BLKÖ:Thun-Hohenstein, Emanuel Maria Graf
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Thun, das Haus, Genealogie | ||
Band: 45 (1882), ab Seite: 9. (Quelle) | |||
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Peter Vigil auf dem bischöflichen Stuhle daselbst. Seine Regierung fiel in eine bedrängniß- und wechselvolle Zeit. Er waltete erst zwei Jahre seines hohen Amtes, als die vom Consul Bonaparte und den protestantisch-deutschen Reichsständen beschlossene Säcularisirung der geistlichen Fürstenthümer Deutschlands – dieser Gewaltstreich des Protestantismus, der sich Verfügungen über katholischen Besitz anmaßte – zur Ausführung gelangte und dadurch das geistliche Fürstenthum Trient mit jenem von Brixen an Oesterreich kam, dessen Kaiser es der gefürsteten Grafschaft Tirol förmlich einverleibte, mit welcher es zuvor wohl auch vereinigt gewesen, jedoch so, daß die Bischöfe noch den Titel und Rang von Fürsten bekleidet hatten. Als dann drei Jahre danach die Auflösung des deutschen Reiches erfolgte, fiel Tirol mit beiden Bisthümern an das neue von Napoleon geschaffene Königreich Bayern. Nun begann eine Zeit der Bedrückung ohne Gleichen, in der die bayrische Regierung in gewaltthätiger Weise auch in die kirchlichen Angelegenheiten eingriff. Robert Schweichel schildert in seinem neuen prächtigen Romane „Die Falkner von St. Vigil“ diese Periode und das rücksichtslose Benehmen der bayrischen Beamten in lebensvoller Weise. Emanuel berieth sich mit seinen Nachbarbischöfen, Karl Grafen Lodron von Brixen und Karl Rudolph von Schauenstein von Chur, wie sie den Gewaltmaßregeln der Unterdrücker gegenüber sich zu verhalten [10] hätten. Vereint brachten sie ihre Beschwerden bei dem päpstlichen Nuntius in Regensburg vor, welcher dieselben dem Reichstage vorlegen sollte, aber in der Zwischenzeit wurde letzterer mitsammt dem deutschen Reiche schon zu Grabe getragen. Nun wendeten sich die Bischöfe unmittelbar nach Rom, das ihnen keinen anderen Rath ertheilen konnte: als mit Standhaftigkeit gegen das widerrechtliche Ansinnen des neuen Regiments einzutreten. Professor Jäger weist in der unten angeführten Schrift auf Grundlage authentischer Quellen nach, wie die bayrische Regierung, als Priester und Volk festen Charakters treu zur alten Sitte und Ueberzeugung hielten, vor keiner Gewaltmaßregel zurückschrak und mit gänzlicher Verkennung des tirolischen Volkscharakters – während sie auf einer Seite die Freiheitsideen der Illuminaten predigte – diese gleichsam selbst verhöhnend, in Inquisitionen, Deportationen, Stockprügeln und militärischen Executionen die geeignetsten Mittel sah, Volk und Priester in Tirol mürbe zu machen. Die nun folgenden Vorgänge (vergl. hierüber die Artikel Andreas Hofer [Bd. IX, S. 134], Pater[WS 1] Haspinger [Bd. VIII, S. 34], Mayrhofer [Bd. XVII, S. 191], Major Teimer [Bd. XLIII, S. 212] dieses Lexikons) belehrten dann freilich die Bayern, daß sich auf solchem Wege die Herzen nicht gewinnen lassen und in Glaubenssachen durch Gewalt nur das Entgegengesetzte erzielt wird. Als nun Bischof Emanuel Maria auf einer Besprechung zu Innsbruck, zu welcher er mit seinem Churer Collegen geladen worden, mit diesem zugleich bestimmt erklärte, daß er seinen kirchlichen Grundsätzen, seiner oberhirtlichen Pflicht und seinem Gewissen treu bleibe, wurden Beide des Landes, und zwar Emanuel Maria nach Salzburg, Karl Rudolph nach Graubündten verwiesen. In Trient ließ die bayrische Regierung einen ihr gefälligen Generalvicar wählen, welcher seine geistliche Gewalt nicht blos über das dortige Bisthum, sondern auch über den Chur’schen Antheil im Vintschgau ausdehnend, auch fremden von der Regierung ernannten und dahin gesendeten Seelsorgern die betreffenden Facultäten ertheilte. Allen diesen Maßregeln gegenüber verhielt das Volk sich feindselig, mied solche Geistliche als Eindringlinge und Schismatiker und eilte oft meilenweit zu alten treuen Priestern, um bei diesen seine Beichte und seine gottesdienstlichen Uebungen zu verrichten. Aber auch Priester, welche treu zum Papste und ihren Bischöfen hielten, wurden von der Regierung verfolgt und zum größten Theile deportirt. Der Tiroler Aufstand des Jahres 1809 machte allem diesem Unheil ein plötzliches Ende, und Emanuel Maria konnte wieder auf seinen bischöflichen Sitz zurückkehren. Als dann im Jahre 1811 Kaiser Napoleon wegen seines Streites mit dem gefangen gehaltenen Papste Pius VII. ein National-Concil in Paris ausschrieb, verfügte sich auch unser Bischof mit dem Professor der Dogmatik Franz Joseph Battisti dahin, bewährte sich aber als treuer Anhänger des Papstes, wodurch er sich natürlich die Ungnade des Eroberers zuzog. Nach seiner Rückkehr in die Heimat erlebte er nach dem Sturze Napoleons noch bessere Tage. Jedoch noch vor Thun’s Hinscheiden war Kaiser Franz mit dem päpstlichen Stuhle über die Besetzung der Bisthümer Trient und Brixen bei künftigen Erledigungen und über die Errichtung und Besetzung der Domcapitel in Verhandlung getreten, und mit der Bulle vom 2. Mai 1818 überließ der Papst für [11] die Zukunft das Recht, den Bischof von Trient zu ernennen, Sr. Majestät dem Kaiser mit der Bedingung, daß das noch bestehende Domcapitel seine Einwilligung dazu gebe, was auch ohne Anstand geschah. Als Bischof Emanuel Maria danach im Jahre 1818 starb, wurden durch die Bulle vom 29. September 1822 die künftigen Verhältnisse des Trienter Bisthums, und zwar die auf liegende Gründe anzuweisende Dotation des Bischofs, des Capitels und des Seminars sammt den übrigen Rechten vollends geregelt. Erst nach fünfjähriger Vacatur erfolgte am 12. November 1823 die Ernennung des neuen Bischofs Franz Xav. Luschin [Bd. XVI, S. 164].
Thun-Hohenstein, Emanuel Maria Graf (Bischof und letzter Reichsfürst von Trient, geb. am 20., nach Anderen 28. März 1763, gest. in Trient 8. October 1818), ein Sohn des Grafen Johann Vigil Karl Thun von Castell-Brughier aus dessen Ehe mit Josepha geborenen Gräfin Colonna von Fels. Nachdem er seine Studien in Rom vollendet hatte, erhielt er ein Canonicat in Salzburg; später zum Weihbischof von Trient erhoben, folgte er 1800 seinem Vetter- Jäger (Albert). Die Priesterverfolgung in Tirol von 1806 bis 1809 (Wien 1868, Sartori, 8°.) [auch in einem der ersten Bände der Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften philos.-histor. Classe; damals unter dem Titel: Zur Vorgeschichte des Jahres 1809 abgedruckt].
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Peter.