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BLKÖ:Stipsicz zu Ternowa, Joseph Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stipa, Robert
Band: 39 (1879), ab Seite: 53. (Quelle)
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Stipsicz zu Ternowa, Joseph Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant [54] und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Oedenburg am 15. August 1755, gest. zu Wien 14., nach Ivan Nagy am 16. September 1831). Von einem adeligen ungarischen Geschlecht abstammend, aus welchem sich schon ein k. k. General Stipsicz gegen den Rebellen Rakoczy berühmt gemacht hatte, ist Stipsicz ein Sohn des Edelmanns Ignaz von Stipsicz aus dessen Ehe mit Josepha Freiin von Ujváry. Joseph trat im Jahre 1774 in österreichische Kriegsdienste bei Kaiser-Chevauxlegers. Der Inhaber dieses Regiments, Fürst Karl Liechtenstein, wählte ihn zu seinem Adjutanten. Im Türkenkriege 1788 befand sich Stipsicz bei dem Treffen von Dubitza an des Fürsten Seite. Kaiser Joseph ernannte ihn zum Hauptmann im Generalstabe bei der Armee, die der Feldmarschall Hadik [Bd. VII, S. 166] im Jahre 1789 befehligte. Nach Hadik’s Tode, 1790, nahm ihn Feldmarschall Loudon [Band XVI, S. 66] zu sich. Bei der Belagerung von Belgrad zeichnete sich Stipsicz so aus, daß er zum Major und zu Loudon’s Flügeladjutanten ernannt wurde. Nach dem Tode dieses Feldherrn machte er im Regimente Kinsky-Chevauxlegers den Feldzug 1792 gegen die Franzosen mit. Der Prinz von Koburg, der 1792 den Oberbefehl erhielt, wählte ihn zu seinem Generaladjutanten. In der Schlacht bei Neerwinden erwarb sich S. den Maria Theresien-Orden. Von Leau rückte in aller Eile eine feindliche Colonne gegen St. Tron zu, in der Absicht, sich dort unserer schweren Bagage und eines Theiles des Armee-Magazins zu bemächtigen. Stipsicz hatte nicht sobald die Absicht des Gegners erkannt, als er sich aus eigenem Antrieb mit zwei Cavallerie-Divisionen, die eben unter seinem Befehle standen, auf den Feind warf, ihn mit allem Ungestüm angriff und zuletzt zu vollem Rückzuge zwang. Dadurch aber war unser Sieg bei Neerwinden sozusagen vorbereitet worden. Für diese rühmliche Waffenthat wurde S. in der 34. Promotion (vom 7. Juli 1794) das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens zuerkannt. In der darauf folgenden Schlacht bei Famars zeichnete er sich neuerdings durch sein tapferes Verhalten so hervorragend aus, daß er zum Oberstlieutenant befördert wurde. – Im Jahre 1794 machte ihn Kaiser Franz, der das Armee-Commando übernommen hatte, zu seinem General-Adjutanten und bald darauf zum Obersten. Im Jahre 1797 befehligte Stipsicz als General-Major eine Cavallerie-Brigade; 1798 übertrug ihm der Erzherzog Karl, Oberbefehlshaber des Heeres in Deutschland, die General-Commando-Geschäfte, wobei er zugleich allen Schlachten beiwohnte. – Den Sieg bei Stokach entschied Stipsicz größtentheils durch Geistesgegenwart und schnellen Ueberblick. Bereits waren die Unseren nahe daran, die Schlacht zu verlieren, als S. die Sachlage erkannte und sofort das Commando des rechten Flügels übernahm. Nun wirkte er durch seine Umsicht und persönliche Tapferkeit so entscheidend, daß sich die Gunst der Kriegsgöttin wieder den Unseren zuwandte und sich endlich der Sieg an unsere Fahnen heftete. Der Generalissimus Erzherzog Karl bezeugte dem Helden öffentlich seine höchste Zufriedenheit und forderte für ihn als Belohnung das Commandeurkreuz des Maria Theresien-Ordens. Welche Factoren damals mitspielten, daß Stipsicz die verdiente Auszeichnung nicht erhielt, ist nicht ergründet, [55] er rückte dagegen zum Feldmarschall-Lieutenant vor. – Im folgenden Jahre, 1801, wurde Stipsicz Inhaber des 10. Huszaren-Regiments, dessen zweiter Inhaber er blieb, nachdem dasselbe im Jahre 1814 an König Friedrich Wilhelm III. von Preußen verliehen worden; zugleich erhielt er die Stelle eines Verpflegungs-Inspectors in Wien, Im Jahre 1804 erfolgte seine Ernennung zum General-Director der Hof-Kriegsbuchhaltung. – Im Jahre 1805 rückte er wieder ins Feld und besorgte in dem gefährlichsten Zeitpunkte bei Ulm, nachdem alle commissariatischen und Verpflegsbeamten sich entfernt hatten, ganz allein, mit Aufopferung aller seiner Kräfte, die sonst unter viele Beamte vertheilten Geschäfte. Nach dem Preßburger Frieden in den Hof-Kriegsrath berufen, übernahm er das Remontirungs-Departement und leistete in diesem Gebiete, ein gründlicher Fachmann, die nützlichsten Dienste. 