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BLKÖ:Simunich, Balthasar Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Simor, Johann
Band: 34 (1877), ab Seite: 346. (Quelle)
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Simunich, Balthasar Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, geb. zu Novigrod in der croatischen Militärgrenze am 25. April 1785, gest. zu Weinhaus bei Wien 8., n. A. 9. Juli 1861). Sein Vater war kaiserlicher Officier. Fünfzehn Jahre alt, trat Balthasar als k. k. Cadet in das Warasdiner-St. Georger Grenz-Regiment, nachdem [347] er in der Schule zu Bellovár Unterricht in der Geometrie, im Aufnehmen mit dem Meßtisch und im Situationszeichnen erhalten hatte. Im Jänner 1801 marschirte er mit einem Transport zum ersten Bataillon nach Friaul und kam nach Gemona in Garnison, wo er seine erste Schildwache hielt und einen riesigen, baumstarken Mann seiner Compagnie ersuchte, für ihn, wenn der Fall nöthig werden sollte, „Gewehr aus“ zu rufen. Das geschah denn auch und mit dem Ausrufe „Jesus Maria und Joseph“ staunte Alles den 17jährigen, zarten Jungen an, der mit der Stimme eines Löwen zu brüllen im Stande sei, denn daß ein Anderer gerufen, war nicht bemerkt worden. Seit dieser Zeit war der kleine Cadet eine Sehenswürdigkeit Gemona’s. Im August 1801 kam er über seine Bitte in das Regiment Vukassovich Nr. 48, in welchem er am 1. October 1805 wegen vorzüglicher Brauchbarkeit und Verwendung mit Vorzug von sechzehn Fähnrichen zum Lieutenant befördert wurde. Als solcher gab er schon im Feldzuge desselben Jahres in der dreitägigen Schlacht bei Caldiero, in welcher er selbstständig eine halbe Compagnie im heftigen Plänklergefechte commandirte, Proben seltener Umsicht und Tapferkeit, welche von seinem Obersten nicht unbemerkt blieben. Im Jänner 1806 kam S. mit dem Regimente nach Wien, noch im Herbst desselben Jahres nach Böhmen, dann mit dem Stabe nach Altsohl in Ungarn, wo ihn Oberst Bianchi zu seinem Regiments-Adjutanten erwählte. So versah S., erst 21 Jahre alt, bereits diesen wichtigen und verantwortlichen Posten. Durch sieben Jahre unter fünf Obersten und in drei Feldzügen versah er diese Stelle immer mit gleich vorzüglichem Eifer. Zu Anfang des Jahres 1809, erhielt das Regiment Ordre nach Galizien zu marschiren, wo es im 7. Armeecorps unter Erzherzog Ferdinand eingetheilt ward. Als das Regiment im April weiter in’s Warschau’sche vorrückte, zeichnete sich S. bei Raschin, am 19. April, ebensowohl durch Tapferkeit als zweckmäßige Hilfe in der Leitung des Regimentes so aus, daß er auf dem Kampfplatze außer seinem Range zum Oberlieutenant befördert wurde. Auch in den folgenden Gefechten, bei Praga am 25. April, bei Grochow, beim Sturme auf den Brückenkopf bei Thorn am 15. Mai, dann bei Jedlinsko und Zarnowize that sich S. durch Umsicht und Tapferkeit hervor. Im Feldzuge des Jahres 1812 befand sich das Regiment in dem gegen Rußland bestimmten Auxiliarcorps und Simunich machte am 12. August gemeinschaftlich mit denselben Franzosen, gegen welche er bei Caldiero gekämpft, am 12. August die Schlacht bei Podubnie mit. Im Feldzuge des Jahres 1813 bewies er in der Schlacht bei Dresden am 26. August, als ein auf einen bestimmten Punct dirigirtes Bataillon eine falsche Richtung genommen und mit einem Male von feindlicher überlegener Cavallerie bedroht war, große Geistesgegenwart dadurch, daß er sofort die Führung des Bataillons übernahm und sie trotz einer schweren Verwundung behielt, bis er das Bataillon zur bestimmten Stelle gebracht. Auf die Relation des Feldmarschall-Lieutenants Bianchi wurde S. wegen Auszeichnung vor dem Feinde zum Capitänlieutenant im Infanterie-Regimente Nr. 49, damals Baron Kerpen, vom Hofkriegsrathe aber sofort zum wirklichen