BLKÖ:Thalherr, Michael Johann Freiherr von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 44 (1882), ab Seite: 144. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Michael Johann von Thalherr in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Thalherr, Michael Johann Freiherr von|44|144|}}

Thalherr, Michael Johann Freiherr von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, geb. in Wien am 6. October 1773, gest. zu Salzburg am 12., nach Anderen 13. Mai 1856). Ueber die Familie Michaels vergleiche die Quellen. Von 18 Kindern des k. k. Rathes und Architekten des Königreichs Ungarn Johann von Thalherr das jüngste, trat er nach vollendeten philosophischen Studien am 17. Juli 1791 als Regimentscadet in das k. k. 10. Huszarenregiment Baron Barco, nun König von Preußen. Bei Ausbruch der französischen Revolution marschirte dasselbe Ende 1792 aus Podolien über Oesterreich und Bayern zur Armee nach den Niederlanden. In dem Gefechte bei Sauteine am 30. April 1793 erhielt der damalige Cadetcorporal Michael Ritter von Thalherr die Feuertaufe und bei seiner ersten Attaque die erste Wunde, einen leichten Säbelhieb über den Kopf, auch sein Pferd wurde durch einen Schuß verwundet. In diesem Jahre kämpfte er noch in den Schlachten von Famars und Maubeuge und wurde zum Unterlieutenant befördert. 1794 wohnte er den Schlachten bei Rouvroy und Charleroy an der Sambre und Maas, den Gefechten zwischen Lüttich und Mastricht bei, im Gefechte bei Henry Chapelle erhielt er eine leichte Schußwunde am rechten Fuß, 1795 kämpfte er in mehreren Treffen in den Rheingegenden, im Gefechte bei Selters erhielt er wieder eine leichte Schußwunde und rückte zum Oberlieutenant auf. 1796 focht er in den Schlachten von Altenkirchen und Würzburg, bei ersterer trug er eine schwere Schußwunde im rechten Fußgelenke davon, an welcher er bis an sein fernes Lebensende zu leiden hatte. 1797 kämpfte er in den größeren Treffen an der Sieg und Lahn und kehrte nach dem Friedensschlusse von Campoformio mit dem Regimente nach Teschen zurück. 1799 bei Wiederausbruch des Krieges mit Frankreich focht er in den Schlachten bei Osterach in Bayern, Stockach in Schwaben und Zürich in der Schweiz, 1800 aber bei Engen und Möskirch in Schwaben, bei letzterem Orte erhielt er eine starke Contusion am rechten Oberarm. Nach dem Rückzuge von Lambach besetzte er als Arrièregarde das Dorf Asten zwischen der Traun und Enns und rettete mit seiner 140 Mann starken Escadron, einem Zuge Schwarzenberg-Uhlanen und 30 Fenner-Jägern durch einige glückliche Reiterangriffe die von Kremsmünster und St. Florian nach Enns retirirende Wagenburg und den Artilleriepark der Armee. Seine eigene Habe ging aber bei diesem Rückzuge zu Grunde, und mit dieser die durch sieben Feldzüge errungenen Tapferkeitszeugnisse, die ihn in die Lage gesetzt haben würden, für den Maria Theresien-Orden in Bewerbung zu treten. In diesem Jahre stieg er zum zweiten Rittmeister auf. Nach dem Friedensschlusse zu Luneville kam das Regiment nach Ungarn, wo er 1801 erster Rittmeister wurde. Im Kriege von 1805 erhielt das Regiment die Eintheilung bei der italienischen Armee, und er kämpfte in der Schlacht von Caldiero mit. Im erneuerten Kriege von 1809 boten sich ihm viele Gelegenheiten zur Auszeichnung dar. In der Schlacht bei Eckmühl rettete er mit seiner Escadron allein zwei bereits in Gefangenschaft gerathene Cavalleriebatterien. Nach der Schlacht von Aspern wurde er von seinem Obersten BLKÖ:Frehlich, Franz Freiherr vonFrölich vor dem Officierscorps des Regiments [145] wegen seiner besonderen Tapferkeit belobt. Am zweiten Schlachttage von Deutsch-Wagram (6. Juli) stand er am äußersten linken Flügel des Fürst Rosenberg’schen Armeecorps, das von feindlichen Cavalleriemassen durchbrochen wurde. Er warf sich mit seiner Escadron in das Dorf Obersiebenbrunn nächst Markgraf-Neusiedel, besetzte und verteidigte es bis nach Mitternacht, wodurch es ihm nicht allein gelang, viele der Versprengten der eigenen retirirenden Armee wieder zu sammeln, sondern dem Feinde nebstbei 479 Mann an Gefangenen abzunehmen. Das einstige Barco-, seit 1802 Stipsicz-Huszaren-Regiment, in welchem er diente, ward durch die verlorene Schlacht gezwungen, sich dem Armeecorps des Erzherzogs Johann bei Preßburg anzuschließen. Am 14. Juli bot sich ihm die letzte Gelegenheit zur Auszeichnung in diesem Feldzuge dar. Als gegen Abend der Landwehroberst Baron Trautenberg, der die Nachhut des Erzherzogs befehligte, den Feind aus Stampfen delogiren und wieder über die March zurückwerfen