BLKÖ:Maillard, Sebastian von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Maillard, Johann
Band: 16 (1867), ab Seite: 307. (Quelle)
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Maillard, Sebastian von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, geb. zu Lüneville in Lothringen 30. October 1746, gest. 22. December 1822). Sein Vater war Leibarzt im Dienste Stanislaus Lescinszki’s, Königs von Polen. Sechzehn Jahre alt, kurz vor Beendigung des siebenjährigen Krieges, trat M. in großherzoglich toscanische Militärdienste, in denen er zehn Jahre gestanden und dann als Oberlieutenant im Geniecorps in kaiserliche Dienste übertrat. Im genannten Corps wurde M. im Jahre 1781 Capitän-Lieutenant, 1785 wirklicher Hauptmann, 1789 Major, 1794 Oberstlieutenant und 1797 Oberst. Im Jahre 1801 erfolgte seine Beförderung zum General-Major und 1812 zum Feldmarschall-Lieutenant. Während dieser Dienstzeit hatte sich M. bei verschiedenen Gelegenheiten durch seine Tapferkeit und seine Umsicht auf das rühmlichste ausgezeichnet. Zuerst bei der Belagerung von Belgrad im Jahre 1789, wo seine rühmlichen Anstrengungen verdiente Anerkennung Loudon’s fanden. Bei der Vertheidigung von Mastricht im Herbste 1794 leistete er nicht minder treffliche Dienste. Im Frühlinge genannten Jahres kam M. bei Landrecy zur Armee, welche gegen das französische Revolutionsheer in den Niederlanden im Felde lag. Im Herbst g. J. bereits Oberstlieutenant, leitete er unter dem Oberbefehl des Landgrafen Friedrich von Hessen-Kassel die in der Kriegsgeschichte denkwürdige Vertheidigung von Mastricht. Der Platz wurde mit einer Hartnäckigkeit ohne Gleichen vertheidigt. Erst als nahezu an 2000 Häuser in Schutt und Asche gelegt, die dritte Parallele vollendet, die Hauptminen gesprengt waren, als völliger Mangel an Geld und Lebensmitteln die Zahlung und Erhaltung der Truppen unmöglich machte, erst da ergab sich dieser feste Platz am eilften Tage nach Eröffnung der Laufgräben, am 4. November. Die Kriegsgeschichte meldet von den furchtbaren Anstrengungen der Belagerer, von der heldenmäßigen Standhaftigkeit der Belagerten. Kleber erneuerte immer wieder die Werke, welche die Vertheidiger zerstörten, deren kühne Ausfälle dem Feinde großen Schaden zufügten. Endlich eröffnete Kleber das Bombardement, das vier Tage ununterbrochen dauerte und in Hinsicht auf seine Stärke als das schrecklichste im ganzen Kriege bezeichnet wird. Maillard’s Verdienste aber werden in einem Schreiben des Landgrafen Friedrich auf das ehrenvollste anerkannt. Dessen Worte lauten wörtlich: „Mon devoir et ma conscience exigent, que je donne au Lieutenant Colonel-Ingenieur Maillard au Service de Sa Majesté imperiale, le meilleur temoignage du zéle et de l’activité, qu’il a mis durant le siege de cette place; qu’il m’y a rendu les plus grands services, et contribué a la defense que nous avons soutenu tant que nos moyens [308] le permettoient, et qu’ ainsi je puis le recommander particulièrement aux bontés de Sa Majesté etc. etc.“ Im Jahre 1795 unternahm M. auf kaiserlichen Befehl eine Reise nach England, um dort die Arbeiten des britischen Canalbaues zu studiren und sich mit allen Einzelheiten in diesem Zweige des Baufaches vollkommen vertraut zu machen. Nach seiner Rückkehr entwarf er, gestützt auf die gesammelten Erfahrungen, den Plan zum Baue des für die Kaiserstadt so wohlthätigen Wiener Neustädter-Canals und führte diesen Plan zum größten Theile auch selbst aus. M. war im Fache des Genie- und Bauwesens auch schriftstellerisch thätig gewesen und sind von ihm folgende Werke selbstständig im Drucke erschienen: „Memoires sur la théorie des machines à feu“ (St Petersburg 1784, 4°.), Johann Albert Euler, Secretär der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften war durch diese und andere Aufsätze auf den wissenschaftlich gebildeten Officier der zu jener Zeit Hauptmann und Professor der Militär-Architectur in der Ingenieur-Akademie war, aufmerksam geworden, diese Arbeit erhielt den Preis der Akademie und M. wurde im Jahre 1788 unter die correspondirenden Mitglieder derselben aufgenommen; – „Nouvelle méthode de traiter la méchanique“ (Wien 1800, Trattner, gr. 8°.); – „Anleitung zum Entwurf und zur Ausführung schiffbarer Canäle. Mit Plänen“ (Pesth 1817, Hartleben, gr. 8°.); – „Mechanik der Gewölbe in ihrem ganzen Umfange behandelt, begreifend die Brückenbogen und einfachen Gewölbe jeder üblichen Gestalt, aus Stein und Ziegeln sowohl als aus Gusseisen u. s. w. Mit neun Plänen“ (Pesth 1817, Hartleben, gr. 8°.); – „Sammlung von Versuchen über die Eigenschaft und Zubereitung verschiedener Cemente und Cementmörtel. Mit einem Kupfer“ (2. Auflage 1820, Hartleben, gr. 8°.). Mehrere andere Arbeiten wie „Bemerkung über Carnot’s Befestigungskunst“, – „Mémoires sur la poussée des voutes“ u. dgl. m. sind in Akademie-Schriften abgedruckt, oder im Nachlasse gefunden worden. Letztere Arbeit hatte er der königl. böhmischen Akademie der Wissenschaften zugeschickt und wurde ihre Aufnahme in die Abhandlungen dieser Gesellschaft beschlossen, jedoch ist ihr Abdruck nicht erfolgt. Die Akademie aber hatte M. im Jahre 1804 unter ihre auswärtigen Mitglieder aufgenommen. Noch sei bemerkt, daß M. die Auszeichnung zu Theil ward, mehreren Erzherzogen Unterricht aus kriegswissenschaftlichen Gegenständen zu ertheilen. M. starb im Alter von 76 Jahren, nachdem er in zwei Staaten zusammen 60 Jahre gedient hatte.

Ritter von Rittersberg (J.), Biographien der ausgezeichnetesten verstorbenen und lebenden Feldherren der k. k. österreichischen Armee (Prag 1828, 8°.) S. 355. – Abhandlungen der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften (Prag, 8°.) Bd. III, S. 54 u. f. – Porträt. Unterschrift: Sebast. v. Maillard K. K. General-Feldmarschall-Lieutenant. F. Schier lith. Gedr. bei A. Machek (Prag, 8°. u. 4°. ). –