Zum Inhalt springen

BLKÖ:Groß-Hoffinger, Anton Johann

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Grossi, Thomas
Band: 5 (1859), ab Seite: 368. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Anton Johann Gross-Hoffinger in der Wikipedia
Anton Johann Gross-Hoffinger in Wikidata
GND-Eintrag: 104160268, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Groß-Hoffinger, Anton Johann|5|368|}}

Groß-Hoffinger, Anton Johann (Schriftsteller, geb. in Wien 22. Mai 1808). Kam, acht Jahre alt, nach Budweis, wo er 1822 die 6 Gymnasialclassen beendete. 1824 setzte er seine Studien in Wien mit Unterbrechungen fort und beschäftigte sich zugleich mit literarischen Arbeiten für Journale. Da jedoch dieselben zu keinem Ergebniß führten, trat er 1827 – 19 Jahre alt – in den Militärstand, wozu er von seinen Eltern ursprünglich bestimmt gewesen. Nachdem er ein Jahr im Inf.-Reg. Nr. 8 Erzh. Ludwig als Cadet zu Iglau gedient, fühlte er sich den Anstrengungen dieses Lebens nicht gewachsen, trat aus und setzte seine Studien fort. Zugleich unternahm er größere Ausflüge in seinem Vaterlande, jedoch mit beobachtendem Blicke und als geographischer Schriftsteller sich versuchend. 1829 ging er nach München, besuchte die dortige Hochschule, von dort nach Halberstadt, wo er mit der Brüggemann’schen Buchhandlung das neueste Conversations-Lexikon begründete, dann nach Leipzig, wo er ein geographisches Institut zu errichten beabsichtigte, mit welchem Gedanken er sich schon längere Zeit getragen. Alles war bereits im Zuge, mehrere Capitalisten waren für die commerzielle Leitung gewonnen, sogar ein großartiges Programm war schon ausgegeben, als durch das Falliment des Einen der bedeutendsten Theilnehmer die Unternehmung sich auflöste, und sich die Ergebnisse desselben auf die Herausgabe einiger Karten beschränkten. Nun begab er sich nach Stuttgart, lebte einige Zeit dort, und gab eine Zeitschrift „Austria“, Zeitschrift für Oesterreich und Deutschland (Leipzig, literar. Museum, gr. 8°.), heraus, wovon 1833 zwei Bände erschienen. Um das Jahr 1837 kehrte er in seine Vaterstadt zurück, fand hohe Gönner und erhielt die Gestattung zur Herausgabe eines Blattes: „Der Adler. Welt- und National-Chronik ...“, welches 1838 zu erscheinen begann, einen offiziösen Charakter zu haben schien, anfänglich mit vieler Prätension auftrat, aber allmälig verflachte und schon nach wenigen Jahren, nachdem es zuletzt den Titel „Vindobona“ angenommen, im Juni 1844 einging. Mit dem Aufhören seines Blattes gab er auch seinen Aufenthalt in Wien auf und begab sich nach Deutschland zurück, wo er nur durch Schriften, theils unter eigenem Namen, theils als Hanns Normann, manchmal daran erinnerte, daß er wirklich lebe. Die Autorschaft der unter dem Namen Hanns Normann herausgegebenen Werke lehnte er übrigens, ab. Jedoch die Bücherkataloge führen ihn als Autor derselben auf. Seit dem Jahre 1857 ist er wieder nach Wien zurückgekehrt und soll er in sehr dürftigen Umständen sich daselbst befinden. Die Zahl seiner Schriften, geographischen, historischen, belletristischen Inhalts, ist sehr groß. Es sind folgende, u. z. geographischen und historischen Inhalts: „Reisetaschenbuch für Donaufahrer“ (Wien 1830, mit einem Anhang, lithogr. Stromkarte und 5 Ansichten, 16°.). Der Umschlagtitel des Werkes lautet: „Der Donaustrom vom Ursprunge bis an die ungar. Gränze u. s. w.