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RE:pugillares

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Schreibtafel, Notizbuch
Band XXIII,2 (1959) S. 25152516
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pugillares, Schreibtafel, Notizbuch, auch tabulae p., Ammian. Marc. XXVIII 4, 13, cerae p., Prudent. perist. IX 15, vereinzelt pugillaria, Catull. 42, 5. Gell. noct. attic. XVIII 9, 17. Die Pluralform ist wie beim Worte codicilli die gebräuchliche, Dig. L 16, 148. Als Singularformen finden sich pugillaris, πινακίδιον,. Ev. Luc. I 63, wofür die Itala pugillare hat, ferner pugillar, Auson. epigr. 137 (146), 3. Die Singularform bezeichnet wohl nur ein einzelnes Schreibtäfelehen, tabella. Das Wort p., das von pugillus, faustgroß, abgeleitet wird (Charisius p. 97 K.), bedeutet Täfelchen kleineren Formats oder eine Verbindung weniger Wachstafeln oder Pergamentblätter zu einem Büchlein, daher gleichbedeutend mit codicilli, Catull. 42, 5. 11, s. o. Bd. IV S. 159. 174. Die Glossen erklären die p. als parvi libri vel tabulae quas possis pugno includere, CGlL V 511, 57. Die griechischen Ausdrücke für p. sind δέλτοι, meistens πινακίδες, ebd. VII 157. In der Bedeutung Schreibtäfelchen, Notizbuch wird p. unterschieden von den Ausdrücken liber, Sen. epist. XV 6. und libellus, Plin. epist. I 22, 11. IX 6, 1, besonders VI 5, 6: Celsus Nepoti ex libello respondit et Celso Nepos ex pugillaribus.

Die p. bestanden meistens aus zwei oder mehreren, innerhalb mit Wachs überzogenen Holzbrettchen, Gell. a. O., die durch einen Bindfaden zusammengebunden wurden. Daher werden sie auch bloß cerae, Plin. epist. I 6, 3, oder cerae p. genannt, Prudent. a. O. Schon bei Homer Il. VI 169 wird eine zusammengesetzte Tafel (πίνακι πυκτῷ) mit eingeritztem Bild erwähnt, die Plin. [2516] n. h. XIII 69 p. nennt. Als Material zu den Holztäfelchen gebrauchte man verschiedene Holzarten: Ahorn, Ovid. am I 11, 28, bzw. das molluscum, einen maserigen Auswuchs des Ahorn mit schöner Zeichnung, s. o. Bd. I S. 919, zu Plinius’ Zeit nur mehr selten verwendet, n. h. XVI 68, ferner Stechwinde, smilax, ebd. XVI 155: e smilace fiunt codicilli. Bei Martial XIV 3 werden p. citrei aus kostbarem Citrusholz erwähnt, das man sonst zu Tischplatten gebrauchte, außerdem elegante p. eburnei, XIV 5, die gegenüber der dunkeln, augenschädlichen Schrift der Wachstafeln eine leicht lesbare Schrift von schwarzer Tinte auf hellem Grund darboten. Wie es scheint, machten schon zur Zeit Martials, XIV 7, p. membranei, Notizbüchlein aus Pergament, den Wachstäfelchen Konkurrenz. Wattenbach Schriftwesen im Mittelalter3 302 denkt an eine besondere Art Pergament, da Martial als Vorzug hervorhebt, daß die Schrift der p. membranei sich leichter auslöschen lasse, was sonst bei gewöhnlichem Pergament nicht möglich sei. Die wirklichen Vorzüge des Pergaments, die leichtere Lesbarkeit der Schrift und die Möglichkeit, beide Seiten zu beschreiben, erwähnt Martial nicht. Derselbe Dichter spricht auch von Homerausgaben in pugillaribus membranis, XIV 183. An solche pergamentene p. ist auch bei seinen Überschriften Vergilius, Cicero, Livius, Ovidi Metamorphosis in membranis zu denken, ebd. 186. 188. 190. 192. Er empfiehlt auch seine eigenen Gedichte in solcher Ausgabe wegen ihrer Handlichkeit als Reiselektüre, I 2, 3. Eine Inschrift unbestimmter Zeit aus Regium Iulium nennt p. membranacei operculis eboreis, CIL X 6.[1] Über p. membranei, Notizbücher und literarische Ausgaben, s. den Art. Membrana o. Bd. XV S. 598ff.

Benutzt wurden die p. zu Briefen, Gell. XVII 9, 7 – daher pugillator, Briefbote, Sid. Apoll. epist. IX 14, 4, der singuläre Ausdruck pugillatio für eine Art Post zur See, Hirschfeld Verwaltungsbeamte2 203. Friedländer3 I 197 – ferner zu kurzen Notizen, weswegen man sie auf die Jagd, Plin. epist. I 6, 3. IX 36, 6, oder auf Reisen mitnahm, Sen. epist. 87, 3, namentlich zu Aufzeichnungen bei wissenschaftlichen Vorträgen, ebd. 15, 6. 108, 6. Plin. a. O. VII 27, 7, und zum Studium der Notizen, ebd. I 22, 11. VII 9, 16. IX 6, 1. Vornehme Schwelger ließen sogar mittels der p. die köstlichen Gerichte ihrer Luxusmahlzeiten nach Größe und Gewicht von eigens dazu bestellten Schreibern aufzeichnen, Amm. Marc. XXVIII 4, 13. Zahlreiche Funde von p. oder codicilli als Rechnungsbücher in Pompeii und Siebenbürgen geben am besten Aufschluß über Form und Beschaffenheit, s. d. Art. Diptychon o. Bd. V S. 1163. Der Fabrikant solcher Täfelchen hieß pugillariarius, CIL VI 9841[2] oder pugillarius, CGlL II 590, 42.

[A. Hug. ]

Nachträge und Berichtigungen

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Band R (1980) S. 196
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pugillares

Die Schreibtafel, das Notizbuch. XXIII 2515.

Anmerkungen (Wikisource)

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  1. Corpus Inscriptionum Latinarum X, 6.
  2. Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 9841.