BLKÖ:Sedelmayer, Jeremias Jacob

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 33 (1877), ab Seite: 272. (Quelle)
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Sedelmayer, Jeremias Jacob (Kupferstecher, Zeichner, Maler, [273] geb. zu Augsburg im Jahre 1704, gest. ebenda 1761). Mit Talent für die Kunst begabt, kam er zu dem Kupferstecher Pfeffel in die Lehre, bei dem er große Fortschritte machte, so daß er die Eifersucht des Meisters, der jedoch das Talent des Jünglings weidlich ausbeutete, wachrief, und dieser den Fortgang seines Zöglings eher zu hemmen als zu fördern suchte. Als S. dieß gewahr wurde, entzog er sich, ehe noch die anberaumte lange Lehrzeit vorüber war, durch die Flucht der weiteren Gewissenslosigkeit Pfeffel’s, der ihn übrigens auch sonst schlecht behandelt hatte. Auf der Flucht kam S. nach Wien, fand bei seinem Schwager, einem Miniaturmaler Namens Keukel, über den kein Künstlerbuch Näheres meldet, Aufnahme und auch bei Caspar Füßly, der damals in Wien weilte, freundliche und fördernde Theilnahme. Wie schon in Augsburg, malte S. nun in Wien Bildnisse in Miniatur und andere Darstellungen in Wasserfarben, überdieß führte er schöne Blätter mit der Feder und in Tusch aus. Besonders aber verlegte sich S. in Wien auf das Stechen in Kupfer und neben verschiedenen Heiligen- und mythologischen Bildern entstanden mehrere Porträte hervorragender Personen im Stiche. Unter anderen Werken stach er auch die von Daniel Gran [Bd. V, S. 307] gemalten, schon von Winkelmann bewunderten Plafonds der kais. Hofbibliothek. Er legte die ersten Platten dem Kaiser vor, dessen Beifall sie auch fanden, als sich aber einer der Minister oder in des Kaisers unmittelbarer Umgebung befindlichen Würdenträger über dieselben abfällig aussprach, ja, auf die Frage des Kaisers, wie er den geschickten Sedelmayer für seine schöne Arbeit belohnen solle, sogar verwundert ausrief: daß eine Belohnung überflüssig sei, da er ja durch den Verkauf seines Werkes Lohn genug erhalte (!), ließ er den Künstler, der auf eine kaiserliche Unterstützung gerechnet hatte, fallen und gedachte nicht weiter seiner und des Werkes. So sind denn auch in der damals erschienenen: „Dilucida repraesentatio Bibliothecae Cesareae“ (Wien 1737, Fol.) von den 13 darin enthaltenen Blättern nur fünf, Platte IX, X, XI, XII, XIII, von S.’s Grabstichel, die übrigen sind von dem Professor der Baukunst an der Theresianischen Ritter-Akademie Salomon Kleiner gestochen. Diesen Vorgang nahm sich S. sehr zu Herzen, er verließ Wien, wo er viele Jahre gelebt, kehrte nach Augsburg zurück und verfiel dort in Trübsinn, der zuletzt in Wahnsinn ausartete, in Folge dessen er in’s Irrenhaus gebracht werden mußte, in welchem er auch im Alter von 57 Jahren starb. Von seinen Blättern erschienen außer den fünf in dem vorerwähnten Werke folgende Bildnisse: „Kaiser Karl VI.“ (Fol.); – „Cardinal Kollonitsch“ (Fol.); – „Der Bischof von Passau“, mit historischer Ausschmückung nach D. Gran (Fol.); – „Christian Wolf“, nach G. Roy (Fol.); – „Pierre Giannone Avocat Napolitain“ (4°.); – „Graf Harrach“, nach Solimena (4°., mit Wappen); – „Die Statue des Prinzen Eugen“ (Fol.); – „Das Medaillon des Franz von Lothringen, wie die Geschichte seine Thaten aufzeichnet“ (Fol.); – die mythologischen und allegorischen Blätter: „Perseus enthauptet die Medusa“, nach Bertoli (Fol.); – „Eine Pallas“, nach eben demselben (Fol.); – „Die Gerechtigkeit auf dem Throne, von allegorischen Figuren umgeben“ (Fol.); – „Die Zeit entführt die Wahrheit“, nach Solimena (Fol.); – „Kaiser Karl VI. im Brustbild, vom Ruhme gekrönt; bildet das Titelblatt zu den „Tragedie Christiane [274] del Duca Annibale Marchese“ und noch zwei andere allegorische Darstellungen, gleichfalls nach Solimena: alle vier Blätternach Solimena sind selten, weil die Platten nach Neapel gekommen sind. Die Heiligenbilder: „Madonna consolatrix afflictorum“ (kl. Fol.); – „Der Tod des h. Joseph“ (Fol.); – „Die h. Rosalie“, nach A. D. Bertoli, radirt und mit dem Stichel vollendet (Fol.), eines seiner schöneren Blätter, wie auch das folgende: „Die h. Theresia“, gleichfalls nach Bertoli (Fol.). Von anderen Stichen S.’s sind noch zu nennen: „Dorfkirchweih“, figurenreiche Composition nach David Ryckaert (Höhe: 6 Zoll, 2 Linien, Breite: 8 Zoll, 9 Linien), eines seiner vorzüglicheren Blätter; – „Der Katafalk des Prinzen Eugen von Savoyen in der Stephanskirche in Wien 1736“, in Gemeinschaft mit oberwähntem S. Kleiner gestochenen (Fol.), und „Der silberne Sarg mit dem Leichnam des h. Johannes von Nepomuk in Prag“ (gr. Fol.). S. war ein geschickter Künstler in seinem Fache, aber unbedingt glücklicher mit Farbe, Feder und Tusch, als mit dem Grabstichel. Seine im Geschmacke von La Fage gezeichneten Gruppen wurden für Arbeiten seines Vorbildes gehalten. Die Blätter seiner früheren Periode, in welchen seine Vorbilder Audran, Dorigny, Frey nicht zu verkennen sind, übertreffen jene seiner späteren Zeit. Füßly, mit dem er in Wien zusammen wohnte, war sein bester Freund und dem verdankt man auch die überdieß ziemlich spärlichen Nachrichten über den Künstler, von dem gewiß ziemlich zahlreiche Blätter vorhanden sein müssen. Der oberwähnten „Dilucida repraesentatio“ sollten noch zwei Abtheilungen folgen, aber der entmuthigte S. gab die Sache auf und sie blieb Fragment. Ueber Sedelmayer’s Schwestern Eleonora Katharina und Sabina vergleiche unten die Quellen.

Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XVI, S. 195. – Großes vollständiges (sogenanntes Zedler’sches) Universal-Lexikon (Halle und Leipzig, Joh. H. Zedler, kl. Fol.) XXXVI. Sp. 984. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliographisches Institut, gr. 8°.). Zweite Abtheilung, Bd. VIII, S. 684.