RE:Dona militaria

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Militärische Orden und Ehrenzeichen
Band V,1 (1903) S. 15281531 (IA)
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Dona militaria ist die Collectivbezeichnung für die Orden und Ehrenzeichen, mit denen bei den Römern persönliche Tapferkeit und kriegerischer Erfolg belohnt wurde, vgl. Polyb. VI 39, 2. Sall. bell. Iug. 54, 1. Liv. XXV 7, 4. Tac. ann. II 9. Val. Max. VIII 14, 5. CIL III 1193. VIII 217. Korr.-Bl. d. Westd. Ztschr. VI 1887, 161. CIL V 5832 heissen dieselben darum auch direct praemia. Näheres über die einzelnen D. m., auf denen nach Zonar. VII 21 Name und Verdienst ihres Empfängers verzeichnet war, s. unter Armilla (o. Bd. II S. 1189), Catella (Bd. III S. 1786), Corona (Bd. IV S. 1637f.), Fibula, Hasta pura, Phalera, Torques, Vexillum. Das Recht, D. m. auszuteilen, hatte in den Zeiten der Republik der Oberbefehlshaber eines siegreichen Heeres, vgl. Liv. XXV 18, 15. Cornif. rhet. ad Herenn. II 27. Cicero in Verr. III 80. Val. Max. IV 3, 10. Mommsen St.-R. I³ 136. Bei der Verleihung, die gewöhnlich unmittelbar nach einer gewonnenen Schlacht vor versammeltem Heere in feierlicher Contio erfolgte (Polyb. VI 39, 2. Liv. X 44, 3. XXXVIII 23. 10. XXXIX 31, 17. 18), hielt der Imperator die Cic. in Verr. III 80 erwähnte praefatio donationis vetus atque imperatoria. Doch verfügte mancher Feldherr die militärischen Auszeichnungen auch erst anlässlich seines Triumphes, vgl. Liv. XXXIX 5, 17. Suet. Aug. 8; Claud. 28. CIL III 6359. VIII 12536. Glaubte der Senat, dass ein Heer um seines Verhaltens willen keinen Anspruch auf D. m. habe, so war er befugt, dem Anführer desselben vorzuschreiben, keinerlei Decorierung vorzunehmen. Diese Weisung erging 212 v. Chr. betreffs der cannensischen Legionen an Marcellus, vgl. Liv. XXV 7, 4. Mommsen St.-R. III 1109. In der Kaiserzeit besass in erster Linie der Princeps das Recht, militärische Decorationen jeder Art zu verleihen, vgl. Mommsen St.-R. II³ 854, ausser ihm noch der mit einem selbständigen Commando betraute Proconsul, vgl. Tac. ann. III 21. Suet. Tib. 32. Mommsen St.-R. II³ 266. So erklärt es sich, dass Augustus den Triumphales keine Auszeichnungen zuerkannte (Suet. Aug. 25), eben weil ihnen selbst das Verleihungsrecht zukam. Doch haben die Proconsuln nach Mommsen St.-R. II³ 854 von dieser Befugnis nur in der frühen Kaiserzeit Gebrauch machen können. Gelegentlich empfahl übrigens das Heer verdiente Soldaten dem Kaiser zur Decorierung, vgl. CIL XII 2230. Aber nicht nur der einzelne, auch ganze Abteilungen wurden durch D. m. ausgezeichnet, vgl. Caes. bell. civ. III 53, 5. Zonar. VII 21. So kennen wir verschiedene Alae und Cohortes, die zur Belohnung die Torques erhielten und seitdem den Beinamen torquatae (s. o. Bd. I S. 1226) führten, vgl. z. B. CIL III 5775. 6748 VI 3538. Orelli 516. Korr.-Bl. d. Westd. Ztschr. VI 1887, 161. Wer Inhaber eines Donum militare war, durfte dasselbe beim Triumph (vgl. Liv. X 46, 3. XLV 38, 12. Cic. p. Mur. 5. Val. Max. III [1529] 2, 24. Appian. Pun. 66) oder bei sonstigen feierlichen Gelegenheiten (vgl. Polyb. VI 39, 9. Tac. hist. II 89) tragen. Bei der Leichenfeier für Augustus warfen die Soldaten die ihnen einst von diesem Kaiser geschenkten Decorationen in die Flammen, vgl. Cass. Dio LVI 42, 2. Ausserdem gereichten D. m. bei Beförderungen zur Empfehlung, vgl. Tac. hist. I 44. Von den verschiedenen