wollte, gelang es der feindlichen weit überlegenen französisch-italienischen Armee unter dem Prinzen Eugen, durch das sächsische Kürassierregiment Albert, ein Bataillon des k. k. Infanterieregiments Beaulieu und eine Division der ungarischen Neutraer Insurrections-Huszaren bereits zu umzingeln. Thalherr, der eine Division von Stipsicz-Huszaren befehligte, rettete durch einen kühnen Reiterangriff in der Flanke bei Besztertiz nicht allein dieselben vor Gefangenschaft, sondern nahm dem Feinde noch viele Gefangene und einige 40 Pferde ab. Ein sehr ehrenvolles Tapferkeitszeugniß des Feldmarschall-Lieutenants Bianchi anerkennt Thalherr’s Waffenthat. Nach dem Friedensschlusse kehrte, das Regiment wieder in das Banat zurück. Der erneuerte Krieg von 1813 führte sein Regiment zur italienischen Armee, in welcher es in der Schlacht bei Monzambano mitkämpfte. Am 1. September d. J. zum zweiten Major befördert, erhielt er die neu errichtete Veliten-Division, die im Feldzuge von 1814 in Mestre bei der Blockade von Venedig stand. Am 9. Februar d. J. ward durch das Blockadecommando des Feldmarschall-Lieutenants Baron Marchal ihm und dem Brigadier Generalmajor Mayer von Heldensfeld der Befehl über den linken Flügel der Cernirung übertragen. Zu diesem Behufe wurden ihm bei Cava Zuccarina bis an die Einmündung der Piave zehn k. k. österreichische und zwei königlich englische Compagnien Infanterie nebst vierzehn Kanonen, ferner sieben bemannte Fahrzeuge der österreichischen und zwei der englischen Kriegsmarine untergeordnet. Wie er auch diesem Auftrage entsprach, ist aus dem Zeugniß des Feldmarschall-Lieutenants Baron Marchal nach geschehener Besitznahme von Venedig, ddo. 30. Juni 1814, ersichtliche worin es wörtlich heißt: „Dero rastloser Anstrengung im Dienste muß es großentheils zugeschrieben werden, daß jener schriftlich unterlegte Antrag der Capitulation von Seite des Gouverneurs errungen wurde etc.“. Nach einigen kleineren Treffen und Gefechten in Italien marschirte Thalherr im Feldzuge von 1815 mit seinem Regimente über den Simplon und die Schweiz nach Frankreich und war bei der Einnahme von Maçon. Nach dem Pariser Friedensschlusse wurde es anfangs in das südliche Frankreich verlegt und kehrte von da aus nach Wein zurück. Nachdem Thalherr durch 25 Jahre im 10. Huszarenregimente [146] gedient, in dreizehn Feldzügen stets auf Vorposten, bei der Avant- oder Arrièregarde gestanden, außer achtzehn Schlachten noch unzählige Vorposten- und andere Gefechte mitgemacht, fünf Wunden erhalten und zwei Pferde unter dem Leibe verloren hatte, kam er bei Beförderung zum ersten Major am 1. Mai 1816 mit dem Erzherzog Joseph 2. Huszaren-Regiment, nun Großfürst Nicolaus von Rußland, nach Siebenbürgen, wo er am 17. Juli 1825 zum Oberstlieutenant und am 9. April 1828 zum Obersten und Regimentscommandanten vorrückte. Bei Ausbruch der italienischen Unruhen im Jahre 1830 wurde sein Regiment nach Steiermark, dann nach Kärnthen verlegt. Am 1. December 1833 erfolgte Thalherr’s Beförderung zum Generalmajor und Brigadier in Ungarisch-Hradisch. Am 25. Februar 1834 heiratete er in zweiter Ehe, nachdem er seit 1807 Witwer gewesen war, die Gräfin Marie Platz, eine Tochter des Hieronymus Grafen von Platz, k. k. Kämmerers und Appellationspräsidenten von Kärnthen und Krain, in Klagenfurt, aus welcher Ehe zwei Söhne, Michael und Hieronymus, dann die Tochter Margaretha entsprossen. Im Jahre 1835 wurde General Ritter von Thalherr als Brigadier nach Hermannstadt in Siebenbürgen versetzt und durch Entschließung des Kaisers Ferdinand I. vom 9. April 1842, in Anerkennung seiner langen, treuen und ersprießlichen Dienste, in den ungarischen Freiherrnstand erhoben, 1843 aber nach zweiundfünfzigjähriger Dienstzeit und erreichtem siebzigsten Lebensjahre mit Feldmarschall-Lieutenants-Charakter in den Ruhestand versetzt, wonach er seinen Aufenthalt von 1845 bis 1850 in Klagenfurt, sodann aber bis an sein Lebensende in Salzburg nahm. Am 9. August 1853 verlieh ihm Se. Majestät Kaiser Franz Joseph I. einen Elisabeth-Theresien-Stiftungsplatz. Freiherr von Thalherr war 83 Jahre alt geworden, hatte 52 Jahre in der k. k. Armee und davon 42 Jahre bei den Huszaren gedient.

Militärische Zeitung (Wien) 183 (5, Nr. 43. – Thürheim (Andreas Graf). Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1862) II. Bd.: „Die Huszaren“, S. 42, 43, 266, 270, 272, 273 und 282. – Salzburger Landes-Zeitung, 24. Mai 1856, Nr. 117: „Nekrolog des k. k. Feldmarschall-Lieutenants Freiherrn von Thalherr“. Von Anton Ritter von Schallhammer.