BLKÖ:Wratislaw von Mitrowicz, Eugen Graf
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Wrany, Eugen |
Nächster>>>
Wratislaw-Mitrowicz, die Grafen, Genealogie | ||
Band: 58 (1889), ab Seite: 149. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
Eugen Wratislaw von Mitrowitz in der Wikipedia | |||
Eugen Wratislaw von Mitrowitz in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 1033280046, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
Ferdinand Grafen Wartensleben [Bd. LIII, S. 106] auf sich, der ihn auch 1805 mit gleichzeitiger Beförderung zum Oberlieutenant in sein Regiment nahm. In diesem legte er im Treffen bei Günzburg, wo ihm ein Pferd unter dem Leibe getödtet wurde, die Feuerprobe ab. Als dann sein Regiment mit der Division Jellačić ’s in Vorarlberg von der Armee abgeschnitten war und sein Oberst Graf Wartensleben sich mitten durch die feindlichen Heeresmassen mit dem Säbel Bahn brach, wohnte auch Graf Wratislaw dem verwegenen Zuge bei. Im Jahre 1809 vom Erzherzog Karl zum Rittmeister im 3. Uhlanen-Regimente ernannt, bewährte er bei Landshut und Siegburg seine Mannhaftigkeit und Geistesgegenwart, erhielt daher von seinem Brigadier, dem damaligen Generalmajor Grafen Radetzky, den schwierigen Auftrag, mit einem Streifcorps die Verbindung mit der Hauptarmee aufzusuchen, wurde aber, als er in der Eigenschaft eines Parlamentärs im französischen Hauptquartiere erschien, hier zurückgehalten, nach der [150] Schlacht von Aspern zum Kriegsgefangenen erklärt und sollte nach Frankreich abgeführt werden. Doch in Sieghartskirchen fand er Gelegenheit, sich zu ranzioniren, und nahm bereits wieder Theil an der Schlacht bei Wagram, wo er durch einen improvisirten Angriff das 5. Wiener Freiwilligen-Bataillon der Gefahr der Gefangenschaft entriß, selbst aber nur mit Noth dem Tode entging. Ohne sich dann Zeit zu lassen, seine Wunden zu pflegen, führte er noch auf dem Rückzuge, bei Schöngrabern, eine glänzende Attaque aus. Nach dem Wiener Frieden veranlaßten ihn Familienverhältnisse, seine Charge zu quittiren; aber bei Ausbruch des neuen Kampfes griff er wieder zu den Waffen, und das Jahr 1813 fand ihn abermals bei seinem Regimente. Mit gewohnter Tapferkeit focht er bei Leipzig, wurde im December zum Major bei Erzherzog Ferdinand-Huszaren befördert und erhielt das Commando einer Division, an deren Spitze er allen Affairen des Feldzuges 1814 beiwohnte, besonders bei Fère-Champenoise sich Lorbern sammelte und nach Beendigung des Kampfes eine erbeutete vollständige Batterie und 1200 Gefangene übergab. Nach dem zweiten Pariser Frieden wurde er zum Oberstlieutenant und im März 1816 in dieser Charge zum Commandanten des neuerrichteten 4. Uhlanen-Regimentes ernannt, das er in kurzer Zeit trefflich organisirte; im Jänner 1820 rückte er zum Obersten vor. 1830 erhielt er den Rang eines Generalmajors, stand einige Zeit als Brigadier in Italien, wurde 1835 dem Hofkriegsrathe zugetheilt, zum Feldmarschall-Lieutenant und zweiten Inhaber des ersten Kürassier-Regimentes und nach dem Tode des Feldmarschall-Lieutenants Grafen Clam Martinitz 1840 zum Generaladjutanten Seiner Majestät des Kaisers Ferdinand ernannt. In demselben Jahre erlangte er auch die Würde eines k. k. wirklichen geheimen Rathes. Im März 1848 übernahm er das Commando des 1. Armeecorps in Italien, concentrirte nach dem Gefechte bei Goito am 8. April sogleich seine Truppen, erstürmte Santa Lucia, dann Curtatone und Montanaro, wo er 2000 Gefangene machte, hielt in dem zweiten Gefechte bei Goito, am 30. Mai der feindlichen Uebermacht Stand und kämpfte ruhmvoll bei Vicenza, wo er, da das Terrain das Reiten erschwerte, die letzten Gefechtsstadien zu Fuß im ununterbrochenen Kugelregen mitmachte. In der Zeit der Gefechte von Sona und Sommacampagna bis zur Einnahme der Stadt Mailand that sich Graf Wratislaw durch eine Reihenfolge glänzender Waffenthaten hervor; der Bericht des Feldmarschalls Grafen Radetzky führte ihn obenan unter denjenigen auf, welche sich der „großen Erkenntlichkeit“ des Monarchen und des Vaterlandes würdig gemacht, und das Ordenscapitel sprach ihm im November 1848 das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens zu, an welches das Großkreuz des Leopoldordens sich anschloß. Im März 1849 zum General der Cavallerie befördert, zeichnete sich Graf Wratislaw an der