RE:Aurelius 194
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Probus, M. Römischer Kaiser 276-282 n. Chr. | |||
Band II,2 (1896) S. 2516–2523 | |||
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194) M. Aurelius Probus = Imp. Caes. M. Aurelius Probus Aug.: 276–282.
Quellen:
Die zuverlässigere der beiden Hauptquellen ist die Darstellung des Zosimus (I 64–71), mit der im wesentlichen Zonaras (XII 29) übereinstimmt, die andere ist die Vita (Hist. Aug. Probus; im folgenden mit Zahlen ohne Zusatz citiert), die in ihrem vielen eingestreuten Actenmaterial u. s. w. ebensoviel freie Erfindungen liefert. Daneben sind für die Prätendentenkämpfe Hist. Aug. Firmus, Saturninus etc. 7–15 heranzuziehen. Die Nebenquellen sind, soweit sie Abweichendes bieten, zu den betreffenden Stellen angeführt, im übrigen vgl. die Citate bei Schiller (s. u. Litteratur). Für die alexandrinischen Kaisermünzen vgl. v. Sallet Die Daten der alexandrinischen Kaisermünzen 89, für die übrigen Münzen ist Cohen (VI 253–348, 349) in vielem überholt durch die unter ‚Litteratur‘ citierte Arbeit Lépaulles. Für die Inschriften s. die Indices der Bände des CIL; die wichtigen sind im Texte angeführt.
Litteratur:
Bernhardt Geschichte Roms von Valerian bis zu Diocletians Tode I 222–244. Schiller Geschichte der römischen Kaiserzeit I 876–882. Für die Verhältnisse im Occident v. Wietersheim-Dahn Geschichte der Völkerwanderung I 242–248. Das Leben des Probus haben zum Gegenstand einer Specialschrift gemacht: Atorff De M. Aurelio Probo, Diss. inaug., [2517] Münster 1866 und Boehm De M. Aurelio Probo imper. Rom.‚ Diss. inaug., Breslau 1867 (letzterer nur bis in die ersten Regierungsjahre). Eine Studie über die Regierung des Probus auf Grund der Numismatik hat Lépaulle veröffentlicht: Étude historique sur M. Aurelius Probus d’après la numismatique du règne de cet empereur, Lyon 1884. Über Stempelfehler und Correcturen auf Münzen des Probus handelt Missong Wien. Num. Ztschr. 1877, 303–322.
Herkunft und Verwandtschaft:
M. Aurelius Probus – der Zusatz Valerius (11, 5) ist durch die Inschriften erledigt, ebenso Aelius (Malal. 400 C) – wurde in Sirmium an der Save geboren am 19. August 232 (Clinton Fast. Rom. ad a. 282. CIL I² p. 270). Die Epitome de Caes. 36, 2 nennt ihn Equitius Probus, eine Notiz, die bisher unbeachtet gelassen ist, jedoch durch ein Zusammentreffen mit einem numismatischen Ergebnisse an Interesse gewinnt. Missong (Wien. Numism. Ztschr. 1873, 102–115) hat auf einer Reihe zusammengehöriger Probusmünzen aus Tarraco sowie aus Rom das in eigentümlicher Weise hineingeheimnisste Wort: [A]EQUITI entdeckt (vgl. dazu Lépaulle 19–20. 23). Seine Deutung Aequitati hat Mommsen (Ztschr. f. Numism. 1887, 251) berichtigt und den Namen [A]Equitius darin erkannt. Der Auffassung, dieser Equitius sei der Münzmeister gewesen, steht allerdings das Bedenken Missongs entgegen, dass derselbe Mann gleichzeitig in Tarraco und in Rom geprägt haben soll. Nun ist doch auch wohl der Name Equitius Probus (ep. de Caes. a. a. O.) damit in Verbindung zu setzen, und da nicht anzunehmen ist, dass dem Autor der Epitome eine solche Kenntnis von den Geheimnissen probianischer Münzprägung zu Gebote stand, so gewinnen wir vielleicht darin eher einen nicht officiellen Beinamen des Probus selbst und damit zugleich den Schlüssel für die Geheimniskrämerei oder Spielerei bei diesen Prägungen.