“; – später wieder unter dem Titel: „Die Donau vom Ursprunge bis in das schwarz Meer“ (Breslau 1846, Trewendt, mit 1 Karte); – „Handbuch für Reisende durch das Erzherzogthum Oesterreich, Steiermark, Salzburg, Krain, Kärnten u. s. w., oder geographisch-malerische Schilderung der merkwürdigen Reiserouten durch diese Provinzen, nebst Meilenzeiger und alphabetischen Ortsregister“ (München 1330, 2. Aufl. 1834, gr. 8°.); – „Der Kahlenberg und seine Umgebung ...“ (Wien 1832, Tendler, 16°.). Die dem Büchlein beigegebenen naturhistorischen Fragmente sind von J. Reantz. Die drei genannten Schriften gab er unter dem Namen A. J. Groß heraus; – „Oesterreich, wie es ist“ (Leipzig und Löwenberg [369] 1833, E. W. Goedsche), unter dem Namen Hanns Normann; – „Geschichte der österr. Länder, Völker, Staaten und Regenten. I. Bd. Das alte Oesterreich unter den Römern“ (Meißen 1834, Goedsche, mit 1 Karte), diese auch besonders und mit neuem Titel: „Urgeschichte der österr. Länder“ (Ebd. 1846) wieder gedruckt; – „Geist aus Voltaire’s Schriften, sein Leben und Wirken“ (Stuttgart 1835, Brodhag); erschien auch als: „Gallerie der berühmtesten Denker aller Zeiten und Länder“, I. Bd. Die übrigen Bände sollten Rousseau, Bayle, Diderot, d’Alembert, d’Argens, Mirabeau, Helvetius umfassen: aber nur Voltaire allein wurde und in 2. Titelaufl. (Ebenda 1837, mit Voltaire’s Bildniß) ausgegeben; – „Leben, Wirken und Tod des Kaisers. Ein Charakter- und Zeitgemälde. Entworfen bei Gelegenheit des Todes Franz I. am 1. März 1835“ (Ebd. 1835, mit 2 Steindrucken und 1 Tab., gr. 8°.). In einem Anhange sind die Trauerfeierlichkeiten, eine Sammlung der besten Gelegenheits-Gedichte und auf den Tod des Kaisers sich beziehende Aufsätze enthalten; – „Lebens- und Regierungs-Geschichte Josephs II. und Gemälde seiner Zeit“, 4 Bde. (Ebenda 1835–37, gr. 8°., mit Porträt u. einer Stammtafel). Der 3. und 4. Baud erschienen auch abgesondert unt. d. Titel: „Historische Darstellung der Allein-Regierung Josephs II., insbesondere der politisch-kirchlich-moralischen Reaction gegen den Geist seiner Anstalten in- und ausserhalb der österr. Erbländer“. Der vierte unter dem Titel: „Archiv der Urkunden und Beweisstücke zur Geschichte Kaiser Josephs II.“; – „Erzherzog Karl und der Weltstreit von 1792–1815. Vaterländ. Geschichtsbild“ (Stuttgart 1836 und 1837, Rieger und Comp., mit Erzh. Karls Porträt und dem Plan der Schlacht bei Aspern, gr. 8°.). In neuer volksthümlicher Bearbeitung erschien die Geschichte Kaiser Josephs und Erzherzogs Karl, jede besonders in der „Bülau’schen Hausbibliothek“ (1847), wo sie den 4. und 5. Bd. derselben bildet; – „Oesterreich im Jahre 1835 und die Zeichen der Zeit in Deutschland“ (Ebenda 1836); – „Die neuesten Gefahren für den Staat. Mit besonderer Beziehung auf den österr. Staat. Denkschrift an einen österr. Staatsmann. Herausgegeben von H(anns) N(ormann)“ (Meißen 1845, Goedsche); – „Fürst Metternich und das österr. Staats-System. Ein Gutachten“, 2 Bände (Leipzig 1846, Reclam jun., 8°.); – „Die Theilung Polens und die Geschichte der österr. Herrschaft in Galizien“ (Leipzig 1846, Arnold, 