Zum Inhalt springen

ADB:Cramer, Carl Friedrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Cramer, Karl Friedrich“ von Henning Ratjen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 557–558, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cramer,_Carl_Friedrich&oldid=- (Version vom 13. November 2024, 23:36 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 4 (1876), S. 557–558 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Carl Friedrich Cramer in der Wikipedia
Carl Friedrich Cramer in Wikidata
GND-Nummer 100178405
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|4|557|558|Cramer, Karl Friedrich|Henning Ratjen|ADB:Cramer, Carl Friedrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100178405}}    

Cramer: Karl Friedrich C., geb. zu Quedlinburg am 7. März 1752, † am 8. Decbr. 1807, ältester Sohn von Johann Andreas C. (s. o. S. 550). In Göttingen studirend, ward er 1773 in den Hainbund aufgenommen, als einer der übermüthigsten und launigsten dieses Kreises (vgl. seine Briefe an Bürger in dessen Briefwechsel, herausgegeben von A. Strodtmann). Schon 1775 ward er in Kiel außerordentlicher, 1780 ordentlicher Professor der griechischen und orientalischen Sprachen und der Homiletik. Er las über mehrere Bücher des Alten Testamentes, über geistliche Beredsamkeit, über griechische und römische Schriftsteller, erbot sich (nach den Kieler Lectionskatalogen) auch zu Vorlesungen über die Elemente des Italienischen, über Tasso und Ariost, über die bedeutendsten Schriftsteller des Vaterlandes, über lyrische Sprache. – Als die deutsche Kanzlei 1791 einen Bericht des Kieler Consistoriums über die Universitätsbibliothek verlangte, nahm C. an den Verhandlungen Theil und ließ, zum Verdruß des Bibliothekars Christiani, sein Gutachten drucken. Er machte darin manche zweckmäßige Vorschläge, erregte aber durch anderes Anstoß. Er verwirft „Mönchsschriften“, veraltete Dogmatiken und ähnliches, was nur für den Käsekram sei. Er bedauere, schreibt er, wenn er bibliothecas patrum maximas, Conciliensammlungen u. dgl. antreffe, aber Werke wie Voltaire’s, Rousseau’s vermisse. C. hegte, wie manche Deutsche, überspannte Erwartungen von der französischen Revolution. 1793 erschien in einer Hamburger Zeitung von ihm eine Ankündigung seiner Uebersetzung von Pethion’s Werken; er nennt diesen darin einen Märtyrer seiner Rechtschaffenheit. Die deutsche Kanzlei in Kopenhagen forderte ihn auf, sich über diese Ankündigung zu erklären: wie ein Lehrer der Jugend anzusehen sei, der einen Pethion, welcher einen vorzüglichen Antheil an dem Tode Ludwigs XVI. und dem Umsturze der Monarchie in Frankreich gehabt habe, mit den rühmlichsten Namen belege! C. antwortete in einem ausführlichen Promemoria. Nachdem beide Oberdikasterien in Gottorp und Glückstadt ihre Bedenken eingereicht und erklärt hatten, daß die Grundsätze, zu denen sich C. in seiner Erklärung und sonst bekenne, mit dem dem Könige geleisteten Eide und mit dem Lehramt an der Universität in Widerspruch stünden, ward C. durch [558] königl. Resolution vom 6. Mai 1794 seines Amtes entsetzt und ihm befohlen, Kiel zu verlassen. Die Hälfte des Gehaltes mit 350 Rthlr. (= 1260 Reichsmark) ward ihm belassen, so lange er sich aller Verbreitung seiner der Staatsverfassung zuwiderlaufenden Grundsätze enthalte. Das Consistorium, welches Cramer’s Erklärung nicht kannte, wandte sich vergebens für ihn an den König. Er lebte nun kurze Zeit in Hamburg und ging dann mit Frau und Kindern nach Paris, wo er fortan als Buchhändler wirkte. Von seinen Schriften (vgl. die schlesw-holst. Schriftstellerlex. von Kordes, Lübker und Schröder und Goedeke’s Grdr. S. 706) erwähnen wir „4 Predigten“, 1775, welche C. 1774 u. 1775 zu Braunschweig, Oschatz und Leipzig gehalten hatte. Zwei Werke über Klopstock, dessen glühender Verehrer er war: „Klopstock. In Fragmenten aus Briefen von Tellow an Elisa“, 1777 und: „Klopstock. Er und über ihn“, 5 Thle. mit Nachlese, 1780–93. Ferner Gedichte, Uebersetzungen von Rousseau, Diderot, Sieyes, Villers und A.[1]

Vgl. Andreas Wilh. Cramer’s Hauschronik, Hamb. 1822, S. 49 f.; H. Ratjen, Gesch. der Universität zu Kiel, 1870, S. 28 f.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 558. Z. 14 v. o. hinzuzufügen: Auch durch musikalische Publicationen machte sich C. verdient; namentlich durch sein „Magazin der Musik“, 3. Jahrgg. 1783. 86. 89; „Polyhymnia“, enth. Opern und andere Vocalcompositionen, in Klavierauszügen mit deutschem Text und kritischen Vorreden (Salieri’s „Armida“, Schultz’ „Athalie“, sowie „Maria und Johannes“, Neumann’s „Orpheus“, auch Kunzen’s Composition der geistlichen Lieder J. A. Cramer’s). Ferner „Flora“, 1787, ein Sammelwerk für Gesang; „Kurze Uebersicht der Geschichte der französischen Musik“, 1786. (Vgl. Gerber im Lexikon und N. Lex. der Tonkünstler.) [Bd. 4, S. 796]