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RE:Ida, Ide 1

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Gebirgszug auf Kreta
Band IX,1 (1914) S. 858862
Psiloritis in der Wikipedia
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Ida, Ide, ἡ Ἴδα (ῑ, ᾱ) Theocr. id. I 105 u. Schol. Bion. II 10. Eurip. Hec. 644; Iphig. Aul. 1284; Or. 1382; Rhes. 551. Aristoph. ran. 1356. Callim. hymn. V 18 frg. adesp. 100 B. (vgl. Ἰδαίοισιν — — — ◡ h. I 6), ἡ Ἴδη, (ῑ) Paus. X 12, 7. Diogeneian-Hesych. Etym. M.; an den vorletzten zwei Stellen von Ϝίδη Herodot. I 109f. IV 109 (= Busch, Wald, Waldgebirg, Holz) abgeleitet, ἰδαῖοι heißen die Daktyloi, weil sie im Wald leben (s. o. Bd. IV S. 2018) an anderen Stellen (Schol. Theocr. Etym. M.) mit Ϝιδεῖν, videre zusammengebracht (vgl. noch Diogen.-Hesych. ἴδας· πάντα τὰ ὑψηλά). Name von Frauen, Bergen und einer Stadt. A. Fick Vorgr. Ortsnamen 10 erklärt ihn für echt griechisch im Sinn der ersteren obigen Etymologie. ,Das Wort wird Achaiern und Ionern gemeinsam gewesen sein und haftet in der Troas und auf Kreta als Eigenname.‘ Name von Bergen und Städten auf der thrakischen Chersonesos und in dem dieser vorliegenden Vorderkleinasien; s. die Art. Ἰδαῖον ὄρος, Idaeus mons, Daktyloi o. Bd. IV S. 2018ff.

1) Ἴδα ἡ (d. h. Ϝίδα) dorisch-kretische, ἡ Ἴδη ionische und gemeingriechische Form. Gebirgszug auf Kreta; daher zum Unterschied mit den Epitheten Κρῆσσα und Κρητική, Aelian. nat. an. XVII 55. Paus. V 7, 6. Etym. M. 144, 36 oder Κορυβαντίς, Nonn. II 695. III 235 (Ἴδα war auch der Name einer Tochter des Korybas, die als Mutter des Minos angeführt wird).

Sie ist ein Zentralmassiv, dessen Hauptmasse 600 Stadien (111 km) Umfang hat (Strab. X 725 und Tschucke, der die Zahl für 60 in 600 emendierte) und wegen ihrer Hohe wie von den Nachbarzügen abgetrennt erscheint. Ein Teil der I. hieß Αἰγαῖον ὄρος, Hesiod. theog. 484. Der höchste Punkt heißt jetzt Timios Stawrós von einer Kapelle in 2460 m Seehöhe, das Massiv Psiloritis (d. h. Ὑψηλορείτης von ὑψηλός und ὄρος). Der Name I. hat sich in dem Namen Νίδα für ein Plateau in dem Gebirgsmassiv erhalten; [859] s. den Art. Ida Nr. 1 II. Zypresse im Gebiet der kretischen I., Theophr. h. pl. III 2. IV 1. 3. Plin. n. h. XVI 142; Idaei dactyli als Edelsteine ebd. XXXVII 170; Idaei herba ebd. XXVII 93.

In den verkarsteten Kalken der Insel Kreta gibt es viele Erdhöhlen, so bei Latos (ἄντρον Collitz und Hoffmann Dialekt-Inschr. III 2. 336 nr. 5075 1. 56), Psychró, Miamû, Pediáda, die von Νοστὸ Νέρο am Iuktas (Mon. Ant. II [1899] 337) und anderswo, vgl. Psilákis Ἰστορία τῆς Κρήτης Α’ (1899) 56, insbesondere im grauen Kalk des I., z. B. das Woïdospiläon westlich von Kamáres. Die berühmtesten von diesen sind die oberhalb des jetzigen Dorfes Kamáres und das Idaion antron (s. II). Das oben genannte Kamáres liegt unten südwestlich am I.-Plateau der Nida (s. d.) und ist von mehreren anderen Orten dieses Namens auf Kreta wohl zu unterscheiden.

