BLKÖ:Ziegler, Joseph Liboslaw
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 60 (1891), ab Seite: 54. (Quelle) | |||
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Wydra, Meißner und Anderen seine Studien fort; 1803 begann er an der Hochschule das theologische Studium, zugleich sich für das Doctorat aus demselben vorbereitend. Unter Einem betrieb er mit großem Eifer das Studium der slavischen Sprachen, besuchte zu diesem Zwecke auch die Vorlesungen von Franz Martin Pelzel und Nejedli und eignete sich eine so gründliche [55] Kenntniß dieser Idiome an, daß er als Lehrer derselben in mehreren hochadeligen Familien Prags berufen wurde und davon seinen Lebensunterhalt bestritt. Am 13. August 1806 empfing er die Priesterweihe und kam nun als Caplan nach Dobruška, im October 1809 als Administrator auf die Pfarre Meseritsch, im December desselben Jahres als Localist nach Dobřan. Nach mehrjähriger Thätigkeit daselbst erfolgte im October 1817 seine Ernennung zum Professor der Pastoraltheologie, čechischen Sprache und Literatur an der theologischen Lehranstalt zu Königgrätz. Im November 1818 erlangte er an der Universität in Prag die theologische Doctorwürde. Im October 1825 zum Dechanten in Chrudim ernannt, erhielt er 1832 die Stelle des Vicars und Oberaufsehers der Volksschulen im Chrudimer Kreise, in welcher Stellung er auch starb. Ziegler schrieb viel und in verschiedenen Zweigen der Literatur, so verfaßte er mehrere Gebet-, Andachts- und Predigtbücher, etliche Jugendschriften und Schulbücher, mehrere sprachliche Werke in deutscher und čechischer Sprache und lieferte einige Uebersetzungen. Die unten bezeichneten Quellenwerke und Franz Doucha’s čecho-slavisches Bücher-Lexikon (Kníhopisný slovník česko-slovenský) vom Jahre 1865 gibt auf S. 306 und 307 eine vollständige Uebersicht seiner Schriften. Davon nennen wir: „Böhmische Uebungen“ (Königgrätz 1818); –„Dobroslaw“ .... (Prag 1820), 3 Theile zu je 4 Heften, eine Unterhaltungsschrift belehrenden und erheiternden Inhalts, Lebensbeschreibungen gelehrter und sonst denkwürdiger Čechen, Erzählungen, dramatische Spiele u. d. m.; – „Milozor“ ... (Königgrätz 1824) 1. Theil; und „Milina“ .... (ebd. 1825), beides sozusagen Fortsetzungen des obigen „Dobroslaw“; – „Přítel mládeže“, d. i. Der Jugendfreund, Theil 1–20 (Prag 1823, 8°.); „Wěrný raditel rodičů, dítek, pěstaunů a učitelů“, d. i. Der wahre Rathgeber der Eltern, Kinder, Vormünder und Lehrer, 2 Theile (Königgrätz 1824, 8°.); – „Mluwnice česká“, d. i. Böhmische Sprachlehre (Chrudim 1842, 8°.); – „Nejkratší spůsob dobropísemnosti české dokonale se naučiti“, d. i. Kürzeste Anleitung, fehlerlos čechisch zu schreiben (Čáslau 1842, 12°.); – „Deutsch-böhmische Sprachlehre zum Gebrauche der Schuljugend“ (Čáslau 1845). Ferner übersetzte er Telemach’s Reisen aus dem Französischen ins Čechische und war ein fleißiger Mitarbeiter der Zeitschriften „Rozmanitosty“, d. i. Miscellen, „Hlašatel“, d. i. Der Verkündiger „Časopis katolick. duchowenstwa“, d. i. Zeitschrift katholischer Geistlichkeit, und schrieb viel für seine eigenen oben genannten Blätter. Ziegler war ein Mann von umfassender Bildung; nicht nur ein tüchtiger Pädagog, von gründlichem theologischen Wissen, besaß er auch Kenntnisse in anderen wissenschaftlichen Fächern, besonders in der Geschichte, in der Philosophie und in den classischen und orientalischen Sprachen. Im Königgrätzer Seminar gründete er eine Bibliothek, und seine eigene nicht unansehnliche Büchersammlung verschrieb er der Schule und dem Decanat in Chrudim. Mitglied vieler nationaler Vereine und Gesellschaften, förderte er das nationale Leben durch Wort und That. Anton Rybicka, dem man vielfache Aufschlüsse über das literarische Leben der Čechen verdankt, veröffentlichte in den Jahrgängen 1869 und 1870 der čechischen illustrirten Zeitschrift [56] „Světozor“ manche interessante Notizen über Ziegler’s literarischen Verkehr.
Ziegler, Joseph Liboslaw (čechischer Schriftsteller, geb. zu Königgrätz am 10. Juli 1782, gest. zu Chrudim 23. Mai 1846). Soldatenkind, ward er von seiner früh verwitweten Mutter 1792 nach Chrudim gebracht, wo er auf Verwendung des Excapuciners Donulus Kory das Gymnasium besuchte. Dann setzte er in Königgrätz und 1800 bis 1803 in Prag an der philosophischen Facultät unter- Jungmann’s „Historie literatury české“ (Prag 1849, F. Řiwnáč, schm. 4°.). Zweite von W. W. Tomek besorgte Auflage, S. 657. – „Květy“, d. i. Blüten (Prager illustr. Blatt) 1872, S. 222. – Šembera, (Alois Vojtěch), Dějiny řeči a literatury česko-slovenské. Věk novejší, d. i. Geschichte der čechoslavischen Sprache und Literatur. Neuere Zeit (Wien 1868, gr. 8°.) Seite 309. – Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger und J. Malý (Prag 1872, I. L. Kober, schm. 4°.) Bd. X, S. 347, Nr. 5. – Světozor (Prager illustr. Blatt) 27. August 1869 und 12. August 1870: „Fragmente aus Briefen und Schriften Ziegler’s. Mitgetheilt von Anton Rybicka“. – Slavische Jahrbücher, herausgegeben von Jordan (Leipzig, schm. 4°.) 1845, S. 393.
- Porträt. Nach einer Zeichnung von Karl Meixner, Holzschnitt in den „Květy“ 1872, Nr. 28.