Der Vater des Probus hiess Maximus und war aus der niederen Militärlaufbahn zum Tribunen emporgestiegen (3, 2), nach ep. de Caes. 37 hiess er Dalmatius (etwa eine Verwechslung mit seiner Herkunft aus Dalmatien?). Eine Schwester Claudia wird genannt (3, 2–4), jedoch ist die Verknüpfung des Probus mit dem Kaiser Claudius II. (Nr. 82), die dadurch bestätigt werden soll, geeignet den Wert der Nachricht zu verdächtigen. Von nahen Verwandten des Probus, die zum Christentum übergetreten sind und hohe Stellungen in den Gemeinden bekleidet haben, erzählen mit Abweichungen von einander Nicephorus (Corp. scr. hist. Byz. I 773 Bonn.) und die Acta Sanctorum (Jun. I 376f. Aug. V 810).
Eine eigentümliche Weissagung über den Glanz der Nachkommenschaft des Probus findet sich 24, 1–3. Seine posteri sollen odio vel invidiae timore Rom den Rücken gewandt und sich in der Umgegend von Verona niedergelassen haben. Nun verkündeten die Haruspices bei Gelegenheit eines Wunderzeichens an der Bildsäule des Probus in Verona eine glänzende senatorische Laufbahn für alle Mitglieder des Hauses, eine Weissagung, die, wie der Schriftsteller sagt, noch ihrer Erfüllung harrt. Diese Nachricht hat Dessau (Herm. XXIV 1889, 352–359) Veranlassung gegeben, im Zusammenhange [2518] mit seiner Hypothese von Einfälschung der nach seiner Meinung aus dem Ende des 4. Jhdts. stammenden Hist. Aug. in die diocletianisch-constantinische Zeit, hier ein geschickt angebrachtes vaticinium ex eventu zu sehen, das er auf die Familie der Petronii Probi deuten zu müssen glaubte. Diese Familie ist allerdings zu hohem Glanze in der 2. Hälfte des 4. Jhdts. gelangt, stammte wohl auch aus Verona und ist, wenn nicht von den Probi selbst, so doch möglicherweise von dienstbeflissenen Litteraten mit dem Kaiser Probus in verwandschaftliche Beziehungen gesetzt worden. Dass zu letzterem keinerlei Berechtigung vorliegt, erkennt ebenso Dessau (355) wie Klebs an; nur bleibt, wenn man mit Klebs (Rh. Mus. XLV 1890, 436ff., bes. 448–453) die Beweisführung Dessaus einschliesslich der Behandlung des Probusorakels verwirft, die Nachricht von den posteri des Probus in Verona in der Vita bestehen, während sie nach Dessau und Mommsen (Herm. XXV 1890, 275) als beseitigt gelten kann.
Bis zum Regierungsantritte:
Über seine militärische Laufbahn unter seinen Vorgängern Decius bis Tacitus haben namentlich Boehm (3–9) und Lépaulle (40–45) aus den in den Briefen und Urkunden der Vita zerstreuten Andeutungen eine zusammenhängende Darstellung zu geben versucht, die bei dem fast völlig erschütterten Glauben an die Urkunden in der Hist. Aug. der Kritik nicht mehr standhält. Einer Erörterung bedarf nur noch des Probus Beteiligung an den orientalischen Kämpfen Aurelians. Zwar erzählt Zosimus (I 44) von einem Probus, der zur Zeit des Claudius die römische Sache in Ägypten gegenüber den Palmyrenern erst mit Erfolg vertreten, dann aber Unglück gehabt habe und der Gefangennahme nur durch Selbstmord entgangen sei. So klar es ist, dass dieser Probus, der übrigens Hist. Aug. Claud. 11 Probatus heisst, mit unserem Probus nichts zu schaffen hat, so scheint doch 9, 5 die Nachricht, dass Probus gegen die Parteigänger des Odenat und der Kleopatra – richtiger Zenobia – erst mit Glück, dann leichtfertig gekämpft habe, ut paene (!) caperetur u. s. f., einer Verwechslung mit der Erzählung von des Probatus Schicksal ihre Entstehung zu verdanken (s. übrigens unter Nr. 82). Möglicherweise gebührt demselben Probus oder Probatus das Verdienst, bis Karthago siegreich vorgedrungen zu sein, was nach 9, 1 der Kaiser Probus vor seiner Thronbesteigung gethan haben soll. Eine andere Erklärung schlägt Boehm (8) vor: Die Niederwerfung des Aufstandes, den Firmus nach der Rückkehr Aurelians von der Zerstörung Palmyras erregte, dem Probus zuzuschreiben, den Aurelian eben zum Schutze des Orients dort gelassen haben könnte. Jedoch spricht nicht viel für diese Vermutung, eher gegen eine solche Hist. Aug. Firm. 5, 1; Aurelian. 32, 2–3. Lépaulle (43–44) verkennt den oben dargelegten Sachverhalt und vertritt infolge dessen, ohne der Nachricht des Zosimus zu gedenken, dieselbe Ansicht wie Boehm. Danach bliebe für die Zeit, in der Probus die für Ägypten nützlichen opera von seinen Soldaten hat aufführen lassen (9, 2–4), wenn man nicht lieber an seinen Orientzug während seiner Regierung denken will (s. u.), nur die Zeit des Tacitus übrig, in der er [2519] eine höhere Stellung im Orient eingenommen hat (Zos. 64, 1).
