BLKÖ:Splény von Miháldy, Ludwig Freiherr
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Spörlin, Michael Ritter von | ||
Band: 36 (1878), ab Seite: 207. (Quelle) | |||
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Ludwig Freiherr Splény von Miháldy in Wikidata | |||
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Ignaz Freiherrn von Splény aus dessen Ehe mit Maria Szily von Nagy-Szigeth und Enkel des berühmten Gabriel Freiherrn von S., Commandeur des Maria Theresien-Ordens. Ludwig erhielt eine sorgfältige Erziehung, trat frühzeitig in die kaiserliche Armee, wurde bald Officier und soll schon mit 19 Jahren Rittmeister gewesen sein. Gewiß ist, daß er im Jahre 1843, damals 26 Jahre alt, bereits der Zweitälteste zweite Rittmeister bei Palatinal-Huszaren Nr. 2 war, als welcher ihn Schreiber dieses, damals Lieutenant bei Nugent-Infanterie Nr. 31, kennen gelernt. Er hatte eine vorherrschend deutsche Erziehung genossen, und trieb als Huszaren-Officier mit Vorliebe schöngeistige und literarische Studien, auch schrieb er in der damaligen Censur-Periode freisinnige deutsche Gedichte. Einen Band deutscher politischer Poesien hatte er auch schon an Hoffmann und Campe in Hamburg gesandt, diese den Verlag übernommen und bereits gedruckt, als die ganze Auflage bei dem Brande in Hamburg (5. bis 8. Mai 1842) mit zu Grunde ging. Eine zweite bereits für den Druck vorbereitete Sammlung blieb ungedruckt. Baron Ludwig hatte, in der vormärzlichen Periode besonders literarischen und socialen Studien sich widmend, um die politischen Verhältnisse im Ganzen sich wenig bekümmert, obwohl er bei seiner überhaupt liberalisirenden Richtung zur Fortschrittspartei seines Vaterlandes hielt, dieß auch offen bekennend, wofür er von mancher Seite angefeindet wurde und mit seinem eigenen Oberst darüber in Zwiespalt gerieth. Und dieser Oberst war Ernst Kiß von Elemér, derselbe Kiß, welcher sich selbst bei Ausbruch der Erhebung ihr mit ganzer Seele angeschlossen hatte, und dafür zu Arad am 6. October 1849 mit dem Tode büßen mußte [Bd. XI, S. 331]. Baron Splény, der ewigen Nergeleien müde, ließ sich in den supernumerären Stand versetzen und machte nun Reisen. Er befand sich eben in Rom, als 1848 die Bewegung in Ungarn ausbrach. In Rom hatte er den damals, so einflußreichen Minister Mamiani kennen gelernt und sich mit ihm befreundet. Splény, der sich in seine Heimat begeben und daselbst der Bewegung anschließen wollte, schlug auf Mamiani’s Vorschlag den Weg über Mailand ein, wohin ihm Mamiani mit Papieren an die hervorragendsten Männer der lombardischen Bewegung versehen hatte. In Mailand angelangt, [208] traf er dort eine namenlose Unordnung in der Handhabung der Gewalten. Graf Casati, der an der Spitze der provisorischen Regierung stand, empfing Splény, theilte seine Ansichten und empfahl ihn an den Grafen Castagnette; dieser wieder das Bündniß des aufständischen Italiens mit dem aufständischen Ungarn nicht unterschätzend, schickte Splény zu Minister Paretto. Mit diesem spannen sich die Verhandlungen ins Endlose, aber Splény war eine zähe Natur und ein gewandter Agent, gewann immer mehr Vortheil für die Interessen seines Vaterlandes, was nicht geringe Mühe kostete, da die Italiener den Zwiespalt zwischen Ungarn und Oesterreich kaum als eigentlichen Antagonismus gelten lassen, sondern vielmehr als eine Art familiären, im Ganzen bedeutungslosen Zerwürfnisses ansehen wollten. Aber Splény zeichnete mit scharfem Umriß die damals zwischen Cis-und Transleithanien bestehende Kluft, und der Umstand, daß er kaiserlicher Officier war, trug nicht wenig dazu bei, seinen Ansichten den gehörigen Nachdruck zu verleihen. So waren denn die Unterhandlungen bereits im besten Zuge, einem Bündnisse der zwei Revolutionären stand nichts mehr im Wege, als Radetzky mit einem Male von Verona auf Mailand vorrückte; als aber gar die Nachricht von der Capitulation, welche am 5. August Nachmittags der Chef des sardinischen Generalstabes General-Lieutenant Graf Salasco mit Feldmarschall-Lieutenant von Heß geschlossen, angelangt war, wurden alle weiteren Unterhandlungen unterbrochen. Einen anderen Verlauf als in Italien hatte die ungarische Bewegung