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Lebensgeschichte Maximilian Münchs, regulirten Chorherrn im Collegiatstifte Rebdorf

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Textdaten
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Autor: Andreas Strauß
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Titel: Lebensgeschichte Maximilian Münchs, regulirten Chorherrn im Collegiatstifte Rebdorf
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 4, S. 222–230
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1792
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld, Commons
Kurzbeschreibung:
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VI.
Lebensgeschichte Maximilian Münchs, regulirten Chorherrn im Collegiatstifte Rebdorf.

Aloys Münch (dieß war der erste Name unsers Maximilians) war im J. 1743 den 9 Wintermonat zu Landsberg in Oberbaiern gebohren. Sein Vater, Ignaz Münch, war daselbst Bürgermeister und wohlbemittelter Wachszieher, der seinen sämmtlichen fünf Söhnen eine gute Erziehung und Unterricht, sowohl durch Hausinformatoren, als öffentliche Lehrer geben, und ihnen besonders in der Musik Unterweisung ertheilen ließ.

Aloys durchwanderte die niedern Classen des Landsbergischen Gymnasiums mit dem besten Fortgange, erhielt jährlich bey den gewöhnlichen Prüfungen einen Platz unter den besten Schülern, und trug manche Belohnungen seines Fleisses, insonderheit in der Lateinischen Sprache, davon. Von seiner Vaterstadt begab er sich in das Lycäum zu Augspurg um Philosophie zu studiren, wo er den durch seine Schriften bekannt gewordenen Herrn Professor Dannenmayr zum| Mitschüler hatte, und unter Anweisung des Herrn Emanuel Schneller, regulirten Chorherrn zum heil. Kreuze, eines geschickten Violinisten, in der Musik gute Fortschritte machte.
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Die Annehmlichkeiten des einsamen und zum Studiren bequemen Lebens brachten ihn zu dem Entschluß, ein Ordensgeistlicher zu werden, und er wurde 1762 unter die Chorherren des Collegiatstifts zu Rebdorf aufgenommen, in welchem damahls ein Verwandter von ihm, Wunibald Hacklinger, ein geborner Münchner, die Würde eines Probsts bekleidete. Sein Probejahr wurde ihm beschwerlich: denn er wurde, nebst noch drey andern Zöglingen, der Leitung eines Mannes anvertraut, dessen Einbildungskraft von Hexen und Gespenstern geplagt war, und welcher fast täglich neue Erscheinungen dieser Art zu haben von ganzem Herzen glaubte. Gleichwohl wurde er durch die bereits erlernte Philosophie vor der Ansteckung mit dergleichen Aberglauben gesichert. Er studirte nun Theologie und Kirchenrecht, wobey ihm seine mit Holzmann und Pichler ganz zufriedenen Lehrer nicht immer behagen wollten, sondern ihn veranlaßten, aufgeklärtere Theologen und Kanonisten, die er durch| Privatfleiß kennen gelernt hatte, zugleich zu lesen.

Seine Obern waren mit seinem ausgezeichneten Fleiß so sehr zufrieden, daß sie gesonnen waren ihn zur weitern Ausbildung seiner Kenntnisse auf eine hohe Schule zu schicken, welches aber durch andere Umstände gehindert wurde. Bald erwachte in ihm die Begierde zum Studium der Geschichte überhaupt, und besonders der Litterargeschichte; und um diese zu befriedigen, suchte er die Gunst des damahligen Bibliothekars, und den öftern Zutritt zur Bibliothek. Leider! kannte und hatte aber dieser selbst nicht, was zu diesem Fache nöthig war, und er sah sich genöthiget, sich von seinen eigenen Mitteln diejenigen Bücher anzuschaffen, welche zu seinem Zwecke dienten. Kein Vorurtheil hielt ihn ab heterodoxe Bücher eben sowohl zu lesen, als orthodoxe, und das Gute in denselben zu benützen, unbekümmert um das schädliche Gift, mit welchem dieselben angesteckt waren, oder für angesteckt gehalten wurden.

