Beschreibung des Oberamts Sulz/Kapitel B 17

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Kapitel B 16 Beschreibung des Oberamts Sulz Kapitel B 18 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Leinstetten
mit Schloß und Kaltenhof.

Gemeinde III. Klasse mit Marktrecht, 486 Einw., wor. 7 Evang. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Fürnsaal eingepfarrt.

Das Pfarrdorf Leinstetten, 2 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt; in dem tief eingeschnittenen, engen Glattthale, gerade an der Stelle, wo der Heimbach in die Glatt einmündet, liegt der größere Theil des Orts auf der linken Seite des Flusses und ist theils in die Thalebene, theils an einen Bergvorsprung hingebaut, während der auf der rechten Seite des Flusses gelegene Dorftheil sich von dem Glattthale noch eine Strecke weit in das Heimbachthal hineinzieht. Vom Thal aus gesehen gewährt der Ort eine freundliche Ansicht, der gute Eindruck aber, den das Äußere des Orts hervorruft, wird bei dem Eintritt in dasselbe wegen der Unebenheit| und theilweiser Unreinlichkeit der Ortsstraßen etwas getrübt. Die aus Holz und Stein aufgeführten Gebäude lassen im Allgemeinen mehr Wohlstand vermuthen, als man bei näherer Nachfrage findet.

Die Pfarrkirche zum heiligen Stephan liegt erhöht im oberen Theil des Orts; sie ist im einfachen spät germanischen Styl erbaut und enthält sowohl an dem Langhaus als am Chor spitzbogige Fenster mit Fischblasenfüllungen in den Bogentheilen. Über dem spitzen Eingang an der vorderen Giebelseite sind die Wappen der Herren von Bubenhofen und von Rechberg mit der Jahreszahl 1558 angebracht. Auf dem alten, viereckigen, mit Satteldach versehenen Thurme hängen 4 Glocken, von denen 2 von Heinrich Kurtz in Stuttgart im Jahr 1840 gegossen wurden; die übrigen 2 sind unzugänglich. Das Innere der Kirche ist mit Gemälden überfüllt und enthält einen im Rococogeschmack ausgeführten Altar und 2 Seitenaltäre; auf einem der Seitenaltäre wurde das aus der ehemaligen Kirche zu Unter-Brändi nach Leinstetten versetzte hölzerne Mutter-Gottesbild aufgestellt, zu dem jeden Samstag gewallfahrtet wird. Das Bild ist sehr alt und scheint noch aus der romanischen Periode zu stammen. Von dem Langhaus führt ein spitzer Triumphbogen in den um eine Stufe höher gelegten Chor, der, wie auch das Langhaus, flach gedeckt ist. An der Decke des Chors ist ein aus Holz geschnittenes Bubenhofen’sches Wappen angebracht, mit der Umschrift: Anno 1450 starb der wohl Edel und gestrenge Herr Hans Caspar von Bubenhofen etc. Im Chor und Langhaus befinden sich mehrere Grabdenkmale und zwar:

1) Christus am Kreuze, zu seinen Füßen ein Ritter und seine Frau und unter diesen das Rechberg’sche und Bubenhofen’sche Wappen mit der Unterschrift: Anno domini 1550 starb etc. Chatarina von Bubenhofen geb. v. Rechberg von Hohen-Rechberg; ihr Gemahl war Hans Marx von Bubenhofen zu Leinstetten, der in demselben Jahr auf einer Reise zu dem lieben St. Jacob zu Compostel verschied.

2) Das Bubenhofen’sche Wappen mit der Umschrift: Anno dom. 1617 d. 16. August starb etc. Johann Marx von Bubenhofen etc.

3) Das Freiberg’sche Wappen mit der Umschrift: Anno dom. 16.. starb etc. Katarina von Bubenhoven geb. von Freiberg etc.

4) Das Wambold’sche und Freiberg’sche Wappen mit der Umschrift: Anno 1610 d. 23. Okt. starb etc. Sibilla Wamboldin von Umbstatt geb. von Freiberg etc.

5) Auf dem Boden in der Nähe des Altars liegt ein sehr| alter Grabstein, von dem nur noch ... obiit ... de Giltlingen leserlich ist.