8°.); – „Ungarisches Portefeuille. Staatskritik, Reform, ungar. Zustände“, 2 Bde. (Leipzig 1846, Reclamjun., mit 1 Tab.); – „Chronik des Jahres 1845. Darstellung der wichtigsten Zeitereignisse, politische und finanzielle Zustände“ (Dresden 1848, Adler und Dietze, 8°.), die ersten drei Hefte behandeln die Revolution in Frankreich, das vierte die Revolution in Wien u. die Ereignisse in Berlin. – Eine sociale Frage behandelte er in dem Werke: „Die Schicksale der Frauen und die Prostitution im Zusammenhange mit dem Principe der Unauflösbarkeit der katholischen Ehe und besonders der österr. Gesetzgebung und der Philosophie des Zeitalters“ (Leipzig 1847, Fost, 8°.). – Auf belletristischem Felde versuchte er sich im Tendenz- und historischen Roman, in politischen Gedichten und Culturbildern, u. z. gab er heraus: „Der König. Ein Roman“, 2 Bde. (Stuttgart 1835, Brodhag, 8°.); – „Das galante Wien. Sittengemälde“, 2 Bände (Leipzig 1846, Hartknoch, 8°.), ein Denunciationsroman voll Scandalen; – „Wien, wie es ist. Illustrirt von Th. Hosemann“, 4 Hefte (Leipzig 1846, Jakowitz, 8°., jedes Heft mit einem Titelk.), er schildert darin einen „Spatziergang durch Wien“, den „Hausmeister“, den „Cavalier“ und den „Carneval“, welch’ letzterem Aschermittwochs-Lieder angefügt sind; – „1830. Roman“, 2 Bde. (Leipzig 1848, Teubner); – „Der Roman Napoleons. Bilder und Scenen aus seinem Leben und[370] seiner Zeit“. 3 Bde. Leipzig 1848, Arnold); – „Der Spion“ oder die Geheimnisse des rothen Buches“. 4 Bde. (Meißen 1847, Goedsche); – „Adresse an unsern Herrgott“ (Dresden 1848, Adler und Dietze, und zweiter unveränderter Abdruck Ebd.); – „Das Reich der Finsterniss“ (Leipzig 1836), unter dem Namen Hanns Normann, ein Cyclus politischer Gedichte, Anastasius Grün gewidmet, mit der bescheidenen Stelle im Zueignungsgedichte: „Bruderherz, mir nahverwandt“ (!); – „Cilli die Tyrolerin“ und „Orient und Occident“, zwei Romane in der bei Sacco 1851–1855 in Berlin erschienenen „Novellensammlung“. In letzterer Zeit gab er eine Flugschrift: „Russland und der Orient“ (Berlin 1853, Nauck) heraus. Wie die vorstehende Uebersicht, in welcher doch noch manche maskirt herausgegebenen Flugschriften fehlen dürften, genügend beweist, ist G. ein Polyhistor, dem es, wie einer seiner Kritiker schreibt, „nicht an Talent, ja selbst Wissen, aber an Einem und dem Nöthigsten für jeden, und gar publicistischen, Schriftsteller fehlt, an Gesinnung. Die Gesinnungslosigkeit, die heute im Solde eines Machthabers das Verkehrte beschönigt, das Tadelhafte lobhudelt, und das Unrecht berechtigt findet, und Morgen, weil das Honorar zu geringe ausgefallen, hinterm Rücken Pamphlete schreibt, und in der Vertrauensstellung erfahrene Geheimnisse enthüllt und die früher beschönigten Schwächen blosstellt, ist das schimpflichste aber leider nicht seltene Merkmal der Publicistik in Staaten, wo die Presse geknebelt ist. In letzterer Zeit artete G.’s Schriftstellerei in gewöhnliche Buchmacherei aus, bei welcher selbst das Talent vermißt wird, das seinen früheren Schriften eigen war.“

Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835) VI. Bd. und Suppl. S. 463. – Frankl (Ludw. Aug. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) 1844, S. 541.