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Public Spirit in Bamberg

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Textdaten
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Autor: Franz Adolph Schneidawind
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Titel: Public Spirit in Bamberg
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 4, S. 490–496
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1792
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld, Commons
Kurzbeschreibung:
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IV.
Public Spirit[1] in Bamberg
von F. A. Schneidawind.
Public Spirit, merkt Archenholz, der beredte Lobredner der Britten, in seinem hinreißend geschriebenen Werke über England und Italien an, ist eine in allen Ländern so unbekannte Tugend, daß man in keiner lebendigen Sprache einen Namen dafür habe. Diese Bemerkung von einem so scharfsichtigen Beobachter ist gewiß für jeden Mann von Gefühl niederschlagend. Und betrachtet er auf dieser Lebensbühne mit unparteyischem Auge den Gang der menschlichen Handlungen, und macht nun da, leider! Erfährungen, die die Richtigkeit dieser Bemerkung bestättigen, dann bemächtiget sich Schwermuth seiner Seele. Die Widersprüche, auf die er hier überall stößt, die sonderbaren Erscheinungen, wie ungeachtet| der allgemein im Munde geführten Lieblingswörter: Menschenwohl, Geistesveredlung, und wie all die schönen Tiraden heissen, noch so wenig Theilnahme an Anstalten angetroffen wird, die dieß erzielen wollen, und wie diese schönen Worte nur solche bleiben, mit denen man keinen Sinn verbindet, wie dort vestgewurzelte Vorurtheile die edelste Unternehmung hemmen, hier Eigennutz in den Weg tritt, und die Vollziehung hindert, geben ihm Stoff zu seinen einsamen Betrachtungen, und im Stillen beherzigt er die Fragen: woher dieß alles? warum bey Einzelnen so wenig eifriger Wille, das allgemeine Beste zu bewirken?
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 Indessen ist dieser thätige Wille noch nicht ganz erstorben. Es gibt noch edle Menschen in jeder Classe. Es werden noch hie und da Handlungen ausgeübt, die den Dank eines Patrioten verdienen, und die Bewunderung des philosophischen Beobachters erzwingen. Innige Vaterlandsliebe erzeugt noch hie und da Thaten, die den schönen Handlungen der Vorzeit nahe kommen. Dem theilnehmenden Menschenfreunde ists unaussprechlich wohl, wenn er sich davon Beweise vorlegen sieht, seine Brust, die das Anschauen der alltäglichen,| nur durch Gewinnsucht und Ehrsucht geleiteten Handlungen beklemmte, erweitert sich, und nur diese schönen Thaten sind es, die ihn an die Menschheit fesseln, an der er zum Feinde zu werden, so oft auf dem Wege war. Ich freue mich als Patriot, Beyspiele vom Gemeingeiste aus meinem Vaterlande Bamberg aufstellen zu können, und es ist nicht das letzte Verdienst der Zeitschriften, solche Züge aufzubewahren, damit sie der Vergessenheit entrissen werden, damit der Patriotismus entflammt, jedes Individuum belebt werde, sich nach Kräften zu bestreben, um allgemeines Wohl zu bewirken.
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 Wer mit unserer neuesten Geschichte bekannt ist, wer die trefflichen Anstalten kennt, die einst in den Jahrbüchern derselben die schönste Stelle seyn werden,[2] wer| Franz Ludwigs Fürsorge fürs Ganze weiß, wer weiß, wie sehr das Beyspiel von oben herab wirke, der wird gleich einsehen, wie viel Nahrung hier für Patriotismus sey. Könnte ich doch meinen Gesichtspunct erweitern, und mich über jede schöne Handlung verbreiten! Ich erzählte dann die Vermächtnisse, Geschenke an das Armenwesen, das allgemeine Krankenhaus und die damit verbundenen wohlthätigen Institute von oft ganz unbekannten Leuten aus den niedrigsten Classen, denen man ein so richtiges Gefühl fürs Gute, einen so hohen Gemeinsinn nicht zugetrauet hätte; ich führte die freiwilligen Beyträge von ganzen Corporationen sowohl als Individuen an,[3] ich bemerkte die vielen zum Besten der Armen, der Krankeninstitute gegebenen Concerte, dann die rastlosen Bemühungen so vieler uneigennütziger Männer, die Franz Ludwig zu mitwirken den Rädern in dieser Maschine angebracht hat. Aber verzeih mir, Leser, wenn ich es,| so gerne ich wollte, nicht thue. Nur drey Fälle will ich zur Nahrung für dein Herz hier aufstellen, Fälle, die sich in weniger als Jahresfrist zutrugen, und Beyspiele vom Gemeingeiste gewähren, der sich auf verschiedene Arten wirksam äusserte.

