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RE:Statilius 45

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Statilia Messalina, Gattin des Kaisers Nero
Band III A,2 (1929) S. 22092210
Statilia Messalina in der Wikipedia
GND: 142508527
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45) Statilia Messalina, Gemahlin des Kaisers Nero. In dieser vollständigen Form erscheint der Name bei Tacitus (ann. XV 68), bei Sueton (Nero 35), Στατ(ίλια) Μεσσαλ... auf einer Münze von Thyatira (Cohen I2 316), vielleicht, von Ηenzen ergänzt A. Arv. p. 238 Messalina; (in der Literatur mit einfachem l, während die Inschriften den Konsonanten fast durchweg verdoppeln), bei Sueton (Otho 10). A. Arv. 12172 v. J. 66. Henzen p. 172 und LXXX. Μεσσαλλῖνα Σεβαστή auf einer ephesischen Münze Waddington 93, 4. 5. [M] θεὰ Σεβαστή auf einer böotischen Inschrift vom Ende des J. 67 IGr. sept. I 2173 v. 52 vgl. Holleaux in Bull. corr. hell. 12 (1888) 515; der Name ist wie der Neros ausgetilgt. Messallina Neronis CIL VI 6596.[1] 6619. 6625. 26915. Not. Scavi 1877, 323 nr. 81. 82. 86. 93.

S. war die Ururenkelin des T. Statilius Taurus, Consuls der J. 717 und 728 d. St. (Tauri bis consulis ac triumphalis abneptis, Suet. Nero 35). Ihre Urgroßeltern waren demnach der gleichnamige Münzmeister (Nr. 35) und eine Tochter des L. Cornelius Sisenna (Prosop. imp. Rom. IV/1 1512f.), ihre väterlichen Großeltern T. St. Taurus (Nr. 6), der Consul d. J. 11 n. Chr. und eine Tochter des Redners Messalla Corvinus. Bisher wurde angenommen, daß Taurus St. Corvinus Consul des J. 45 n. Chr. (Nr. 39) ihr Vater sei. Es finden sich jedoch in dem Statiliergrabe wohl viele Inschriften des Gesindes einer Messallina Tauri f., die sicher zum großen Teile S. zuzuweisen sind (s. u.), während eine Tochter jenes Mannes, der zur Unterscheidung mit einer einzigen Ausnahme durchwegs durch das Kognomen Corvinus gekennzeichnet wird (vgl. Nr. 39), überhaupt nicht vorkommt. Es ist darum anzunehmen, daß S.s Vater der ältere Bruder des Corvinus, T. Statilius Taurus, Consul des J. 44 n. Chr. (Nr. 37) war (so auch Dess.).

Nach drei vorhergegangenen Ehen: matrimonia diverso exitu soluta, bemerkt vielsagend Schol. zu Iuvenal 6, 434, ging sie eine vierte Ehe mit Atticus Vestinus ein. Doch hatte sie damals schon Beziehungen zu Nero (inter adulteros Caesar Tac. ann. 15, 68. Suet. a. a. O.). Um sie zu gewinnen, ließ der Kaiser den Vestinus während dessen Consulates im J. 65 ermorden. Darauf fand die Vermählung in der ersten Hälfte des J. 66 statt. Für diesen Zeitpunkt ist maßgebend, daß die Taciteischen Annalen, nach dem J. 65 abbrechend, die Hochzeit noch nicht berichten, während andererseits die ephesischen Münzen Messallinas als Kaiserin zur Zeit der Amtsdauer des Proconsuls M’ Acilius Aviola von Asia (65/66) geprägt wurden. (Vgl. Henzen Act. Arv. 172.) Nach dem offiziellen Texte einer von Nero zu Korinth am 28. November 66 oder 67 gehaltenen Rede, der auch die Widmung von Weihgeschenken im Apollotempel vom Kaiser und der Kaiserin erwähnt, hat S. auf dieser Reise den Kaiser begleitet. Diese Inschrift mit der Bezeichnung S.s als θεὰ Σεβαστή liefert zusammen mit [2210] dem Arvalaktenfragment CIL VI 2044[2] c: [Iunoni] Messallinae vacc(am) den Beleg dafür, daß ihr zu ihren Lebzeiten göttliche Ehren erwiesen wurden. Holleaux’ gegenteilige Ansicht (a. a. O.) erklärt sich daraus, daß er dieses Fragment nicht kannte. Aus der kurzen Zeit ihrer Ehe mit Nero fehlen weitere Nachrichten. Nach Sueton (Otho 10) wollte dieser Kaiser sie zur Frau nehmen. Vor seinem Selbstmorde nach der verlorenen Schlacht bei Betriacum (14. April 69) schrieb er ihr einen Abschiedsbrief commendans reliquias suas et memoriam. Auch weiterhin nahm S. in der Gesellschaft Roms durch ihren Reichtum, ihren Geist und ihre Schönheit eine glänzende Stellung ein (Schol. zu Iuv. 6, 434). Friedländer (z. St.) nimmt an, der Scholiast habe gemeint, dieser Teil der Satire, der die philosophischen und literarischen Schrullen der römischen Frauen zum Gegenstand hat, sei auf S. gemünzt und gebe deshalb hier eine kurze Schilderung ihrer Persönlichkeit. Er hebt noch besonders hervor, daß sie die Kunst der Beredsamkeit besonders des Vortrags von Dichtungen (usum eloquentiae usque ad usum declamandi) in hohem Maße beherrscht habe. Hingegen ist Schol. zu Iuv. 1, 35, wo von dem Mimen Latinus die Rede ist, die jüngere Messallina, Gemahlin des Claudius, mit S. verwechselt. Dieser Irrtum wiederholt sich noch öfter in der Literatur.

Im Verhältnis zu dem großen Hausstande, den die Tochter des opulenten Hauses der Statilier wohl schon vor ihrer Verheiratung und nachher besaß, steht die große Anzahl von Sklaven und Freigelassenen, die auf den Grabinschriften im Statiliergrabmale ihr zugehören, so u. a. CIL VI 6327.[3] 9191. 9842 = Dess. 7411. Vgl. Borghesi Opp. VIII 137f. Eine Medaille (Hybrid coin) mit einer nach rechts gewendeten Büste (Messallina Aug.) bei Mattingly-Sydenham Rom. Imp. Coin., London 1923.

[Nagl. ]

Anmerkungen (Wikisource)

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  1. Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 6596.
  2. Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 2044.
  3. Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 6327.