1807 wurde er zum commandirenden General in Linz ernannt; 1809 zog er aber neuerdings ins Feld und erhielt seine Stelle unmittelbar um die Person des Erzherzogs, hierauf wurde er wirklicher Hof-Kriegsrath und 1810 geheimer Rath. – 1811 erhielt er das General-Commando in Siebenbürgen unter gleichzeitiger Ernennung zum bevollmächtigten Hof-Commissär bei dem Landtage daselbst. – Als die Russen 1812 die Moldau und Walachei besetzt hielten, commandirte er ein Beobachtungscorps von 20.000 Mann. Bei dieser Gelegenheit verlieh ihm der Kaiser das Commandeurkreuz des St. Stephanordens, und 1813 ernannte er ihn zum General der Cavallerie. In Folge eines Beinbruches zum ferneren Dienste im Felde unfähig gemacht, wurde er vom Kaiser in den Hof-Kriegsrath nach Wien an die Seite des Feldmarschalls Colloredo berufen. 1814 zum Vice-Präsidenten des Hof-Kriegsrathes ernannt, bewährte Baron von Stipsicz den ganzen Umfang seiner Kenntnisse in der Militärverwaltung und erhielt als Auszeichnung dafür das goldene Civilehrenkreuz. Im Jahre 1820 wurde ihm die Donation „Ternowa“ im Arader Comitate, 1821 der ungarische Freiherrenstand zutheil, nachdem er den österreichischen bereits 1806 erworben hatte. Als er im Jahre 1824 sein 50jähriges Krieger-Jubiläum feierte, ehrte ihn der Kaiser durch Verleihung des Großkreuzes des Leopoldordens. Im Jahre 1830 zum Chef der Militär-Section im Staatsrathe ernannt, war ihm nur ein Jahr in dieser einflußreichen Sphäre zu wirken vergönnt. Als nämlich im September 1831 die Choleraepidemie in Wien ausbrach, wurde Stipsicz eines der ersten Opfer derselben, im Alter von 76 Jahren. Stipsicz, ein Charakter und durch und durch Ehrenmann in des Wortes edelster Bedeutung, war kein Soldat nach bei Schablone, der in den Reglements Bescheid und den Säbel mit Geschick zu führen wußte. Er hatte von der Pike auf zu dienen begonnen. Als er noch Gemeiner war und von seinem Liebchen Abschied nahm, that er es mit den Worten: „Lebe wohl, entweder als General oder nie siehst du mich wieder“. Das ihm von ihr verehrte Andenken, eine schöne Pfeife, wollte er nicht eher denn als General rauchen und sie bis dahin im Tornister bewahren. Er hatte Wort gehalten und sie wirklich in demselben liegen lassen, bis er, General geworden, sie daraus hervornahm, [56] worauf sie seine Lieblingspfeife wurde. Den von der Cholera dahingerafften edlen Greis nennt ein dichterischer Nachruf: „Den besten Menschen, dessen reines Herz | für seinen Nächsten glüht in Lust und Schmerz | den besten Gatten, der im treuen Band der heil’gen Liebe Glück und Segen fand | den besten Vater, dem im edlen Kreis | der Seinen wird des Erdenglückes Preis | den treu’sten Diener seines Herrn, den Mann | der auch im Kleinsten Unrecht nie gethan | den selbst der Feind mit keinem Worte schmäht | der nur des Guten reine Saat gesä’t“. Nicht nur in seinem Fache als Soldat gebildet, besaß er auch sonst vielseitige Kenntnisse. Im Umgange theilnehmend herzlich, unterstützte er Hilflose nach Kräften. Bei fünf Feldmarschällen, bei zwei Erzherzogen und bei Kaiser Franz hatte er General-Adjutanten-Dienste verrichtet. Wer die Wichtigkeit und Verantwortlichkeit dieses Dienstes kennt, kann ermessen, was S. zu leisten im Stande war. Stipsicz hatte drei Kaisern im Ganzen 57 Jahre gedient und sich in den mannigfaltigen Stellungen, welche er während einer so langen Dienstzeit zu versehen gehabt, als edler Kriegsheld und einsichtiger Staatsmann, als reiner Patriot und Mensch von Charakter bewährt.

Freiherrenstands-Diplom ddo. Wien 18. März 1806. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) Seite 417 und 1737. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Moriz Ráth, 8°.) Bd. X, S. 373. – Thürheim (Andreas Graf), Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1863, Geitler. 8°.) III. Bd., Die Uhlanen, S. 245–248.
Porträt. Leybold sc. (4°.).