In dieser Stellung wurde er von seinen Soldaten zum Kaiser ausgerufen; die Münze (Cohen 65) des exercitus Persicus deutet Lépaulle (51) mit Recht auf dieses Ereignis. Die Annahme des Purpurs bedeutete Kampf gegen Florianus, der an Stelle seines ermordeten Bruders Tacitus im Occident erhoben worden war. Vom Bosporus her kam Florianus heran, bei Tarsos lagerten die Heere einander gegenüber – die Geschichte bei Zosimus (64, 2–3) klingt anekdotenhaft –, da fand Florianus von der Hand seiner eigenen Soldaten den Tod (Zos. a. O.). Somit war Probus im Alleinbesitze der Herrschaft.
Seine Consulate und die Jahre seiner tribunicischen Gewalt.
Nach den bei Klein (Fast. cons. 111f.) zusammengestellten Zeugnissen fallen die 5 Consulate des Probus in die J. 277. 278. 279. 281. 282. Jedes Jahr seiner Tribunicia potestas endet mit dem 9. December (Mommsen St.-R. II³ 800), das erste mithin schon am 9. December 276, da Probus im Laufe dieses Jahres zur Regierung gekommen (Clinton Fast. Rom. ad a. 276). So nennt ihn z. B. CIL III 8707 ganz correct: tr. pot. II cos. im J. 277, so hat Schmidt Eph. epigr. VII 693) richtig ergänzt: tr. pot. III cos. [II]. Aber es erheben [2520] sich Schwierigkeiten weniger durch Cohen 460: tr. pot. VI cos. V, eine Münze, die allenfalls als ein alleinstehendes Versehen zu betrachten sein dürfte gegenüber CIL II 1673. X 3728, als vielmehr durch Cohen 453–459. CIL VIII 11931, die eine unbenannte tr. pot. mit dem dritten Consulate verbinden, während das dritte Consulat (J. 279) und die Zwischenzeit bis zum Antritt des vierten (J. 281) in das vierte oder fünfte Jahr der tr. pot. fallen müsste, sowie durch CIL II 1116. X 1178 b und Cohen 731, die ihn cos. (also I) nennen in seiner tr. pot. (ohne Zahl). Nun ist eine gleiche Beobachtung zu machen bei CIL II 3660. 4102 für die Bestimmung der Consulate des Kaisers M. Aurelius Carus (Nr. 77): sie verbinden sein nachweislich in das zweite Jahr seiner Regierung fallendes Consulat mit der tr. pot. ohne Zahlzusatz. Die Bedenken lösen sich hier wie dort am einfachsten, wenn man die Auffassung, dass tr. pot. ohne Zusatz als das erste Jahr der tr. pot. zu verstehen sei, fallen lässt und den Ausdruck einfach als Bezeichnung: ‚regierender Kaiser‘ deutet auf jedes beliebige Jahr der Regierung. Die gleiche Beobachtung lässt sich bei vielen Kaisern des 3. Jhdts. machen. Somit gewinnen wir aus den Münzen und Inschriften folgende Übersicht:
276: | tr. pot. | (–9. December) | : CIL II 4881. | |
277: | tr. pot. II | (–9. December) | cos. | : CIL III 8707. |
tr. pot. | cos. | : CIL II 1116. XI 1178 b. Cohen 731. | ||
278: | tr. pot. III | (–9. December) | cos. [II] | : Ephem. epigr. VII 693; vgl. de Rossi Inscript. christ. I 14 und vielleicht CIL XII 5511. |
279: | tr. pot. IV | (–9. December) | c[os. III] | : CIL XII 5472. |
279 oder 280: | tr. pot. | cos. III | : CIL VIII 11931. Cohen 453–459. | |
280: | tr. pot. V | (–9. December) | cos. III | : CIL II 3738. |
281: | tr. pot. VI | (–9. December) | cos. IV | : CIL II 1673 (wo jedoch die Zahlen nicht feststehen); vgl. dazu CIL X 3728; dagegen Cohen 460. |
[2519]
Probus als Kaiser.
