BLKÖ:Rottal, Johann Freiherr von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 27 (1874), ab Seite: 161. (Quelle) | |||
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d’Elvert in der bezeichneten Quelle die ausführlichste Darstellung gibt. Die Landeshauptmannschaft legte R. am 24. Februar 1655 nieder, worauf er sich in’s Privatleben zurückzog. Aber aus der Ruhe desselben riß ihn eine Berufung des Kaisers Leopold I. nach Ungarn und Siebenbürgen, wo er als bevollmächtigter k. Commissär in den Jahren 1661–1673 in einer bedrängnißreichen, unheilvollen Zeit wenig Ersprießliches wirken konnte. Sein Nachfolger auf diesem Posten war der Großmeister des deutschen Ordens, Johann Kaspar von Ampringen, eine rauhe, herzlose Soldatennatur. Die Geschichtschreiber schildern einmüthig in nicht schmeichelhafter Weise Rottal’s Charakter, der, ein Günstling des Kaisers, ein Schützling der Jesuiten, seinem Geiste und Verdienste nach bedeutungslos gewesen. Im Jahre 1641 erhielt er den Grafenstand. später den Orden des goldenen Vließes. Er war zweimal verheirathet, zuerst mit der verwitweten Helene Gräfin Wrbna von Freudenthal, deren Gemal Georg von Wrbna wegen Theilnahme an der Rebellion Alles verloren hatte, aber nach seinem Tode wieder begnadigt worden; zum zweiten Male mit Anna Maria Gräfin Sternberg, aber weder aus einer noch der anderen Ehe besaß er männliche Erben, nur eine Tochter Eleonore, die an Ferdinand Grafen Wallenstein verheirathet war. Sein ungeheurer Besitz, bestehend aus den Herrschaften und Gütern Napagedl, Tlumatschau, Otrokowitz, Wessely, Holleschau, Bistřitz, Prussinowitsch, Dřewohostitz, Kurowitz, Kiselowitsch, Kolitschin und Oberberkowitz, welche damals, gering genommen, den Werth einer halben Million repräsentirten, gelangte in das Eigenthum seiner beiden Vettern Johann Christoph und Julius Wilhelm, die er zu Universalerben eingesetzt hatte. [d’Elvert (Christ. Ritt. v.), Notizenblatt der histor. statist. Section der k. k. mähr. schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde (Brünn, Rohrer, 4°.) 1869, Nr. 3, S. 18–20, im Artikel: „Die Grafen Rottal“, in welchem noch mehrere andere Geschichtsquellen, wie Feßler, Engel, Mailath u. m. a. angeführt werden. – Porträt. Stich von Johann Borcking (Bereking), Fol., in Weingarten’s „Fürstenspiegel“ (1673), S. 175.] –
3. Johann Freiherr, nachmals Graf von Rottal (gest. im Jahre 1674), ein Sohn des Freiherrn Johann Jacob aus dessen Ehe mit der ungarischen Magnatentochter Maria Gräfin Thurzo. Johann ist der Urheber der Größe und Macht seines Hauses in Mähren. Er war zuerst Hradischer Kreishauptmann, 1637 k. oberster Landrichter Mährens, 1642 Oberstlandkämmerer. Nach dem Tode des Grafen Liechtenstein-Castelcorn wurde R. im Jahre 1648 Landeshauptmann von Mähren, nachdem er schon seit 1647 die Stelle eines General-Kriegscommissärs im Lande bekleidete und als solcher die Einquartierung, den Durchzug und den Unterhalt der kais. Kriegsvölker zu leiten hatte. In seine Zeit fällt der 30jährige Krieg (1619–1648), dessen traurige Folgen sich bis auf Mähren ausdehnten; ferner die Neugestaltung des Landes, seiner Verfassung und Verwaltung, worüber