BLKÖ:Scholz, Maximilian
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 31 (1876), ab Seite: 210. (Quelle) | |||
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De Luca berichtet, den Grund zu dem regelmäßigen Schauspiele legte und das Extemporiren von der Bühne gänzlich verbannte. Im Jahre 1774 begab er sich nach Prag zur Brunian’schen Gesellschaft, und daselbst war es, wo er sich mit Fräulein Tilly [siehe S. 211, im Texte] vermälte. Nachdem sich die Brunian’sche Gesellschaft in Prag aufgelöst hatte, folgte Scholz einem Rufe nach Wien, wo er mit seiner Frau einige Gastrollen gab; 1782 spielte er bei der Döbbelin’schen Gesellschaft in Berlin, wo er im genannten Jahre in Babo’s „Otto von Wittelsbach“ in der Titelrolle, am 1. Jänner 1783 in Schiller’s „ Räubern“ als Karl Moor große Triumphe feierte. Von Berlin erhielt S. ein Engagement nach St. Petersburg, dann findet man ihn in den Jahren 1788 und 1789 bei der Wäser’schen Gesellschaft, welche in den größeren Städten Schlesiens spielte, worauf er 1790 bei dem Breslauer Stadttheater eine bleibende Anstellung fand. Mitte Mai 1810 beging S. sein fünfzigstes Künstlerjahr im Kreise seiner Collegen in festlicher Weise. Bis 1820 war S. als Schauspieler und Regisseur für die Breslauer Bühne thätig gewesen. Am 17. August 1821 betrat er zum letzten Male die Bühne und zog sich mit einer Pension von 400 Rthlrn. ins Privatleben zurück. Nach dem 1797 erfolgten Tode seiner ersten Gemalin heirathete er im Jahre 1800 zum zweiten [211] Male die am Breslauer Theater engagirte Schauspielerin Fräulein Zindar, und als diese im Jahre 1824 am Königstädtischen Theater in Berlin engagirt wurde, begab er sich mit derselben dahin und verbrachte daselbst, von der Kunstwelt vergessen, den Rest seines Lebens. Neunzigjährig, starb er im Dorfe Pankow nächst Berlin. S. spielte im Lust-, Schau- und Trauerspiele. In Chevaliers, Marquis, Männern aus der feinen Welt, Deutsch-Franzosen bildete er wahre Typen der Kunst. In Hamburg nannte man ihn neben Brockmann und Schröder. Wie ihn Küffner als „Hanswurst“, so stach ihn Johann Rosenberg als „Otto von Wittelsbach“ in der Scene, als Ritter Reuß ihm den Brief des Kaisers vorliest. Auch als Lustspieldichter war S. mit einigen kleinen Arbeiten nicht unglücklich, so gefielen seine Stücke: „Die beiden Hüte“ und „Die beiden Fächer“, welch letzteres im Jahre 1778 im Drucke erschien, wie noch einige andere, deren Titeln nicht bekannt sind. Ferner schrieb er dramaturgische Aufsätze in Journalen. In seinem Nachlasse fand sich ein Stammbuch, in welchem Blätter von Iffland, Fleck, J. J. Engel, Unzelmann, Ramler, A. L. Karschin u. A. mit den Genius Scholzens ehrenden Sprüchen und Aphorismen enthalten waren. – Seine erste Gemalin war, wie schon bemerkt wurde, ein Fräulein Tilly, De Luca nennt sie Edmunda und läßt sie am 24. October 1753 in Prag geboren sein. Sie war Schauspielerkind und betrat frühzeitig die Bühne. Sie spielte im Jahre 1767 in Mannheim, 1769 in Wetzlar, 1772 in Linz, wo sie ihren nachmaligen Gatten Maximilian Scholz kennen lernte, den sie, als sie im Jahre 1774 zum Prager Theater kam, heirathete. Zeitgenossen nennen sie eine bedeutende Künstlerin. Im Jahre 1797 starb sie im Alter von erst 44 Jahren. Nach Weidmann’s Biographie des Komikers Wenzel Scholz (S. 5) wäre Edmunda Tilly die Mutter von Wenzel Scholz. Das aber stimmt mit Kaiser’s nach Wenzel’s Scholz eigenhändigen