Übernahme der Regierung. Die Zeit des Regierungsantrittes berechnet Clinton (Fast. Rom. ad a. 276) auf den Juli und allzu genau Boehm (37–42) auf den 8. Juli des J. 276. Die Behandlung des Datums der Senatssitzung (11, 5 Clinton a. a. O. und append. 70) wird gegenstandslos, da sich die Urkunde als erfunden erweist, wie ausser dem falschen Namen Valerius Probus gerade die Schwierigkeiten zeigen, die Lépaulle (49) zu einer recht gewagten Lösung veranlassen. Dass Probus seine Bestätigung vom Senate erbeten (11. 12) und diesem wichtige Rechte eingeräumt hat (13, 1), mag richtig sein; erwiesen (Lépaulle 46–49) ist es nicht, da sich die Nachricht nur in den gefälschten Verhandlungen des Probus mit dem Senate (11–13, 1) findet.
Die übliche Erzählung von der Bestrafung der Mörder Aurelians, sowie des Tacitus folgt nun in der Vita (13, 2–3; vgl. Zos. 65), sodann der Bericht von seiner Milde gegen die Parteigänger des Florianus.
Der Kaiser im Occident: 276–279. Aufenthalt in Rom (?), Kämpfe in Gallien, Germanien und Illyrien. Die erste Sorge des neuen Kaisers galt [2520] Gallien, das unter den Einfällen der Germanen arg zu leiden hatte. Ausführlich berichtet darüber Zosimus (67–68). Probus zog vom Orient her über die Propontis quer durch Thrakien, Moesien und Pannonien in nordwestlicher Richtung dem Rhein zu. Seinen Marsch hat Lépaulle (52–53) aus den Münzprägungen von Kyzikos, Serdica und Siscia – darunter auch Adventsmünzen – reconstruiert. So kam Probus an die Rheinlinie. Ehe er den Krieg begann, müsste er einen kurzen Aufenthalt in Rom genommen haben, wofern die Beobachtung Lépaulles (16), dass nur die Münzen der J. 276 und 277 den Vornamen des Kaisers aufwiesen, sicher steht, denn es existiert eine Reihe derartiger Adventsmünzen römischer Fabrik (Lépaulle 54).
Am Rhein focht Probus glücklich gegen die Alemannen und die mit ihnen verbundenen Longionen im Gebiete zwischen dem Neckar und der schwäbischen Alb (13, 7; vgl. Atorff 25. 99). Sein zweites Heer, das nördlich von seiner Stellung operierte, besiegte die Franken, und als nun die Burgunden und Vandalen zu Hülfe kamen, gelang es dem Kaiser, der inzwischen selbst herbeigeeilt war, sie zur Spaltung ihrer an Zahl überlegenen [2521] Streitkräfte zu veranlassen und den einen Teil zu besiegen. Die Überbleibenden versprachen Rückgabe der Beute und der Gefangenen, mussten aber zur Erfüllung ihres Versprechens erst durch eine neue Niederlage angehalten werden.
Die Titel Gothicus (schon im J. 277: CIL XII 1178 b) oder Gothicus Maximus (CIL XII 5467. 5511 [?]) und Germanicus Maximus (CIL VIII 11931) wurden ihm damals verliehen. CIL II 3738: ver[o Gothi]co veroque Germanico würde an sich nichts für die officielle Titulatur beweisen. Die Münzstätten der westlichen Reichshälfte feiern die Befreiung aus der langjährigen Bedrängnis durch Aufschriften wie: temporum felicitas, securitas perpetua u. a. (Lépaulle 67), Münzen mit victoria Germanica prägen Rom und Tarraco (Lépaulle 71).
Der Erfolg dieser Kämpfe war zunächst die Verdrängung der Deutschen aus Gallien (13, 6), sodann die Sicherung der Römerstädte durch Brückenköpfe am gegenüberliegenden Ufer (13, 8; vgl. Mommsen Röm. Gesch. V³ 152) und die Einreihung germanischer Soldaten in die Legionen (14, 7). Einen Teil der gefangenen Germanen hat Probus in Britannien angesiedelt, bei dem Auftreten eines Praetendenten haben sie ihm die Treue bewahrt (Zos. 68, 3). Zur Hebung des Wohlstandes erteilte Probus später den Galliern die Erlaubnis zur Anlage von Weinbergen und dehnte dieses Vorrecht dann auch auf Spanien und Britannien aus.
