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BLKÖ:Urbánek, Franz August

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Urbánek, Johann
Band: 49 (1884), ab Seite: 127. (Quelle)
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Urbánek, Franz August (čechischer Bibliograph, geb. zu Budwitz in Mähren am 23. November 1842). Er besuchte das Untergymnasium in Znaim, wo Wenzel Royt, derzeit Professor am k. k. Obergymnasium zu Brünn mit čechischer Unterrichtssprache, wesentlichen Einfluß auf den strebsamen Jüngling übte; in Brünn, wo er seine Studien fortsetzte, sah er sich durch Krankheit genöthigt, dieselben aufzugeben, und so trat er in die Buchhandlung I. L. Kober’s [Bd. XII, S. 173][WS 1], der etwa um diese Zeit das mit derselben verbundene deutsche Verlagsgeschäft allmälig in ein rein čechisches umzugestalten begann. Nach dem Tode seines Principals im Jahre 1866 wurde er Leiter dieser beiden Geschäfte. Schon als Student schriftstellerisch thätig, hatte er für Journale geschrieben, so für „Hvězda“ (Der Stern), der in Olmütz erschien, für „Čas“ (Die Zeit), „Pěstoun“ (Der Erzieher), „Moravská Orlice“ (Der mährische Adler), „Národné listy“ (National-Zeitung), „Olomucké noviny“ (Olmützer Zeitung), „Lumír“ und andere; aber mit seinem Eintritt in die Dienste Kober’s wendete er sich auf dessen Rath ausschließlich der Bibliographie zu. Seitdem arbeitet er in dieser Richtung für die von Greger herausgegebenen čechischen Literaturblätter, für den „Národ“ (Die Nation), das Zarncke’sche literarische Centralblatt, Smoler’s slavisches Centralblatt und andere Journale verschiedener Fächer. An dem in Kober’s Verlage 1865 in schm. 4°. erschienenen „Knihopisný slovník česko-slovenský“, d. i. Čecho-slavisches Bücherlexikon, welches unter Jos. A. Dunder’s und Fr. A. Urbánek’s Mitwirkung Franz Doucha herausgegeben, und das im Anschlusse an J. Jungmann’s „Historie literatury české“ das erste čechische Bücherlexikon und ein gut gearbeitetes Hilfsbuch ist, hat Urbánek den größten Antheil; ferner stellte er zusammen und gab heraus: „Sokol. Společenský zpěvník česko-slovanský. Sestavil M. z. B. V.“, d. i. Der Falke. Gesellschaftliches čecho-slavisches Gesangbuch. Zusammengestellt von M. z. B. V. (5. Aufl., Prag 1869, Styblo) unter dem Monogramm M. z. B. V. birgt sich F. A. Urbánek; – „Besední věnec. Sbírka deklamací ku besedám a jiným příležitostem. Sestavili M. K. M(elnický) a F. A. M(estský Urbánek)“, d. i. Gesellschaftskranz. Sammlung von Declamationsstücken für gesellige Kreise und andere Gelegenheiten, zusammengestellt von M. K. M. und F. A. M. (Prag 1863, Styblo, 18°., 154 S.; 2. verm. Aufl. ebd. 1863, 18°., 279 S.; 3. stark verm. Aufl. ebd. 1864). Letztere [128] Auflage besorgte Urbánek allein. Seit dem Jahre 1868 redigirt er den in Kober’s Verlag erscheinenden Kalender: „Posel z Prahy“, d. i. Der Bote aus Prag, und seit August 1869 den „Věstník bibliografický“, d. i. Der bibliographische Anzeiger, das erste in der čechischen Literatur vorhandene bibliographische Monatblatt; ferner gab er heraus in böhmischer und deutscher Sprache: das „Böhmisch-deutsche und deutsch-böhmische Wörterverzeichniß zum 1. und 2. Theile von J. Sokol’s Schule der böhmischen Sprache für Deutsche“ (Prag 1867, 8°.); zu Lepar’s „Allgemeiner Geschichte“ (Všeobecný dějepis) den „Příručný názorný Atlas“, d. i. Anschauungs-Handatlas. Mit einem Verzeichniß und Commentar der Gegenstände auf 18 Stahlstichen (ebd. 1868, 4°.); übersetzte ins Čechische: „Zavis von Rosenberg, genannt von Falkenstein“, „Die Witkowize“, zwei historische Romane von Aug. Peters; „Der letzte Przemislide“, historische Erzählung von L. Otto Peters; „Die Rosenberge“, historische Erzählung von Karl Herloßsohn; redigirte in Gemeinschaft mit Kober das Buch: „Besední deklamatorka. Výbor deklamaci pro dámy k besedám a jiným příležitostem“, d. i. Die Gesellschaftsdeclamatrice. Sammlung von Declamationsstücken für Frauen in geselligen Cirkeln (ebd. 1868); übersetzte aus dem Russischen ins Čechische des Moskauer Universitätsprofessors Popov Flugschrift: „Was für eine Wichtigkeit hat für uns Slaven eine einzige Sprache und eine einzige Schrift, d. i. des größten russischen Volkes?“, von welcher innerhalb weniger Monate zwei Auflagen erschienen. Seit 1864 bis zur Stunde redigirt er den čechoslavischen Theil der in Wien vom Vereine der österreichischen Buchhändler herausgegebenen „Oesterreichischen Buchhändler-Correspondenz“, womit im Zusammenhange steht: „Seznam všech v Rakousku vydaných kněh, hudebnin a uměleckých výrobků v jazyku českém a slovenském“, d. i. Verzeichniß sämmtlicher in Oesterreich herausgegebenen Bücher, Musikalien und Kunstsachen in böhmischer und slovakischer Sprache, welches er auch seit 1864 veröffentlichte, und an dessen Stelle 1869 „Obraz činnosti v literatuře národu česko-slovanského“, d. i. Gemälde der Thätigkeit in der čechoslavischen Literatur getreten ist. Seit 1869 lieferte er auch für den „Slovník naučný“, den Rieger und Malý herausgaben, verschiedene biographische Artikel. Im letztgenannten Jahre stellte er in čechischer Sprache den Verlagskatalog der Kober’schen Buch- und Verlagsbuchhandlung in Prag zusammen. 1873 eröffnete er seine eigene Buchhandlung, nachdem er bis dahin schon den ganz ansehnlichen Verlag von 60 selbständigen Werken betrieben hatte, begann in demselben Jahre die Herausgabe des Kalenders „Čechoslovan“, d. i. Der Čechoslave, in einer Auflage von 20.000 Exemplaren, den Frauen-Taschenkalender „Tetin“ und die „Ženské listy“, d. i. Frauenzeitung, das erste und bisher einzige Blatt dieser Art in čechischer Sprache. Urbánek entwickelt als Buchhändler, Verleger und Bibliograph eine Rührigkeit ohne Gleichen, und als letzterer verpflanzte er die Traditionen der besten deutschen Bibliographen, eines Ebert, Engelmann, Petzholdt u. s. w. auf čechischen Boden und erscheint so gleichsam als der erste mustergiltige čechische Bibliograph.

Šembera (Alois Vojtěch), Dějiny řeči a literatury českoslovanské. Vek novější, d. i. [129] Geschichte der čechoslavischen Sprache und Literatur. Neuere Zeit (Wien 1868, gr. 8°.) S. 301.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. XII, S. 273].