Der früher um die Kirche gelegene Begräbnißplatz wurde aufgegeben und dagegen im Jahr 1829 ein neuer außerhalb (nördlich) des Orts angelegt.

Das hoch und angenehm gelegene Pfarrhaus wurde in den Jahren 1847–49 in einem sehr ansprechenden modernen Styl massiv und zweckmäßig erbaut.

Das Schulhaus, welches 2 Lehrzimmer, die Gelasse für den Gemeinderath und die Wohnung des Schulmeisters enthält, ist ein ansehnliches Gebäude, das im Jahr 1846 seinem gegenwärtigen Gebrauch übergeben wurde.

Es besteht ein Armenhaus für Leinstetten und Bettenhausen, gestiftet im Jahr 1550 von obigem Hans Marx dem ältern von Bubenhofen auf die 6000 fl., welche ihm seine Gattin Catharina von Rechberg zugebracht hatte. Im Ort befindet sich eine Mahlmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang und eine Ölmühle; beide werden von der Glatt in Bewegung gesetzt. Außerhalb des Orts steht am Heimbach eine Säg- und Ölmühle mit Hanfreibe. Ein Hammerwerk mit Schmelze, Conrad Buhl gehörig, wurde im Jahr 1858 im Ort an der Glatt erbaut; daselbst wird alt Eisen verschmolzen und wieder zu Radschienen, Radschuhen, Achsen, Hufstäben, klein Eisen etc. verarbeitet. Die Fabrikate finden in der Umgegend ihren Absatz.

Etwas getrennt vom Ort liegt nahe der Vereinigung des Heimbachs mit der Glatt, das ritterschaftliche Schloß; es wurde im vorigen Jahrhundert von dem früheren Besitzer Frank im Rococostyl erbaut. Das alte Schloß, welches in der Nähe stand, ließ Oberst Freiherr von Batz in den 1840ger Jahren abbrechen und dagegen das gegenwärtige Schloß namhaft verschönern. Das Gebäude ist mit geschmackvollen Gartenanlagen umgeben, an die sich ein schönes mehrere Morgen großes Baumgut anlehnt. Überdieß gehören zu dem Schloß etwa 30 Morgen Felder und 70 Morgen Waldungen, über die ein Verwalter gesetzt ist; die Feldgüter sind an Ortsbürger verpachtet.

Gutes Quellwasser, das 12 laufende Brunnen liefern, ist in Menge vorhanden. Periodisch fließende Quellen kommen mehrere vor, von denen der sog. Äpfelbrunnen der bedeutendste ist. Wie schon angeführt wurde, vereinigen sich am Ort die Glatt und der Heimbach; beide Gewässer werden für die Flößerei benützt, die von dem Ort an sehr an Bedeutung gewinnt und eine Haupterwerbsquelle| der Einwohner bildet. Außerhalb des Orts befindet sich am Heimbach eine Einbindstelle. Das Wasser der Glatt und des Heimbachs ist klar und beherbergt Forellen, Aschen, Weißfische, Gruppen und Krebse; die Fischerei ist Eigenthum der Gemeinde, welche sie um 24 kr. jährlich verpachtet.

Bei starken Regengüssen oder schnellem Schneeabgang treten die Gewässer zuweilen aus und schaden den nahe gelegenen Gütern.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde Leute, von denen die meisten an Altersschwäche sterben; ihre Erwerbsquellen bestehen vorzugsweise in Holzhandel und Flößerei und bei der Minderzahl in Feldbau und Viehzucht. In Folge des vielen Holzhandels sind die Leute abgeschliffen, verschmitzt, jedoch im Allgemeinen fleißig und rührig. Die Vermögensumstände gehören mit wenigen Ausnahmen nicht zu den günstigen; es fehlt zwar nicht an den nöthigen Feldgütern, als vielmehr an dem meist geringen Ertrag und dem Mißverhältniß der Baukosten zu demselben. Die vermöglichsten Ortsbürger besitzen 60 Morgen Felder und 10 Morgen Waldungen, die Mittelbegüterten 20 Morgen Felder und 3–4 Morgen Waldungen; die ärmere Klasse hat entweder gar keinen Grundbesitz oder nur 1–2 Morgen.