D. m. wurde nach Polyb. VI 39, 3 ursprünglich als einzige Belohnung eine Lanze (γαῖσος) verliehen, vgl. auch Serv. Aen. VI 760. Später erhielt dieses Donum nur, wer einen Feind verwundet hatte. Wer ihn getötet, bekam, wenn es ein Reiter war, die Phalerae, war es ein Fusssoldat, eine φιάλη (vgl. Polyb. VI 39, 3), d. i. eine Phalera in Schüsselform (vgl. Lindenschmit Tracht u. Bewaffnung d. röm. Heeres 16. Baumeister Denkmäler III 2062f.), keine Opferschale, wie Saglio bei Daremberg Dict. II 362 annimmt. Im übrigen wurde während der Republik ein Unterschied zwischen niederen und höheren D. m., wie er in der Kaiserzeit bestand, nicht gemacht, vgl. Henzen Ann. d. Inst. XXXII 1860, 206. So vereinigte L. Siccius Dentatus alle nur möglichen D. m. auf seine Person, vgl. Plin. n. h. VII 102. Gell. II 11. Dionys. ant. Rom. X 37. Val. Max. III 2, 24. Von Manlius Capitolinus berichtet Aur. Vict. de vir. ill. 24, 2, er habe im ganzen 37 D. m. davongetragen. Marius verdiente sich sowohl Phalerae als Hastae und Vexilla (Sall. bell. Iug. 85, 29), der Praetor Arrius andererseits ausser einer Corona und Hasta pura auch Phalerae, vgl. Borghesi Oeuvr. II 339f. Erstmalig inschriftlich werden D. m. 44 v. Chr. erwähnt, vgl. CIL I 624. In der Kaiserzeit erfolgte die Verleihung der einzelnen D. m. nach ganz bestimmten Grundsätzen. Das lehren zahlreiche Inschriften. Auf diesen sind die D. m. in der Regel, wie Cagnat Cours d’épigraphie lat.³ 114, 1 zutreffend bemerkt, bei dem Dienstgrade, in dem sie erworben wurden, verzeichnet, vgl. z. B. CIL VIII 8934, doch werden sie bisweilen auch erst am Schlusse des militärischen Cursus honorum aufgeführt, vgl. z. B. CIL V 7003. X 3733. XI 5696. Nach Suetons Zeugnis (Aug. 25) unterschied Augustus bereits streng zwischen niederen und höheren D. m. Zu den niederen gehörten Armillae, Phalerae und Torques. Sie wurden nur an Gregales, Principales und Centuriones, nie an höhere Officiere verliehen (Henzen a. a. O. 205), und zwar gewöhnlich alle drei zugleich, vgl. CIL X 3733. XI 395. 3108. 5696. Wilmanns 1598. Rev. arch. 1892 II nr. 106 = Arch.-epigr Mitt. 1892, 209. bisweilen allerdings auch nur Armillae und Torques, vgl. CIL V 4365. VIII 217. XII 2230. Rev. arch. 1900 II nr. 95, oder nur Torques, vgl. CIL III 3158. 3844. Überdies konnten die niederen D. m. derselben Person wiederholt zuerkannt werden, vgl. CIL XI 5696. Wie viele Armillae, Phalerae und Torques der einzelne erhielt, lassen die Inschriften nicht erkennen. Die Inschrift aus Narnia, auf der Ziffern angegeben sind, ist gefälscht, vgl. CIL XI 495.* Die höheren D. m. bestanden in den verschiedenen Coronae (s. o. Bd. IV S. 1637f.), in Hastae purae und Vexilla. Letztere waren ausschliesslich den höheren Officieren vorbehalten, die beiden ersteren dagegen [1530] verdienten sich nicht selten auch Centurionen, ja selbst Gregales, vgl. Suet. Aug. 25. Tac. ann. III 21. In diesem Falle bekamen die Betreffenden entweder die niederen D. m. und eine Corona – z. B. CIL VI 3584 ein Gregalis, CIL III 6359. X 3886. XI 2112 mehrere Evocati, CIL V 7003. VI 3580. X 1202. 