Aufzeichnungen, in dessen Biographie mitgetheilten Angaben nicht zusammen, denn Edmunda Tilly’s Gatte ist der obige Maximilian Scholz, der im Jahre 1834 in Pankow bei Berlin neunzigjährig starb. Des Wenzel Scholz Vater heißt aber nach Kaiser nicht Maximilian, sondern Leopold, und ist nicht in Pankow 1834, sondern zu Wien als Regisseur des Theaters an der Wien am 16. Februar 1826 im Hause zum rothen Hahn in der Kothgasse auf der Laimgrube gestorben. Ferner ist Wenzel Scholz, wie bekannt, in Innsbruck geboren, und zwar am 28. März 1787, wo der Gouverneur von Tirol, Graf von Sauer, sein Taufpathe war. Daß Maximilian Scholz mit seiner Gattin Edmunda Tilly im genannten Jahre in Innsbruck gewesen, findet sich nirgends aufgezeichnet. Wohl aber möchten oder konnten Maximilian und Leopold S. Brüder oder nahe Verwandte sein; denn die Wiener „Vorstadt-Zeitung“ 1864, Nr. 238, berichtet von einer armen Schauspielerin Clara Scholz, welche sie eine „Nichte des unvergeßlichen Wenzel’s Scholz nennt, wonach diese also die Tochter eines Bruders von Wenzel Scholz sein muß. Clara Scholz fand damals in ihrer Noth bei Josephine Gallmeyer die liebevollste Unterstützung. Alle obigen und noch andere abweichende Angaben in den Biographien von Wenzel Scholz und in jenen seiner Eltern, wie sie von De [212] Luca, Kaiser, Weidmann und Anderen gebracht werden, in Einklang zu bringen oder richtig zu stellen, ist ohne authentische Documente nicht möglich. Doch schien es mir hier am Platze, davon Erwähnung zu thun.
Scholz, Maximilian (Schauspieler, geb. zu Prag 23. Juni 1744, gest. zu Pankow bei Berlin 2. September 1834). Maximilian’s Vater war ein preußischer Edelmann und hieß Wenzel von Plümeke. Was die Ursache seiner zu Beginn des 18. Jahrhunderts erfolgten Uebersiedelung nach Böhmen war, wo er zu Prag unter dem Namen Scholz seinen bleibenden Aufenthalt nahm, ist nicht bekannt. Der Sohn Max erhielt, da ihn der Vater für einen einfachen Schreiberdienst bestimmt hatte, nur eine oberflächliche Erziehung, was des Knaben strebendem Geiste nicht zusagte, daher dieser heimlich die Eltern verließ und bei der Kurz’schen Theater-Gesellschaft sich anwerben ließ. 1760, damals 16 Jahre alt, debütirte S. bei der Kurz’schen Gesellschaft in Prag, bei welcher er durch zwölf Jahre blieb. Sein erstes Auftreten fällt noch in die Zeit der sogenannten „extemporirten Stücke“, in welchen Scholz die Rolle des „Hanswurst“ mit solchem Erfolge spielte, daß ihn der Kupferstecher Küffner in Nürnberg in diesem Costume in Kupfer stach. Von Prag ging S. 1772 nach Linz, wo er, wie- (De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, v. Trattnern, 8°.) I. Bd. 2. St. S. 385 [nennt ihn Franz Scholz]. – Gallerie von teutschen Schauspielern und Schauspielerinen der älteren und neueren Zeit (Wien 1783, Ign. Nep. Edl. v. Epheu, 8°.) S. 204–209 [über Maximilian Scholz und seine Frau]. – Der Freimüthige [Berliner Conversationsblatt], von Willibald Alexis, vom 1. August 1834: „Maximilian Scholz“, von Wilhelm Albrecht. – Porträte. Außer den in der Biographie erwähnten Costumebildern sind erschienen: 1) Unterschrift: Maximilian Scholz | Regisseur des Breslauer Theaters | geb. zu Prag d. 23. Juni 1744 | gest. zu Pankow bei Berlin d. 2. Sept. 1834. Unter dem Porträt-Medaillon: fec. Leopold Bartsch. Lith. Anst. v. J. Storch (8°.); – 2) A. Thilo sc. 1799; – 3) sein Bildniß mit biographischen Notizen in Breslau bei Schall 1800.