Nun begab sich Probus an die Donau und muss hier manche Massregeln zur Hebung des Wohlstandes getroffen haben. Hierauf mag sich die Münze, die ihn als restitutor Illyrici feiert (Lépaulle 73), beziehen; möglicherweise hat man auch mit Lépaulle an kriegerische Thaten (vgl. Vita 16, 1–2) zu denken.
Der Kaiser im Orient: 279 (280?) – 280 (281?). Saturninus; Kämpfe in Isaurien und gegen die Blemmyer; Persergesandtschaft. Die Beendigung des Germanenkrieges nahm wohl noch einen Teil des Jahres 278 in Anspruch. Eine Siegesmünze: victoria Germanica aus dem J. 278 (cos. II) hat Lépaulle (71. 108, 57; vgl. dazu Numismat. chronicle 1891, 159); dazu würde auch die von demselben (72. 108, 58) angeführte Inschrift (jetzt CIL XII 5511) passen, wenn sie sicher auf Probus und nicht etwa auf Aurelian zu beziehen ist. Den Rest des Jahres blieb der Kaiser in Illyrien. Auf Grund einer Münze von Serdica: tr. pot. cos. III nimmt Lépaulle (76) für den Aufenthalt des Probus in Illyrien das J. 279 völlig in Anspruch und lässt ihn erst 280 in den Orient aufbrechen. Das dritte Consulat fällt in das J. 279, mithin ist der Ansatz zwar möglich, aber nicht zwingend.
279 oder 280 zog Probus also nun in den Orient. Unterwegs hatte er zunächst die räuberischen Bergvölker in Kleinasien zu bändigen, vor allem den Lydius (Zos. 69, 1) zu bekämpfen, der Isaurien und die angrenzenden Landschaften beunruhigte. Lydius zog sich in die Bergfeste Kremne zurück und fand dort bei der Verteidigung seinen Tod, worüber Zosimus (a. O.) einen eingehenden Bericht giebt. Zur Verhütung von Bildungen ähnlicher Räuberbanden siedelte Probus dort Veteranen als Colonisten an (16, 6). [2522]
In Syrien hatte sich – genauere chronologische Fixierung ist nicht möglich – ein Gegenkaiser erhoben. Saturninus – aus Gallien (Hist. Aug. Firm. 7) oder aus Africa (Zos. a. O.) – hatte in Abwesenheit des Kaisers im Orient commandiert und in Antiochia den Purpur angenommen. Er war aber, ohne dass es der persönlichen Dazwischenkunft des Kaisers bedurft hätte, in Apamea (Iordan. Rom. 293) beseitigt worden. Die Erzählung Hist. Aug. a. O. 7–11 spitzt die Ereignisse ganz auf Aurelians Zeit zu, Zosimus (66, 1) scheint auf den Beginn der Regierung des Probus hinzuweisen.
In Ägypten waren die Blemmyer nilabwärts in römisches Gebiet eingedrungen und hatten die Städte Koptus und Ptolemais eingenommen. Diese Eroberungen nahmen ihnen die Feldherrn des Probus wieder ab (17, 2–3. Zos. 71, 1), ohne dass es das persönliche Eingreifen des Kaisers erforderte.
Zu einem Perserkriege kam es im J. 279 oder 280 nicht; es wurden durch Gesandte Verhandlungen gepflogen, die für diesmal noch den Frieden aufrecht erhielten (17, 4). Sehr ernst sind die Friedensabsichten der Perser wie gewöhnlich nicht gewesen, sehen wir doch 282 den Probus bereits wieder auf dem Wege nach dem Orient (20, 1), als ihn der Tod ereilte.
Der Kaiser zum zweitenmale im Occident: 280 (281?) – 282. Ansiedlung der Bastarner u. s. w.; Proculus und Bonosus; Aufenthalt in Rom. Auf dem Rückwege kam Probus wieder nach der Balkanhalbinsel; jetzt machte er hier mit den von den Gothen bedrängten Bastarnern mit gutem Erfolge (Zos. 71, 1) Ansiedlungsversuche (18, 1). Mit andern Völkerschaften wollte es ihm weniger gelingen (18, 2–3), am wenigsten mit den Franken, die auf dem Seewege ihre neuen Sitze verliessen und raubend und plündernd in ihre Heimat zurückfuhren (Zos. 71, 2; vgl. Vita 18, 2).
