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BLKÖ:Weißenwolf Nicolaus Ungnad Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Weißkircher, Karl
Band: 54 (1886), ab Seite: 185. (Quelle)
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Weißenwolf Nicolaus Ungnad Graf (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Prag 16. August 1763, gest. zu Linz 11. April 1825). Ein Sohn des Grafen Guidobald aus dessen Ehe mit Josepha Freiin von Salza und ein Bruder der Grafen Guidobald, Anton und Johann Nep., über welche in dieser genealogischen Skizze des Geschlechtes an betreffender Stelle Näheres berichtet wird. Bei Beginn des bayrischen Erbfolgekrieges (1778) wurde er von Joseph Grafen Colloredo in dessen Regiment Nr. 57 als Fähnrich aufgenommen. Schon im April 1779 rückte er infolge seines braven Verhaltens zum Lieutenant vor. Den Türkenkrieg 1788 machte er bereits als Hauptmann bei Nicolaus Eszterházy-Infanterie mit. Die nachfolgenden französischen Feldzüge boten dem jungen Krieger mehrfach Gelegenheit zur Auszeichnung. So hielt er sich rühmlich bei der Vertheidigung der Posten von Maubeuge (7. October 1793) und that sich bei der Einnahme der Neckarschanze und in der Schlacht bei Würzburg so hervor, daß er in der Schlachtrelation belobt und von Erzherzog Karl ausersehen wurde, die Siegesnachricht nach Wien dem Kaiser zu überbringen, dessen Gnade ihn noch insbesondere der Generalissimus empfohlen hatte. Infolge dessen wurde der Graf Major bei dem croatischen von Major Löwenberg befehligten Freicorps und kam nach dessen Auflösung im Juli 1797 als Oberstlieutenant zu Michael Graf Wallis-Infanterie Nr. 11. Im Jahre 1799, als der Zug ins Engadein stattfand, führte er mit seiner Abtheilung den äußerst beschwerlichen Marsch über die Gebirge aus, fiel den Franzosen in den Rücken, allarmirte sie im Tscheifferthale und hielt sie zu Czernez fest. Als bald darauf in Tirol aus den Divisionen Michael Wallis, Kinsky und Oranien ein neues Grenadierbataillon aufgestellt wurde, betraute man ihn mit dem Commando. Das Bataillon erhielt bei Taufers am 4. April 1799 die Feuertaufe, wurde dann zur Armee in Italien gezogen, wo es in den Schlachten bei Novi (15. August 1799), Genola und Marengo (14. Juni 1800) sich rühmlichst hervorthat und Weißenwolf sich mit so großer Bravour schlug, daß er in Anerkennung dessen im September 1800 zum Obersten befördert wurde. In der Schlacht bei Caldiero (1805) befehligte er als Oberst das Infanterie-Regiment Nicolaus Graf Eszterházy und erkämpfte sich durch seine Bravour die Beförderung zum Generalmajor auf dem Schlachtfelde. In dieser Eigenschaft führte er 1809 das Commando über eine Infanterie-Brigade (Kerpen- und Deutschmeister-Infanterie) im Hiller’schen Armeecorps. Am 20. April desselben Jahres griff er mit dem Regimente Deutschmeister den Wald vom Mostanerhofe [186] bei Rottenburg an, ohne jedoch trotz aller Tapferkeit einen Erfolg zu erzielen. Dann kämpfte er in den Schlachten und Gefechten bei Landshut, Ebelsberg, Aspern, Wagram und Znaim, überall mit Auszeichnung, und wurde für sein Verhalten bei Aspern zum Feldmarschall-Lieutenant befördert und zum Inhaber des 3. Infanterie-Regiments (jetzt für immerwährende Zeiten Erzherzog Karl) ernannt. In den Befreiungskriegen 1813–1815 befehligte er eine Grenadier-Division. Erfolgreich wirkte er in der Völkerschlacht bei Leipzig am 16. October mit. In dem Augenblicke, als Kaiser Napoleon sich bei Wachau zum Angriffe anschickte, rückte Weißenwolf über Loschwitz und Deuben nach dem rechten Ufer der Pleiße und stellte sich, um die Unternehmungen der Nostiz’schen Reiter und der Division Bianchi zu unterstützen, vor Gräbern auf. Durch diese umsichtige und mit Schnelligkeit ausgeführte Vorrückung imponirten die Unseren den in dieser Richtung aufgebotenen feindlichen Massen, was nicht unwesentlich zur Behauptung unserer Stellung am ersten Schlachttage beitrug. Als dann die Franzosen sich Auenhayns bemächtigten, Marschall Victor die Gebäude der Schäferei stark besetzte und zu beiden Seiten Batterien auffahren ließ, wurde das Regiment Simbschen zum Sturme beordert. Nun folgte Weißenwolf der stürmenden Truppe schachbrettförmig in Bataillonsmassen, beorderte dann das Grenadierbataillon Call unter Hauptmann Steiner, das stürmende Regiment zu unterstützen, und stellte die ihm beigegebene Artillerie so zweckmäßig aufs, daß der Feind, dem infolge dieser Dispositionen der wichtige Posten entrissen wurde, die hohe Ebene bei Auenhayn ganz verlassen und sich in seine frühere Stellung bei Wachau zurückziehen mußte. Als am dritten Schlachttage, 18. October, die Franzosen unter Poniatowski die zur Division Bianchi gehörige Brigade Beck schon aus Lößnitz und Dölitz drängten, schickte Graf Weißenwolf, die gefährliche Situation durchschauend, sofort die beiden Grenadier-Bataillons Call und Fischer dem bedrängten General nach, der mit Hilfe des Bataillons Call den Feind aus Dölitz wieder hinauswarf; als aber Letzterer neue Anstrengungen machte, sich im Besitze dieses Ortes zu erhalten, sendete Weißenwolf auch noch einen Theil des Grenadier-Bataillons Partner zur gefährlichen Stelle, und diesem mit dem schon früher entsendeten Bataillon Fischer gelingt es, Dölitz zu nehmen und zu behaupten. Diese für die Entscheidung der Völkerschlacht so erfolgreichen Anordnungen des Feldmarschall-Lieutenants Grafen Weißenwolf würdigte der Kaiser durch Verleihung des Ritterkreuzes des Maria Theresien-Ordens, welche mit ah. Handbillet aus Schmalkalden vom 30. October desselben Jahres erfolgte. Noch nahm der General an den weiteren Kriegsereignissen bis zum Abschlusse des Pariser Friedens Theil. Nach seiner Rückkehr ins Vaterland wurde er Militärcommandant zu Linz, wo er, 62 Jahre alt, starb. Graf Weißenwolf war unvermält geblieben und das Fideicommiß, welches er seit 1788 innehatte, ging nun auf seinen jüngeren Bruder Johann Nep. [S. 177] über.

Thürheim (Andreas Graf). Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k. k. österreichisch-ungarischen Armee (Wien und Teschen 1880, K. Prochaska, Lex.-8°.) Bd. I, S. 61, Jahr 1799; S. 93, Jahr 1799; S. 213, Jahr 1805; Bd. II, S. 462. – Hirtenfeld (J.). Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien [187] 1857, Staatsdruckerei, schm. 4°.) Bd. II, S. 1231, 1749.