Zum Inhalt springen

Beschreibung des Oberamts Backnang/Kapitel B 6

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Kapitel B 5 Beschreibung des Oberamts Backnang Kapitel B 7 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Ebersberg, mit Ebersberg, Schloß,

Gemeinde III. Kl. mit 296 Einw., wor. 22 Ev. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Lippoldsweiler[ws 1] eingepfarrt. 2 Stunden östlich von der Oberamtsstadt.

Um den Fuß des schön und schlank aus der hohen, vielgehügelten Terrasse des Welzheimer Waldes frei heraustretenden Ebersberges liegt das Dorf gleichen Namens, ziemlich zerstreut und mit seinen einfachen Bauernhäusern weit am Berg hinangebaut. Die ganze Hochebene, sowie der Burgberg selbst, bieten schöne und sehr weite Aussichten über das rings hin offene, reichgegliederte Land, das gegen das Süden von der fernen Albkette reizend begrenzt wird.

Das schöne, zweistockige, 1849 erbaute Schul- und Rathhaus hat eine herrliche Lage auf einem Bergvorsprunge und gewährt eine prächtige Aussicht, es enthält neben einem Lehrzimmer und den Gemeinderathsgelassen die Wohnung des Schulmeisters.

Die Kirche, sowie die Wohnung des Pfarrers, befindet sich auf dem Schlosse.

Ein zum Theil noch gepflasterter Burgsteig führt zu der einstigen Stammburg der Herren von Ebersberg hinauf; sie liegt malerisch auf der westlichen Stirne des durch zwei Gräben vom übrigen Höhenzug abgetrennten Ausläufers, ist weithin in der Gegend sichtbar und eine stolze Zierde derselben. Hohe Bäume wachsen im Graben und aus den Mauern empor. Wie man sich von Osten her auf dem gegen die Burg hin immer mehr ansteigenden, sehr schmalen Rücken nähert, gelangt man über die beiden Gräben, der zweite noch bedeutend tief, vor das zum Theil noch alte Thor, an dessen südlicher Seite ein halbrundes Thürmchen, gegen Norden aber der den Eingang schirmende mächtige, aus großen Buckelsteinen trefflich gefugte runde Bergfried noch 50′ hoch sich erhebt. Rings um das Schloß gehen noch die starken und hohen Umfassungsmauern, die samt dem runden Thurm, dessen altes verwittertes Haupt jetzt Tannen und Birken freundlich bedecken, noch aus romanischer Zeit stammen. An der Südseite der Mauer tritt ein viereckiger mit Schießscharten versehener Thurm hervor. Durch das Thor gelangt man in den ziemlich | geräumigen Schloßhof, der im Norden und Westen von dem aus zwei Flügeln bestehenden Schloß begrenzt wird, ein nach einem Brande im Jahre 1718 großentheils neuerbautes stattliches Gebäude mit einem Portal am Südflügel, an dem das Wappen des Klosters Schönthal angebracht ist; im Innern mit hübschen Räumlichkeiten, die jetzt vom Pfarrer bewohnt werden, und mit einer dem Erzengel Michael geweihten großen Kapelle, worin der Gottesdienst der Gemeinde gehalten wird, und welche die Rechte einer Pfarrkirche besitzt. Die schön ausgeschmückte Kapelle hat eine gerade verzierte Stuckdecke, einen Altar im Rococostil, und besitzt eine Pieta und eine Madonna mit dem Kind aus alter Zeit.

Unten an der Ostseite des Wohnhauses ist ein großer Stein mit vier Wappenschildern eingemauert, die von zwei Knappen gehalten werden; von den Wappen lassen sich noch erkennen das der Herrn von Weiler, von Vellberg und von Tachenhausen. Der Stein, in schönem gothischem Stil gehalten, war wohl früher über dem Thor angebracht. Östlich von der Burg liegt auf dem Bergrücken das Meßnerhaus und der Friedhof.

Minder gutes, etwas gipshaltiges Trinkwasser liefern der Gemeinde 3 Pumpbrunnen; in trockenen Jahrgängen tritt Wassermangel ein, das Wasser wird dann von dem nahegelegenen Lippoldsweiler bezogen. Quellen sind keine auf der Markung, an ihrer nördlichen Grenze fließt der Glaitenbach hin.

