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BLKÖ:Svoboda, Eduard

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Swoboda, A. (Verweis)
Band: 41 (1880), ab Seite: 61. (Quelle)
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Svoboda, Eduard (Maler, geb. in Wien 14. November 1814, nach dem „Slovník naučný“ am 15. November 1815). Ein Wiener Bürgerssohn. Bei seinem nicht gewöhnlichen Talent zur Malerei, die er mit Leidenschaft liebte, kam er auf die Akademie der bildenden Künste in Wien. Daselbst erhielt er 1833 den ersten Gundel’schen Preis in der historischen Zeichenschule, wodurch er nach einem zu jener Zeit bestandenen Gesetze militärfrei wurde. Er arbeitete aber noch außerdem unter der unmittelbaren Leitung des Malers Friedrich Schilcher [Bd. XXIX, S. 312], der nicht geringen Einfluß auf Eduards künstlerische Entfaltung übte. So erlernte er in Oel, mit Wasserfarben und al fresco malen, lieferte kleine Genrebilder, dann Altargemälde und Bildnisse, die er sehr ähnlich traf. Sein erstes Altarbild, einen „h. Anton von Padua“, führte er für die Kirche zu Dauba in Böhmen aus. Schon 1834 begann er auszustellen und blieb dieser Sitte bis in die letzten Jahre seines Lebens treu. Anfänglich beschickte er die k. k. Akademie der bildenden Künste, später den österreichischen Kunstverein, und lassen wir eine Uebersicht seiner Werke, welche er dem Publicum vorführte, weiter unten folgen. 1835 begab er sich über Prag nach Karlsbad, wo er sich ausschließlich mit Porträtmalerei beschäftigte. Auf diese Kunst verlegte er sich auch im folgenden Jahre in Pesth, 1842 in Preßburg und 1848 in Frankfurt a. M. und in Wiesbaden. In Preßburg malte er damals alle hervorragenden Magnaten und Cavaliere theils in Aquarell, theils in Oel, darunter auch ein lebensgroßes Kniestück des Karlowitzer Erzbischofs Rajacic, das er vierzehnmal copiren mußte. In Frankfurt a. M. 1848 sollte er die Eröffnung des deutschen Parlamentes durch den Reichsverweser Erzherzog Johann und dessen Minister in einem großen Bilde darstellen. Aber der Künstler konnte es in Folge der politischen Bewegung nur zu einer Aquarellskizze bringen, die er als Unicum noch in seinem Portefeuille aufbewahrt. Sein Geschick im Treffen und seine Sorgfalt in der Ausführung machten ihn sehr gesucht. Durch seine ausgestellten Gemälde bekundete er aber sein Talent auch nach anderen Richtungen. So mehrte sich sein Ruf und 1855 erhielt er den Auftrag, die Pfarrkirche zu Felsö-Bánya an der ungarisch-siebenbürgischen Grenze mit Gemälden zu schmücken; ferner malte er al fresco die Kirche zu Trumau bei Baden, zu Reichenau in Böhmen und zu Schemnitz in Ungarn aus; dann im Jahre 1859 in Gemeinschaft mit Karl Geiger das Treppenhaus der neuen Börse in Wien und 1860 die Pfarrkirche zu Stavnica in Ungarn. Sonst ist er vornehmlich als Porträtmaler beschäftigt und zählt in dieser Richtung zu Wiens gesuchtesten Künstlern. Von seinen zahlreichen ausgestellten Arbeiten nennen wir mit Uebergehung der Bildnisse in den Jahresausstellungen der k. k. Akademie der [62] bildenden Künste bei St. Anna in Wien im Jahre 1834: „Ein Landmädchen“, Oelgemälde, wie auch alle folgenden; – 1835: „Bildniss eines Griechen“; – 1836: „Ein junger Bauer erhält die Zustellung, als Militärpflichtiger zu erscheinen“; – „Das Wiedersehen“. von I. Krepp in Kupfer gestochen; – 1837: „Steierische Jäger bei einem Bauer einkehrend“; – 1838: „Die Rückkehr österreichischer