Hauptmanne im damaligen serbischen Freicorps befördert. S. begab sich nun nach Temesvár zu seinem Corps und wurde nach Auflösung [348] desselben, Anfangs September 1814 in gleicher Eigenschaft in das St. Georger Grenz-Regiment eingetheilt. Als dieses im[WS 1] Mai 1815 Marschordre nach Italien u. z. nach Neapel erhielt, blieb S. zur Führung und Verwaltung aller Cassen und Geschäfte des Regiments als überzähliger Hauptmann beim Regimentsstabe zurück, und benützte diese Zeit, sich mit der militärischen und gesetzlichen Grund-Organisation der Militärgrenze ganz vertraut zu machen. Ende des Jahres 1818 erfolgte seine Berufung als Militär-Referent zum General-Commando in Agram, welchen Posten er am 1. Jänner 1819 antrat und durch dreizehn Jahre ununterbrochen unter drei commandirenden Generälen Baron Radivojevich[WS 2], Graf Lilienberg und Baron Radochovich versah. In der Zwischenzeit rückte er am 21. Jänner 1828 zum Major im 2. Banater Grenz-Regimente vor und kam in gleicher Eigenschaft Mitte Mai 1829 zum 5. Warasdiner Kreuzer-Grenz-Regiment, von welchem er am 21. November 1831 zum Oberstlieutenant bei Großfürst Constantin-Infanterie Nr. 18 und in diesem am 17. April 1834 zum Obersten befördert wurde. Noch am 17. Juni d. J. erfolgte seine Uebersetzung als Oberst zum Infanterie Regimente Erzherzog Karl Ferdinand Nr. 51. Sechs Jahre commandirte er dasselbe, da erfolgte am 12. October 1840 seine Beförderung zum General-Major, als welcher er zuerst eine Brigade zu Agram und im Juni 1844 eine solche zu Wien erhielt. Im Februar 1848 zum Feldmarschall-Lieutenant ernannt, ging er als Divisionär nach Tarnow, wo er energisch in den Tagen der Bewegung für Aufrechthaltung der Ruhe wirkte. Im October genannten Jahres erhielt er Befehl, mit fünf galizischen Bataillons, zwei Escadrons Cavallerie und zwei ordinären Fußbatterien nach Ungarn abzurücken, mit welchen er in forcirten Märschen bis 28. October in Kosztolna eintraf und die dort in einer guten Stellung concentrirten 4000 Nationalgarden und mehrere Tausend Mann Landsturm mit drei Kanonen unter Ordody zerstreute, so daß der Rest Zuflucht in der Festung Leopoldstadt suchen mußte. Am 1. November besetzte er Tyrnau, das er aber, da die Vorrückung der Hauptarmee, nicht wie erwartet worden, Statt hatte, wieder verließ und seinen Rückzug nach Göding ohne Verlust bewerkstelligte. Am 16. December sollte endlich die allgemeine Vorrückung Statt finden. Mit seinem etwa siebenthalbtausend Mann starken, in zwei Brigaden getheilten Corps warf nun S. den Feind über Nadás zurück, griff am 16. Tyrnau, welche Stadt Guyon mit ansehnlichen Streitkräften besetzt hielt, an und erkämpfte einen glänzenden Sieg, nachdem der Kampf bis in die Nacht gedauert. Die Stadt ward erstürmt, 100 Mann der feindlichen Truppen getödtet. 7 Officiere und 790 Mann gefangen, eine Fahne, fünf Kanonen und drei Munitionskarren erbeutet. Nach der Einnahme Tyrnau’s hatte Simunich die Aufgabe, den Landstrich zwischen der Waag und dem weißen Gebirge vom Feinde zu säubern, sich der Waag-Uebergänge zu versichern und die Festung Leopoldstadt zu unterwerfen. In seinem weiter unten zu erwähnenden Memoir gibt S., Seite 61 bis 81, Mitheilungen über die Vorgänge seit der Cernirung Komorn’s bis zu seiner Enthebung vom Commando des dritten Armeecorps, welche ganz eigenthümliche Streiflichter[WS 3] auf die damalige Kriegführung werfen, insbesondere aber gegen die Maßnahmen Welden’s und seine [349] ganze Haltung im Felde, beide rücksichtslos verurtheilend, gerichtet sind. Simunich war ein alter, tapferer Soldat und so tief religiös, daß er wissentlicher Unwahrheit in den Schilderungen seines Memoirs nicht geziehen werden kann. Noch hatte S. am Treffen bei Raab am 26. April theilgenommen, auch als