Eine Vicinalstraße geht von hier nach Waldenweiler.

Die Einwohner sind zumeist ein sehr gesunder Menschenschlag, doch finden sich darunter, jedoch viel weniger als früher, immer noch einige Kretinen, Kropfige, Taubstumme und Übelhörige. Unter den Krankheiten sind Entzündungskrankheiten am häufigsten; über 80 Jahre zählen gegenwärtig 3 Ortsangehörige.

Die Haupterwerbsquellen bestehen in Obstbau, Weinbau und Handwerken, unter letzteren herrschen Maurer und Zimmerleute vor, die sämtlich auswärts arbeiten. Auf Bestellung wird Wolle und Seide versponnen. Ein Kramladen und eine Schildwirthschaft besteht.

In Vergleichung mit den anderen Orten des Weissachthales ist Ebersberg der unbemittelste; die vermöglichsten Bürger besitzen 10–12 Morgen Feld und Weinberg, der Mittelmann 2–3, die ärmere Klasse 1/2–1 Morgen. Auf angrenzenden Markungen haben hiesige Bürger 10–12 Morgen.

Die auf der Markung gelegene Staats-Domäne Schloß Ebersberg umfaßt 272 Morgen, darunter 70 Morgen Acker, 32 Morgen Wiesen und 168 Morgen Wald; die Güter sind im einzelnen an mehrere Ortsbürger verpachtet.

Die kleine Markung bildet einen langgedehnten Bergvorsprung, von dem nur der schmale Rücken eben ist.

| Der mittelfruchtbare Boden besteht, so weit er für den Ackerbau benützt wird, größtentheils aus den Zersetzungen des Stubensandsteins, während man den Weinbau hauptsächlich auf den Keupermergeln

treibt. Im Stubensandstein sind 4 Brüche angelegt.

Das Klima ist ziemlich mild und schädliche Frühlingsfröste kommen selten vor, dagegen wird die Gegend von starken Winden und Hagelschlag häufig heimgesucht.

Von den Getreidefrüchten werden vorherrschend Einkorn, Weizen, Roggen und Haber gebaut, weniger Dinkel und selten Gerste. Einkorn geräth besonders gut; überdieß pflegt man Kartoffeln und Futterkräuter, namentlich viel Luzerne.

Die Einwohner sind genöthigt, 12/3 ihrer Lebensbedürfnisse von außen zu beziehen.

Der Wiesenbau ist nicht besonders ausgedehnt, liefert aber ein gutes Futter. Die Wiesen sind zweimähdig und werden nicht bewässert.

Der Weinbau dagegen ist bedeutend; auf einen Morgen kommen 1600 Stöcke, die unbezogen bleiben; man pflanzt hauptsächlich Silvaner und Drollinger. Die sogenannte mittlere Lage ist die beste und der höchste Ertrag eines Morgens beträgt 10 Eimer. Der Wein, der zu den besten des Bezirks gehört, wird bei sorgfältiger und rationeller Behandlung von ausgezeichneter Güte; die von Apotheker Fr. Esenwein in Backnang eingesandten Proben wurden auf der Weltausstellung in Paris 1867 prämiirt. Der ganze jährliche Weinertrag wird nach außen, besonders in die Gegenden von Gmünd, Welzheim, Winnenden, Backnang und Rottenburg abgesetzt. Die Preise eines Eimers bewegten sich in den letzten 12 Jahre von 18–90 fl., etwa durchschnittlich um 5 fl. höher als in Lippoldsweiler.

Der Obstbau ist sehr beträchtlich und im Zunehmen begriffen; sowohl Kern- als Steinobst geräth sehr gut; man pflegt hauptsächlich Luiken, Goldreinetten, Goldparmäne, Fleiner, Bratbirnen, Palmischbirnen, Knausbirnen, Grunbirnen, Zwetschgen und Nüsse. In günstigen Jahren kommen etwa 2000 Simri nach außen zum Verkauf.

Sehr gute, aber nicht ausgedehnte Stoppelweiden bestehen und werden von Schafen befahren; die Pachtsumme trägt jährlich der Gemeindekasse 86 fl., die Pferchnutzung 20–25 fl. ein.