Landleute von der Firmung“; – 1839: „Heimkehr mit der Preiskuh“; – „Ein Schiffer“; – „Oberösterreichische Landleute am See“; – 1840: „Dame mit einer Larve“, durch den Kupferstich von der Meisterhand J. Axmann’s vervielfältigt; – „Die Heueinfuhr“; – „Das Herzleid“; – „Ein schlummernder Gypsfigurenverkäufer“; – 1841: „Mehrere Studienköpfe und Bildnisse“; – 1843: „Entdeckung eines werthvollen Gemäldes bei einer Licitation“; – „Rückkehr von der Fusswaschung“; – 1845: „Die Holzvertheilung“; – 1847: „Kampf eines Wildschützen mit einem Jäger“ (400 fl.); – „Der Protest“ (400 fl.); – 1848: „Der Gläubiger als Brautwerber seines Sohnes“; – „Geheime Liebe“; – „Der Krebsenfänger“; – „Eine Wallfahrerin“; – 1850: „Das Ende eines Preisschiessens in Steiermark“ (400 fl.); – 1852: „Das Ruheplätzchen“ (180 fl.); – in den Monatsausstellungen des österreichischen Kunstvereines: 1855, im December: „Kinderporträts“, Eigenthum des Herrn Schwenninger; – 1856, im Jänner: „Ideal und Wirklichkeit. Alpenscene“ (vom Kunstverein angek., 250 fl.); – „Die unterbrochene Langeweile“; – 1863, im März: „Ein Familienfest“ (1000 fl.); – 1864, im Juli: „Die Mausjagd“ (500 fl.), auch 1868 auf der dritten deutschen allgemeinen Kunstausstellung in Wien; – 1866, im März: „Der kleine Vorleser“ (250 fl.); – „Der kleine Verräther“ (300 fl.); – 1867, im Februar: „Spielende Kinder“ (200 fl.); – im April: „Eine unausstehliche Visite“ (500 fl.); – im Juni: „Bacchantin“, im Besitze des Anton Warmuth (300 fl.); – 1868, im April: „Von einer Lawine Verschüttete“ (500 fl.); – im Juni: „Mädchen in einem Buche lesend“ (200 fl.); – 1869, im Jänner: „Aus den Fluten gerettet“, Concursskizze; – 1872, im Juni: „Die Preisvertheilung“ (500 fl.); – in der dritten großen internationalen Kunstausstellung in Wien im April 1871: „Auf der Flucht“ (400 fl.) – und in den Ausstellungen des Künstlerhauses in Wien 1870: „Schwimm-Lection“; – „Die Sparcasse“ (300 fl.); – „Zum Geburtstage“ (200 fl.); – „Der kleine Bücherwurm“ (200 fl.). – In der modernen Abtheilung der k. k. Gemälde-Galerie ist Svoboda durch ein treffliches Genrebild (Leinwand, drei Fuß hoch, vier Fuß breit) „Va banque“ vertreten: Eine junge Dame, die eben gewonnen, ruft dem Bankhalter, ungeachtet sie von der Mutter gebeten wird, den Spieltisch zu verlassen, diese Worte zu. Das Bild ist voll Leben, der Ausdruck im Gesichte des vom Spieldämon ergriffenen Mädchens, wie der besorgten Mutter mit großer Wahrheit wiedergegeben. In der Regel wählt der Künstler minder ernste Stoffe, Alles aber, was er behandelt, verräth Geist, Geschmack und Gemüth. Sein Bild „Die unausstehliche Visite“ ist mit seinen mehr thierischen als menschlichen Gesichtern voll köstlichen Humors, noch mehr sein „Familienfest“, bei welchem fünfzehn Personen an Einer Flasche Champagner sich erquicken! Sein „Kleiner Vorleser“ sowie sein „Kleiner Verräther“ sind zwei Bilder voll Naivetät und Anmuth. Nicht geringes Aufsehen machte zu Anfang der [63] Fünfziger-Jahre sein Bild: „Ansicht der Börse in der Grünanger-Strasse“. Dasselbe, etwas über vier Schuh groß, ist auf Holz gemalt und mit einer Gruppe von Börsianern staffirt, von denen die hervorragenderen mit Porträtähnlichkeit ausgeführt sind. Als es in der k. k. Akademie der Künste ausgestellt war, wallfahrteten die Wiener Juden dahin und die Ausstellung bei St. Anna hatte nie vorher einen so großen Besuch aufzuweisen. In dem Jahre 1870 erhielt der Künstler von Seite