Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers/Durch das deutsche Land

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Auf den Schlachtfeldern von Mülhausen Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers
von Karl Müller
Am Rupt de Mad
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Durch das deutsche Land

Eine Fahrt durch das deutsche Land in diesen Kriegszeiten bietet eine Fülle eindrucksvoller Bilder und Erscheinungen. Die Reise nach Metz führte Ihren Berichterstatter Mitte Oktober von Basel über Freiburg i. B., Karlsruhe, Heidelberg, Darmstadt, Frankfurt a. M., Mainz, Bingen, Trier. Sie gab mir schon manchen Einblick in die Gemütsstimmung des deutschen Volkes und in den geistigen und körperlichen Zustand seiner unter den Fahnen stehenden Wehrmacht. Unbedingtes Vertrauen in die Maßnahmen der Behörden und der Heeresleitung, eine ans Fabelhafte grenzende Opferwilligkeit und Hingabe aller Volksklassen an die dem Lande gestellte große Aufgabe, zweckmäßige Zusammenfassung und Ordnung aller der Staats- und Heeresleitung dienenden Kräfte — das sind die augenfälligen Erscheinungen, die dem die [32] Dinge mit offenem Blick betrachtenden Beobachter ins Bewußtsein treten.

Welch ein Leben und Treiben auf den größeren Bahnhöfen! Vertreter und Vertreterinnen des Roten Kreuzes wandeln an jeder Station, auf der der Zug hält, eiligen Schrittes den Bahnsteig auf und ab, den reisenden Soldaten, verwundeten und unverwundeten, warme Suppe oder Kaffee, belegte Brötchen, Zigarren und Zigaretten in reichlichem Maße austeilend. Auch der bürgerliche Mitreisende darf sich bedienen gegen eine seinem Ermessen anheimgestellte Gabe für das Rote Kreuz. Schon in Freiburg steigen die ersten Verwundeten in den Bahnzug ein, meist leichter verletzte, der völligen Wiederherstellung entgegensehende Leute, die zur Erholung in rückwärtige Militärheilstätten gewiesen sind. Sie reisen einzeln oder in Gruppen, mit Reisepaß versehen. Überall weisen die Schaffner den Verwundeten die zweite Wagenklasse an. Da ist es nicht schwer, Unterhaltung zu pflegen, rasch hebt sich ein munteres Plaudern an. Der Verwundete ist im allgemeinen gesprächig, gern gibt er Auskunft über seine Erlebnisse. So bin ich plötzlich im Geiste mitten in den Stellungskämpfen an der Maas. Es sind Soldaten von zwei bayrischen Regimentern, deren Nummern ich aus berechtigter Vorsicht verschweige, mit denen mich der Zufall zusammenführt. Sie haben bei Apremont und am Rupt de Mad in den Schützengräben gelegen. Ein blonder bleicher Füsilier [33] erzählt von den langen Tagen und noch längeren Nächten, die sie während der kalten Regenzeit Ende September im Schlamm und Dreck, der fast über die Stiefelschäfte hinausreichte, zugebracht, drei bis vier Tage lang ohne Ablösung. Nur einmal täglich, abends wenn die Dunkelheit hereinbrach