die Insurgenten die Rückzugslinie bei Ács zu forciren versuchten, Stand gehalten, bis unser rechter Flügel Verstärkung bekam und der Feind zum Rückzug gezwungen worden, damit aber hatte er seine Thätigkeit vor dem Feinde – gegen seinen Willen – beschlossen, denn er war wider alles Erwarten im Mai von seinem Commando enthoben und als Divisionär nach Wien bestimmt, aber schon Anfangs November 1849 zum Festungscommandanten von Komorn ernannt worden, von welcher Stellung er im März 1853 in den Ruhestand übertrat. In Komorn hatte er schon im Jahre 1850 die Trockenlegung der Festungsgraben, deren faulendes Wasser die Luft verpestete, beantragt, aber erst im Jahre 1852 kam die Sache zur Ausführung. Auch sonst hatte der so humane General für die verarmten Bewohner der durch die Revolution hart mitgenommenen Stadt alles in seinen Kräften Stehende gethan und viel zur Milderung des herrschenden Elends beigetragen. Als dann am 16. December 1850 sein fünfzigjähriges Jubiläum gefeiert wurde, verlieh ihm der Magistrat von Komorn das Ehrenbürgerrecht, auch wurde ihm ein werthvoller Ehrensäbel zum Geschenke überreicht und bei seinem Uebertritte in den Ruhestand sprach eine Deputation, an welcher die Vorsteher aller Stände und Confessionen sich betheiligt hatten, ihm ihren Dank für die der Stadt bewiesene Sorgfalt aus. Für seinen Sieg bei Tyrnau war Simunich im Capitel des Jahres 1849 mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet und den Ordensstatuten gemäß im Jahre 1850 in den Freiherrnstand erhoben worden. Ein denkender Soldat – wenngleich er mit der deutschen Sprache nicht auf bestem Fuße stand – drängte es ihn, seine Ansichten über Das und Jenes zu Papier zu bringen und so entstanden die zwei Schriften: „Anleitung zur gründlichen und möglichst baldigen moralischen und dienstlichen Ausbildung des Rekruten, nach dem k. k. Dienstreglement“ (Wien 1847), und: „Ueber die Kenntniss der drei Waffen und ihre Verwendung“ (ebd. 1849). Seine merkwürdigste Schrift aber bleibt – die sprachliche äußerst mangelhafte Form abgerechnet – das „Memoir des k. k. Feldmarschall-Lieutenants Balthasar Freiherrn von Simunich, Ritter des militärischen Maria Theresien-Ordens u. s. w.“ (Wien 1861, Ludwig Mayer, 8°.), welches namentlich gegen den Feldzeugmeister von Welden gerichtet und Enthüllungen eigener Art enthält, die, wie es scheint, ganz unbeachtet geblieben. Dieses Memoir kennzeichnet übrigens den General als eine schlichte, jedoch kernige, biedere Soldatennatur, der seine Waffe schlagfertig in der Hand und seinen Gott im Herzen trägt. Seine kleine Bibliothek charakterisirt ihn vollends. Außer dem Conversations-Lexikon (Auflage vom Jahre 1818), wenigen geschichtlichen Werken, darunter Schneller, „Leben des Prinzen Eugen“, „Görgey’s Leben“. „Klapka’s Memoiren“, enthielt sie Thomas von Kempen „Nachfolge Christi“, mehrere Bände der homiletischen Werke von Dr. Emanuel Veith, Chateaubriand’s „Génie du Christianisme“ und „Atála“, und Staudenmayer’s[WS 4] „Geist des Christenthums“. Der General war (seit 16. Februar [350] 1813) – damals noch Oberlieutenant – mit Franziska geborenen Edlen von Mitis (geb. 6. October 1792) vermält und entstammen dieser Ehe vier Kinder: zwei Söhne, zwei Töchter. Von den Söhnen war der eine Oberlieutenant bei Bayern-Dragoner und starb als solcher 1835 an der Cholera; der zweite, Eugen, war im Jahre 1848 aus dem Staatsdienste bei dem k. k. Finanz-Ministerium mit Vorbehalt seines Rücktrittes im Frieden, zum Kreuzer Grenz-Regiment als Unterlieutenant eingetreten, und hatte mit demselben den Feldzug in Italien mitgemacht, war dann in Ungarn als Oberlieutenant bei Hoch- und Deutschmeister-Infanterie und Adjutant seines Vaters und hatte sich am 26. April im Treffen vor Komorn