338) L. Cornelius Scipio Asiagenus. Der volle Name Fasti Cap. zum J. 671: L. Cornelius L. f. L. (Nr. 324) n. Scipio Asiaticus (vgl. Chronogr.: Asiatico II), der Beiname auf den Münzen: L. Scip(io) Asiag(enus) und in den Fasti augur.: Asiagene[s]; sonst heisst der Mann stets nur L. Cornelius Scipio. Münzmeister war er zwischen 650 = 104 und dem Bundesgenossenkrieg (Mommsen Münzw. 575 nr. 201; Tr. Bl. II 378 nr. 187), 654 = 100 kämpfte er mit den anderen Optimeten
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gegen Saturninus und Glaucia (Cic. Rab. perd. 21). 664 = 90 brachte er gemeinsam mit L. Acilius (Bd. I S. 252 Nr. 8) die Angelegenheiten der Stadt Aesernia in Ordnung; als die empörten Italiker anrückten, retteten sich beide in Sclaventracht durch eilige Flucht (Appian. b. c. I 41). Im J. 666 = 88 wurde Scipio Augur (Fasti augur. CIL I² p. 60: [... Scip]io Asiagene[s cooptatus]). In demselben Jahre verwaltete er als Praetor Makedonien und Achaia, besiegte die Skordisker, die im Bunde mit den Maidern und Dardanern in Griechenland eingebrochen waren, und beendigte die Kämpfe mit ihnen, indem er sie bis über die Donau zurücktrieb (Appian. Ill. 5, vgl. Mommsen R. G. II 171, 2. Pomtow Rhein. Mus. LI 369f„ der ebd. 373 eine ausführlichere Behandlung in Aussicht gestellt hat; vgl. auch Nr. 194). Zum Triumph ist Scipio in den folgenden Jahren unter Cinnas Gewaltherrschaft nicht gelangt, aber nach dessen Tode erhielt er im J. 671 = 83 zusammen mit C. Norbanus von den Marianern das Consulat (Fasti Cap. Chronogr. Idat. Chron. Pasch. Cic. Quinct. 24. Tac. hist. III 72. Flor. II 9, 18. Obseq. 57. Cassiod.). Auf die Nachricht, dass L. Sulla nach der glücklichen Beendigung des mithridatischen Krieges sein Heer nach Italien übersetzte, verlieh ein Senatus consultum ultimum den Consuln die Vollmacht zu Rüstungen gegen ihn (Iul. Exuper. 7 p. 4 Burs. Appian. b. c. I 82; vgl. Cic. Verr. I 37). Norbanus rückte zuerst dem Feinde, der sich durch den Zulauf zahlreicher Optimaten beständig verstärkte, entgegen, wurde geschlagen und in Capua eingeschlossen. Darauf brach Scipio zu seinem Entsatz auf und begegnete bei Teanum Sidicinum dem Sulla, der ihm den Weg verlegte. Da Scipios Soldaten sich unzuverlässig und dem Kampfe abgeneigt zeigten, beschloss Sulla, sie auf seine Seite zu ziehen. Er bot dem Consul Friedensverhandlungen an (vgl. darüber Cic. Phil. XII 27. XIII 2) und zog diese nach Möglichkeit in die Länge, während er durch seine Agenten und Soldaten die Truppen Scipios mit Versprechungen und Geschenken bearbeiten liess. Vergeblich warnte der Praetor Sertorius den Consul und suchte vergeblich das Heer bei der Sache der Demokraten festzuhalten; die Kopflosigkeit jenes verdarb, was er etwa gutmachte, und das schliessliche Ergebnis war, dass das ganze Heer zu Sulla überging, sobald dieser eine feindliche Demonstration machte. Der Consul mit seinem Sohne wurde in seinem Zelte gefangen genommen, aber da er sich gefügig zeigte und abdankte, ungekränkt entlassen (Liv. ep. LXXXV. Flor. II 9, 19. Eutrop. V 7, 4. Iul. Exuper. 7 p. 4. Burs. Vell. II 25, 2. Schol. Bob. Sest. p. 293 Or. Diod. XXXVIII 16. Plut. Sulla 28, 1–4; Sertor. 6, 1. Appian. b. c. I 85f.). Jedoch Scipio hielt sein Wort nicht und reizte durch seinen Treubruch Sulla zu weit grösserer Härte gegen seine Feinde (Appian. I 95); er sammelte nämlich ein neues Heer, um dem Cn. Pompeius in Picenum entgegenzutreten, wurde aber wiederum von den Seinen im Stich gelassen und musste sich durch die Flucht retten (Plut. Pomp. 7, 4). Infolgedessen wurde er im J. 672 = 82 als einer der ersten von Sulla auf
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die Proscriptionsliste gesetzt (Oros. V 21, 3, vgl. die Anspielung darauf Cic. ad Att. IX 15, 2); er entkam nach Massilia und ist dort, jedenfalls nicht lange darauf, gestorben (Cic. Sest. 7, wo ein parteiisches, allzu günstiges Urteil über ihn gegeben wird. Schol. Bob. z. d. St. p. 293). Als Redner war er nach Cic. Brut. 175 nicht ohne Gewandtheit und Erfahrung. Seine Kinder sind Nr. 327 und Nr. 416.