Die im Verhältniß zu der Einwohnerzahl nicht große, theilweise mit Wald bestockte Markung, ist mit Ausnahme der auf der Anhöhe und in den schmalen Thalebenen gelegenen Feldern sehr uneben und wird hauptsächlich von den steilen, terrassenförmig abgestuften Gehängen gegen die Thäler der Glatt und des Heimbachs gebildet.

Der Boden ist im Allgemeinen schwer und fruchtbar, jedoch sehr verschieden, indem derselbe auf der Hochfläche aus den Zersetzungen des Hauptmuschelkalks besteht, dem eine Menge losgewordener Kalksteine beigemengt sind; an den Abhängen treten schwere, thonige und am Fuß derselben rothsandige Böden (Zersetzungen des bunten Sandsteins) auf.

Die klimatischen Verhältnisse nähern sich schon denen des Schwarzwalds; die Luft ist rauh und die Nächte sind auch den Sommer über kühl. Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen häufig vor, auch der Eintritt des Frühlings erfolgt um 8–12 Tage später als in der nicht sehr entfernten Gegend um Horb. Hagelschlag kommt selten vor, indem der bei Unter-Brändi gelegene Staatswald Buchwald eine Wetterscheide bildet.

Oberhalb des Orts sind zwei Steinbrüche im bunten Sandstein angelegt, von denen einer gesuchte Mühlsteine, der andere Werksteine| liefert. Gyps wurde früher 1/4 Stunde nordöstlich vom Dorf abgebaut; auch einige Tuffsteinbrüche sind vorhanden.

Die Landwirthschaft wird so gut als es die natürlichen Verhältnisse erlauben betrieben; einem rationellen Betrieb steht hauptsächlich der schwer zu bebauende Boden und der Umstand, daß die Güter entweder an den Gehängen oder auf der Hochebene liegen, entgegen. Übrigens haben Verbesserungen an Pflügen, Eggen etc. Eingang gefunden und der Flanderpflug ist seit neuerer Zeit allgemein geworden. Auch die Düngerstätten sind wenigstens soweit zweckmäßig angelegt, daß die Jauche, die man sorgfältig benützt, gewonnen werden kann; außer dieser wird nur der Stalldünger und der Pferch zur Besserung des Bodens angewendet. Im System der Dreifelderwirthschaft baut man die gewöhnlichen Getreidearten und in der zu 1/5 angeblümten Brache Kartoffeln, dreibl. Klee, Luzerne, Esparsette, Wicken etc.; von Handelsgewächsen kommt Reps, Flachs (wenig) und Hanf zum Anbau; letzterer wird in Ländern, jedoch nur für den eigenen Bedarf gezogen. Die Aussaat beträgt auf den Morgen an Dinkel 8–10 Sri., an Haber 5 Sri., an Gerste 3 Simri und an Weizen 3 Simri; der Ertrag wird zu 8 Scheffel Dinkel, 5–6 Scheffel Haber, 3 Scheffel Gerste und 3 Scheffel Weizen per Morgen angegeben. Die geringsten Preise eines Morgens Acker betragen 30 fl., die mittleren 300 fl. und die höchsten 500 fl. Von den erzeugten Getreidefrüchten werden jährlich 100 Scheffel Dinkel und 50 Scheffel Haber nach Außen, an sog. Schäufler abgesetzt.

Die durchgängig zweimähdigen, meist ergiebigen Wiesen können größtentheils bewässert werden und ertragen im Durchschnitt 20 Ctr. Heu und 10 Centner Öhmd per Morgen. Die Preise eines Morgens Wiese bewegen sich von 50–1000 fl. Der Futterertrag bleibt im Ort.

Die Obstzucht wird ziemlich allgemein betrieben und außer den Obstbaumgütern sind auch die Straßen theilweise mit Obstbäumen besetzt; es werden von Kernobst meist spätblühende Mostsorten, von Steinobst Zwetschgen und Pflaumen gezogen. Das Obst geräth nicht gerne, indem Frühlingsfröste häufig der Obstblüthe schaden.