Spitze seines Armeecorps in den Gefechten bei Borgo, San Siro, Gambolo und Vigevano aus, welche der Entscheidungsschlacht von Novara vorausgingen; an letzterer theilzunehmen sah er sich durch eine Abänderung der Marschrichtung verhindert. Bei der neuen Heeresorganisation, welche nach wiederhergestelltem Frieden eintrat, wurde er zum Commandanten der 1. Armee mit dem Hauptquartier in Wien ernannt, bis im September 1854 seine Erhebung zu [151] der höchsten militärischen Würde, der eines Feldmarschalls, und gleichzeitig seine Ernennung zum Hauptmann der Arcieren-Leibgarde erfolgte, nachdem er zwei Jahre früher mit dem Ritterkreuze des goldenen Vließes geschmückt worden war. Durch das ah. Handschreiben vom 18. April erhielt er die erbliche Reichsrathswürde; im folgenden Jahre ward er zum Kanzler des Militär-Maria Theresien-Ordens ernannt und mit ah. Handschreiben vom 6. Juli 1866 ihm die Stellvertretung des Obersten der k. k. Garden übergeben. Bei jedem Wendepunkte seines Lebens begegnete Graf Wratislaw der immer gleichen Huld seines Kaisers und Herrn. Als er am 4. August 1854 sein fünfzigstes Dienstjahr feierte, versicherte ihn Seine Majestät der „dankbarsten Anerkennung“, und als ein Decennium später sich seine sechzigjährige Dienstdauer erfüllte, erneuerte der Monarch diese Anerkennung durch ein ah. Handschreiben vom 31. Juli 1864, welches aussprach, daß der Feldmarschall während einer so selten langen Zeit „mit treuester Aufopferung und ausgezeichnetster Tapferkeit“ sowohl den erlauchten Vorfahren Seiner Majestät des Kaisers, als auch Allerhöchstdiesem selbst gedient habe. Zugleich verlieh ihm der Monarch „als Zeichen aufrichtiger Zuneigung“ das Großkreuz des St. Stephansordens und beehrte den gefeierten Veteranen mit einem Besuche. Die seltene Kraft, mit welcher die Natur ihn ausgestattet, blieb dem greisen Helden treu, und die Last der Jahre übte bei ihm kaum einen merklichen Druck. Seine Erscheinung war eine ritterlich imponirende, der ungefälschte Abdruck seines Innern. In seiner athletischen Gestalt, wie in Blick und Haltung sprachen sich die Energie seines Wesens, zugleich aber Biederkeit, Wohlwollen und Leutseligkeit als hervorstechende Eigenschaften seines Charakters aus. Noch im Mai 1863 nannte er bei einem gegebenen Anlasse sich in einem Rundschreiben mit berechtigtem Selbstgefühle den „ältesten Veteran der activen Armee“. Der Graf ist 81 Jahre alt geworden. Er war unvermält geblieben. Der Tod eines seiner vielen alten Diener, welcher bei ihm seit 58 Jahren im Dienste gestanden, alle Feldzüge mit ihm mitgemacht und eben acht Tage vor ihm starb, ging dem Greise sehr nahe und übte den nachtheiligsten Einfluß auf den Verlauf dessen anfangs kaum bedenklicher Krankheit aus, so daß dadurch muthmaßlich der Tod des Helden herbeigeführt wurde. Durch kluges und energisches Gebahren hob der Graf mächtig seinen Besitz, welchen er in einem ziemlich ungünstigen Zustande übernommen hatte, und brachte sein Vermögen trotz mannigfacher und unerwarteter Schläge des Schicksals auf eine solche Höhe, daß man es bei seinem Hinscheiden mit Inbegriff der großen und einträglichen Besitzungen im Ganzen auf 3,750.000 fl. bewerthete. Man fand drei Testamente aus verschiedenen Zeiten vor, was zu einem Erbschaftsstreite Veranlassung gab. Des Grafen Eugen jüngste Schwester Maria Apollonia war mit dem berühmten k. k. Reitergeneral und Maria Theresien-Ritter Karl Freiherrn von Scheibler [Band XXIX, S. 163] vermält. Aus dieser Ehe stammten drei Töchter: Eleonore (geb. 1812) vermälte Karl Marchese Saibante; Maria Theresia (geb. 1814) vermälte Franz Xaver Graf Auersperg, und Helene (geb. 1820). Sämmtliche Töchter seiner Schwester hatte der Graf mit bedeutenden Legaten bedacht, zur Universalerbin aber die [152] jüngste, Helene, ernannt, welche unvermält geblieben. Ein dem Grafen gewidmeter Nachruf bemerkt über ihn: daß er ein Edelmann im wahrsten Sinne des Wortes war, der nie den Geist der Zeit verkannte, über Standesvorurtheile erhaben war und mit einer seltenen Energie seines Wesens Biederkeit, Wohlwollen und Leutseligkeit verband. Seine Lieblingsneigungen vereinigten sich in seinem Marstall, der die edelsten Thiere besaß und selbst außer den Grenzen der Monarchie bekannt war, und in seinem Garten zu Wischopol, für den er die bedeutendsten Auslagen nicht scheute.
