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BLKÖ:Thurn-Valsassina, Jobst Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 45 (1882), ab Seite: 106. (Quelle)
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27. Jobst Joseph (geb. 1533, gest. 1589), ein Sohn des Freiherrn Anton Thurn aus dessen Ehe mit Anna Freiin von Hohenfeld, nach Anderen mit Ursula Freiin von Edlingen. In seinem eilften Jahre kam er als Edelknabe an den Hof Kaiser Karls V., [107] wo er sieben Jahre verblieb und in dieser Zeit alle ritterlichen Uebungen . pflegte, deren ein Adeliger jener Tage kundig sein mußte. Als er 1551 den Hof verließ, begann er sofort den Waffendienst unter dem unmittelbaren Befehle des in Krains Geschichte denkwürdigen Hans Ungnad Freiherrn von Sonnegg. Bald wurde er in Folge seiner Tapferkeit Rittmeister und erhielt als solcher 1553 das Commando der Festung Creutz in Croatien. Nachdem er dieselbe durch drei Jahre in den hartnäckigen Fehden jener Tage tapfer vertheidigt hatte, schloß er sich 1556 dem Heere an, welches Erzherzog Ferdinand nach Ungarn führte. Bald erwarb er sich die Gunst des Erzherzogs, der ihn seinem Vater dem Kaiser empfahl, von welchem Thurn in Würdigung seiner Verdienste mit einer Reiterfahne beschenkt wurde. Hierauf kehrte der junge Held in sein Vaterland Krain zurück, über dessen sämmtliche Kriegsvölker er den Oberbefehl erhielt. Nun folgte eine Waffenthat Thurn’s der anderen. Mit einer Abtheilung von 300 Mann zog er den über die Unna ins Land eingebrochenen Türken entgegen, überraschte ihre 4000 Mann starke Macht und trieb sie über die Grenze zurück. Um sich für die erlittenen Schläge zu rächen, versuchte der Sandschak Chosrew im Jahre 1560 einen neuen Einfall in Croatien. Thurn griff ihn mit Blitzesschnelle an. suchte ihn im Kampfe auf, nahm ihn mit eigener Hand gefangen und zwang die ihres Führers beraubte Rotte zu wilder Flucht über die Grenze. Den Sandschak nahm er aber mit sich und gab ihn erst frei, nachdem derselbe 20.000 Ducaten Lösegeld gezahlt und überdies zehn wohlausgerüstete Pferde beigestellt hatte. Bald verbreitete sich der Ruf des jugendlichen Helden, den Kaiser Maximilian II. mit einer goldenen Gnadenkette beschenkte und zum Ritter schlug. Indessen gestalteten sich die Verhältnisse im Herzogthume Corbavien, der sogenannten Licca, immer drohender. Als die Türken sahen, daß man ihnen das Land an der Unna und Culpa streitig machte, richteten sie ihr Augenmerk auf das croatische Littorale. Um dieses gegen die Einfälle der Tataren zu sichern, wurde Zengg befestigt und 1561 an Jobst Joseph das Commando daselbst übergeben. Neun Jahre vertheidigte der Tapfere die Festung, und zweimal führte er seine Besatzung siegreich gegen die Türken. Das erste Mal im Jahre 1566, in welchem er den Zug in Gemeinschaft mit dem berühmten Herwart von Auersperg unternahm. Am 26. September rückten die Krainer vor die Festung Novigrad an der Unna. Da erschienen die Türken mit starker Uebermacht. aber Jobst warf sich ihnen mit seinen Reitern ungestüm entgegen, und nach einem blutigen Gemetzel, in welchem der Pascha von Clunna nebst vier Sandschaken in Gefangenschaft gerieth, wurde der Feind vollständig geworfen. Die fünf Häuptlinge aber sendete Thurn an den Hof des Erzherzogs Karl. Das zweite Mal zog er mit einem Häuflein von nur 280 Mann einer türkischen Truppe von nahezu 3000 Mann entgegen, welche über das Capellagebirge an die Meeresküste gedrungen war, um daselbst zu plündern. Bei Porussich griff er die Räuber an, tausend blieben auf der Wahlstatt, ein großer Theil wurde gefangen genommen, der Rest rettete sich durch die Flucht. In Folge dieser Waffenthaten ernannte der Kaiser ihn im Jahre 1570 zum Obersten über die Uskoken. Kaum aber hatte Thurn sein neues Commando angetreten, als er von den Ständen Krains zugleich mit seinen Brüdern Wolfgang und Achaz auserkoren wurde, im Namen des Landes die Braut des Erzherzogs Karl, Prinzessin Maria von Baiern zu bewillkommnen und ihr die üblichen Hochzeitsgeschenke zu überbringen. Darauf übernahm er wieder sein Commando. Im Jahre 1573 rief ihn der an den Grenzen Steiermarks