durch sein treffliches Verhalten hervorgethan. Im Monate Mai war er mit seinem Vater nach Wien zurückgekehrt, am 18. Juni aber von dort zu seinem Bataillon geeilt, um an den Gefechten, welche für dasselbe in Aussicht standen, theilzunehmen. Er traf am 20. Juni in demselben Augenblicke bei Pered an, als die Brigade Pott dort zum Gefechte mit dem Feinde abrückte. Da er sein Bataillon daselbst nicht mehr angetroffen, so hat er als Freiwilliger bei dem Landwehr-Bataillon Erzherzog Stephan tapfer mitgefochten, bis er schwer verwundet niederfiel und nicht mehr aufgefunden wurde. Von den beiden Töchtern des Generals ist Franziska (geb. 26. Nov. 1813) seit 5. Mai 1851 mit Nikolaus Freiherrn von Tinti, und Sophie (geb. 9. Mai 1821) seit 3. Mai 1842 mit Anton Freiherr v. Lanfrey vermält. – Ein Bruder des Generals, Matthäus, der in den Befreiungskriegen als Adjutant des Feldmarschall-Lieutenants Baron Bianchi, in Allem durch 41 Jahre gedient, ist im Jahre 1846 als Oberst und Commandant des 2. Banal-Grenz-Regimentes gestorben. Sein Sohn Karl, (geb. 23. October 1834), gegenwärtig der einzige männliche Sproß der Freiherrn von Simunich, war im Jahre 1874 Hauptmann im Infanterie-Regimente Erzherzog Karl Salvator Nr. 77.

Freiherrnstands-Diplom ddo. Wien 28. Jänner 1850. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) Bd. II, S. 1617 und 1753. – Hirtenfeld (J.), Oesterreichischer Militär-Kalender (Wien, kl. 8°.) XIV. Jahrg. (1863), S. 220. – Memoir des k. k. Feldmarschall-Lieutenants Balthasar Freiherr von Simunich, Ritter des militärischen Maria Theresien-Ordens u. s. w. (Wien 1861, Ludwig Mayer, 8°.) 126 Seiten [kam nicht in den Handel]. [Eine in fast unmöglichem Styl geschriebene Aufzeichnung seines Lebens.] – Militär-Zeitung. Herausg. von Hirtenfeld (Wien, 4°.) 1861, S. 446 und 477: „Nekrolog“. – Strack (Joseph), Die Generale der österreichischen Armee. Nach k. k. Feld-Acten und anderen gedruckten Quellen (Wien 1850, Joseph Karl und Sohn, gr. 12°.) S. 461. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Supplement-Band V, S. 789. – Luna, Belletristisches Beiblatt der Agramer-Zeitung (Agram, 4°.) 1851, Nr. 1: „Jubilar-Ehrenfest“. – Wiener Zeitung 1861, Nr. 162. – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.), 1861, Nr. 187.
Porträte. 1) Lithogr. von Prinzhofer (Wien, Paterno, Fol.) – 2) Unterschrift: „Balthasar Freiherr von Simunich | Feldmarschall-Lieutenant“. Daneben das Facsimile des Namenszuges „Br. Simunich, FML.“. Eduard Kaiser (lith.) 1857 (Wien, Neumann, Halbfol.).
Wappen. In Roth eine aus dem Fußende sich erhebende, den Schild durchziehende, aus natürlichen Quadersteinen erbaute gezinnte Mauer mit einem in der Mitte derselben emporragenden, unten etwas breiteren Thurme, welcher mit drei Zinnen, drei verschlossenen [351] Fenstern und einem offenen Thore und einem zur Hälfte aufgezogenen silbernen Fallgitter versehen ist. Ueber dem Thore des Thurmes sind zu jeder Seite eine, dann in der Mauer zu beiden Seiten des Thurmes drei Schußöffnungen angebracht. Auf den Zinnen des Thurmes steht auf seinen hinteren Pranken ein silberner doppelt geschwänzter Löwe mit ausgeschlagener rother Zunge, welcher mit der rechten Vorderpranke ein blankes Schwert an goldenem Gefäße zum Streiche schwingt. Auf dem Hauptrande des Schildes ruht die freiherrliche Krone und auf demselben ein offener goldgekrönter, in das Visier gestellter Turnierhelm. Aus der Krone des Helmes erschwingen sich fünf Straußfedern, die mittelste und die beiden äußeren roth und die beiden anderen silberfarben. Die Helmdecken sind zu beiden Seiten roth mit Silber belegt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: am.
  2. Vorlage: Radivojovich.
  3. Vorlage: Streiflicher.
  4. Staudenmaier, Franz Anton.