I. Nekropolis bei Kamáres, einem Dorf von 30–40 Häuschen, das südwestlich von dem Plateau des Nida, am Fuß eines zweikuppigen Berges liegt (A. Taramelli Grotto of Kamares, Americ. Journal of Archaeol. II. Series V [1901] 438f.). Der Name der heutigen Siedlung kommt von den Grabtholoi der Nekropolis her. αμάρες (Nomin. plur. von καμάρα) bedeutet Wölbungen, Bogen. Sie wurde nach den archäologischen Funden wohl vor der idaiischen als Kult- oder Wohnstätte verwendet. Westlich von Kamares liegt an einer nach Norden ansteigenden Terrasse, die τῆς Καϋμένης, ὁ σώπατος (= ἐσώπατος der Steig der armen Frau, s. den Plan) heißt, eine

Nekropolis von Kamáres im kretischen Idagebirg.
Nach Taramelli von L. Bürchner.

Netropolis von vier Tholosgräbern der aigaiischen Periode, nach Evans der mittelminoïschen Stufe, die nach Osten orientiert sind und beweisen, daß in den Zeiten der aigaiischen Kultur die Leute nicht nur in den Küstenniederungen, sondern auch in den unwirtlichen Schneetälern des I. gehaust haben und vielleicht in weniger rauhem Klima der Viehzucht oder der Ausbeute des Waldreichtums (vgl. Theophr. h. pl. III 5. Plin. n. h. XVI 26) obgelegen haben.

Vier Stunden dauert von da an der Anstieg auf gewundenen Gebirgspfaden anfänglich durch Lärchen- und Pinienbestände auf Kalkgrund, der mit Asphodelos und Salbeiarten bedeckt ist. [860] Zypressen gibt es jetzt dort nur ganz wenige. Theophrastos (h. pl. III 2 und IV 1. 3) und Plinius (n. h. XVI 124) hatten den Reichtum an wildwachsenden Zypressen hervorgehoben.

II. Natürliche Grotte nordwestlich oberhalb Kamáres, jetzt Mawrospíläon. nach

Zeusgrotte oberhalb Kamáres im kretischen Idagebirg.
Nach Taramelli von L. Bürchner.

A. Taramelli (Amer. Journ. Arch. II. Series V [1901] 434) Mittelpunkt der Verehrung des Idaiischen Zeus für die Bevölkerung des südidaiischen Kretas (Phaistos, Gortyn u. a.), während die Höhle am Nordabhang des I. der religiöse Mittelpunkt des knosischen Distrikts war.

Die Grotte liegt am südlichen Hang des I.-Gebirges [861] (Eingang 1524 m Meereshöhe). Nach den Funden in ihr und Funden in der Nekropole von Kamáres (bemalten Gefäßstücken) hat man die archäologische Periode der mittelminoischen Stufe Kamáresperiode genannt. Sie ist auf einem weithin sichtbaren und für ein Grottenheiligtum ausgezeichneten Platz gelegen und besteht aus einem äußeren und einem inneren Teil. Das Niveau der Grotte senkt sich nach Innen beträchtlich. Der Boden des äußeren Teils ist großenteils von einem Haufen Steinbrocken bedeckt, die von der Decke herabgefallen sind. Bei dem niedrigen, teilweise von herabgefallenen Steinblöcken versperrten Zwischengang zwischen der äußeren und inneren Höhle fanden sich fast ausschließlich die keramischen Stücke, mit Ausnahme von wenigen aus späterer Zeit, aus der meso-minoïschen Periode, gleichzeitig der 12. ägyptischen Dynastie, Malereien in Weiß, seltener in Rot und Quittenfarbe auf einem schwarzen Grund. Eine Zeichnung stellt die Krokospflanze, eine andere einen Polypen dar, der sonst nur auf späteren Vasen gefunden wurde. Weiheopfer waren außer diesen Gefäßen auch noch Cerealien. Geringe Funde aus der neueren minoïschen Periode lassen darauf schließen, daß die Grotte ihren Ruf als Heiligtum in jener Zeit eingebüßt hat. Um die Erforschung der Höhle haben sich der griechische Syllogos in Iraklion, Myres Preh. Potteries from Camares, Proceed. Soc. Ant. 1895, Mariani Antich. Cretesi 185ff., Ant. Tamarelli, Dawkins, Laistner, Lamberti u. a. verdient gemacht.

