BLKÖ:Schön, Anton Freiherr von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 31 (1876), ab Seite: 102. (Quelle) | |||
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v. Wörndle erworben, welcher ihm die Führung einer etwa hundert Mann starken Abtheilung übertrug, die sich führerlos an die Colonne Wörndle’s angeschlossen hatte, als dieser mit beinahe 3000 Mann von Sterzing über die Gebirge gegen Mühlbach entsendet wurde, um mit dem Landsturme des Pusterthales vereint die Straße von Tirol nach Kärnthen zu sperren. In dem am 2. April 1797 gegen eine Brigade der französischen Division Goubert bei Spinges stattgehabten Gefechte hatte S. im hitzigsten Kampfe solche Bravour und Ausdauer bewiesen, daß er nicht nur mit der landesfürstlichen, sondern auch mit der nur für Auszeichnung im Kampfe bestimmten landschaftlichen Medaille ausgezeichnet wurde. Nach geschlossenem [103] Frieden kehrte S. zu seinen Studien zurück, trat aber, als im Jahre 1799 der Krieg neuerdings ausbrach, am 7. Juni als Cadet in das schon erwähnte Regiment Neugebauer, mit welchem er in der Division des Feldmarschall-Lieutenants Hadik den Feldzug in Graubündten und in der Schweiz mitmachte. Im Gefechte auf dem Grimselberge in Ober-Wallis am 14. August g. J. vertheidigte er als Unterofficier mit einer Abtheilung von einigen und zwanzig Mann ein Defilé auf der Rückseite des Berges so lange, bis die durch einen schmalen Weg beengte schwache Colonne einen bedeutenden Vorsprung gewonnen hatte, dann erst trat er seinen Rückzug an und rückte nach starkem Verluste bei seinem Regimente ein. Das in diesem Feldzuge bis auf eine kleine Schaar aufgeriebene Regiment wurde neu errichtet und S. in Würdigung seines vorerwähnten tapferen Verhaltens mit Uebergehung älterer Kameraden am 16. März 1800 zum Fähnrich befördert, in welcher Eigenschaft er den Feldzug 1800 in Italien und später im Corps des Feldmarschall-Lieutenants Vukassovich in Südtirol mitmachte. In den darauffolgenden Friedensjahren, in welchen er am 1. September 1805 zum Unterlieutenant befördert wurde, war S. von 1803 bis 1805 bei der Landesaufnahme in Tirol, dann 1806 und 1807 bei der Mappirung in Salzburg und 1808 bei jener von Oesterreich in Verwendung. Am 17. Jänner 1809 zum Oberlieutenant im Pionniercorps befördert und am 1. April d. J. in gleicher Eigenschaft zum General-Quartiermeisterstabe übersetzt und beim zweiten Armeecorps eingetheilt, diente er in demselben während des Feldzuges 1809. Nun erwarb er sich in einem Gefechte nächst Linz am 17. Mai, wo er eine aus dem schwachen Bataillon des Peterwardeiner Grenz-Regiments und einer halben Compagnie Jäger zusammengesetzte Abtheilung führte und, verschiedene Angriffe des Feindes abweisend, die für die Bewegung unserer Truppen so wichtigen Defiléen von Hellmansöd besetzte, so warme Anerkennung des Feldzeugmeisters Grafen Kolowrat , daß er auf Befehl des Generals fortan immer seine Eintheilung bei der Avantgarde des Armeecorps behielt. Daselbst erntete er neue Anerkennung bei dem Rückmarsche in der Schlacht bei Wagram für seine geschickte Führung der Avantgarde und wurde in Würdigung seiner Verdienste am 26. Juli g. J. zum Hauptmann im General-Quartiermeisterstabe befördert, in welchem er auch nach der nach geschlossenem Frieden erfolgten Reduction verblieb. Im Jahre 1810 wurde er bei der Mappirung in Oesterreich, im J. 1811 im Kriegsarchive verwendet und 1812 zum Sous-Director in der Zeichnungsschule ernannt. Im Feldzuge des Jahres 1813 bei der Armee in Italien eingetheilt, errang er sich die höchste militärische Auszeichnung, den Maria Theresien-Orden. Im Anbeginne erhielt er den Auftrag, das obere Ennsthal und Salzkammergut in Vertheidigungsstand zu setzen. Hierauf kam er zur Armee von Innerösterreich, zur Brigade des General-Majors Stanissablevich, und als dieses kleine Corps unter Befehl des Feldmarschall-Lieutenants von Fenner kam, wurde S. zu Letzterem commandirt. Die Vorrückung nach Tirol mit dieser Brigade erfolgte sehr rasch. Nach der am 7. October mit Sturm genommenen Mühlbacher Klause war der Weg in’s Südtirol offen. Der Feind wurde nun zur Räumung des Landes bis Triest gezwungen und in seine feste Position [104] bei Calliano gedrängt. Am 15. October wurde Trient besetzt, aber eine weitere Verfolgung war nicht räthlich, weil das ohnehin kleine Corps durch viele Entsendungen an die Grenzpässe sehr geschwächt und eine weitere Vorrückung nur denkbar schien, wenn das Landvolk zu einem allgemeinen Aufgebote sich entflammen ließ. Der Feind war indessen nicht müßig geblieben und hatte durch Verstärkungen und sonstige Dispositionen die Anstalten dahin getroffen, daß der Angriff auf die Unseren am 28. October stattfinden sollte. Durch