genommen, und Kossuth, frühzeitig auf alle Wechselfälle des Kriegsglückes bedacht, hatte Anstalten getroffen, um sich seine Verbindung mit den fremden Mächten zu sichern. So wurde Graf Teleki in Paris mit den nöthigen Vollmachten versehen. Der israelitische Agent, Szarvady, recte Hirschl, der nachherige Gemal der Pianistin Clauß [Bd. II, S. 383], hatte dieselben schon im November 1848 an Teleki nach Paris, welches damals das diplomatische Centrum für ungarische Missionen war, überbracht; Teleki aber schickte sofort an Baron Splény seine Creditive als provisorischer Botschafter Ungarns für Turin. Splény setzte nun alle seine Thätigkeit darauf, die kriegerische Stimmung Italiens gegen Oesterreich zu schüren, und suchte durch Emissäre dahin zu wirken, daß die ungarischen im Heere Radetzky’s kämpfenden Regimenter, etwa 30.000 Manu, nach Ungarn gebracht würden. Zu diesem Zwecke erließen im Namen der ungarischen Regierung und des Landtages Ladislaus Graf Teleki als Gesandter Ungarns in Frankreich, und Friedrich Szarvady als Gesandschafts-Secretär am 3. December 1848 einen Aufruf zum Treubruch an die ungarischen Regimenter in der Armee Radetzky’s [nirgends sonst abgedruckt als in Max Schlesinger’s „Aus Ungarn“ (Berlin 1850, Dunker, 8°.), S. 513], welchen dann Splény mit einem Beisatze vom 25. December 1848 aus seiner Feder, unter die ungarischen Regimenter zu schmuggeln suchte. Als Splény – auf dessen Kopf Radetzky einen Preis gesetzt – in Turin, wo Alles für seine Ankunft schon vorbereitet war, ankam, fand er bei Baron Perone, damaligem Premierminister, freundliche Aufnahme, und erfuhr den Beschluß der italienischen Regierung, den Krieg wieder aufzunehmen. Als nach dem bald darauf erfolgten Sturze Perones Gioberti [209] an die Spitze des Cabinets trat, brachte es Splény dahin, daß ihn Gioberti als Gesandter der revolutionären ungarischen Regierung officiell anerkannte und dem Könige vorstellte, worauf Oberst Monti als sardinischer Gesandter nach Ungarn bestimmt wurde. Aber diese günstige Sachlage war nicht von langer Dauer. Gioberti selbst blieb seiner ursprünglichen Politik nicht treu, die Spaltung im Ministerium wurde für Splény’s Pläne wenig förderlich, und als dann Radetzky’s Siege folgten, Gioberti’s Sturz eintrat, und Colli dessen Nachfolger wurde, gestalteten sich die Aussichten für Splény nur noch schlimmer. Einer Einladung des Königs, der für Splény ein besonderes Wohlwollen empfand, ihm auf die Schlachtfelder von Novara und Mortara zu folgen, entsprechend, konnte S. dort das Vorspiel des Schicksals seines eigenen Vaterlandes erblicken. Mit dem Kriege aber hatten natürlicherweise seine officiellen Geschäfte ein Ende. 1850 begab sich Splény nach England, wo er sich mit englischer Poesie beschäftigt haben soll. Kertbeny nennt ihn in der unten bezeichneten Quelle kurzweg: Englischer Dichter. Im Jahre 1855 ging er in die Türkei, trat dort zum Islam über und nahm den Namen Haider Ali Bey an. Auch kämpfte er dort an der Seite seines Schwagers, des Gatten seiner Schwester Maria, Richard Grafen Guyon, aus dem Kaukasuskriege unter den Namen Kurschid Pascha bekannt. Als dieser dann, 1856 starb, ging Splény nach Paris, wo er im J. 1858 im großen Elend lebte, worauf er nach Constantinopel zurückkehrte, und dort in tiefster Verkommenheit, in welche er durch systematisch betriebenen Genuß von Hadschisch gerathen war, als „tanzender Derwisch“ wie Kertbeny schreibt, gestorben ist. Er war erst 43 Jahre alt geworden.
Splény von Miháldy, Ludwig Freiherr (Gesandter der ungarischen Revolutions-Regierung 1848/49 in Italien, geb. 27. Sept. 1817, gest. in Constantinopel 5., n. A. 13. Jänner 1860). Von der Gabriel’schen Linie. Ein Sohn des k. k. Feldmarschall-Lieutenants- Schlesinger (Max), Aus Ungarn (Berlin 1850, Franz Duncker, 8°.). Zweite Auflage, S. 297 u. f. – Kertbeny (K. M.), Die Ungarn im Auslande. I. Namensliste ungarischer Emigration seit 1849, 2000 Nummern mit biographischem Signalement (Brüssel und Leipzig 1864, Kießling und Comp., kl. 8°.) S. 58, Nr. 1546. – Mailáth (Johann Graf), Geschichte des österreichischen Kaiserstaates [Sammlung von Heeren und Ukert] (Hamburg 1850, Friedr. Perthes, 8°.) Bd. V, S. 439.