Die Viehzucht (Allgäuer Race) ist im Vergleich mit andern Orten mittelmäßig; gegen eine Entschädigung von 5 fl. wird der in Hohnweiler stehende Zuchtstier benützt. Der Mangel an Wiesen steht einer vollkommeneren Viehzucht im Wege.

Auf der Markung läßt ein fremder Schäfer den Winter über 140 Bastardschafe laufen.

Mehrere Stiftungen sind vorhanden: eine Kirchenstiftung aus früherer Zeit von unbekanntem Stifter, ferner in jüngster Zeit Stiftungen | von Freiherr Theodor von Sturmfeder und von zwei Ortsbewohnern, dann stiftete am 31. December 1866 Schulinspektor Weiß, jetzt Pfarrer in Brenz, 300 fl. zum Kirchen-, 300 fl. zum Schul- und 300 fl. zum Armenfonds. Die Stiftungen zusammen betragen nun 2000 fl., deren Zinsen theils zum Kultusaufwand, theils zur Abhaltung von Jahrtagen für Verstorbene, theils zu Armenspenden verwandt werden.

Auf dem sogen. Kirchenbusch, einem südlichen Vorsprung des Schloßbergs, soll eine Kirche gestanden sein.

Von Ebersberg nannte sich ein schon im 15. Jahrhunderte ausgestorbenes Adelsgeschlecht. Die ersten Glieder desselben kommen als Zeugen in Urkunden vor, nemlich Typoldus et Dipoldus de Euersberch in einer Urkunde K. Heinrichs VI. für Kloster Lorch vom 20. Juni 1193 (Wirt. Urkb. 2, 295)[1]; Sibotho von Ebersberg und sein Sohn Burkhard, Chorherr zu Würzburg, ferner Walther von Ebersberg, „miles“, im Jahr 1230 in einer Urkunde des Grafen Berthold von Beilstein für das Stift Backnang neben Herren von Ilsfeld, Lichtenberg, Reichenberg[2] (Gabelk. und Sattler hist. Beschr. 1, 137), Burkhard auch den 7. April 1236 (Wirt. Urkb. 3, 376 und 377) und den 6. Februar 1254 (Guden. Cod. dipl. 3, 679); den 1. Juli 1251 erscheint ein filius nobilis viri Friderici de E. als Bürge des Grafen Ulrich von Württemberg (W. Jahrb.1830, 156). Häufiger kommt vor Albrecht von Ebersberg in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Er war einer der adelichen Herren, gegen welche Pabst Innocenz XXI. den 13. April 1277 eine Untersuchung anstellen ließ wegen Beschädigung des Klosters Lorch (vgl. de Normann Observ. ad rescriptum commissoriale Johannis XXI. d. d. 18. Apr. 1277. 62 ff.). Derselbe siegelte den 25. April 1269 den Vertrag der Grafen Gottfried von Löwenstein und Hartmann von Grüningen mit Elisabeth Bertholds von Blankenstein Wittwe (St.-A.) und war den 33. Oktober 1289 Schiedsmann zwischen K. Rudolf und Graf Eberhard dem Erlauchten von Württemberg (Sattler Grafen 1, Beil. 11.). Gewaltthaten gegen geistliche Herren wollte er wie es scheint später durch Vergabungen an solche wieder gut machen, so überließ er den 29. Juni 1282 dem Stift Backnang | den kleinen Zehenten zu Bittenfeld (Gabelk.), den 22. Januar 1284 dem Kl. Adelberg Zehenten zu Mannenweiler und Ebni (Normann a. a. O.), 1286 dem Kl. Lichtenstern den bisher von demselben als Lehen besessenen Wald Berenloch (Gabelk.), den 10. August 1293 mit Einwilligung seiner Gattin Irmentrude dem Deutschordenshaus zu Heilbronn das Dorf „Sweikheim“ (= Sontheim? s. O.-A.-Beschr. Heilbronn 331). Sowohl dieser Albrecht als ein Otto nobilis de E. verzichteten i. J. 1278 auf Ansprüche an die Vogtei über Güter im Nibelgau, insbesondere in Aichstrut und Schadburg, zu Gunsten des Kl. Lorch (Crusius pars 3, 146). Otto wird auch bei der Verpfändung eines Theiles von Hohenstaufen durch Walther von Limpurg an Ulrich von Rechberg (Prescher Gesch. v. Limpurg 2, 392), Albrechts Brudersohn Wolf 1293 (s. oben) und Wolfram um 1294 (Sattler Grafen 1, 34) genannt. Im 14. Jahrhundert kommt öfters vor Engelhard von E., Unterlandvogt zu Wimpfen, 1310–1331 (Schöpflin Hist. Zar.