einen Patrioten aus Roveredo war General Fenner bereits am 22. October von den Vorkehrungen und Absichten des Feindes in Kenntniß gesetzt. Unser vor Trient ausgestelltes Corps bestand im Ganzen aus 18 Compagnien, der Commandant des Castells verweigerte entschieden die Uebergabe und unsererseits fehlten die Kräfte, ihn zu erzwingen. Es handelte sich also darum, ob mit unseren schwachen Vertheidigungsmitteln der Kampf anzunehmen oder aber der Rückzug geboten war und mit demselben natürlich auch alle Vortheile des Besitzes von Trient aufzugeben seien. Da war es nun Schön, der im Kriegsrathe mitsaß, der auf Grundlage seiner bei der Mappirung von Tirol, bei welcher er ja in den Jahren 1803–1805 in Verwendung gestanden, erworbenen genauen Landeskenntniß seine Ansichten entwickelte, seine Dispositionen mit Gründen belegte und auf einen bereits am 25. zu erfolgenden Angriff – also drei Tage früher, als der Feind uns anzugreifen die Absicht hatte – antrug. Feldmarschall-Lieutenant Fenner unterzog S.’s Plan einer gründlichen Prüfung und nahm ihn, wie er gestellt war, nur mit der Aenderung an, daß der Angriff statt am 25., am 26. stattfinden sollte, da bis dahin ein im Anmarsche befindliches Bataillon Hohenlohe-Bartenstein an unserer Action theilnehmen konnte. Der Angriff ging von Statten und fiel siegreich für die Unseren aus, Trient ward behauptet, auch Roveredo genommen, und als der feindliche General am 28. October seinen Angriff erneuerte, wurde er wieder mit großem Verluste geworfen und zur gänzlichen Räumung von Südtirol gezwungen. Nun folgte noch am 9. und 10. November ein hartnäckiges Gefecht zwischen Borghetto und Ada, bei welchem auf einer Strecke von zwei Stunden Weges nacheinander fünf Stellungen von unseren Truppen gegen den dreifach überlegenen Feind mit großem Muthe vertheidigt wurden, aber die Unseren behaupteten das Land und der Feind war aus allen Theilen desselben hinausgeworfen und durch unsere verschanzte Stellung bei Serravalle seinem neuerlichen Vordringen ein Ziel gesetzt. Für den Antheil, den S. durch seine Ansichten und Kampfdispositionen an den siegreichen Erfolgen der Unseren hatte, erhielt er auf Grund der von General Vlasitz darüber erstatteten Relation, welche der commandirende General Feldmarschall-Lieutenant Marquis Sommarida seinerseits bestätigte, mit kais. Handbillet ddo. Paris 1. Juni 1814 das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens. Am 16. Juni 1815 wurde S. zum Major im Corps ernannt, befand sich, nachdem er in den Monaten Februar und März eine Bereisung des Königreichs Neapel im Dienstauftrage gemacht, während des kurzen Feldzuges bei der Hauptarmee, wurde im Jahre 1817 Sous-Director, 1818 Director der Militär-Landesaufnahme in Oesterreich und Böhmen und 1819–1829 in Ungarn. Im Jahre 1828 wurde er zum Oberstlieutenant befördert, wurde 1830 Kanzleidirector [105] und am 23. Februar 1831 Oberst im Corps, 1835 staatsräthlicher Referent, in welcher Anstellung er 1836 General-Major und 1846 Feldmarschall-Lieutenant wurde. Als solcher hat er sich in der Schnurbartfrage der kaiserlichen Armee kein Lorbeerblatt in den Kranz seiner sonstigen Verdienste geschlungen. Es handelte sich nämlich, ob den Infanterie-Officieren in der kaiserlichen Armee das Tragen des Schnurbartes zu gestatten sei. Nun gab es eine Partei, die der Worte Heine’s anläßlich des preußischen Schnurbartes gedachte: „Des Zopfthums neue Phase: der Zopf, der eh’mals hinten hing, der hängt jetzt vor der Nase“, und zu dieser Partei mochte General Schön zählen, der in einer ungeheuer gelehrten Abhandlung bewies oder doch beweisen wollte, daß der Schnurbart mit den hohen Pflichten eines Infanterie-Officiers unvereinbar sei. Als nun in der Armee bekannt geworden, daß die Infanterie-Officiere die Schnurbärte nicht tragen dürfen und auch der Haupturheber dieses Verdicts, der Staats- und Conferenzrath Feldmarschall-Lieutenant Baron Schön, nicht verschwiegen blieb, da ging durch die ganze Armee der Witz: „Jetzt erst besitzen die Officiere die rechte Schönheit“. Nach den Ereignissen des Jahres 1848 trat S. in den Ruhestand über, nachdem er 49 Jahre in der Armee und in den Kriegen mit Auszeichnung gedient. Im Jahre 1820 erlangte S. die Freiherrnwürde. S. starb im Alter von 71 Jahren. – Von seinen Brüdern dienten zwei in der kaiserlichen Armee. Der ältere, Michael Schön v. Treuenwerth, starb im Jahre 1840 als Feldmarschall-Lieutenant und Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 49; – der jüngere war Hauptmann im General-Quartiermeisterstabe, hatte noch als Unterofficier die silberne Tapferkeitsmedaille erhalten, wurde am 17. März 1809 bei Tarvis schwer verwundet und starb an seiner Wunde am 1. August zu Villach.
