Konstanz (Constanz), am Bodensee, hat seinen alten Namen Constantia bewahrt, der jedoch erst in des sog. Geographus Ravennas Kosmographie genannt wird (s. o. Bd. IV S. 957 Nr. 9 und über die vom Ravennas abgeschriebene alte, im 5./6. Jhdt. überarbeitete Reisekarte Bd. I A S. 307ff.). Die mit anderen Städtenamen im Römerreich übereinstimmende Benennung (s. o. Bd. IV S. 952ff.) wird hergeleitet von Constantius, einem Namen, der seit Constantius I. (Chlorus, von J. 293 ab Mitregent des Maximianus) im Kaiserhaus mehrfach vorkommt (s. o. Bd. IV S. 1040ff. und S. 958f. Nr. 13–15[WS 1]). Um den Ursprung der Stadt auf den genannten Constantius I. zurückzuführen, ist im Mittelalter die auf Wiederherstellung der Mauer von Vitudurum, d. i. (Ober-)Winterthur in der Schweiz, durch Kaiser und Mitregenten bezügliche Inschrift vom J. 294 n. Chr., CIL XIII 5249, von hier nach K. verbracht worden, wo sie bereits der erste Augenzeuge im J. 1414 gesehen hat (vgl. zur Inschrift CIL XIII 2, 1 p. 48). Doch liegt hier die Vergleichung mit ursprünglich abstrakten Ortsnamen näher, wie Concordia in Obergermanien (Altenstadt bei Weißenburg im Unterelsaß), Concordia, Industria, Potentia, Fidentia, Florentia, Laus in Italien, dieselben und andere als Beinamen iberischer Städte in den spanischen Provinzen, Plin. n. h. III 10ff., auch Pax in Lusitanien (vgl. Lothr. Jahrb. 1897, IX 172, 4). Jedenfalls ist durch Funde römische Besiedlung von K. bereits seit der ersten Hälfte des 1. Jhdts. n. Chr. erwiesen, s. Schumacher Heidelberger Jahrb. VIII (1898) 1, 95–97. Die Gegend war aber schon viel früher bewohnt, wie die im See in der Nähe von K. festgestellten Pfahlbauten lehren. Wagner Fundstätten und Funde im Großherzogt. Baden I (1908) 24–27. (Kiepert FOA XXIII Ce).
Von Constantius Chlorus hat vermutlich die gallische Stadt Cosedia ihren neuen Namen Constantia[1343] erhalten, heute Coutances (Dép. Manche), Hirschfeld CIL XIII 1, 1 p. 494f.; vgl. Gröhler Ursprung u. Bedeut. der franz. Ortsnamen I 340. Dopsch Wirtschaftl. und soz. Grundlagen der europ. Kulturentwicklg. I (1918) 163f.