-Bad. 5, 404); er und sein Sohn Konrad ließen sich 16. März 1321 vom Erzbischof von Mainz als Burgmannen in Buchsheim aufnehmen (Würdtwein Nov. Subs. 3, 87) und gestatteten den 3. Mai 1328 den Herren von Weinsberg ein Öffnungsrecht auf ihrer von Würzburg lehenbaren Burg Herbolzheim unter Neudenau (Hanselmann Dipl. Bew. 2, 303). Ja Engelhard verkaufte den 16. Oktober 1328 selbst die Burg Ebersberg mit allen Zugehörden um 2300 Pfd. Heller an den Grafen Ulrich von Württemberg (St.-A.). Wolf von E. erhielt durch Heirath mit Elisabeth, Anselms von Hailfingen Tochter, den von seinem Schwiegervater innegehabten Antheil an der Burg Entringen mit Zugehörden in benachbarten Orten, verkaufte ihn jedoch i. J. 1332 unter Bürgschaft Walthers von E. um 500 fl. an die Herter von Dußlingen (Crusius pars 3, 227). Walther von E. verkaufte i. J. 1343 mit Zustimmung seiner Kinder Wolf Walther Dietrich und Engeltrud an das Kl. Adelberg Güter in Weißbuch und Necklinsberg (Sattler Topogr.1, 173) und empfing 1344 ein Gut zu Geradstetten (1/4 des Ganzen) von Württemberg zu Lehen (Sattler Gr. 1. Beil. 104). Heinrich von E. kommt 1336 in einer Urkunde Konrads von Weinsberg, Albert von E. Scholastikus in Würzburg, 1342 und 1353 vor (Reg. Boic. 7, 336. 8, 268). Konrad von E. wird wegen seines Lehens Herbolzheim auch in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts öfters genannt, allein den 26. April 1361 verkaufte er mit Zustimmung seiner Gattin Margarethe, seines Sohnes Engelhard und dessen Gattin Anna Kurtzen 3/4 der Burg mit Zugehörden sowie des Kirchensatzes an den Erzbischof von Mainz, behielt nur 1/4 zurück und erhielt von dem Erzbischofe die Genehmigung der von ihm erst vorgenommenen Verleihung des Kirchensatzes an Beringers von Berlichingen Sohn (Reg. Boic. 8, 226. 9, 25. | Würdtwein 7, 329). Um 1360 empfing Walther von E. das von den Grafen von Vaihingen herrührende Lehen Höpfigheim von Württemberg (R.-Arch.-Urk. 1, 11), den 23. März 1362 verkaufte er an Reinhardt von Neuhausen Weingärten bei Stuttgart (St.-A.). Obiges Geradstettener Lehen wurde in der Folge von Dietrich von E. seiner Gattin Anna von Weiler für ihre Morgengabe verschrieben, von Walther von E. eingelöst, allein 1374 an Seifried von Zilnhart verkauft (Gabelk.). Im 15. Jahrhundert kommen nur noch wenige Glieder dieser, den im Bisherigen genannten Güterverkäufen nach zu schließen am Ende etwas verarmten Familie vor. Albert von E. welcher den 27. December 1399 in Gemeinschaft mit Machtolf von Mönsheim Höpfigheim von Württemberg zu Lehen erhielt und es 1405 an letzteren ganz abtrat (Sattler Topogr. 173), starb 1415 so viel bekannt als der letzte seines Geschlechtes (Gabelk.); die Besitzungen Konrads von E., Zehenten zu Ober- und Unter-Dieppach und Güter zu Büselberg, kamen in Folge seines Todes in den Jahren 1412 und 1413 durch seine Tochter Elsbeth und deren Gatten Beringer von Adelsheim ans Kloster Schönthal (St.-A.).[3]

Die Familie führte als Wappen im Schilde einen Eberkopf mit Hauern und aufgesträubten Borsten auf dem Halse, auf dem Schildhelme zwei Hauer.