Vor oder unmittelbar hinter diese Ereignisse sind wohl die Praetendentenkämpfe im Abendlande anzusetzen. Während der Kaiser sich im Orient aufhielt, begann in den westlichen Provinzen des Reiches der Aufstand des Proculus und der des Bonosus (18, 5). Proculus soll auf Betreiben der Bewohner von Lyon (Hist. Aug. Firm. 13, 1) den Purpur angelegt und auch erfolgreich gegen die Alemannen gefochten haben (Hist. Aug. a. O. 13, 4). Doch Probus zog in eigener Person zu Felde, verjagte und beseitigte ihn, wie es scheint mit Hülfe der Franken (Vita 18, 5. Hist. Aug. a. O. 13, 4) in Köln (? Eutr. IX 17, 1. Oros. VII 24, 3. Vict. Caes. 37, 3; dagegen Vita 18, 5. Epit. de Caes. 37, 2). Die Stellung der Franken zum Kaiser macht es wahrscheinlich, dass nicht schon vor den Germanenkämpfen des Probus, sondern erst nach der Besiegung der Franken die Empörung des Proculus stattfand (vgl. auch 18, 2). Ebenso wurde Bonosus, den die Furcht vor Strafe (Hist. Aug. a. O. 15, 1) zur Rebellion getrieben hatte, beseitigt; gegen seine Gattin, eine vornehme Gothin‚ und seine Kinder liess Probus Milde walten (Hist. Aug. a. O. 15, 2–4). Ansprechend vermutet Mommsen (zu CIL II 3738), dass die Erasion des Namens Probus auf der spanischen Inschrift auf die Machtentfaltung dieser beiden Usurpatoren über grosse [2523] Teile des Abendlandes (18, 5) zurückzuführen sei. Die übrigen Inschriften, auf denen der Name eradiert ist (VIII 100. 1353. X 3728), stammen ebenfalls aus dem Occident und würden wohl den Vorschlag Mommsens unterstützen. Es wäre damit eine willkommene Zeitangabe für die Empörung gefunden; soweit datierbar, weisen die Inschriften in die J. 280 und 281. Sicherlich nach dem J. 278 fand die Empörung in Britannien statt, die Victorinus geschickt unterdrückte und bei der die nach Britannien verpflanzten Germanen sich bewährten (Zos. 66, 2. 68, 3. Zon. XII 29).
Jetzt endlich zieht der Kaiser zum wohlverdienten Triumphe nach Rom; eine Münze (Lépaulle 92) gedenkt seiner Ankunft. Den Triumph des Probus beschreibt die Vita (19) und feiern die Münzen (Lépaulle 93); letztere fixieren die Feier auch auf das J. 281. Aus den Worten (Lépaulle 94) gloria orbis auf eine noch während der Feier stattfindende Prägung dieser verschieden zu datierenden Münzen zu schliessen, erscheint nicht zulässig. Vielleicht steht mit dem Triumphe irgendwie der Gladiatorenaufstand in Verbindung, von dem Zosimus (71, 3) berichtet. Von der Vollendung des aurelianischen Mauerbaus durch Probus spricht Zosimus (I 49, 2).
Der Tod des Kaisers: 282. Für das J. 283 hatte Probus den Perserfeldzug geplant. Wahrscheinlich hatte er 282 nicht mehr rechtzeitig aufbrechen können, und so hat er denn, wie schon öfter, seine Soldaten zu Friedenswerken herangezogen und sie wiederum (18, 8) im Interesse seiner Vaterstadt Sirmium Arbeiten zur Verbesserung des Bodens machen lassen (21, 2). Der Unmut der Soldaten darüber, verstärkt durch die Nachrichten von der Erhebung eines neuen Gegenkaisers in der Person des Praefectus praetorio M. Aurelius Carus, brauste gegen Probus auf; im October 282 (Sadée De imper. Rom. tert. p. Chr. n. saec. tempor. constit., Diss. Bonn 1891, 57f.), jedenfalls nach dem 29. August dieses Jahres (v. Sallet a. a. O.), ermordeten sie ihren Kaiser. Über die Erasion seines Namens s. o. Für seine Consecration fehlt jedes Zeugnis.