirol und dem Engadin stand. Mit diesem marschirte er nach Italien, wo er sich in der Schlacht bei Bormida am 20. Juni rühmlich hervorthat, aber auch durch einen Kartätschenschuß am Fuße schwer verwundet wurde. Als sich 1800 England durch seinen Minister Wikham an Oesterreich mit dem Ansuchen wendete, die Leitung und Aufsicht bei Aufstellung der pfalzbayerischen Subsidientruppen, von einem österreichischen Stabsofficiere durchführen zu lassen, wurde P., inzwischen zum Oberst befördert, auf Vorschlag des Hofkriegsrathes von Sr. Majestät dem Kaiser mit dieser Aufgabe betraut. Seiner Umsicht und rastlosen Thätigkeit gelang es, bereits am 3. April 1801 gegen 7000 Mann bei Donauwörth und am 6. September [338] desselben Jahres bei Amberg über 13.000 Mann schlagfertig vorzuführen. Am 1. September 1805 zum General-Major vorgerückt, ging er abermals nach Italien. Im Jahre 1809 zum Chef des Generalstabes in Deutschland ernannt, versah P., jedoch nicht lange, diesen Posten, sondern übergab ihn an den General Graf Wimpffen, da er in die Suite des Kaisers Franz I. beordert, am 27. März 1809 den Feldmarschall-Lieutenantsrang erhielt und alsdann mit dem Commando einer Grenadier-Division betraut wurde. Die Schlacht bei Wagram bot auch ihm, wie so Vielen, Gelegenheit, ihre Fähigkeiten zu zeigen. Er hielt dem feindlichen Sturm auf Adlerklaa Stand, drang unter dem mörderischen Kartätschenfeuer der Franzosen bis in das Allignement von Süßenbrunn vor und setzte sich mit dem von Stammersdorf vorrückenden 3. Armeecorps in Verbindung. In den darauffolgenden Friedensjahren wurde P. Infanterie-Inspector in Mähren, welcher Stelle er bis 1812 vorstand, dann stieß er mit einer Infanterie-Division zu dem in Galizien aufgestellten Hilfscorps, das er im nächsten Frühjahre an die böhmische Grenze zu der daselbst sich sammelnden Hauptarmee führte. Daselbst ernannte ihn der Kaiser zum Verweser des Armee-Generalcommando’s und ein Cabinetsbefehl aus Frankfurt a. M. vom 2. December 1813 machte P. zum General-Intendanten der österreichischen Heere. Für seine auf diesem Gebiete geleisteten wichtigen Dienste wurde er mit dem Commandeurkreuze des Leopold-Ordens, mit der Ernennung zum Hofkriegsrathe und im Jänner 1815 mit der Ernennung zum Inhaber des 38. Infanterie-Regiments belohnt. Im Feldzuge von 1815 war er abermals General-Intendant, bis er im October den Befehl erhielt, zum Hofkriegsrathe zurückzukehren. Durch kais. Handbillet vom 16. August 1816 zum Chef des Generalstabes ernannt, erhielt P. am 26. November 1819 die geheime Rathswürde und wurde mit Diplom vom 9. November 1820 in den österreichischen Freiherrnstand erhoben. Jedoch nicht lange war es ihm gegönnt, die vielen Gnadenbezeugungen von Seite seines Monarchen zu genießen, er starb plötzlich an einer kurzen, aber schmerzvollen Krankheit im Alter von 63 Jahren.

Freiherrnstands-Diplom ddo. 9. November 1829 und 21. Mai 1821. – Ritter von Rittersberg (J.), Biographien der ausgezeichnetesten verstorbenen und lebenden Feldherren der k. k. österreichischen Armee aus der Epoche der Feldzüge 1788 bis 1821 u. s. w. (Prag 1828, C. W. Enders, 8°.) Bd. II, S. 507. – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 475, 1738. – Oesterreichische militärische Zeitschrift, herausg. von Schels (Wien, 8°.) Jahrg. 1824, Bd. I, S. 234. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835[WS 1], 8°.) Bd. IV, S. 297. – Oesterreichischer Zuschauer, herausg. von J. S. Ebersberg (Wien, 8°.) Jahrg. 1838, Bd. III, S. 800 [nach diesem geb. 3. Juli 1760, gest. 24. April 1824]. – Neuigkeiten (Brünner Blatt) 1857, Nr. 180: „Historischer Erinnerungskalender“ [nach diesem geb. 3. Juni 1760, gest. 4. April 1823] – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser (Gotha, Just. Perthes, 32°.) XI. Jahrgang (1861), S. 592 [nach diesem geb. 7. Juli 1765, gest. 24. April 1828]. – Porträte. In Ritter von Rittersberg Biographien u. s. w. P.’s Porträt, lithographirt von F. Schier, gedruckt von A. Machek mit der Unterschrift: Joh. Freiherr von Prohaska, k. k. General-Feldmarschall-Lieutenant.
Zur Genealogie der Familie des Freiherrn Johann Prohaska. Eine von den Freiherrn Prochaska von Guelphenburg [S. 326] ganz verschiedene freiherrliche Familie ist die von obigem Johann[339] Freiherrn von Prohaska gestiftete, welche sich äußerlich durch die Schreibart mit bloßem h, zum Gegensatze der vorigen, die mit ch sich schreibt, unterscheidet und gegenwärtig als Prohaska-Carolini erscheint. Es wurde nämlich dem Freiherrn Johann Prohaska mit Diplom vom 21. Mai 1821 gestattet, den Enkel seiner Gemalin aus ihrer ersten Ehe, Johann Carolini, zu adoptiren und Namen, Wappen, Adel auf ihn zu übertragen, wonach sich der jetzige Chef dieser Familie Prohaska-Carolini schreibt. Der k. k. Feldmarschall-Lieutenant Johann Freiherr Prochaska war mit Eleonore geb. Freiin von Schmid-Dondorf (gest. 21. Februar 1835) vermält. Ihre Kinder sind: Amalie (geb. 8. Mai 1811) vermält mit Joseph Freiherrn Maurer von Maurersthal, k. k. Feldmarschall-Lieutenant, und Witwe seit 28. Jänner 1857; und Johann Nepomuk Freiherr Prohaska-Carolini (geb. 2. April 1818), Rechnungs-Official beider k. k. Finanz-Bezirks-Direction zu Großwardein in Ungarn, jetziger Chef des Hauses. – Wappen. In der Mitte eines blauen Schildes ein mit Gold eingefaßter geharnischter Arm, der drei grüne Stengel, jeden mit einer Eichel in der Hand hält. Den Schild deckt eine Freiherrnkrone, auf welcher sich ein gekrönter Turnierhelm erhebt, aus dem der geharnischte Arni des Schildes emporwächst. Helmdecken. Blau, mit Silber belegt. Schildhalter. Zwei geharnischte Männer mit rothen Federbuschen auf den Helmen, jeder einen Degen mit goldenem Griffe an der Seite halten mit der einen Hand den Schild, indeß die andere in die Seite gestemmt ist. – Das Wappen der Prohaska-Carolini ist dem ursprünglichen, soeben beschriebenen der Freiherren Prohaska sehr ähnlich, nur ist der Schild mit einem blausilbernen Rautenstrauch überzogen und den Helmschmuck bilden statt des geharnischten Anns des Schildes sieben Pfauenfedern.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1853.