und einen Schutzwall gegen die französischen Geschosse errichtete, konnte ihnen warme Nahrung gebracht werden. Und doch ging ihnen auch da der Humor nicht aus. Der deutsche Soldatenhumor ist ein Ding an sich, von dem noch besonders gesprochen werden wird. Einer, der den linken Arm in der Schlinge trägt — ein Granatsplitter hat ihm den Unterarm durchschlagen — ist besonders gut aufgeräumt. Er erzählt, wie sie schlechte Witze machten im Schützengraben, wenn die Franzosen schlecht schossen und ihre Granaten nicht krepierten. Ssssss . . . der eigentümliche zischend-summende Laut, mit dem der deutsche Soldat den Granatschuß nachahmt, kann durch Schriftzeichen nicht wiedergegeben werden. Wenn's zu langweilig wurde im Schützengraben, so erzählt mein gesprächiger Bayer weiter, so spielte uns die Musik eins auf, gelegentlich auch: Puppchen, du bist mein Augenstern. Am Ende versöhne ich mich noch mit der mir sonst unausstehlichen Melodie. Manch übermütig trotziges Wort vernehme ich. „Jetzt ist’s eine Freude zu leben, jetzt gilt der Soldat alles“, meint einer. Sie scherzen über die Vorliebe der Bayern für Bajonett und Kolben, dabei glänzen die Augen [34] voll Kampfeslust. Und im nächsten Augenblick findet einer fast weiche Worte für die französischen Gefangenen, mit denen sie ihr Brot geteilt haben und die sie geneckt mit spaßigen Verschen: Franzos, kriegst e rote Hos’ — Französle, kriegst e rot’s Hösle. — Der Zug hält. Offenburg oder irgend ein größerer Ort. Ein am Fuße leicht verwundeter Soldat steigt hinkend ein, der Schaffner will ihm noch einen Platz in unserm Wagenabteil anweisen. Da meint einer der Bayern: „Ach was, der is ja gar net verwund’t, fehlt ja nur a Hax’n.“ Schallendes Gelächter. — Auf dem Bahnsteig wandeln blonde, blauäugige Mädel auf und ab, das weiße Band mit dem Roten Kreuz am Arm, die eine mit dem Strickstrumpf in der Hand, die andere Erfrischungen und Liebesgaben anbietend. Unter Jauchzen der Soldaten und fröhlichem Händewinken der Mädel setzt sich der Zug wieder in Bewegung. Eine ruft lachend: „Gute Besserung !“ Gilt der Wunsch der Wunde oder einem übermütigen Scherzwort? Ab und zu tritt in den Gesprächen auch der Ernst der Zeit in sein Recht. Meine Reisebegleiter sprechen von der Begeisterung des Volkes bei der Mobilmachung, von den fast sinnbetäubenden Kundgebungen und Huldigungen, mit denen sie bei der Abfahrt von der heimatlichen Garnisonstadt überhäuft worden sind, von der langen Fahrt von Bayern nach Lothringen, von ihrem felsenfesten Vertrauen in die Führung des Heeres und der einzelnen Armeen; sie sind des Lobes voll [35] über das heldenmütige Benehmen ihrer Truppenoffiziere, und sie erwähnen schließlich auch die strenge Disziplin, die im Felde geübt werde, fast strenger noch als im Frieden. Jede Eigentumsentwendung werde als Plünderung schwer bestraft.