Über die Gründung der Burg Ebersberg ist nichts bekannt, denn die Angabe von Crusius (pars 2, 81), dieselbe sei von Rudolf von Weissach gegründet worden, welcher auch die Stadt Backnang mit Mauern umgeben, läßt sich nicht erweisen. Sie kam, wie oben erwähnt, i. J. 1328 an Württemberg und erscheint i. J. 1420 als der Herrschaft Württemberg Eigen (Stälin 3, 418). In der Folge wurde ein eigenes Unteramt Ebersberg gebildet, dessen Bestandtheile (s. oben VII, 1) vielleicht theilweise mit der Burg selbst als deren Zugehörden an Württemberg kamen, denn der genannte Kaufpreis ist ein beträchtlicher; das Amt behielt seinen Namen auch als die Burg selbst später in fremde Hände kam. Sie wurde der Familie von Yberg verpfändet, allein Graf Ulrich von Württemberg löste sie wie auch die Stadt Winnenden i. J. 1442 von Hans von Yberg wieder ein und verpfändete beides für die alte Pfandsumme von 12.361 fl. an seine erste Gemahlin Margarethe von Cleve (Steinhofer 2, 847). Den 27. April 1478 belehnten die Grafen Ulrich und Eberhard in Ansehung mannigfaltiger getreuer Dienste den Hofmeister Dieterich von Weiler, Georg von Vellberg und Wolf von Tachenhausen mit Ebersberg samt dem Graben und dem Berg | (Steinhofer 3, 286), woraus Zwistigkeiten zwischen den Belehnten und Graf Ulrichs dritter Gemahlin Margarethe von Savoyen entstanden. Derselben waren nemlich i. J. 1463 die Städte und Ämter Backnang und Winnenden zur Versicherung ihres Widdums eingeräumt worden, unter jenem Amt glaubte sie auch Ebersberg begriffen und protestirte daher gegen diese Abtretung des nutzbaren Eigenthums eines ihr angewiesenen Gutes; durch Vermittlung ihres Sohnes früherer Ehe, des Pfalzgrafen Philipp, brachte sie es dahin, daß die Besitzer zwar den angefangenen Schloßbau vollenden durften, das Gebäude ihr aber zu lebenslänglicher Bewohnung einräumen mußten (Sattler Grafen 3 Forts. 157). Obige Lehensleute nahmen i. J. 1486 mit Einwilligung der Lehensherrschaft in ihre Gemeinschaft und zu Ganerben auf den Konrad Schenk von Winterstetten, Hans Truchseß von Stetten, Ulrich von Flehingen, Gerhart von Thalheim, Otto von Seckendorf und Con von Dürn, allein im J. 1527 vereinigte Wolf von Tachenhausen das ganze Lehen in seiner Person und verglich sich den 28. März 1530 mit dem Stift Backnang, das sämtliche Zehenten vom Lehen bezog und von dem er beanspruchte, daß es ihm wöchentlich eine Messe, desgl. zu gebührender Zeit Predigten auf dem Schloß schuldig sei, dahin, daß er keine weitere Ansprache an dasselbe solle haben, als alle anderen Parochianen, wie dies bisher gewesen. Im Jahr 1531 verkauften seine Erben, Wolf von Tachenhausen der Jüngere und Hans von Massenbach genannt Thalacker als Träger seiner mit Regiswinde von Thalheim erzeugten Kinder das Lehen an Schwigger Thumb von Neuburg, im Jahr 1544 die Vormünder Hans Christoph Thumbs, Diepold Thumbs Sohns, um 2500 fl. an Hans von Frauenberg. Von diesem kam das Schloß mit den Gräben und dem Berg, auch den Gütern am Berg, der Badstube und „den Häusern ob derselben,“ d. h. wohl dem in späterer Zeit allmählig unterhalb der Burg und oberhalb Lippoldsweiler entstandenen Flecken Ebersberg, samt allen Zugehörden, insbesondere der vogteilichen und niedergerichtlichen Obrigkeit in den 50er Jahren an Wilhelm von Massenbach, in dessen Familie es blieb, bis es Valentin von Helmstädt als Gemahl der Helene Marie von Massenbach in deren Namen den 4. Juli 1606 an den Geheimenrath Melchior Jäger von Gärtringen um 6000 fl. verkaufte. Herzog Friederich stellte es demselben den 6. August d. J. als Eigenthum zu, Herzog Johann Friederich überließ ihm den 7. März 1608 die Jagdgerechtigkeit auf groß und klein Wildbrett, verkaufte ihm den 25. Mai d. J. die hohe und malefizische Obrigkeit und befreite den 26. d. M. alle zum Schlosse gehörigen Güter von allen Zehenten. Dem neuen Schloßbesitzer wurden somit sehr weitgehende Rechte eingeräumt, was mit der Zeit zu bedeutenden Verwicklungen führte, da von Seite Württembergs die Territorialhoheit, insbesondere | das jus circa sacra festgehalten und die hohe und malefizische Obrigkeit nur als Kriminaljurisdiktion und Blutbann aufgefaßt, von Seite der Besitzer dagegen Landeshoheit und Immunität geltend zu machen versucht wurde; diese Verwicklungen fanden erst ihr Ende, als das Schloß wieder mit Württemberg völlig vereinigt wurde.

