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Ueber ein in den Nadeln von pinus silvestris enthaltenes ätherisches Oel

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Annalen der Physik und Chemie
Band LXIII, Heft 12, Seite 574–576
Robert Hagen
Ueber ein in den Nadeln von pinus silvestris enthaltenes ätherisches Oel
Waldkiefer#Sonstige Produkte
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VIII. Ueber ein in den Nadeln von pinus silvestris enthaltenes ätherisches Oel; von Robert Hagen.

Bei der Darstellung der sogenannten Waldwolle aus den Nadeln von pinus silvestris gewinnt Hr. Weiß, in Ziegenhals, als Nebenproduct ein ätherisches Oel in nicht unbeträchtlicher Menge, indem er die Nadeln anhaltend mit Wasser kocht und die entweichenden Wasserdämpfe condensirt, wobei sich auf der Oberfläche des condensirten Wassers eine Oelschicht ansammelt, die, je nach dem verschiedenen Alter der angewandten Nadeln, eine mehr oder weniger gelbgrüne Farbe besitzt.

Hr. Weiß hatte die Güte mir sowohl eine Quantität des ätherischen Oels, als auch des mit dem Oele übergegangenen Wassers zur Untersuchung zu übergeben; letzteres besaß eine schwach saure Reaction, die von einem geringen Gehalte an Ameisensäure herrührte.

Das ätherische Oel ist dünnflüssig, besitzt eine gelblichgrüne Farbe, einen angenehmen aromatischen Geruch, der an Lavendelöl erinnert, verbrennt, angezündet, mit stark rußender Flamme, und hat ein specifisches Gewicht von 0,8859 bei einer Temperatur von 12° C.; in Alkohol und in Aether ist es löslich, und zwar in erstem in um so größerer Menge, je wasserfreier er ist. Kautschuck wird von dem Oele mit eben so großer Leichtigkeit wie von Terpentinöl gelöst. Für sich der Destillation unterworfen, geräth es über 100° in’s Kochen, [575] wobei, unter fortwährendem Steigen des Siedpunkts, anfangs ein farbloses, später ein gelblich gefärbtes Oel überdestillirt. In der Retorte bleibt eine geringe Quantität eines braunen Harzes, das sich bei weiterer Erhitzung in stinkende Gase und zurückbleibende Kohle verwandelt.

Wird das rohe Oel mit Wasser der Destillation unterworfen, so geht mit den Wasserdämpfen ein dünnflüssiges farbloses Oel über, während in der Retorte eine geringe Quantität eines grünen zähflüssigen Oeles zurückbleibt. Das dünnflüssige Oel bricht das Licht stark, besitzt einen angenehmen aromatischen Geruch und ein specifisches Gewicht von 0,868 bei 12° C.; von schmelzendem Kalihydrat destillirt es ohne Veränderung seines Geruches ab; wird es bei gewöhnlicher Temperatur mit Kalium in Berührung gebracht, so zeigt sich keine Reaction, beim Erwärmen färbt es sich jedoch unter Ausscheidung von braunen Flocken gelb. Von einer durch Chlorcalcium getrockneten Quantität dieses Oeles gaben, der Elementaranalyse unterworfen:

I. 0,3135 1,001 Kohlensäure und 0,3245 Wasser
II. 0,222 0,7075 - - 0,234 -

oder im Hundert:

I. II.
Kohlenstoff 88,287 88,126.
Wasserstoff 11,502 11,711.
99,789 99,837.

Dieses Oel hat demnach dieselbe procentische Zusammensetzung wie das Terpentinöl, ist jedoch in seinem Geruch, wie in seinem Verhalten zu trocknem salzsaurem Gase wesentlich von demselben verschieden. Leitet man einen Strom trocknen salzsauren Gases durch dieses Oel, so absorbirt es dasselbe unter Wärmeentwicklung in bedeutender Quantität und nimmt dabei eine schwarzbraune Farbe an, giebt jedoch nur sehr schwierig [576] einen festen Campher. Obwohl ich zu wiederholten Malen mehrere Unzen dieses Oeles der Einwirkung von salzsaurem Gase unterworfen habe, so gelang es mir jedoch nur ein Mal eine geringe Quantität eines festen Camphers zu erhalten, die jedoch leider nicht zu einer Elementaranalyse ausreichte.

Es geht aus dem Obenstehenden hervor, daß, eben so wie es bei den Nadeln von pinus abies durch Wöhler[1] nachgewiesen ist, in den Nadeln von pinus silvestris ein eigenthümliches, dem Terpentinöl isomeres Oel enthalten ist.

  1. Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 47 S. 237.[WS 1]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Friedrich Wöhler: Ueber das ätherische Oel von Pinus Abies, in: Annalen der Chemie und Pharmacie. Band 47 (1843), Seite 237–238 Quellen, Internet Archive