des kaiserlichen Hofes den Auftrag, die schon vor hundert Jahren (1770) von dem damaligen Hofmaler Guglielmi hergestellten, aber durch Risse und Nässe schadhaft gewordenen Fresken in der großen Galerie im kaiserlichen Lustschlosse Schönbrunn zu restauriren. In jüngster Zeit (Jänner 1880) gingen drei große Bilder des Künstlers nach Petersburg, ein Genrebild, einen Reiter darstellend, und zwei mythologische Scenen, beide figurenreich, „Neptun“ und „Aeolus“. Wie in den Bildern, so spricht sich der gesunde frische Humor des Künstlers in seinem Leben aus, indem sein heiteres offenes Wesen jedem, der mit ihm zu verkehren Gelegenheit hat, überaus angenehm anmuthet. Er war es auch, der seinen leider zu früh gestorbenen Bruder Rudolph [s. d. S. 74], der sich zum tüchtigen Landschafter heranbildete, zuerst in die Kunst einführte. Eduard vermälte sich in erster Ehe mit Josepha Janscha, einer Tochter des k. k. Porzellanmalers Franz Janscha [Bd. X, S. 91 in den Quellen]. Diese starb, ohne ihm Kinder geschenkt zu haben, und er verehelichte sich zum zweiten Male, mit Josepha Müller, der Tochter des Chromolithographen Leopold Müller [Bd. XIX, S. 393][WS 1], und aus dieser Ehe sind drei Kinder vorhanden, von denen die zwei jüngeren, Rudolph und Josepha [s. d. in den Quellen S. 85, Nr. 13, und S. 84, Nr. 10] das Kunsttalent des Vaters geerbt haben und zu den schönsten Hoffnungen berechtigen.

Kataloge der Jahres-Ausstellungen der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien (8°.) 1834–1841, 1843, 1845, 1847, 1848, 1850 und 1852. – Monats-Verzeichnisse des österreichischen Kunstvereins (Wien 8°.) 1855, December; 1856 Jänner; 1863, März, Juni und September; 1864, Juli; 1865, Jänner; 1866, März; 1867, Jänner, Februar, April, Mai und Juni; 1868, April und Juli; 1869, Jänner; 1872, Juni. – Weser-Zeitung, 1864, Nr. 6313, im Feuilleton: „Die Kunstausstellung“. – Schmidl (Ad. Dr.), Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst (Wien, 4°.) II. Jahrg. (1845), S. 493, in Preleuthner’s „Wiener Kunstausstellung 1845“. – Die Künstler aller Zeiten und Völker.... Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt und beendigt von Dr. Karl Klunzinger und A. Seubert (Stuttgart 1860, Ebner und Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 639 und Anhang S. 419. – Frankl (Ludwig August), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) I. Jahrg. (1842), S. 359, 360 und 432; II. Jahrg. (1843), S. 475; IV. Jahrg. (1845), S. 519. – Neue Freie Presse (Wien) 1870, Nr. 1919, in den „Kunstnachrichten“.
Porträte. 1) Von dem Künstler selbst gezeichnet und lithographirt (Wien 1842). – 2) Selbstporträt (1852), von dem Künstler in Oel gemalt, im Besitze desselben. – 3) Auch kennt Herausgeber eine treffliche Charge Svoboda’s, welche sich in den Sammlungen der Wiener Künstlergesellschaft „Die Ritter von der grünen Insel“ in Wien befindet. Sie trägt die Unterschrift: „Comthur von Patzhausen, vulgo Svoboda“ und ist von Laufberger ausgeführt. Svoboda selbst ist Mitglied dieser heiteren Gesellschaft, in welcher er den Beinamen „Der Babylonische“ führt, wegen seiner das Zwerchfell jedes Zuhörers angenehm erschütternden Fertigkeit, in Ruhe und Würde Reden zu halten, in welchen er alle lebenden und nicht lebenden Sprachen in wahrhaft babylonischer Verwirrung in ein [64] einheitliches Sprachbild zu verschmelzen versteht.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. XVIII, S. 393].