Die Ausrüstung der Soldaten, von denen einige sechs bis acht Wochen im Felde gestanden, ist noch in durchaus feldtüchtigem Zustande, besonders auch die Fußbekleidung. Der deutsche Infanterist trägt bekanntlich immer noch als Hauptfußbekleidung den Schaftstiefel und befindet sich wohl dabei, weil bei der Anpassung überaus sorgfältig verfahren wird; daneben trägt er ein Paar Schnürschuhe, die zum Marschieren ebenfalls geeignet sind. Die Stiefel sind nicht so schwer genagelt wie im allgemeinen die Marschschuhe unserer schweizerischen Infanteristen, halten aber sehr lange aus. „Die dauern noch ein Jahr lang,“ versicherte mir mit Stolz mein Gegenüber. Die Kleidung ist zwar etwas mitgenommen, aber noch durchaus anständig, wenn man bedenkt, was diese Leute in den schlammigen Schützengräben mitgemacht haben. Im Feldlazarett sind die Kleider vom Blute gereinigt worden. Alles in allem: die Einrichtung, daß der deutsche Soldat vom Kopf bis zum Fuße vollständig neu ausgerüstet in den Krieg zieht, bewährt sich vorzüglich und macht sich im Felde tausendfältig bezahlt.

So geht die Fahrt unter anregenden Gesprächen durch „mein lieb’ Badenserland“, wie [36] Gottfried Keller das ihm wohlvertraute und ans Herz gewachsene Nachbarland nannte, und der Zug hält in Heidelberg, wo ich mein erstes Nachtquartier aufschlage. In der Morgenfrühe des folgenden Tages rasch ein Gang aufs Schloß. Im Schloßgarten, der sonst im Glanze der bunten Mützen der Jünger der Ruperto-Carola strahlt, fallen die Blätter, und die, die vor wenigen Wochen hier beim Becherklang und frohem Sange in schwellender Jugendlust kommersierten, sie stehen zum großen Teile draußen auf Frankreichs Boden oder in Polen, und manch einer ist schon, wie die Blätter des Schloßhofes, zur Erde gefallen als Blutzeuge des alten, ewig jungen Soldatenliedes: Ach wie bald, ach wie bald, schwindet Schönheit und Gestalt. Prahlst du gleich mit deinen Wangen, die wie Milch und Purpur prangen, ach die Rosen welken all!

Auf dem Wege zum Bahnhof begegne ich einer zur Übung ausrückenden Landsturmkompanie, die Leute meistens in der blauen Garnisonuniform, einige im Bürgerrock, als militärisches Abzeichen bloß die Feldmütze tragend. Es sind in der Kompanie junge, unausgebildete Landstürmer mit alten, ausgedienten bärtigen Mannschaften gemischt. Aber wie der Kompanieführer zum Weitermarsch kommandiert: „Stillgestanden, das Gewehr über“ — da fliegen die Büchsen der Alten und der Jungen, der Uniformierten wie der Leute im Bürgerrock mit gleicher Genauigkeit auf die Schulter. [37] In Frankfurt a. M. sollte ich mich der Reisegesellschaft der Berliner Vertreter der neutralen Presse anschließen, aber der Anschluß gelang nicht. Ich hatte es nicht zu bereuen. Verschaffte mir der verfehlte Anschluß doch eine wunderbare Fahrt über Mainz, Bingen, über den Hunsrück ins Moseltal bis nach Trier. Ich verdankte meine Weiterbeförderung der kameradschaftlichen Liebenswürdigkeit eines Offiziers vom stellvertretenden Generalkommando, bei dem ich mich gleich nach meiner Ankunft in Frankfurt meldete und meine Ausweise vorlegte. Am folgenden Morgen früh sechs Uhr wurde ich in einem Estafetten-Kraftwagen, der, vollgestopft mit Liebesgaben, zu der bei Laon stehenden Armee fuhr, verstaut. Mein Reisebegleiter war der Maler Ernst Vollbehr, der kurz vor Kriegsausbruch von einer mit dem Afrikaforscher Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg unternommenen Afrika-Durchquerung zurückgekehrt war und nun als einer der sieben behördlich beauftragten Kriegsmaler des deutschen Heeres einer Armee folgt, um die weltgeschichtlichen Vorgänge auf dem Kriegsschauplatze im künstlerischen Bilde festzuhalten und der Nachwelt zu überliefern. Unser Kraftwagenführer ist ein hochgebildeter Fabrikbesitzer aus Mitteldeutschland, ein bekannter Herrenfahrer und Gewinner mehrerer Preise im Wettfahren; sein Gehilfe ist ein Architekt. So tut jeder, hoch und niedrig, ohne Unterschied des Ranges und Standes, seinen Dienst gerade [38] da, wo ihn seine Befähigung hinweist oder, wenn das nicht angeht, da, wo man ihn überhaupt verwenden kann. Mein neuer Bekannter, der Afrikamaler, jetzt Kriegsmaler Vollbehr, erzählt mir im Verlaufe der Fahrt, daß im deutschen Heere u. a. als Kraftwagenführer ein Staatssekretär dient, dem in seiner amtlichen Stellung der Titel Exzellenz zukommt. Führt er nun einen Offizier, der ihn kennt, so lautet wohl der Befehl: Bitte, Exzellenz, fahren Sie weiter. — Bitte, Exzellenz, Sie fahren zu schnell. — Bitte, Exzellenz, halten Sie an. Es kann aber auch der Fall eintreten, daß Exzellenz einen ihm völlig unbekannten Offizier fahren muß. Wird dann irgendwo ein Halt gemacht und eingekehrt, so sagt wohl der Offizier zum Wirt: Bitte, geben Sie dem Fahrer auch ein Glas Bier. Das soll, so versichert mich mein Begleiter, vorgekommen sein.