Die Gebrüder Friederich und Georg Jäger verkauften das Schloßgut mit Zugehörungen den 18. Oktober 1649 an den kaiserlichen Kriegskommissär Sigmund Moser um 7200 fl., dieser den 24. August 1654 um 11000 fl. und 300 fl. Leitkauf an Jeremias Vollmar Schenk von Winterstetten, dessen Wittwe Marie Dorothee geb. von Ow den 3. Mal 1694 um 10500 fl. an Johann Heinrich von Ostheim, Dechanten zu Würzburg und Comburg, dessen Bruder und Erbe der churmainzische Rath Joh. Franz Sebastian von Ostheim den 19. Juli 1698 um 12000 fl. an das Kloster Schönthal. Dieses ließ durch zwei Patres das geistliche und das weltliche Amt verwalten und gab dem Weiler Ebersberg eine Gerichts- und Polizei-Ordnung (Reyscher Statutarrechte 135 ff.). Im Jahre 1774 machte nun aber Graf Aug. Christoph von Degenfeld als Mitglied der Reichsritterschaft Kantons Kocher dem Kloster gegenüber ein Losungsrecht geltend, zu dessen Begründung er sich theils darauf berief, daß E. schon lange ein zum Kanton Kocher steuerbares Gut gewesen, theils darauf, daß die Denunciation obigen Kaufvertrages und Preises nicht in der gehörigen Weise erfolgt sei. Wie das Gut in jenes Verhältniß zur Reichsritterschaft gekommen, ist nicht mehr zu ersehen, in den von derselben vorgelegten Matrikeln von 1593 und 1651 wird es jedoch aufgeführt.[4] Da das Kloster die Herausgabe verweigerte, so kam es zu einem Prozesse vor dem Reichshofrathe in Wien. Indessen gab es auch mit Württemberg manche Zwistigkeiten (s. oben), zuletzt längere Kaufsverhandlungen, bis den 25. Februar 1786 der definitive Verkauf erfolgte. Demgemäß erhielt Württemberg das Schloßgut und den Weiler Ebersberg mit allen Zugehörden, hoher und niederer Obrigkeit, Patronatrecht, großer und kleiner Jagd, Einkünften u. s. w. als ein – abgesehen von einigen Steuern zum Kanton Kocher aus bürgerlichen Gütern – ganz freies Eigenthum; hiefür hatte es 40.000 fl. Kaufgeld und 4000 fl. Schlüsselgeld zu zahlen, hatte an dem Zollsurrogat von 200 fl., welches Kl. Schönthal laut Vergleichs vom 19. April 1757 an Württemberg zu zahlen hatte, 100 fl. abzuziehen, den katholischen Gottesdienst fortbestehen zu lassen, den Pfarrer aufzustellen und zu unterhalten, für eine Pfarrwohnung, die bauliche Unterhaltung der Kirche u. s. w. Sorge zu tragen. Der neue Erwerb wurde sofort ein Kammerort. Da | der Rechtsstreit wegen der Auslosung noch nicht zu Ende war, so wurde derselbe jetzt vom Kanton Kocher gegen Württemberg fortgeführt, auch die Kaufsumme bei der Stadt Eßlingen niedergelegt, allein im J. 1794 wurde dieselbe wegen der Kriegsunruhen wieder zurückgezogen und der Proceß scheint von da an überhaupt nicht weiter geführt worden zu sein.

