BLKÖ:Slama, Franz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Slanský, Vincenz
Band: 35 (1877), ab Seite: 128. (Quelle)
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Slama, Franz (Dechant und Schulmann, geb. zu Bojenice nächst Tabor 16. Mai 1762, nach dem „Slovník naučný“, nach Šembera erst 1792, gest. zu Marienbad 5. August 1844). Nach beendeten Vorbereitungsschulen wendete er sich dem Studium der Theologie zu; schon während seiner Studien galt er ob seiner leidenschaftlich nationalen Richtung für überspannt. Nach zu Budweis beendeten theologischen Studien erlangte er am 15. Februar 1815 die Priesterweihe und trat nun als Caplan in die Seelsorge, zunächst zu Nepomuk, dann zu Prachatic, wurde darauf Hof-Caplan zu Worlik, 1834 Pfarrer zu Chrastic und 1841 Dechant zu Bechin, in welch letzterer Eigenschaft er bis an seinen Tod thätig blieb. Slama galt zu seiner Zeit für einen der entschiedensten Anhänger der nationalen Richtung, die er mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln förderte und wofür er offen und freimüthig auftrat. Besonders nahm er die nationale Volksschule in seinen Schutz, sich gegen jede Verdeutschung derselben mit allen Mitteln wehrend. Bereits als Caplan zu Prachatic hatte er mit seinem Pfarrer, einem Deutschen, manchen Strauß zu bestehen. Er schrieb damals, 1831 und 1832, um der Verdeutschung entgegenzuarbeiten, in der čechischen Zeitschrift für katholische Geistlichkeit („Časopis pro katol. duchowenstwa“) den Aufsatz: „O škodach z německého vychování české mládeže“, d. i. Von den Schäden, welche aus der deutschen Erziehung der čechischen Jugend entspringen. Alle Gelegenheiten, welche die Regierung suchte, der deutschen Sprache neben der čechischen Eingang zu verschaffen, benützte S. zu geharnischten Gegenvorstellungen, und wie er einerseits alles Deutsche vom Unterricht fernzuhalten bemüht war, so war er andererseits bestrebt, in der nationalen Richtung alle Hilfsmittel zur Förderung derselben aufzusuchen und anzuwenden. So z. B. verfügte im Jahre 1835 das Prachiner Kreisamt die Einführung der deutschen Sprache in den Dorfschulen, dagegen erhob nun S. in Gemeinschaft mit seinem Freunde Mirovicky, Pfarrer von Wranau, entschiedenen Protest, worin er diese Einführung der deutschen Sprache als eine Vergewaltigung von Seite des Deutschthums gegen das böhmische Volk bezeichnete. Hingegen wieder, als im Jahre 1838 ein Allerhöchster Befehl herabkam, Sachverständige wegen Reformen [129] der Trivial- und Hauptschulen einzuvernehmen, schrieb S. eine ausführliche Denkschrift, in welcher er mit Sachkenntniß alle seine Ansichten, Erfahrungen und Wünsche nach dieser Hinsicht niederlegte. Daß er die Bedürfnisse des Landvolkes kannte und denselben in entsprechender Weise Abhilfe zu leisten bemüht war, dieß bezeugt die Thatsache, daß er den Grafen Caspar Sternberg aufforderte, die böhmische Landwirthschaftsgesellschaft wolle auch für den čechischen Landmann ein Landwirthschaftsblatt herausgeben, worauf denn auch die belehrenden und unterhaltenden Blätter für den Land- und Gewebsmann („Listy poučne i zabavne“), welche Kalina von Jäthenstein redigirte, in čechischer, von Štepanek besorgter Uebertragung zu erscheinen begannen. Als Priester gehörte S. zu den besten Kanzelrednern seiner Zeit; um die Ausschmückung und Verschönerung seiner Pfarrkirche hat er sich sehr verdient gemacht, und Zeugniß seines echt menschlichen Sinnes gibt seine letztwillige Verfügung, welcher zu Folge zwei Fünftheile seines Nachlasses den Armen der Stadt Bechyn, zwei Fünftheile der jüngsten Gemeinde derselben und ein Fünftheil den Armen seines Geburtsortes Bojenice zufielen. Wie hoch in Ehren S. von seinen Zeitgenossen gehalten worden, dafür spricht, wie die unten bezeichnete Quelle berichtet, der Umstand, daß Kollar, der berühmte Verfasser des Gedichtes: „Die Tochter des Ruhmes“ („Slávi dcera“) seiner im Gedichte wiederholt gedenkt. S. war auch als Schriftsteller thätig, die čechischen Blätter seiner Zeit, der „Čechoslav“, „Časopis musea“, „Časopis pro katol. duchovenstva“, die „Včela“, die u. A. enthalten Arbeiten seiner Feder. Selbstständig hat er herausgegeben: „Slovo útěchy poslané Prachatičanům po neštatném ohni“ i. t. d., d. i. Worte des Trostes an die Bewohner von Prachalic nach dem unglücklichen Brande, welcher am 13. April 1832 137 Häuser eingeäschert hat (Prag 1832, erzbisch. Druckerei, 8°.); – „Obraz minulosti starožitného města Prachatic“, d. i. Gemälde der Vergangenheit der alten Stadt Prachatic (Königgrätz 1838, Pospišil, 8°.). Dann übersetzte er einige der Jugendschriften des berühmten Christoph Schmid, wie z. B. „Das Täubchen“ (Holoubek); – „Der Weihnacht-Abend“ (Štědrý vecer); – „Die verlorenen Kinder“ (Ztracené ditě), und die bekannte Jugendschrift von Joseph Huber: „Isidor, Bauer zu Ried“, unter dem Titel: „Izidor sedlák Lhotský“ (1842), in’s Čechische. In seinen letzten Lebensjahren arbeitete er an einem landwirtschaftlichen Werke, betitelt: „Myslík“, an dessen Vollendung ihn der Tod hinderte. Seinen handschriftlichen Nachlaß besitzt der Canonicus Vinařicky, der denselben seiner Zeit zu veröffentlichen gedenkt.

Slovník naučný, Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex.-8°.) Bd. VIII, S. 522. – Šembera, (A. V.), Dějiny řeči a literatury československé, d. i. Geschichte der čechoslavischen Sprache und Literatur (Wien 1868) S. 287. – Jungmann (Jos.), Historie literatury české, d. i. Geschichte der böhmischen Literatur (Prag 1849, F. Říwnáč, 4°.) Zweite von W. W. Tomek besorgte Ausgabe, S. 626 [nach diesem geb. 16. Mai 1792].