Wratislaw von Mitrowicz, Eugen Graf (k. k. Feldmarschall, Ritter des goldenen Vließes und des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Wischopol bei Kost in Böhmen 8. Juli 1786, gest. in Wien 14. Februar 1867). Von dem von Franz Wenzel gestifteten bereits erloschenen Aste der II. Haupt- (1. älteren Special-) Linie. Der älteste Sohn des Grafen Anton Wenzel aus dessen Ehe mit Eleonore Gräfin Wrbna von Freudenthal, genoß er im elterlichen Hause eine sorgfältige Erziehung und trat, seiner von Jugend an genährten Neigung für den Reiterdienst folgend, im Alter von 18 Jahren, am 1. August 1804, als Lieutenant bei Merveldt-Uhlanen in die kaiserliche Armee. Daselbst lenkte er als ebenso gewandter wie verwegener Reiter – wie er denn überhaupt die Reitkunst zeitlebens mit großer Vorliebe pflegte – die Aufmerksamkeit des damaligen Obersten von Blankenstein-Huszaren- Strack (Jos.). Die Generale der österreichischen Armee. Nach k. k. Feldacten und anderen gedruckten Quellen (Wien 1850, Koch und Sohn, 12°.) S. 188–203: „Biographie“. – Neues Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1867, Nr. 47: „Nekrolog“. – Der Kamerad (Wiener milit. Blatt) 1867, Nr. 15 und 17, S. 146: „Feldmarschall Graf Wratislaw“. – Hoffinger (Joh. Ritter von). Österreichische Ehrenhalle. Bd. V, 1867, (Separatabdruck aus dem Volks- und Wirthschafts-Kalender. Verlag von Aug. Prandel, Jahrg. 1868) (Wien, Seidel, gr. 8°.) S. 46. – Das Vaterland (Wiener polit. Blatt) 1867, Nr. 46, im Feuilleton: „Nekrolog“. – Hirtenfeld (J.). Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1856, Staatsdruckerei, kl. 4°.) Bd. II, S. 1517–1522. – Thürheim (Andreas Graf). Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1862–1863, Geitler, gr. 8°.) Bd. I: „Die Kürassiere und Dragoner“ S. 66; Bd. II: „Die Huszaren“. S. 150; Bd. III: „Die Uhlanen“. S. 84, 85, 87, 101, 113. – Derselbe. Licht- und Schattenbilder aus dem Soldatenleben und aus der Gesellschaft. Tagebuchfragmente und Rückblicke eines ehemaligen Militärs (Prag 1876, Dominicus, 8°.) S. 235–249. – Bohemia (Prager polit. und belletr. Blatt, 4°.) 1864, Nr. 186, in der Rubrik „Mosaik“. – Der österreichische Staatsrath (1760–1848). Eine geschichtliche Studie... Von Dr. Karl Freiherrn von Hock aus dessen literarischem Nachlaß fortgesetzt und vollendet von Dr. Herm. Ign. Biedermann (Wien 1879, Braumüller, gr. 8°.) S. 686. – Neue Freie Presse, 1867, Nr. 887, in der „Kleinen Chronik“: „Leichenbegängniß“. – Dieselbe. 1867, Nr. 908-. „Aus dem Gerichtssaale. Die Testamente des Grafen Eugen Wratislaw“. [Es fanden sich drei Testamente vor. Das erste datirt vom 8. September 1850 mit einem Codicill ohne Datum; das zweite vom 1. Februar 1861 mit Codicillen ddo. Wien 31. Jänner 1864, 22. December 1864 und Ofen 19. Juli 1866, alle mit der Unterschrift des Grafen; das dritte Testament ist undatirt, von dem Grafen nicht unterschrieben, wohl aber mit der Unterschrift der darin als Universalerbin eingesetzten Nichte des Verstorbenen Helene Freiin von Scheibler versehen. – Fremden-Blatt von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1867, Nr. 45: „Todesnachricht“; Nr. 48: „Leichenbegängniß“. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1867, Nr. 69: „Die Testamente des Feldmarschalls Wratislaw“.
- Porträts. 1) Unterschrift: „Eugen Graf Wratislaw, | k. k. General der Cavallerie“. Karl Mayer sc. (32°.), auch im „Genealogischen Taschenbuch der gräflichen Häuser.“ – 2) Lithographien von Kriehuber, für den Verlag von Neumann und von Paterno in Wien (Fol.). – 3) Prächtiger Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen in der J. J. Weber’schen „Illustrirten Zeitung“ Bd. XXI, 29. October 1853, Nr. 539.