48) Johannes Maxentius, theologischer Schriftsteller um 520. Als im J. 519 die Wiederherstellung des Kirchenfriedens zwischen Rom und Byzanz bevorstand, hatte sich hier eine Schar von Mönchen aus der Provinz Skythia (Tomi) eingefunden, deren geistiges Haupt J. Maxentius war. Sie verlangten die Anerkennung ihrer Auslegung der chalkedonensischen Christologie in dem Sinne, daß einer aus der Trinität dem Fleisch nach gelitten habe. Der Satz, der den Monophysiten entgegenkam, war vom Bischof von Tomi als theopaschitische Ketzerei verworfen worden, und in Konstantinopel fanden die Neuerer auch kein günstiges Ohr. Die römische Unionsgesandtschaft, geleitet durch den Diakonen Dioscorus, brachte die den Skythen erwünschte Vermittlung nicht zustande, J. Maxentius wollte sich nun in Rom selber beim Papst Hormisdas sein Recht schaffen. Hier wurde er und seine Freunde, da Hormisdas in Verlegenheit war und sich nach keiner Seite hin binden mochte, vierzehn Monate hingehalten, dann Herbst 520 aus der Stadt ausgewiesen; in einem Brief an einen afrikanischen Bischof Possessor, der sich seit Jahren in Konstantinopel aufhielt, ließ der Papst seinem Ärger über die Unruhestifter freien Lauf. Eine öffentliche Erwiderung auf diesen Brief, den J. für eine Fälschung zu halten vorgibt, ist alsbald erschienen, sie ist ein Denkmal einer damals seltenen echten παρρησία. Freilich war den Skythen der Mut gestärkt durch vielerlei Stimmen des Beifalls, besonders einer Autorität, wie Fulgentius von Ruspe, damals in Sardinien im Exil, es war; auch war am Hof in Byzanz die Stimmung zu ihren Gunsten umgeschlagen, so sehr, daß 533 der Kaiser Iustinian ihren christologischen Grundsatz als Orthodoxie mit Gesetzeskraft proklamierte, worauf Rom (s. J. Nr. 50) 534 [1808] nachgab. Inzwischen war J. aber verstorben; wenigstens ist nach 521 von ihm keine Spur mehr nachweisbar. Die Überreste seiner literarischen Arbeit liegen vor in dem an Fulgentius gerichteten Brief (Migne Patr. lat. 65, 442ff.), das andere gesammelt in Migne Patr. gr. 86, I, 75–158, lauter lateinische Schriftstücke und gewiß sämmtlich ursprünglich lateinisch. Der gelehrte Skythe war eben von Hause aus doppelsprachig, und mit den lateinischen Kirchenvätern, insbesondere Augustinus, erweist er sich ebenso vertraut wie mit den Griechen. Der Kampf gegen den Semipelagianismus eines Faustus von Riez lag ihm genau so am Herzen wie der um die echte Christologie, und gerade diese Doppelheit seiner Forderungen hatte dem römischen Stuhl die Entscheidung erschwert. Während des Schismas 483–519, behaupten die Skythen, haben sie unentwegt die Gemeinschaft mit Rom aufrecht erhalten: auch ein Beweis, wie weit nach Osten hin damals die lateinische Atmosphäre gereicht hat. J. ist mit seinem Eifer um eine Formel wie mit seiner Methode sie zu verteidigen ganz ein Kind seiner Zeit. Aber Stil und Haltung zeichnen ihn weit aus vor den Zeitgenossen, auch vor Fulgentius; straff, klar und so weit möglich einfach weiß er zu reden. Seine Dialogi contra Nestorianos (a. a. O. 115–158) sind zwar auch kein Meisterstück dieser Literaturgattung, aber besser als der Durchschnitt, da doch der Gegner wirklich zu Wort kommt, und fast überraschend, insofern den Schluß nicht die Unterwerfung des Ketzers bildet, sondern der Streit als fruchtlos abgebrochen wird. Die Aktenstücke zum Kampf wider die Theopaschiten liegen großenteils in der Collectio Avellana (ed. O. Guenther CSEL 35) vor; außerdem vgl. Loofs Leontius von Byzanz 1885.