Nach dem Tode des 70 jährigen Bibliothekars wurde Maximilian Münch selbst Aufseher der Bibliothek, welche er nun mit neuen und brauchbaren Werken, die noch fehlten, zu bereichern suchte. Hier brachte er| jetzt den größten Theil des Tages zu, suchte seine Kenntnisse durch Umgang und Briefwechsel mit gelehrten Männern zu erweitern, und legte endlich selbst Hand an litterarische und historische Arbeiten, deren Anzeige unten folgen soll. Unter diesen seinen Freunden sind vorzüglich zu bemerken der Kurmainzische und Eichstädtische wirkliche Herr Geheime Rath Boller in Eichstädt, welcher selbst im juristischen und historischen Fache eine zahlreiche und ausgesuchte Bibliothek besitzt, und dessen Umgang für ihn höchst lehrreich war, und Herr Probst Franz zu Polling, der ihn seines Briefwechsels würdigte, und ihm durch seine ausgebreitete Gelehrsamkeit sehr nützlich wurde.
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Aus der Mitte dieser für ihn so reizvollen Beschäfftigungen riß ihn ein seiner Neigung ganz widerstehender Auftrag. Er mußte Beichtvater der Chorfrauen in Marienburg werden, weil man seinen Charakter ganz besonders dazu geschickt hielt, dieses Amt zu führen. Sieben Jahre blieb er daselbst, und wenn sich auch, welches in einer Versammlung von 24 Klosterfrauen gar leicht geschehen konnte, kleine Zwistigkeiten entspinnen wollten, so versüßte ihm diese Unannehmlichkeiten| der Umgang, Besuch und Briefwechsel, welchen er mit einigen Altdorfischen Professoren, besonders mit Herrn Professor Will, und andern Personen in Nürnberg unterhielt; wie auch die litterarische Thätigkeit, welcher er sich hier zu widmen Gelegenheit hatte, und die auserlesene Bibliothek, welche er sich in dieser Stelle sammelte. Er würde diesem Posten noch länger vorgestanden seyn, wenn nicht auf einmahl solche Unruhen in diesem weiblichen Stifte ausgebrochen wären, welche nur durch eine bischöffliche Untersuchung gedämpft werden konnten. Diese Visitation fiel zwar zu seinem Lob und zu seiner vollkommenen Beruhigung aus; allein er fand doch für besser, nach einigen Monaten nach Rebdorf zurückzukehren.
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Hier widmete er alle Stunden, welche ihm vom Chor und den nöthigsten Geschäfften übrig blieben, der inzwischen vermehrten und in bessere Ordnung gebrachten Bibliothek. Nach einiger Zeit wurde er als Pfarrer zu Rebdorf aufgestellt, welches Amt, wenn es gleich nicht zu beschwerlich ist, doch seine litterarischen Beschäfftigungen manchmahl unterbrach. Er kam unter dieser Zeit mit dem Fuldischen Herrn Präsidenten,| Freyherrn von Bibra, in Correspondenz, und lieferte in das Journal von und für Deutschland einige Beyträge. Endlich mußte er das Amt eines Beichtvaters noch einmahl übernehmen, nämlich bey den regulirten Chorfrauen des benachbarten Mariensteins. Diese Stelle übernahm er desto lieber, da er dabey in Rebdorf wohnen, die Bibliothek benützen, und seine Lieblingsarbeiten nicht aufgeben durfte. Er machte auch in verschiedene Klöster Oberbaierns gelehrte Excursionen, besonders zu seinem gelehrten Gönner in Polling, er empfahl sich hier überall so sehr, daß er die feyerliche Versicherung erhielt, man würde ihn, wenn er aus einem Baierischen Stifte wäre, als Schulaufseher in Baiern aufstellen, eine ehrenvolle Stelle, welche damahls der geschickte Litterator, Herr Geistliche Rath Steigenberger, Chorherr zu Polling, bekleidete.
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Sein höchst arbeitsames Leben und vieles Sitzen erzeugte sein blasses Aussehen, Mangel der Verdauung und Schwäche des Magens. Hieraus entstand endlich eine beschwerliche Krankheit, welche auch seinem Vater, wiewohl in höherm Alter, das Leben geraubt hatte, die Windwassersucht, an welcher er höchst schmerzhaft, jedoch mit der| rühmlichsten Resignation und Geduld, darnieder lag, und welche am 29 November, des letzten Jahrs sein 48jahriges Leben endigte. Den Bibliothekar des Stifts ließ er einige Tage vor seinem Tode ersuchen, das Wappen, welches sich in seinen Büchern befand, nicht heraus zu reissen, wenn sie in die Bibliothek gebracht würden, weil doch mancher, der eines eröffnen und sein Wappen sehen würde, ihm eine ewige Ruhe wünschen möchte.