und Croatiens ausgebrochene Bauernaufstand zu den Waffen. An 20.000 Rebellen hatten binnen kurzer Zeit sich zusammengerottet und bedrohten bereits die Städte. Die ganze Masse theilte sich in drei gesonderte Heerhaufen. Ein Schwarm, etwa 5000 Mann stark, lagerte sich zwischen den Städten Gurkfeld und Landstraß, beide belagernd. Da überfiel Jobst Thurn mit fünfhundert Uskoken, welche er über das Sichelburger Gebirge geführt hatte, am 5. Februar die Bauern, von denen dreihundert niedergehauen, die übrigen auseinander gesprengt wurden. Die durch die beständigen Kämpfe schwer in Anspruch genommenen innerösterreichischen Provinzen geriethen allmälig in finanzielle Bedrängniß und sahen sich außer Stande, die zur Vertheidigung gegen die stets wachsende Türkennoth erforderlichen Anstalten zu treffen. Es wurde vom Kaiser im Jahre 1576 der Reichstag nach Regensburg einberufen und von Seite der krainischen Stände Jobst auf [108] denselben entsendet. Dort verlangte Maximilian II. die Mittel zur Unterhaltung der festen Plätze in Croatien, Ungarn und den Grenzländern, die ja zunächst einen Damm zum Schutze Deutschlands gegen die Türken bildeten. Der Reichstag, der mehrere die Abwehr der Türken bezweckende Anträge ablehnte, bewilligte eine ansehnliche Beisteuer an Geld und wies davon sogleich über 700.000 fl. zur Befestigung der croatischen und krainischen Grenzen an. Nun beschloß man den Bau einer neuen Festung und ersah dazu jenen Punkt, wo sich die Koruna mit der Culpa vereinigt. In die berathende Commission zur Ausführung des Baues gelangten Achaz und Jobst, welch Letzterer mit seinen Erfahrungen bei dem Baue der Festung, die Carlstadt genannt wurde, so förderlich mitwirkte, daß eine der Bastionen den Namen „Thurn’sche Bastion“ erhielt. Nach dem Tode des ersten Commandanten Carlstadts, des tapferen Johann Fehrenberger, erfolgte 1584 die Wahl Jobsts zum Generalobersten der croatischen, slavonischen und Meergrenze. Schon im October letztgenannten Jahres ward ihm Gelegenheit, sich in seiner neuen Charge mit altem Ruhme zu bewähren. Ferhad Beg von Bosnien hatte mit einer Macht von über 8000 Reitern und mehreren Hundert Fußtruppen die Unna übersetzt und an Krains südöstlichen Grenzen allgemeinen Schrecken verbreitet. Ueber Kostel, Poland, Gottschee drang der Haufen vor, alle Edelsitze plündernd und Grausamkeiten aller Art verübend. Als Jobst Joseph Kunde von diesem Jammer erhielt, brach er aus Carlstadt auf und lagerte sich mit seinen in aller Eile aufgebotenen Fähnlein in der Gesammtstärke von über 1300 Reitern und 700 Mann Fußvolk im Thale Motschille bei Sline, im Angesichte der Türken. Hier am 24. October griff er sie an und brachte ihnen eine unerhörte Niederlage bei. Ferhad Beg leistete erbittertsten Widerstand, aber über 2000 der Seinen, darunter die meisten Anführer, wurden von den Thurn’schen zusammengehauen, und über 300 Christen, welche die Türken als Sclaven mitgeführt hatten, erhielten ihre Freiheit. Von nun ab war Jobst Joseph der Schrecken der Türken und der Abgott seiner Soldaten, die ihn seiner Menschlichkeit und Freigebigkeit wegen „Vater“ nannten. Noch wurde er vom Erzherzoge 1589 als Abgesandter an die Republik Venedig geschickt, um Streitigkeiten zu schlichten, welche zwischen derselben und dem Hofe in Gratz schwebten. Das war Jobsts letzte That, bald nach seiner Rückkehr aus Venedig erkrankte er und starb zu Zengg im Alter von 56 Jahren. Von seiner Gemalin Katharina von Pötschach hatte er keine Kinder, daher kam sein reiches Erbe auf seine ihn überlebenden Brüder und als fünf derselben gleichfalls ohne Erben starben, auf die Kinder seines Bruders Achaz. Jobst Josephs Rüstung wird in der Ambraser-Sammlung aufbewahrt. Sein lebensgroßes Bildniß, wie jenes seiner Brüder Achaz und Johann Ambros befindet sich im Schlosse zu Bleiburg. Noch immer fehlt eine urkundenmäßige Darstellung des Lebens dieses berühmten mehr seinem Namen als seinen Thaten nach bekannten Helden. [Porträt. D. Custos sc. (ganze Figur, gr. Fol.). – Blätter aus Krain (Laibach, 4°.) 1862, Nr. 34, S. 135: 2. Porträt. – Valvasor, Ehre von Krain Bd. IV, S. 467, 484 und 506]. –