Der allmählig unterhalb des Schlosses entstandene Weiler war ursprünglich ein Filial der Kirche von Unter-Weissach und alle Einwohner daselbst wie zu Lippoldsweiler gehörten lebendig und todt in jene Pfarrei, sowohl in der älteren katholischen als in der späteren evangelischen Zeit, wie denn auch das Stift Backnang, welches den Kirchensatz und das Patronat dieser Pfarrei hatte, zu Ebersberg – abgesehen von den eigentlichen Schloßgütern – noch nach dem Lagerbuche von 1759 den großen Frucht- und den Weinzehenten bezog. Dem oben genannten Moser wurde zuerst wegen Kriegsgefahr ein eigener Seelsorger zugelassen, welcher vom herzoglichen Konsistorium examinirt, konfirmirt und in der Stiftskirche zu Stuttgart installirt wurde. Der katholische Schloßgutbesitzer Schenk von Winterstetten richtete einen katholischen Gottesdienst ein, wegen dessen Ausdehnung er mit Württemberg in lebhafte Streitigkeiten, sogar in Haft kam und um 100 Thaler gestraft wurde; allein auch nachdem er in einem förmlichen Receß den 18. Juli 1657 auf die Privatreligionsübung für sich und seine Hausgenossen beschränkt worden war (vgl. Sattler Herzoge 9, 198), dauerten die alten Zwistigkeiten, beziehungsweise die Ausdehnung des katholischen Gottesdienstes auf die Bewohner des Weilers fort. Im Jahr 1724 wurde eine Kapelle auf dem Ebersberg gebaut, es wurden öffentlicher Gottesdienst, alle Ministerialhandlungen vorgenommen, ein besonderer Kirchhof angelegt.

Die durch den genannten Kaufvertrag von 1786 als solche begründete Pfarrei gehörte früher zum Bisthum Konstanz, Landkapitel Neuhausen (Reg.-Bl. von 1810 Beil. S. 78); den 3. März 1818 kam sie zum Landkapitel (Dekanat) Gmünd. Sie umfaßt auch die katholischen Einwohner der in der Umgegend befindlichen Orte der Oberämter Backnang, Schorndorf und Welzheim, so gegenwärtig von Althütte, Cottenweiler, Heutensbach, Lippoldsweiler, Ober- und Unter-Brüden, Ober- und Unter-Weissach, Sechselberg, sowie Steinenberg und Rudersberg.



  1. Burkhard und Sigeboto von Ebersberg werden bei Crusius pars 1, 508 als Zeugen in der Urkunde des Pfalzgrafen Rudolf von Tübingen vom 30. Juli 1191 genannt, allein das im Staats-Archiv vorhandene Originalexemplar der Urkunde, welches im Urkb. 2, 296 abgedruckt ist, führt diese Zeugen nicht auf.
  2. Obige Mitzeugen bestimmen die Beziehung dieser Herren von Ebersberg auf unser Ebersberg, wenn gleich es noch mehrere gleichnamige Burgen gab, so im O.-A. Gaildorf, bei Bischofsheim bayr. L.-G. Weihers und bei Zell bayr. L.-G. Eltmann. Vgl. auch Wirt. Urkb. 3, 242. 513.
  3. Die in Lünigs Reichsarchiv p. spec. cont. III., 220. i. J. 1394 genannten Ulrich und sein Sohn Heinrich von Ebersberg gehören wohl nicht zu dieser Familie.
  4. Im J. 1759 wurde die reichsritterschaftliche Steuer von 14 fl. 20 kr. auf 19 fl. 34 kr. erhöht.
Anmerkungen [WS]
  1. Korrektur nach Beschreibung des Oberamts Backnang S. 334 eingearbeitet.
« Kapitel B 5 Beschreibung des Oberamts Backnang Kapitel B 7 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).