BLKÖ:Zipfinger, Matthias
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Zippe, Franz Xaver Maximilian | ||
Band: 60 (1891), ab Seite: 167. (Quelle) | |||
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[168] der mit acht Jahren sang und mit neun Jahren als Sängerknabe im Stifte zu Klosterneuburg Aufnahme fand. Als er zwölf Jahre alt war, beschäftigte ihn sein Vater bereits bei seiner aus sieben Köpfen bestehenden Musikbande. Während nun Matthias die verschiedensten Streich- und Blasinstrumente handhaben lernte, begann er auch heimlich zu componiren und schrieb mehrere Menuets, Ländler, kleinere Stücke für die sogenannte „türkische Musik“, wie man gewöhnlich Musikbanden zu nennen pflegte, und ging allmälig – immer als Autodidakt, ohne einen Begriff von Partitur zu haben – zur Composition von Duetten, Terzetten, Quartetten, drei- und vierstimmigen Liedern über. Alles das aber geschah, ohne daß Jemand den Compositeur ahnte. Unter diesen Compositionen fand besonders eine Folge von zwölf Menuets mit sechs Trios großen Beifall. Nachdem er noch das Cembalo auch ohne Anleitung spielen gelernt, ging er, 16 Jahre alt, nach Wien, wo ihm beim Besuch der Oper und besonders nachdem er Mozart’s „Zauberflöte“ gehört, im Reich der Töne eine neue Welt aufging. Zunächst kaufte er die Ouverture im Clavierauszuge und setzte dieselbe für zwei Oboen, zwei Clarinetten, zwei Corni und zwei Fagotti. Das gut ausgeführte Tonstück erwarb ihm die Gunst des Prälaten von Klosterneuburg, der ihm 1798 die Stelle des Schulgehilfen im Orte verschaffte. Als solcher diente er sieben Jahre, während welcher Zeit er unter Beihilfe des dortigen Regenschori Prosper v. Mosel, Bruders des berühmten Musikgelehrten Hofrathes v. Mosel, im Violinspiele sich vervollkommnete und durch den Organisten Leopold Schmid Begriffe vom Spiele eines bezifferten Basses und Einsicht im Choralgesang erlangte. 1808 wurde er Schullehrer in Nußdorf und wirkte als solcher noch 1841, damals bereits 63 Jahre alt, scheint aber sein Amt noch mehrere Jahre bis zu seinem Tode, dessen Zeitpunkt uns unbekannt ist, versehen zu haben. Wie bereits bemerkt, war Zipfinger auch Componist, und von seinen Compositionen nennen wir noch zwei treffliche Fagotconcerte, ein Pange lingua mehrere Antiphonen, für den Frohnleichnamstag, mehrere Todtenlieder, ein Tantum ergo, drei Gradualien, eine Litanei und noch verschiedene Kirchenstücke, welche wohl auf dem Kirchenchor in Nußdorf sich befinden dürften. Der eigentliche Schwerpunkt seiner Thätigkeit fällt aber in seine Tüchtigkeit als Gesanglehrer und als Chorregens. Als ersterer bildete er zahlreiche Gesangskräfte aus, welche später zu Bedeutung gelangten; vor allem seine eigenen drei Töchter, die sämmtlich gesuchte Solosängerinen waren. Als Chorregens brachte er auf seinem Kirchenchor die schönsten und schwersten Kirchenmusikstücke von Joseph und Michael Haydn, Mozart, Beethoven, Cherubini und Anderen in tadelloser Ausführung zu Gehör. Die ersten Künstler und Künstlerinen der nahen Residenz, wir nennen Namen wie Campi, Ungher, Wranitzky, Wild, Forti, Siebert, Wurda, wirkten dabei mit. Dann aber versammelten sich an den Sonntagen auch Freunde der Kammermusik in seiner Wohnung, wo abwechselnd mit dieser auch Gesangsproductionen zur Ausführung gelangten. An diesen freiwilligen, aber mit echter Künstlerweihe und hohem Ernst stattfindenden Uebungen nahmen damals Theil der junge Componist Franz S. Hölzl, späterer Domcapellmeister in Fünfkirchen (gest. 3. December [169] 1883), die Sänger und Maler Johann Nejebse und Stadler, der Sänger und Schauspieler Karl Stein, der Sänger und Poet Karl Rick, der noch im frischesten Greisenalter lebende Gründer des Wiener Männergesangvereines Dr. August Schmidt und mehrere von den Vorgenannten, die bei den Kirchenaufführungen mitwirkten. So bildet denn der nun auch vergessene Nußdorfer Chorregens Matthias Zipfinger ein nicht unbedeutendes Moment in dem einst so berühmten Musikleben Wiens. Wegen seiner Vorliebe für Michael Haydn’s Kirchenmusik, in welcher er das Vorbild echten Kirchenmusikstyles erkannte, hatten ihn seine Freunde und Anhänger den „Michael Haydn-Derwisch“ genannt, gleichsam als Nachbildung der „Beethoven-Derwische“, einer Gesellschaft, welche C. Holz, dem Freunde Beethoven’s, gelegentlich der Aufführung des „Derwischchores“ in Wien ihr Entstehen verdankte.
Zipfinger, Matthias (Tonkünstler, geb. zu Klosterneuburg in Niederösterreich 1778, Todesjahr unbekannt). Sein Vater, Bürger und Hauer (Weinbauer) in Klosterneuburg, leistete bei dem an der unteren Stadtpfarre daselbst angestellten Thurnermeister als Freiwilliger bei Musikaufführungen Dienste und wurde gleichfalls ein tüchtiger Musiker, spielte nicht nur gut Violine, sondern erwarb auch große Fertigkeit im Blasen der Trompete, des Hornes, Fagotes und der Clarinette und erhielt infolge dessen in späteren Jahren die Stelle des unbesoldeten Thurnermeisters. Das Talent des Vaters vererbte sich auf den Sohn Matthias,- Allgemeine Wiener Musik-Zeitung. Redigirt und herausgegeben von August Schmidt (4.) 1844, Nr. 94: „Galerie jetzt lebender um die Tonkunst verdienter Schulmänner und Chorregenten. VIII. Matthias Zipfinger“.