Durch grauen, nassen Nebel geht die Fahrt nach Mainz. Zahlreiche Arbeiter begegnen uns, zu Fuß oder auf dem Fahrrad, zu ihrer Arbeit eilend. Sie und die rauchenden Fabrikschlote zeugen dafür, daß das deutsche Wirtschaftsleben auch im Kriege nicht stille steht. Über Bingen gewinnen wir auf prächtiger Landstraße die wellige Hochebene des Hunsrück. Jetzt dringt die Sonne hie und da durch den Nebel und zeigt uns die in bunten Herbstfarben prangenden Wälder, die wohlbebauten Felder. Ochsengespanne begegnen uns, hier und dort lenkt ein Bauer den Pflug [39] durch die dampfende Erde, ein Bild des tiefsten Friedens. Seine Söhne stehen wohl weit, weit im fernen Lande. Der Graubart aber schreitet mit festem Schritte aus und führt mit starker Hand das wühlende Pflugmesser durch den Boden, auf daß er neue Frucht treibe fürs nächste Jahr — fürs nächste Kriegsjahr vielleicht. Felder und Wälder, Wiesen und Äcker sind wohlbestellt. Weidende Kühe auf den Matten, doch ohne das heimatliche Glockengeläute. In Simmern kurzer Halt. Eine ganze Kolonne von Kraftwagen, die Liebesgaben für die Truppen an die Front bringen, fährt an uns vorbei. Schräg gegenüber dem einfachen Landwirtshaus hängt über der Tür einer Spezereihandlung die Rotkreuzfahne heraus. Davor ist ein mit den schwarz-weiß-roten Reichsfarben angestrichenes Faß aufgestellt, in dessen oberem Boden ein viereckiges Loch eingesägt ist — ein Liebesgabenfaß. Es ist noch früh am Tage, und schon ist die Tonne zu einem Viertel gefüllt mit Gaben aller Art: Zigarren, Zigaretten, Strümpfen, wollenen Unterkleidern, Obst, alles kunterbunt durcheinander. Am Abend werden die Gaben sorgfältig gesondert und an die Sammelstelle abgeliefert. So hat jedermann Gelegenheit zu spenden nach seinem Vermögen, und jeder gibt reichlich. Ein wahrer Wetteifer der Uneigennützigkeit und Opferfreudigkeit geht durch die deutschen Lande.

Im burggekrönten Städtchen Bernkastel mit seinen schiefergedeckten alten Giebelhäusern und [40] malerischen Winkelgäßchen erreichen wir das gesegnete Gebiet der Mosel. Der herrliche Bernkastler Moselwein löst die Zunge meines bisher etwas schweigsamen Reisegefährten, und auf der Weiterreise nach Trier erzählt er mir noch manches von seinen Erlebnissen, und wir tauschen unsere Gefühle aus über die fürchterlich-große Zeit. Herr Vollbehr trägt einen englischen graugrünen Offiziersmantel, darüber einen französischen Offiziersmantel aus Gummi, beide sind gefangenen Offizieren abgenommen worden, die dieser wärmespendenden Dinge in der Kriegsgefangenschaft weniger bedürfen als die kraftwagenfahrenden Offiziere und Kriegsmaler an und hinter der Front. Herr Vollbehr schildert mir die Stellungskämpfe, die jetzt seit Wochen schon an der ganzen Schlachtfront von Toul bis an die Oise geführt werden. Jede Frage wird mit Freude beantwortet. In dem Abschnitt der Armee, der er zugeteilt ist, liegen die Schützen sich auf nächste Entfernung bis an den Scheitel eingegraben gegenüber. Wehe dem, der den Kopf oder die Hand über dem Erdboden erblicken läßt. Aus der feindlichen Lauerstellung fallen sofort die Schüsse und strafen den Unvorsichtigen. Wird ein neuer Laufgraben erstellt, so heißt es bei der Arbeit scharf aufpassen, daß man den Arm nicht zu hoch hebt. Selbst des Nachts schießen die gegenüberliegenden Engländer alles weg. Es sei unmöglich, die Toten und Verwundeten wegzuschaffen, da auch die Sanitätsmannschaften nicht geschont werden. Infolgedessen [41] herrsche dort ein entsetzlicher Leichengeruch, und das Leben in den unterirdischen Behausungen, die sich Freund und Feind in die Erde eingegraben haben, sei eine Qual. Die Engländer bedienen sich nach dem Zeugnis meines Gewährsmannes einer eigentümlichen Kriegslist, um des Nachts an die deutschen Stellungen heranzugelangen und die deutschen Patrouillen oder Ausspäher wegzuschießen. Sie schicken in Stroh eingewickelte Leute vor, die lautlos in die Rübenäcker vorkriechen, und dort auf der Lauer liegend ihre Opfer suchen. Der deutsche Soldat hat für diesen gefährlichen Mummenschanz den Ausdruck „Rübenschwein“ erfunden.

