Ruas (Ῥοῦας Prisc. frg. 1 = FHG IV 71. 72; Roas Iord. Get. 35, 180. Ruga Mommsen Chron. min. I 659, 587. 661, 589; Ῥούγας Socrat. VII 43; Rugila Mommsen I 658, 112. 660, 116; Ῥωίλας Theodor. hist. eccl. V 37, 4), König der Hunnen, nachweisbar nur von 432–434; doch hat er wohl schon lange vorher geherrscht. Als seine Brüder werden genannt Mundzuc, der Vater des Bleda und des Attila (lord. Get, 35, 180. 49, 257. Prisc. frg. 12), Oëbarsios (Prisc. frg. 8 = FHG IV 93) und Octar (Iord. Get. 35, 180). Da er anfangs mit diesem gemeinsam regierte (Iord. a. O.), scheinen die Brüder das Hunnenreich schon nach dynastischer Erbfolge überkommen zu haben, vielleicht als Söhne jenes Uldin, der von 401–408 nachweisbar ist (Zosim. V 22. Oros. VII 37, 12. Sozom. IX 5) und wahrscheinlich der erste wirkliche König der Hunnen war. Denn Ammian, der sein Werk um 392 vortrug (Seeck Die Briefe des Libanius 463), schrieb noch von ihnen (XXXI 2, 7): aguntur autem nulla severitats regali, sed tumultuario primatum ductu contenti perrumpunt, quicquid inciderit. Jedenfalls war unter der Herrschaft des R. schon die wesentliche Grundlage jener Macht geschaffen, die später sein Nachfolger Attila vereinigen sollte (Iord. a. O.). Dem östlichen Reichsteil hatte er sich so furchtbar gemacht, daß Theodosius II. ihm einen jährlichen Tribut von 350 Pfund Gold entrichten mußte (Prisc. frg. 1). Als Aëtius 432 seines Amtes beraubt wurde, floh er zu R., und durch die Hilfstruppen, die dieser ihm gewährte, erzwang er seine Wiedereinsetzung in die höchste Feldherrnstellung (Mommsen I 658, 112. 659, 587; vgl. 473, 1310, o. Bd. I S. 702). Wahrscheinlich schon vorher hatte er mit R. einen Vertrag geschlossen (Mommsen I 660, 116. Merob paneg. II 1–4), durch den er ihm Pannonien abtrat (Prisc. frg. 7 = FHG IV 76). Im J. 434 hatte Theodosius II. einige hunnische Horden in seine Dienste genommen, die R. als seine Untertanen betrachtete und deren Auslieferung er daher forderte. Das Ostreich erwartete einen Angriff der Hunnen, als er plötzlich starb (Prisc. frg. 1. Mommsen I 660, 116. 661, 580). In Constantinopel fabelte man, das Gebet des frommen Kaisers habe bewirkt, daß der feindliche König vom Blitz erschlagen und der größte Teil seines Volkes durch eine Pest und Feuer vom Himmel ausgetilgt sei, Socrat. VII 43. Theodor. hist. eccl. V 37, 4.