Zum Inhalt springen

BLKÖ:Rudloff, Auguste

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Rudmasch, Simon
Band: 27 (1874), ab Seite: 220. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Auguste Marse in Wikidata
GND-Eintrag: 116792353, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Rudloff, Auguste|27|220|}}

Rudloff, Auguste (k. k. Hofschauspielerin, geb. zu Wien um die Mitte der Dreißiger-Jahre). Schon als Kind betrat sie die Bühne und spielte damals bereits ihre kleinen Partien, wie den Walther Tell, auf dem Wiener Burgtheater mit einem so Bedeutendes verheißenden Talente, daß man ihr – ein damals noch höchst seltener Fall – auf Staatskosten die Mittel zur weiteren Ausbildung gab. Um sie für ihre höhere künstlerische Laufbahn vorzubereiten, ließ man sie Engagement an mehreren Provinzialbühnen, z. B. in Brünn und Prag nehmen, jedoch unter der Bedingung, daß sie vollkommen ausgebildet der kaiserlichen Bühne, welche eben ihre Ausbildung gefördert, ihre ferneren Kräfte widme. In der That war sie in Brünn und dann in Prag bald der Liebling des Publicums geworden, und eben, als sie in Prag glänzende Triumphe feierte, trat im Wiener Burgtheater durch den Abgang der Marie Seebach, welche dann, des künstlerischen Schaffens müde, mit ihren einstudirten Glanzrollen auf Gastrollen ging, um Geld zu verdienen, eine Lücke ein, welche ausgefüllt werden mußte, und Auguste Rudloff erschien im Winter 1858 als Gast auf der Hofbühne. Sie trat als Jane Eyre in „Die Waise von Lowood“ und als Hero in [221] Grillparzer’s „Des Meeres und der Liebe Wellen“ auf und der Erfolg war ein durchschlagender. In letzterer Rolle kam sie der Frau Bayer-Bürck, welcher man eben durch ihre unvergleichliche Darstellung der Hero die Wiederaufnahme dieser herrlichen Dichtung Grillparzer’s in’s Repertoir verdankte, am nächsten und übertraf darin weit Marie Seebach. Das Gastspiel hatte sofort festes Engagement zur Folge, welches leider nur von kurzer Dauer war. Laube in seiner Geschichte des Burgtheaters schreibt über sie [„Neue freie Presse“ 1868, Nr. 1258]; „Es stand plötzlich eine neue Hero, Julia, Louise, also eine neue tragische Liebhaberin vor uns. Hoch und schlank von Wuchs, mit großen blauen Augen, mit weichem, schönen Organ. Sie spielte echt und wahr; aus warmem, reinem Gefühle stieg Alles ungetrübt hervor. Woher kommt sie? Sie gemahnt uns wie eine längst bekannte Erscheinung. Das ist sie auch. Wir haben sie in Kinder- und Knabenrollen gesehen, sie ist aufgewachsen am Burgtheater: es ist Auguste Rudloff. Einige Jahre ist sie „draußen“ gewesen und hat sich so rein und wohlthuend ausgebildet. Aber so, wie sie plötzlich erschien, gleich dem Mädchen aus der Fremde, so verschwand sie plötzlich wieder, gleich dem Schiller’schen Mädchen. Und wiederum die uns so gefährliche Liebe [durch diese wurden die Boßler, die Goßmann, die Neumann dem Burgtheater entführt] entzog sie uns. Ein englischer Lord hatte diesen deutschen Zauber verstanden und führte sie (1859) als Gattin über die See. Jetzt (1868) ist er Statthalter auf unserer Insel Helgoland; unsere Insel und unsere tragische Liebhaberin gehören leider ihm und nicht uns. Aber die Insel und die Lady bleiben wenigstens innerlich deutsch, und die Letztere folgt immer noch wie ein Kind des Hauses den Schicksalen des Burgtheaters, welches sie ihre Heimat nennt.“ So Laube. Lady Maxse, wie nunmehr Auguste Rudloff heißt, befand sich noch im Jahre 1873 auf Helgoland und widmet in der That dem deutschen Theater immerfort begeisterte Theilnahme.

Europa. Von Gustav Kühne, 1859, Nr. 39, S. 1414. – Neuigkeiten (Brünner Blatt, kl. Fol.) 1857, Nr. 119: „Das letzte Auftreten des Fräuleins Rudloff“ [mit zwei Gedichten an sie]. – Tagesbote aus Böhmen 1858, Beilage Nr. 80, in der Rubrik: „Buntes“ [mit einem Gedichte an sie von Otto Prechtler“]. – Wiener Theater-Zeitung. Von Adolph Bäuerle, 1858, S. 451, über ihre Darstellung als Hero.