Die Rindviehzucht, welche sich mit gewöhnlicher Landrace beschäftigt, wird eifrig betrieben und zur Nachzucht und Verbesserung derselben sind zwei Bastard-Simmenthaler Farren aufgestellt, die ein Bürger gegen Unterstützung von Seiten der Gemeinde hält. Im Frühjahr und Herbst findet noch Viehaustrieb statt. Der Handel mit Vieh ist unbeträchtlich. Die Pferdezucht beschränkt sich auf| 26 Pferde, von denen etwa 6–8 Stuten zur Bedeckung nach Sulz gebracht werden.

Auf der Markung laufen etwa 200 St. Bastard-Schafe, die theils den Ortsbürgern, theils einem auswärtigen Schäfer gehören. Der Schafweidepacht trägt der Gemeindekasse jährlich 200–250 fl. und die Pferchnutzung etwa 200 fl. ein.

Eigentliche Schweinezucht findet nicht statt, dagegen bezieht man viele Ferkel (Murgthaler und Bayerschweine) und mästet sie für den eigenen Bedarf.

Ziegen werden viele gehalten, da man die Ziegenmilch hauptsächlich für die Schweinemastung verwendet.

Die Gewerbe beschränken sich, außer den schon angeführten Mühlen, der Flößerei, dem Holzhandel, 4 Schildwirthschaften und drei Krämern auf die nöthigsten Handwerker. Flößer sind etwa 30 vorhanden.

Der Ort hat das Recht alljährlich 5 Vieh- und Krämermärkte abzuhalten.

Von dem Ort führen Vicinalstraßen nach Wittendorf, Dürrenmettstetten und Bettenhausen. In Leinstetten ist eine hölzerne Brücke über die Glatt und eine steinerne über den Heimbach angelegt.

Die Gemeinde ist im Besitz von 173 Morgen Waldungen, welche jährlich 92 Klafter ertragen; das Holz wird übrigens meist als Langholz verflößt und der Erlös mit 800–1200 fl. zu Gemeindezwecken verwendet. Die Gemeindeschadensumlage beträgt 500 fl.

Etwa 1/4 Stunde südlich vom Ort stand auf einem wohlgerundeten Bergvorsprung, um den die Glatt einen schönen Bogen beschreibt, die Burg Lichtenfels, deren sehr malerische Überreste in neuerer Zeit der gegenwärtige Besitzer Freiherr v. Podewils nicht nur angenehm zugänglich machen, sondern auch vielseitig verschönern ließ. Die Burg war nur an der Westseite von Natur leicht zugänglich, während an den übrigen Seiten der Berg sehr steil abfällt. Die schwächere Seite des Bergschlosses war jedoch nicht allein durch einen tiefen Graben, sondern auch durch einen Mantel diesseits des Grabens aufs Beste befestigt; letzterer ist noch vorhanden und gegen 80′ hoch, 60′ lang, 14′ dick aus Buckelsteinen aufgeführt. Gegen Außen enthält derselbe nur zwei ganz enge 6′ hohe Schießscharten, die sich aber gegen Innen so sehr erweitern, daß ein Mann bequem hineinstehen kann. An der Innenseite des Mantels befinden sich 15′ über der Erdfläche zwei rundbogige weite Öffnungen, die zu einem innerhalb des Mantels hinziehenden Gange führen, mittelst dessen man zu den| Schießscharten gelangte. An den Mantel war das feste Schloß angebaut, von dem jedoch nur noch die südliche Seite theilweise erhalten ist und aus einer 30–40′ hohen Mauer mit mehreren Lichtöffnungen und dem ehemaligen 15′ über der Erdfläche angebrachten Eingang besteht. Überdieß sind noch einige Reste von den Umfassungsmauern und Vorwerken vorhanden, welche ebenfalls die ehemalige starke Befestigung der Burg hinreichend beurkunden.

Zu der Gemeinde gehört:

Der Kaltenhof, in einer sanften Einteichung auf der Hochebene, 1/2 Stunde östlich vom Mutterort an der Straße nach Dürrenzimmern angenehm gelegen. Der Ort hat eine etwa 200 Jahre alte, einfache, mit Schindeln gedeckte Kapelle zu St. Wendelin, nach welcher zweimal im Jahr ein Bittgang gehalten wird.

Leinstetten erscheint, als Linstetin im Jahre 1085 in dem Schenkungsbuch des bei diesem Ort begüterten Klosters Reichenbach.