Ob auf diese Grotte der Name Arkesion (s. o. Bd. II S. 1169) bei Xenion FHG IV 508, 2 zutrifft, ist fraglich. Dieser Name hängt wohl nicht mit ἀρκέσαι zusammen, sondern mit ἄρκος = ἄρκτος, also = Bärenhöhle, und ist wohl erst aufgekommen, nachdem die Höhle am Nidaplateau den Ruhm der bedeutend früher benützten oberhalb von Kamáres vergessen gemacht hatte. Der Bericht bei Xenion, daß sie den Kureten auf ihrer Flucht vor Kronos von Nutzen gewesen sei, ist irrig etymologisierend.

III. Die Idaiische Grotte am Nordabhang der Ida (beim jetzigen Ἀνώγεια). Entdeckt zufällig von dem Hirten G. Pasparákis 1884, nachdem lange vorher bei einem anderen

Zeusgrotte oberhalb Kamáres im kretischen Idagebirg.
Nach Taramelli von L. Bürchner.

[862] Hirten Th. Spratt (Travels in Crete I 9. 29) übernachtet hatte.

160 m über dem Niveau der bienenreichen (Diod. V 70) Hochfläche Κάμπος τῆς Νίδας (in diesem letzten Namen ist der antike Name Ἴδα enthalten: ,der ν-Laut ist von dem Akkusativ τὴν Ἴδαν auf den Nominativ übertragen‘, G. Hatzidákis Einleitung in die neugriech. Gramm. 51) gelegen, östlich vom Gipfel Τίμιος Σταυρός. Diese Hochfläche ist reich an Quellen, die von Bäumen umstanden werden. Eine von ihnen hatte im Altertum den Namen Σαύρου (Σαώῤου?) Κρήνη (s. d.). Das Heiligtum, das nach einer dort gefundenen Weihinschrift römischer Zeit (Mus. It. II 766): Δὶ Ἰδαίῳ εὐχὴν Ἀστεὴρ Ἀλεξάνδρου dem idaiischen Zeus geweiht war, zerfällt in drei Teile: 1. den Vorraum im Freien mit dem Brandopferaltar (βωμός, θυσιαστήριον) und Stufen, auf denen Spuren von Bronzestatuen bemerkbar sind. Dort fand man auch viele Weihgeschenke, Theophr. h. pl. III 3, 4: ἐν τῷ στομίῳ τοῦ ἄντρου τοῦ ἐν τῇ Ἴδῃ, ἐν ᾦ τὰ ἀναθήματα ἀνάκειται; 2. die natürliche vordere, sehr geräumige (25–31 m breite, sehr hohe) Grotte. Der Eingang ist wie bei der Grotte von Kamáres nach Osten gerichtet; 3. in die natürliche hintere (etwa 22 m lange, 12 m breite, etwas über 4 m hohe) Grotte.

Über die Ausgrabungsarbeiten und Funde s. E. Fabricius Athen. Mitt. X 60ff. F. Halbherr und Orsi Museo It. di Antichità Class. II (1888) 691ff.). Frothingham Amer. Journ. Arch. IV (1888) 434ff. P. Orsi Mus. It. II (1888) 767–904. Im Vorraum der Grotte fanden sich Bronzen, Weihgeschenke analog den Funden zu Olympia in Elis und zu Dodona, Dreifüße, Schalen, Bronzekessel, Sphinxe, 1 Statuette, Bronzeschilde, 1 Stierfigürchen, 1 Ziegenfigürchen, bronzene Lanzenspitzen, 1 Fibel analog den in Olympia gefundenen Gold-und Silbersachen (Haarnadel), 1 Tetradrachmon von Chersonasos auf Kreta. Im dunklen Hinterraum wurden 100 Exemplare von Lampen gefunden. Trendelenburg Über Bronzen des kretischen I., Philol. Wochenschr. 1890, 358. Myres Aegaean Vases, Athenaeum 1893, II 856. Mariani Mon. Ant. VI (1896) 333ff. Proceed. of the Soc. of Antiqu. II ser. XV 351ff.