3733. XI 390 mehrere Centurionen – oder eine Corona und eine Hasta (z. B. CIL X 5064. XI 3108. Wilmanns 1598. Rev. arch. 1900 II nr. 95). Ausnahmsweise trug ein Centurio zwei Coronae davon, vgl. CIL VIII 217. Je eine Corona, eine Hasta pura und ein Vexillum waren in der Regel die üblichen D. m. für Praefecten und Tribunen, vgl. CIL III 1193. V 7425. IX 4753. X 5829. Doch mussten dieselben sich oft auch mit einer Corona und einer Hasta (vgl. CIL VI 798. IX 1614. Rev. arch. 1897 II nr. 123 = Athen. Mitt. XXII 1897, 39) oder einer Hasta und einem Vexillum (vgl. CIL VIII 8934) begnügen, wurden andererseits aber auch nicht selten durch zwei Coronae, zwei Hastae und zwei Vexilla geehrt, vgl. CIL VI 1449. X 135. XIV 3612. Drei Coronae, drei Hastae und drei Vexilla kamen den Legati praetorii zu, vgl. CIL III 291. Rev. arch. 1897 II nr. 115 = Korr-Bl. d. Westd. Ztschr. 1897, 61. Doch waren es häufig statt drei nur zwei Vexilla (vgl. CIL XI 5210. Rev. arch. 1893 I nr. 88) oder statt drei nur zwei Hastae (vgl. CIL XI 5211). CIL XI 1834 fehlen die Vexilla überhaupt. Gegen die Regel ist die Decorierung mit einer Corona und einer Hasta, vgl. CIL VIII 6706. Drei Coronae, aber nur zwei Hastae und zwei Vexilla wurden den Legati quaestorii gegeben, vgl. Wilmanns 1146 = CIL X 6659. Die höchste Auszeichnung, vier Coronae, vier Hastae und vier Vexilla war den Legati consulares vorbehalten, vgl. CIL III 1457. V 531. 6977. VI 1377. 1444. Wer nur die Ornamenta consularia besass, hatte zwar auf vier Hastae und vier Vexilla, aber nur auf drei Coronae Anspruch, vgl. CIL VI 1599. Häufig enthalten die Inschriften überhaupt keine Angabe darüber, welche D. m. der einzelne davongetragen, sondern nur, dass er decoriert wurde. Dies besagt die Formel donis militaribua donatus, die Abkürzung d. d. = donis donatus, vgl. Der römische Limes in Österreich I 135 fig. 28, oder das einfache donatus, vgl. CIL VIII 14697. Mit diesem allgemeinen Ausdruck werden keineswegs nur die niederen D. m. zusammengefasst, wie Henzen (a. a. O. 208) unter Hinweis auf CIL XI 6057 und nach ihm Cagnat (a. a. O.) und Schiller in Iw. Müllers Handb. IV² 2, 267 behaupten, sondern gleicherweise auch die höheren D. m. Denn er findet sich sowohl auf Inschriften von Gemeinen (vgl. CIL VIII 14697), Principales (vgl. Rev. arch. 1891 I nr. 55 = Arch.-epigr. Mitt. 1891, 27. Der röm. Limes in Osterreich 1 135 fig. 28), Evocati (vgl. Wilmanns 1563) und Centuriones (vgl. CIL II 2424. III 2917. VIII 2786), wie auf Inschriften von Tribuni (vgl. CIL V 930. XIV 3610. 3900), Praefecti (vgl. CIL V 3356. Rev. arch. 1888 I nr. 66) und Legati (vgl. CIL III 550. V 2112). Überhaupt nicht mehr auf Inschriften erwähnt werden die D. m., wie Borghesi (Ann. d. Inst. X 1838, 63; Oeuvr. II 340. 469) festgestellt hat, nach Septimius Severus und Caracallas Regierung. Die [1531] einzige Borghesi bekannte Ausnahme ist die gefälschte Inschrift CIL X 331*. Wohl dagegen lesen wir bei den Schriftstellern der späteren Kaiserzeit noch von D. m., vgl. Hist. Aug. Aurel. 13, 3; Prob. 5, 1. Ammian. Marc. XXIV 6, 15. Procop. bell. Goth. III 1.

Bildlich dargestellt sind die niederen D. m. auf dem Grabsteine des M. Caelius (vgl. Ann. d. Inst. XXXII 1860 pl. E 1. Lindenschmit Tracht und Bewaffn. des röm. Heeres Taf. I 1.1 Baumeister Denkmäler III fig. 2263), desgleichen CIL V 4365, die höheren D. m. Ephem. epigr. V 87 = CIL III 6984, niedere und höhere D. m. zusammen Rev. arch. 1891 I nr. 15. Litteratur: Naudet Sur les recompenses d’honneur chez les Romains, Mémoires de l’acad. des sciences V 1847, 861ff.; De la noblesse et des recompenses d’honneur chez les Rom., Paris 1863. Henzen Ann. d. Inst. XXXII 1860, 205ff. Baumeister Denkmäler III 2062f. Daremberg Dict. II 362f. Marquardt St.-V. II² 574ff.