In der deutschen Geschichte macht sich Leinstetten bemerklich durch das Treffen, welches allhier (juxta castrum Linstetten) am 17. April 1298 im Streit um das deutsche Reich zwischen der Partei K. Albrechts und der des K. Adolf statt hatte und in welchem Graf Albrecht von Hohenberg, für ersteren König hier als Anführer gegen Herzog Otto von Niederbaiern kämpfend, getödtet wurde (Schmid, Grafen von Hohenberg 103).

Der Ort war größtentheils Besitzung der Grafen von Hohenberg und deren Rechtsnachfolger; das hiesige adelige Gut rührte von diesen Oberherren zu Lehen (s. u.).

Der Ortsadel, neben welchem auch die Herren von Neuneck Höfe besaßen (Schmid, Grafen von Hohenberg 449), kommt frühe vor. Den 9. April 1085 schenkte Manegolt von Leinstetten sein Besitzthum bei Grafenau (abgegangen bei Schwarzenberg) mit dem Berge Schwarzenberg an das Kloster Reichenbach. Dieß wollte Graf Friedrich von Zollern dem Kloster ungerechter Weise entreißen, aber Hartnid, Mangolds Bruder, brachte es beim Landgericht in Ofterdingen vor dem Pfalzgrafen Gottfried von Calw um 1115 dahin, daß dem Kloster das Gut zugesprochen wurde, und später vertheidigte dasselbe mit ebenso gutem Erfolg Birthilo, Mangolds Sohn, gegen die ungerechten Ansprüche Heinrichs von Altensteig (Wirt. Urk.-Buch 2, 393). Als die Wappen aufkamen, führten die Ritter von Leinstetten drei Sterne, 2 und 1 gestellt in ihrem Schilde (Schmid, Mon. Hohenb. 488; vergl. oben Brandeck). Begütert waren sie| unter anderm in Bondorf, Mötzingen, Schietingen, Ober- und Unterthalheim (Höfe, Lehen der Herrschaft Hohenberg, um 1424 an Stephan von Emershofen veräußert Lichnowsky Habsburg 5 Nr. 2260) und sonst. Bekannte Namen sind Hugo (1279. 1304. 1308), Albrecht (1314); letzterer zog 1334 mit dem Grafen Rudolf I. von Hohenberg zur Belagerung von Mörsburg in dem Streit über das Bisthum Constanz und wurde dort erschlagen (Schmid, Grafen von Hohenberg 178). Im Jahre 1336 kommt vor Menloch (Meinloch) von Leinstetten. (Kl. Alpirsbacher Urkunde). Hans von Leinstetten wurde den 3. Mai 1359 von dem Grafen Rudolf III. von Hohenberg belehnt mit zwei Theilen der Burg und des Dorfes Leinstetten sammt allen Rechten, Nutzen und Zugehörden, wie solche bereits Hansens Voreltern von den früheren Grafen von Hohenberg zu Lehen getragen hatten (Schmid, Mon. Hohenb. 487. 488). Ein Meinloch, 1377 als Diener Georgs von Geroldseck erscheinend (Geschichte des Hauses Geroldseck. Urk. S. 87), sagte 1386 mit andern Edelleuten im Namen des Grafen Eberhard von Württemberg den Schweizern ab (Steinhofer 2, 456). Hans und Menloch von Leinstetten siegelten 1413 die Urkunde der Herrn von Brandeck, worin sie Sterneck für Württemberg zum offenen Haus machen (Sattler, Gr. 2 Beil. Nr. 33). Hugo von Leinstetten bekleidete 1415–1432 die Abtswürde zu Alpirsbach. Im Jahre 1460 erscheint Hans von Leinstetten als freiherrlich von Zimmern’scher Vogt zu Herrenzimmern (Crusius Ann. Suev. 3, 408). Er hatte einen Sohn Jakob (Chmel, Materialien 2, 107). Georg von Leinstetten verkaufte 1470 an das Augustinerkloster in Oberndorf seinen großen und kleinen Zehnten in Boll (Petrus Suev. sacr. 642). Stephan von Leinstetten war Obervogt in Zavelstein 1470–1480 und hinterließ einen gleichnamigen Sohn, mit welchem das Geschlecht 1525 erlosch.