Von seinen gelehrten Aufsätzen sind folgende gedruckt:

1. Kurze Geschichte des Frauenklosters Marienburg aus einheimischen und fremden Urkunden. Im Historisch-Diplomatisch. Magazin für das Vaterland, und angränzende Gegenden. B. II. St. 1.

2. Johann Heinrichs von Falkenstein Leben und Schriften. Im Journal von und für Franken. B. I. H. VI. S. 640 fg.

In der Handschrift hat er noch hinterlassen:

| 1. Kritische Untersuchung derjenigen Gründe, welche ein neuer Vertheidiger des Kurbaierischen Amortizationsgesetzes an das Licht gebracht. 4.

2. De genuina Chronotaxi erecti Episcopatus Eichstettensis Disquisitio historico-critico-chronologica. 4.

3. De vita, scriptis et rebus praeclare gestis Kiliani Leibii, Praelati Rebdorfensis doctissimi ac religiosissimi, Commentariorum libri duo, in quibus praeter res ad illum pertinentes etiam historia saeculi XVI sacra, profana et litteraria illustratur. 4.

4. Biographie Kilian Leibs – in einen Teutschen Auszug auf Verlangen eines gelehrten Freundes gebracht. 4.[1]

5. Regesta historica Eichstettensia. 4.

6. De Historiae Eichstettensis meritis, naeuis ac fatis Commentatio Critico-litteraria. 4.

| 7. De vita, Eruditione, et Scriptis Michaelis Stein, Can. Reg. et Bibliothecar. Rebdorf. Elector. Academ. Monacens. Socii extraordinarii Commentatio historico litterar. ad. R. R. amplissim. D. D. Franciscum Praepos. Inful. in Polling. perscripta. 4.

8. Über Michael Steins Leben und Schriften. Wird künftig noch im Journal von und für Franken erscheinen.

9. Sind jene Kapitular Statuten, vermöge welcher nur Turnier- und Stiftmäßige Edelleute zu Kapitel gelassen werden, Blendwerke, grausame Gesetze oder intolerante Verordnungen? Wider den edlen Herrn von Sartori beantwortet von M. M. 4.

10. Kurzer historischer Beweis, daß der erste Probst des Kolleg. Stifts zu St. Niklas in Spalt, Meister Ulrich genannt, ein edler Herr von Straß gewesen. Fol.

11. Historischer Versuch über die allerersten Inwohner des Eichstättischen Landbezirks, ihre Religion, Sitten, und Gebräuche. Fol.

12. Eine Abhandlung über die seel. Stilla geborne Gräfin von Abenberg.



  1. Diese Abhandlung, welche einer der Herausgeber dieses Journals selbst in Händen hatte, wäre vor andern wehrt, durch den Druck bekannt gemacht zu werden, da sie viele unbekannte Nachrichten zur Fränkischen Gelehrten- und Kirchengeschichte der ersten Hälfte des XVI Jahrhunderts enthält.