Unter solchen Gesprächen erreichen wir Trier. Ein kurzer Blick auf die großartigen Überreste der gewaltigen Römerbauten der einstigen Augusta Trevirorum, dann heißt es Abschied nehmen. Unser Kraftwagen wird von drei Offizieren in Beschlag genommen, die in die Gegend von Toul fahren, der Kriegsmaler verfrachtet seine Ladung Liebesgaben in einen anderen Wagen, und ich erreiche abends die Umsteigestelle Dillingen, wo mir der Bahnhofsvorsteher zunächst die Weiterfahrt ins Festungsgebiet verweigert. Glücklicherweise gibt es dort einen Bahnhofskommandanten. Es ist ein temperamentvoller preußischer Hauptmann in älteren Jahren, der aus seinem Herzen keine Mördergrube macht und sich mit Leidenschaft über die verbündeten Feinde Deutschlands und ihre Kriegführung äußert. [42] Meine Ausweise beruhigen ihn etwas, und der gestrenge Bahnhofsvorsteher erhält schriftliche Weisung, mir eine Fahrkarte nach Metz auszufolgen, wo ich mich überdies noch vorsichtigerweise telegraphisch beim Militärgouvernement anmelde. So erhalte ich einen Vorgeschmack von der Strenge, mit der gegenwärtig der Verkehr im Grenzgebiet der beiden kriegführenden Heere deutscherseits gehandhabt wird. Ich sollte den Grund davon bald erfahren: es ist die mit den raffiniertesten Mitteln betriebene Spionage, die nach Versicherungen von zahlreichen glaubwürdigen Stellen von den Franzosen in der deutschen Front und deren unmittelbarer Nähe betrieben wird. Daß man da auf einen einzelreisenden Ausländer ein besonders scharfes Auge hat, ist nicht verwunderlich. Im Bahnhof in Metz werden die Ankommenden neuerdings einer Prüfung unterworfen. Reisepaß und alle Ausweise und Empfehlungen hoher bürgerlicher Behörden und militärischer Kommandostellen Deutschlands und der Schweiz berechtigen nicht zum Austritt aus dem Bahnhof. Ich werde damit an die Bahnhofkommandantur gewiesen, wo meine Papiere geprüft und richtig befunden werden und der Passierschein für das Verlassen des Bahnhofs ausgestellt wird, nachdem nun überdies noch meine telegraphische Anmeldung beim Gouvernement von Metz am Fernsprecher bestätigt worden ist. Alle diese umständlichen, aber sicherlich gerechtfertigten Förmlichkeiten werden übrigens von den Bahnhofsbeamten [43] und diensttuenden Militärs mit größter Höflichkeit erledigt. Man erkundigt sich sogar telephonisch beim Gouvernement, wo die Herren Neutralen abgestiegen sind, und so erreiche ich die Herren Kollegen gegen Mitternacht eben noch rechtzeitig, um dem Kommandanten und dem Bürgermeister von Metz, die sich bei der Gesellschaft befinden, vorgestellt zu werden.

Das war meine Reise durchs deutsche Land an die deutsche Front. Ihre Schwierigkeiten erhöhten nur meine Spannung auf die Dinge, die da kommen sollten.