1

Mehrere Jahrzehnte vor dem Aussterben dieser Familie war das gräflich hohenbergische Lehen, welches sie allhier trug, von dem ebengenannten Georg 1474 an Konrad von Bubenhofen verkauft worden. Die Pfalzgräfin Mechthild, verwittwete Erzherzogin von Östreich, welche mit der Herrschaft Hohenberg bewidemt war, belehnte am 8. August des genannten Jahres obigen von Bubenhofen mit dem „dritteil an der Burg zu Lynstetten mit sampt zehen Mannsmad wißen und 40 Juchart Ackers mit Iren Nutzen und zugehörden Item und aber zwen teil an der gemelten Burg Lynstetten mit sampt zwen Tailen an dem Dorf Lynstetten mit allen rechten Nutzen und| zugehörden, als und wie dann Hans von Lynstetten selig des benanten Jorigun Vatter den von uns zu Lehen getragen hett“ (Schmid, Mon. Hohenb. 900). In der Bubenhofischen Familie verblieb das Gut ununterbrochen als östreichisches Mannlehen. Am 10. April 1783 erhielt Freiherr Wilhelm von Bubenhofen, fürstlich würzburgischer Kammerherr und Oberstwachtmeister bei einem Dragonerregiment die Erlaubniß, solches gegen 10.000 fl. vom Lehensverband frei zu machen, worauf er Leinstetten und Bettenhausen an Kaufmann Frank in Straßburg verkaufte. Von diesem kaufte diese Orte 1791 der herzoglich württembergische Oberst Ludwig Friedrich Eberhard, Graf von Sponeck. Sie gehörten beide nebst dem mit verbundenen Kaltenhof zum Kanton Neckarschwarzwald und kamen Ende 1805 unter württembergische Oberherrlichkeit. Die v. Sponeck’schen Erben verkauften das adelige Gut Leinstetten und Bettenhausen (wie solches in der Augsburger Allg. Zeitung 1824 Beil. zu 24. Juli, S. 556 specificirt ist) 1826–27 an den sigmaringischen Oberamtmann Mattes in Glatt, welcher am 30. April 1827 unter Vorbehalt des Schlosses und bestimmter Güter und Gerechtigkeiten den größten Theil an Privaten verkaufte. Das Schloß Leinstetten selbst mit dem hiemit verbunden gebliebenen Besitz wurde später an den Freiherrn von Batz verkauft, von diesem an den Freiherrn von Podewils.

Die Pfarrei wurde 1538 von Bettenhausen hieher versetzt. Patron ist der Gutsherr, Freiherr von Podewils.

Die Herren von Lichtenfels bildeten wohl einen Nebenzweig der Herren von Leinstetten. In ersterer Familie kommen vor die Namen Berthold 1296. 1308 (St. A.), Volmar, Hermann, Heinrich (1308 Bruder Bertholds, Crusius Annal. Suev. 3, 199), Hug 1336, Berthold 1345, Hug (wohl obiger) mit seinen Vettern Johann und Brun 1348, ferner Diemo 1386. Vollmar von Leinstetten verkaufte Leibeigene in Leinstetten, welche er von den von Brandeck als Pfand überkommen, den 15. Juni 1418 an Albrecht von Neuneck. Nach diesen Namen erscheinen im Jahre 1438 Juni 9 Caspar als Bruder eines jüngeren Hermanns, endlich 1443 Merz 6 wieder Bruno. Nach dem Aussterben dieser Herren fiel der Rest ihrer Besitzungen an die Herren von Leinstetten. Heinz von Lichtenfels hatte den 17. Merz 1427 seinen Antheil an der Veste Leinstetten um 67 Pf. Heller an den Grafen Friedrich von Zollern verkauft (v. Stillfried u. Märcker, Forsch. 1, 237).

Den halben Theil an Schloß und Burgstall Lichtenfels trugen ein paar Jahrhunderte über die von Bubenhofen der Herrschaft Württemberg| zu Lehen, bis im Jahre 1795 für Eignung desselben Johann Nepomuk Wilhelm Clemens Joseph von Bubenhofen 16 Mrg. Waldung bei Salach dem Herzog Ludwig Eugen zu Lehen auftrug.
« Kapitel B 16 Beschreibung des Oberamts Sulz Kapitel B 18 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).