 Joh. Sebastian Schramm, Chorrector der obern Pfarre, der im October 1790 starb, vermachte zum öffentlichen Gebrauche seine nicht unbeträchtliche Sammlung von Naturalien, alten Drucken, Zeichnungen von vaterländischen Denkmählern, Münzen, hausgemachten Zeugen. Welch schöner Beytrag von solch einem Manne mitten unter den eifrigsten Bemühungen für Errichtung einer öffentlichen Bibliothek und eines Naturalienkabinets! Ich setze nichts mehr hinzu, weil ich dieses edlen Mannes und seines schönen Vermächtnisses schon im Journ. v. u. f. Deutschl.[4] erwähnte, als nur die Äusserung eines meiner Freunde über diesen Vorfall: Viel Größe für einen Chorrector in Bamberg![5]

|  Gleichen Gemeingeist athmen Christoph Kropfelds Handlungen, nur steckte er seiner Wohlthätigkeit andere Zwecke vor. Von ihm und seinen biedern Thaten gab ich schon in dieser Zeitschrift Nachricht.[6]

 Jetzt noch von einem Manne aus einer höhern Classe, dem verehrungswürdigen Domcapitularen Hornek von Weinheim. Dieser Mann, den strenge Tugend im hohen Grade adelte, und edle Simplicität so auszeichnend charakterisierte, der prunklos lebte, um der Wohlthäter seiner Mitbürger zu werden, der im Stillen der leidenden Menschheit Retter war, bezeichnete diese stillschöne Laufbahn mit einem noch schönern Vermächtnisse, indem er das allgemeine Krankenhaus zum Haupterben seines beträchtlichen Vermögens einsetzte.

 Glücklich das Land, das noch Männer wie Schramm, Kropfeld, Hornek zählt! Verklärte Patrioten, sanft ruhe eure Asche in des Grabes Hügel! euer Andenken schläft nicht den Schlaf des Todes: ewig lebt es in dem Herzen gefühlvoller Vaterlandesfreunde.| Euer Beyspiel entflamme ihre patriotische Gesinnungen, bewege sie zur thätigen Theilnahme an des Vaterlandes Wohle, sporne sie an, um das Beste des Ganzen nach Kräften zu befördern, belebe ihren Eifer, alles zu gemeinnützigen Anstalten beyzutragen, damit Public Spirit, wenn wir auch kein eigenes Wort dafür in unserer Sprache besitzen, doch noch in Thaten bey uns anzutreffen sey.



  1. Ich bediene mich hier des Ausdrucks, den Archenholz im ähnlichen Falle brauchte, weil jedes andere Wort diese edle Eigenschaft nur unvollkommen bezeichnet. d. E.
      Sollte Gemeingeist, Gemeinsinn, nicht schon das Bürgerrecht in unserer Sprache haben oder doch verdienen? d. H.
  2. Errichtung abgesonderter Mädchenschulen, eines Schullehrerseminars, eines neuen Lehrstuhles für Naturgeschichte, Anlegung einer öffentlichen Naturalien[-] und Büchersammlung, eines Policeyarbeitshauses, eines allgemeinen Krankenhauses, einer Hebammenschule, bessere Einrichtung unseres Armenwesens in Hinsicht auf Beförderung der Industrie, Anstalten, um Wund- und Viehärzte zu bilden, Verfertigung eines dem Genius unseres Jahrhunderts angemessenen peinlichen Gesetzbuches etc.
  3. Man lese z. B. die Verzeichnisse der freywilligen Beyträge, die der ersten Rechnung des Krankengesellen-Instituts beygefüget sind. Ich gestehe hier unverhohlen, und sollte man auch meinen Geschmack in Anspruch nehmen, diese Rechnung gewährte mir eine der angenehmsten Lectüren in meinem Leben.
  4. Im 9ten Stücke des 8ten Jahrganges.
  5. Schramm war der erste, der in Bamberg eine Naturaliensammlung anlegte, freylich nicht nach dem Zuschnitt eines Systems; denn Schramm war nicht Gelehrter; doch eben deswegen bewundere ich seine Denkungsart. s. dieses Journals IV. B. II. Heft. S. 210.
  6. III. B. 1stes Heft. S. 103.