Schön, Anton Freiherr von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Innsbruck im Jahre 1782, gest. im Bade Mühllacken bei Linz am 27. Mai 1853). Sein Vater Ignaz Schön war der Sohn eines wohlhabenden Innsbrucker Bürgers; er war, obgleich bereits verheirathet und Vater von vier Söhnen, als Gemeiner in das Infanterie-Regiment Neugebauer Nr. 46 getreten. Von seinen Söhnen dienten drei in der kaiserlichen Armee. Anton, der zweitgeborne, hatte, als im Jahre 1796 Tirol vom Feinde bedroht ward, die Studien an der Innsbrucker Hochschule aufgegeben und war in eine der Schützen-Compagnien eingetreten, welche damals errichtet wurden und vereinigt mit den k. k. Truppen zur Bewachung der Landesgrenzen mitwirkten. Er stand in der von Studirenden und freiwilligen Landesschützen zusammengesetzten sogenannten „exemten“ Compagnie und zog im Juni 1796 an die Grenzen von Schwaben bei Reitti, im November nach Südtirol, im Jänner 1797 nach dem Vintschgau, schloß sich im März an den bei Sterzing versammelten Landsturm, dessen Aufgabe war, den bereits bis Brixen vorgedrungenen Feind von weiteren Einbrüchen in das Innthal abzuhalten. Seine im Dienste bisher bewiesene Umsicht hatte ihm das Vertrauen des Landes-Majors- Tapferkeits-Zeugniß, ausgestellt von dem Feldmarschall-Lieutenant Fenner, den General-Majoren Stanissablevicz und Vlasitz und dem Oberst im Generalstabe Fleischer, ddo. Caldiano 27. October 1813. – Freiherrnstands-Diplom ddo. 1. März 1820. – Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) VI. Jahrgang (1853), S. 357: „Nekrolog“. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1253 u. 1749. – Oesterreichischer Militär-Kalender. Herausg. von Hirtenfeld (Wien, kl. 8°.) V. Jahrg. (1854), S. 144. – Wappen. Ein gelb und blau in die Länge getheilter Schild. Im rechten gelben Felde auf dreispitzigen natürlichen Bergen ein rechtsgekehrter einfacher rother Adler mit offenem Schnabel, ausgeschlagener Zunge, ausgespannten Flügeln und von sich gestreckten Fängen. Im linken blauen Felde auf grünem Rasen ein goldverbrämter geharnischter Mann, in der Rechten ein Schwert an goldenem Griffe haltend, die Linke in die Seite gestützt, in der rechten Ecke dieses Feldes sieht man die aufsteigende Sonne, in der linken den aufsteigenden Mond. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone, auf welcher drei gekrönte Turnierhelme sich erheben. Die Krone des mittleren, in’s Visir gestellten Helms trägt einen schwarzen Doppeladler mit offenem Schnabel, roth ausgeschlagener Zunge, ausgebreiteten Flügeln und von sich gestreckten Fängen; die Krone des rechten einwärtsgekehrten Helms trägt einen goldverbrämten aufwärtsgebogenen geharnischten Arm, der ein entblößtes Schwert an goldenem Griffe hält; aus der Krone des linken Helms wallen drei Straußenfedern, eine goldene zwischen der rechten rothen und linken blauen. Die Helmdecken sind rechts roth, links blau, beiderseits mit Gold unterlegt.